Cathérine Miville

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Cathérine Miville (2016)

Cathérine Miville (* 1954 in Basel) ist eine Schweizer Regisseurin und Theaterintendantin. Von 1986 bis 1999 leitete sie die Münchner Lach- und Schiessgesellschaft sowie von 2002 bis 2022 das Stadttheater Giessen. Sie ist freischaffend als Mentorin, Coachin und Regisseurin tätig.

Leben und Schaffen

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Miville ist eine Tochter des Basler SP Ständerats Carl Miville-Seiler (1921–2021)[1] und eine Enkelin des Regierungs- und Nationalrates Carl Miville senior (1891–1981). Miville begann ihre Karriere als Regieassistentin und Disponentin am Basler Theater.[2][3] In München studierte sie an der Ludwig-Maximilians-Universität Theaterwissenschaft, Betriebswirtschaftslehre und Germanistik.[4][5]

Münchner Lach- und Schiessgesellschaft

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Miville war langjährig im Kabarett-Bereich tätig.[6] Ende der siebziger Jahre wurde Miville Mitglied der Münchner Lach- und Schiessgesellschaft[7] und war dort unter anderem an mehreren Produktionen des Autorenkabarett-Duos Dieter Hildebrandt und Werner Schneyder beteiligt.[8] Als Gründer und Leiter Sammy Drechsel 1986 verstarb,[9] übernahm Miville die Leitung als geschäftsführende Gesellschafterin der Münchner Lach- und Schiessgesellschaft GbR[2][10] bis zu deren Auflösung im Jahr 2000.[11]

Bei Hildebrandt’s Sendung Scheibenwischer führte Miville von 1986 bis 2000 Regie[11][12] und fungierte als Produzentin, ebenso bei ARD-Silvester-Sendungen[13][14] und Livesendungen von Programmen der Münchner Lach- und Schiessgesellschaft.[6] Ausserdem inszenierte sie für die Ruhrfestspiele Recklinghausen musikalisch-satirische Theaterproduktionen.[6]

Nach der Auflösung der Münchner Lach- und Schiessgesellschaft zog Miville sich aus dem Kabarett zurück und verfolgte stattdessen eine Karriere im Theater.[2]

Stadttheater Giessen

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2001 wurde Miville zur Intendantin und Geschäftsführerin der Stadttheater Giessen GmbH gewählt,[15] wodurch das Haus ab 2002 erstmalig von einer Frau geleitet wurde.[6][16] Unter der Leitung von Miville entwickelten sich die Besucherzahlen positiv und zur Spielzeit 2003/2004 wurden die Einnahmen seit Miville’s Leitung um 19 % gesteigert.[17] Zudem wurde das Stadttheater Giessen während ihrer Leitung mehrfach in Kritikerumfragen[18] ausgezeichnet und für seine Spielpläne gewürdigt, unter anderem von den Fach-Zeitschriften Die Deutsche Bühne[19] und Die Opernwelt.[20][21][22]

2006 verlängerte Miville erstmalig ihren Vertrag als Intendantin.[23] 2012 und 2015 folgten weitere Verlängerungen.[24][25]

Miville war die erste Frau im Vorstand der Intendantengruppe und deren langjährige Geschäftsführerin sowie beratendes Mitglied im Tarifausschuss des Deutschen Bühnenvereins. 2014 wurde sie als Gründungsmitglied im Vorstand der Hessischen Theaterakademie zu deren Vizepräsidentin gewählt.[5][26]

Als Anerkennung für ihre Leistungen wurde Miville 2021 von dem Theater und der Stadt Giessen zum Ehrenmitglied des Stadttheaters ernannt.[27][28] Miville beendete ihre Tätigkeit als Intendantin im Jahr 2022.[29][30]

Während ihrer zwanzigjährigen Tätigkeit als Intendantin wurden am Stadttheater Giessen rund 500 Musiktheater-, Schauspiel-, Tanztheater- sowie Kinder- und Jugendtheater-Aufführungen produziert und jährlich rund 25 verschiedene Konzerte musiziert. Gast- und Festspiele[31][32][33] gehörten ebenso zum Programm sowie Mehrspartenproduktionen und Diskursformate.[34][35]

Weiterhin realisierte Miville Bauvorhaben wie die neue Tat-Studiobühne, das 3700 m² grosse Proben- und Arbeitszentrum Bahnhofstrasse oder das neue Haus der Karten,[36] wodurch sich die Arbeitsbedingungen am Stadttheater verbesserten.[27][36]

