Bronzerücken-Glanzkehlchen

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Bronzerücken-Glanzkehlchen

Bronzerücken-Glanzkehlchen ♂

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Seglervögel (Apodiformes)
Familie: Kolibris (Trochilidae)
Tribus: Polytmini
Gattung: Heliothryx
Art: Bronzerücken-Glanzkehlchen
Wissenschaftlicher Name
Polytmus guainumbi
(Pallas, 1764)

Das Bronzerücken-Glanzkehlchen (Polytmus guainumbi) oder auch Weißschwanz-Goldkehlchen ist eine Vogelart aus der Familie der Kolibris (Trochilidae), die auf Trinidad, in Kolumbien, Venezuela, Guyana, Suriname, Französisch-Guayana, Brasilien, Bolivien, Paraguay und Argentinien vorkommt. Der Bestand wird von der IUCN als „nicht gefährdet“ (least concern) eingeschätzt.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bronzerücken-Glanzkehlchen ♀

Das Bronzerücken-Glanzkehlchen erreicht inklusive seines 2,6 cm langen Schnabels eine Körperlänge von etwa 9,5 bis 11,8 cm bei einem Gewicht von 4,0 bis 4,5 g. Das Männchen hat einen langen, gebogenen Schnabel, wobei der Oberschnabel dumpf rötlich bis schwarz und der Unterschnabel rötlich mit schwarzer Spitze ist. Die Oberseite schimmert golden bis bronzegrün. Dunkle graue Augenflecken werden auf der Oberseite von einem langen weißen Überaugenstreif begrenzt. Die Unterseite schimmert goldengrün. Der lange abgerundete Schwanz ist grün mit weißen Spitzen. An den drei äußeren Steuerfedern ist er breit weiß gesäumt. Das Weibchen ähnelt dem Männchen, hat aber gelbbraune Gesichtsstriche. Das Kinn ist weißlich, der Rest der Unterseite gelbbraun. Die Kehle und Brust sind grün gesprenkelt. Jungvögel ähneln den Weibchen, haben aber gelbbraune Kopffransen.[1]

Verhalten und Ernährung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bronzerücken-Glanzkehlchen bezieht seinen Nektar von blühenden Pflanzen z. B. aus der Gattung der Lagerströmien, von Russelia equisetiformis und Calliandra surinamensis, von Büschen der Gattungen Helikonien, der Familie der Hülsenfrüchtler, der Malvengewächse, der Rötegewächse oder Eisenkrautgewächse. Aus Argentinien gibt es Berichte an Pflanzen und Bäumen wie Florettseidenbaum, Handroanthus heptaphyllus und Japanischer Wollmispel, aus Mato Grosso do Sul an Zierpflanzen der Gattung Odontonema, an Grevillea banksii und Beerenmalve (Malvaviscus arboreus). Insekten jagt das Bronzerücken-Glanzkehlchen im Flug, Spinnen werden von der Vegetationsoberfläche gepickt.[1]

Fortpflanzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Brutsaison des Bronzerücken-Glanzkehlchens ist auf Trinidad und in Suriname von Februar bis August, in Französisch-Guayana von Februar bis April und von Juli bis September, in Venezuela von Oktober bis November, in Brasilien von Oktober bis März und im Nordosten Argentiniens im Oktober. Das Nest ist kegelförmig, besteht aus Pflanzenabfällen, oft von Rohrkolben, und wird mit Flechten und Samen verziert. Es wird in kleinem Gestrüpp in Höhen von 0,5 bis 1 Meter über dem Boden gebaut. Häufig hängt das Nest über Wasser. Die Nester mehrerer Bronzerücken-Glanzkehlchen können sich oft in unmittelbarer Nachbarschaft befinden. Das Gelege besteht aus zwei Eiern, die ca. 0,65 bis 0,75 g schwer sind und ca. 12,8 bis 16 × 8,4 bis 10 mm groß sind. Die Brutdauer beträgt 14 bis 15 Tage, die Bebrütung erfolgt ausschließlich durch das Weibchen. Die Küken sind schwarz mit schwachen gelbbraunen Rückenstreifen. Nach 20 bis 22 Tagen werden die Nestlinge flügge, doch kann es gelegentlich auch bis zu 30 Tage dauern. Das Bronzerücken-Glanzkehlchen hat relativ wenige Nesträuber zu befürchten, doch wurde schon der Brasilzwergkauz beim Ausräumen des Nests beobachtet.[1]

Lautäußerungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bronzerücken-Glanzkehlchen gibt eine flotte Serie von lauten, aufgeregten spit-Lauten von sich. Außerdem gehört, wenn es auf einem Ast sitzt, eine Sequenz aus drei piepsigen Tönen zu seinem Repertoire. Im Flug hört man von ihm auch trockene tsip-tsip-Laute.[1]

Verbreitung und Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verbreitungsgebiet des Bronzerücken-Glanzkehlchens

Das Bronzerücken-Glanzkehlchen bevorzugt wassergetränkte Graslandschaften, buschige Savannen, Cerrado und Frischwassersümpfe in Höhenlagen von Meeresspiegel bis 600 Meter. Seine Futtersuche ist relativ bodennah. Es gilt als Einzelgänger.[1]

Migration[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bronzerücken-Glanzkehlchen gilt meist als Standvogel. Aus Trinidad wird von saisonalen Wanderungen nach der Brut in den Süden berichtet. In Bolivien, im Süden Brasiliens in Mato Grosso do Sul und im Nordosten Argentiniens in der Provinz Misiones scheint es nur ein Wintergast zu sein.[1]

Unterarten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es sind drei Unterarten bekannt:[2]

  • Polytmus guainumbi andinus Simon, 1921[3] kommt im Osten Kolumbiens vor. Die Unterart hat mehr Weiß an den inneren Steuerfedern.[1]
  • Polytmus guainumbi guainumbi (Pallas, 1764)[4] – die Nominatform ist in Venezuela, den Guyanas, dem nördlichen Brasilien und auf Trinidad verbreitet.
  • Polytmus guainumbi thaumantias (Linnaeus, 1766)[5] kommt im Osten Boliviens über den Osten Paraguays, dem östlichen und zentralen Brasilien und dem Nordosten Argentiniens vor. Die Subspezies hat einen kürzeren Schnabel als die Nominatform. Die Oberseite ist rötlich golden. Die äußeren Schwanzfedern zeigen weniger Weißfärbung.[1]

Polytmus guainumbi doctus Peters, 1945[6] ist ein Synonym für P. g. andinus.