Als Regisseurin verantwortete Miville im Stadttheater 21 Musiktheater und Schauspielproduktionen. Ihr Debüt als Opernregisseurin gab sie 2006 mit der Inszenierung des Musikdramas Der Konsul von Menotti.[3][37] Sie inszenierte danach insbesondere zeitgenössische Opern, darunter das Auftragswerk Alp Arslan,[38] die deutsche Erstaufführung Kommilitonen[39] sowie Brokeback Mountain[40] und Gegen die Wand.[41] Im Schauspiel inszenierte sie ernste Werke wie Ab heute heißt du Sara[42] oder Ihre Version des Spiels,[43] sowie satirische Komödien wie Willkommen[44] oder Der Vorname.[45] Auch Musicals wie Der Kuss der Spinnenfrau[46] oder Ab in den Wald[47] und die von ihr konzipierte multimediale Mediensatire Brave Kids[48][49] brachte sie auf die Bühne. Eine eigene Fassung von Die Fledermaus realisierte sie in 2020.[50] Ein Grossteil der Opern-Inszenierungen von Miville wurden vom Hörfunkprogramm hr2-kultur sowie vom Deutschlandfunk Kultur übertragen.[51]

Seit Sommer 2022 ist Miville als freischaffende Regisseurin[52][53] sowie als Mentorin und im Coaching tätig.[54]

  • Cathérine Miville: Das Stadttheater ist der Erzfeind. Schlaglichter auf Theaterarbeit in Gießen. In: Lorenz Aggermann, Eva Holling, Philipp Schulte, Bernhard Siebert, Gerald Siegmund, Katharina Stephan (Hrsg.): Landschaft mit entfernten Verwandten. Neofelis Verlag, 2018, ISBN 978-3-95808-218-2.
  • Cathérine Miville: Büchner lockt – Gießen lädt ein. In: BÜCHNER international. Produktionen, Positionen, Perspektiven. Stadttheater Gießen, 2013, ISBN 978-3-943881-59-2.