Etymologie und Forschungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstbeschreibung des Bronzerücken-Glanzkehlchens erfolgte 1764 durch Peter Simon Pallas unter dem wissenschaftlichen Namen Trochilus guainumbi. Das Typusexemplar wurde von Arnout Vosmaer, der keine wissenschaftliche Nomenklatur verwendete, irrtümlich dem Kap der Guten Hoffnung zugeschrieben.[4][A 1] 1760 führte Mathurin-Jacques Brisson die Gattung Polytmus ein, der er das Bronzerücken-Glanzkehlchen zuordnete.[7][A 2] Polytmus leitet sich vom griechischen πολύτιμος polýtimos für „sehr kostbar, wertvoll“ ab. Dieses setzt sich wiederum aus πολῠ́ς polýs für „viel“ und τῑμή tīmḗ für „Wert, Hochschätzung“ zusammen.[8] Der Artname guainumbi leitet sich aus den Tupí-Guaraní-Sprachen ab und ist der Name für den Kolibri.[9] Andinus bezieht sich auf die Anden. Das Typusexemplar wurde von Józef Warszewicz am Río Magdalena gesammelt.[3] Thaumantias ist der Beiname der Iris, einer Gottheit der griechischen Mythologie.[10] Doctus ist lateinische Name für „gelehrt, wissend“ von docere für „unterrichten“.[11]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl-Ludwig Schuchmann, Peter Boesman, Guy Maxwell Kirwan: White-tailed Goldenthroat (Polytmus guainumbi). In: Josep del Hoyo, Andrew Elliott, Jordi Sargatal, David Andrew Christie, Eduardo de Juana (Hrsg.): Handbook of the Birds of the World Alive. Lynx Edicions, Barcelona (englisch, hbw.com).
  • James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
  • Peter Simon Pallas in Adriaan Vroeg: Adumbratiunculae in Beredeneerde Catalogus Van eene, by uitstek fraaye en weergaalooze Verzameling, zoo van Inlandsche als Uitheemsche Vogelen, Viervoetige en Gekorvene Dieren. Zynde alle op het konstigste in derselver natuurlykste standen, art en houding, opgevuld, opgezet, en, op eene bysondere wyze, voor alle bederf beveiligt. Alles, met oneindige moeiten en kosten, in zeer veele jaaren verzameld en eigenhandig in order gebracht, door A. Vroeg. Pieter van Os, Den Haag 1764 (biodiversitylibrary.org).
  • Carl von Linné: Systema Naturae per Regna Tria Naturae, Secundum Classes, Ordines, Genera, Species, Cum Characteribus, Differentiis, Synonymis, Locis. 12. Auflage. Band 1. Imprensis Direct Laurentii Salvii, Stockholm 1766 (biodiversitylibrary.org).
  • Eugène Simon: Histoire naturelle des Trochilidae (synopsis et catalogue). L. Mulo, Paris 1921 (biodiversitylibrary.org).
  • James Lee Peters: Check-list of birds of the world. Band 5. Harvard University Press, Cambridge 1945 (biodiversitylibrary.org).
  • Mathurin-Jacques Brisson: Ornithologie, ou, Méthode contenant la division des oiseaux en ordres, sections, genres, especes & leurs variétés : a laquelle on a joint une description exacte de chaque espece, avec les citations des auteurs qui en ont traité, les noms quils leur ont donnés, ceux que leur ont donnés les différentes nations, & les noms vulgaires. Band 3. Ad Ripam Augustinorum, apud Cl. Joannem-Baptistam Bauche, bibliopolam, ad Insigne S. Genovesae, & S. Joannis in Deserto, Paris 1760 (biodiversitylibrary.org).
  • Charles Davies Sherborn: The new species of birds in Vroeg's Catalogue, 1764. In: Smithsonian miscellaneous collections. Band 47, Nr. 21, 1905, S. 332–341 (biodiversitylibrary.org).
  • Witmer Stone: Vroeg's Catalogue. In: The Auk. Band 29, Nr. 2, 1912, S. 205–208 (biodiversitylibrary.org).
  • Leendert Cornelis Rookmaaker, Florence F. J. M. Pieters: Birds in the sales catalogue of Adriaan Vroeg (1764) described by Pallas and Vosmaer. In: Contributions to Zoology. Band 69, Nr. 2, 2000, S. 271–277 (repository.naturalis.nl).
  • Georg Marggraf in Willem Pisco, Georg Marggraf: Historiae Naturalis Brasiliae, Auspicio et Beneticio, Illustriss I Mavritti Com Nassau, assius proujncjae et maris summi praefecti adornata in qua non tantum plantae et animalia, sed et indigenarum morbi, ingenia et mores describuntur et iconibus supra quingentas illustrantur. Apud Franciscum Hackium, Apud Lud. Elzevirium, : Brittenburg, Amsterdam 1648 (biodiversitylibrary.org).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bronzerücken-Glanzkehlchen (Polytmus guainumbi) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h Karl-Ludwig Schuchmann u. a.
  2. IOC World Bird List Hummingbirds
  3. a b Eugène Simon (1921), S. 101 & 103.
  4. a b Peter Simon Pallas (1766), S. 2 No 60.
  5. Carl von Linné (1766), S. 190.
  6. James Lee Peters (1945), S. 58.
  7. Mathurin-Jacques Brisson, S. 40.
  8. James A. Jobling, S. 314.
  9. Georg Marggraf, S. 198.
  10. James A. Jobling, S. 384.
  11. James A. Jobling, S. 138.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Publikationsgeschichte des Werkes ist etwas kompliziert und mit nomenklaturischen Fragen behaftet. Arnout Vosmaer benannte den Kolibri erstmals auf S. 8 des Katalogs. Die genaue Geschichte des Werks findet sich in Charles Davies Sherborn (1905), Witmer Stone (1912) und Leendert Cornelis Rookmaaker, Florence F. J. M. Pieters (2000)
  2. Dies ist ersichtlich aus Brissons Band 3 auf S. 667. Polytmus guainumbi wurde zuvor schon 1664 von Georg Marggraf ohne wissenschaftlichen Namen publiziert, so dass dies erklärt, warum die Gattung ein Erscheinungsjahr vor dem Artnamen von Pallas hat.