Einzelnachweise

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  1. Patrick Marcolli: Gedenkfeier für den Basler Alt-Ständerat Carl Miville. In: bz – Zeitung für die Region Basel. 12. August 2021, abgerufen am 1. November 2023.
  2. a b c Wilhelm Roth: Auf die Mischung kommt es an. Cathérine Miville, die neue Intendantin des Gießener Stadttheaters, und ihre ambitionierten Pläne für das Drei-Sparten-Haus. In: Frankfurter Rundschau, 6. September 2002.
  3. a b Cathérine Miville. In: Rhein-Zeitung, 29. Dezember 2007.
  4. Björn Gauges: Heute fällt ihr letzter Vorhang. In: Gießener Anzeiger, 16. Juli 2022.
  5. a b Cathérine Miville neue Vizepräsidentin. In: Theapolis. 7. November 2014, abgerufen am 18. Oktober 2023.
  6. a b c d Cathérine Miville wird Intendantin in Gießen. In: Frankfurter Rundschau, 28. August 2001.
  7. Dieter Kerschkamp: Sie besorgt es allen sieben. Hrsg.: Cosmopolitan (Magazin). Nr. 10, 1996.
  8. Dieter Hildebrandt und Werner Schneyder: Ende der Spielzeit. In: Münchener Lach- und Schießgesellschaft (Hrsg.): Programmheft. 1982, S. 15.
  9. Elisabeth Höfl-Hielscher: Cathérine Miville. Geschäftsführerin der Lach und Schießgesellschaft. In: Süddeutsche Zeitung. Nr. 226, 2. Oktober 1987.
  10. Katrin Huber-Riebartsch: Freundin stellt vor: Cathérine Miville. In: Freundin (Zeitschrift). 25. November 1987.
  11. a b Kabarett. Lach- und Schießgesellschaft aufgelöst. In: Frankfurter Rundschau, 13. Januar 1999.
  12. Simon Hubacher: Die Frau hinter den Lachern. In: SonntagsBlick. 17. September 1989.
  13. Münchner Lach- und Schießgesellschaft und Leipziger Pfeffermühle (Hrsg.): Schimpf vor Zwölf. Das Programm zur Jahreswende. Droemer Knaur, 31. Dezember 1989.
  14. Judith Kemp: Münchner Lach- und Schießgesellschaft. In: Historisches Lexikon Bayerns. Abgerufen am 7. November 2023.
  15. Manfred Merz: In Giessen erfüllt sich mir ein Jugendtraum. In: Gießener Anzeiger. Nr. 161, 15. Juni 2009.
  16. Cathérine Miville neue Intendantin am Gießener Stadttheater. In: Neue Musikzeitung. 3. November 2002, abgerufen am 18. Oktober 2023.
  17. Wir schwimmen auf einer Welle des Erfolges. In: Gießener Anzeiger, 11. Februar 2005.
  18. Auszeichnung motiviert uns alle. In: Gießener Anzeiger, 9. September 2016.
  19. Jahres-Kritikerumfrage. In: Die Deutsche Bühne. Nr. 8, 2004.
  20. Den Schwung der Festwoche mit in die neue Spielzeit nehmen – Gießener Stadttheater in Kritiker-Umfrage der „Deutschen Bühne“ erneut auf Spitzenplatz. In: Gießener Anzeiger, 7. September 2007.
  21. Ruth Fühner: Selbstbewusst abseits der Trampelpfade. In: Deutschlandfunk. 18. Juli 2006, abgerufen am 18. Oktober 2023.
  22. Spitzenplatz für Stadttheater Gießen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 11. September 2007.
  23. Gießener Intendantin hat verlängert. In: Rhein-Zeitung, 21. März 2006.
  24. Manfred Merz: Cathérine Miville führt seit zehn Jahren das Stadttheater. In: Gießener Allgemeine Zeitung. 27. Juli 2012, abgerufen am 1. November 2023.
  25. Esther Slevogt: Intendantin Cathérine Miville verlängert Vertrag am Stadttheater Gießen. In: Nachtkritik. 13. Oktober 2015, abgerufen am 1. November 2023 (deutsch).
  26. Cathérine Miville: Das Stadttheater ist der Erzfeind. Schlaglichter auf Theaterarbeit in Gießen. In: Lorenz Aggermann, Eva Holling, Philipp Schulte, Bernhard Siebert, Gerald Siegmund, Katharina Stephan (Hrsg.): Landschaft mit entfernten Verwandten. Neofelis Verlag, 2018.
  27. a b Ehrenmitgliedschaft. Cathérine Miville ist jetzt Ehrenmitglied des Stadttheaters. In: Gießener Anzeiger, 9. Dezember 2021.
  28. Stadttheater-Intendantin Miville wird Ehrenmitglied. In: Stadt Gießen. 8. Dezember 2021, abgerufen am 1. November 2023.
  29. Joerg-Peter Schmidt: Stadttheater Gießen verabschiedet Cathérine Miville als Intendantin. In: Landbote. 16. Juli 2022, abgerufen am 18. Oktober 2023 (deutsch).
  30. Die Löwin verlässt das Stadttheater. In: Gießener Allgemeine. 17. Juli 2022, abgerufen am 18. Oktober 2023.
  31. 100 Jahre Stadttheater Giessen: Die Theater-Fest-Woche. In: Theaterkompass. 21. Juni 2007, abgerufen am 1. November 2023 (deutsch).
  32. Kaspar Heinrich: Das Theaterfestival "Büchner international" in Gießen. In: Der Spiegel. 19. Juni 2013, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 1. November 2023]).
  33. Stadttheater Gießen (Hrsg.): Büchner international: Produktionen, Positionen, Perspektiven; Das Theaterfestival 22. - 30.06.2013 Stadttheater Gießen. Theater der Zeit, Berlin 2013, ISBN 978-3-943881-59-2.
  34. Publikation zu 20 Jahren Stadttheater. In: Gießener Anzeiger, 22. Juli 2022.
  35. Karola Schepp: Eine extrem anregende, tolle Zeit. In: Gießener Allgemeine Zeitung. 16. Juni 2022.
  36. a b Dagmar Klein: Theaterfreunde verabschieden sich von Intendantin Cathérine Miville. Eine Ära endet, aber das Vermächtnis bleibt. In: Gießener Allgemeine Zeitung. 1. Juni 2022.
  37. Tenor Fankhauser lernte fix das Zaubern – Menottis Musikdrama „Der Konsul“ hat in der Inszenierung von Cathérine Miville am Samstag Premiere. In: Gießener Anzeiger, 18. Mai 2006.
  38. Dominique Suhr: Gießen: Alp Arslan. In: Der Opernfreund. 6. Mai 2019, abgerufen am 1. November 2023 (deutsch).
  39. Udo Pacolt: Giessen: Kommilitonen von Peter Maxwell-Davis. In: Online Merker. 12. Mai 2013, abgerufen am 1. November 2023.
  40. Roland H. Dippel: Opern-Kritik: Stadttheater Gießen – Brokeback Mountain. In: Concerti. 21. Februar 2022, abgerufen am 1. November 2023 (deutsch).
  41. Gegen die Wand: Der Preis der Freiheit. In: Gießener Allgemeine Zeitung. 30. März 2019, abgerufen am 1. November 2023.
  42. Die Angst spürbar gemacht: Ab heute heißt du Sara. In: Gießener Allgemeine Zeitung. 3. April 2019, abgerufen am 1. November 2023.
  43. Elf Tage nach Uraufführung: Neues Reza-Stück in Gießen. In: Gießener Allgemeine Zeitung. 3. April 2019, abgerufen am 1. November 2023.
  44. Willkommen – Schauspiel von Lutz Hübner und Sarah Nemitz. In: Giessen entdecken. Abgerufen am 1. November 2023 (deutsch).
  45. Dagmar Klein: Vergnügen mit Tiefgang. In: Gießener Allgemeine Zeitung. 13. Oktober 2019, abgerufen am 1. November 2023.
  46. Udo Pacolt: Der Kuss der Spinnenfrau - Musical von John Kander. In: Online Merker. 3. Januar 2015, abgerufen am 1. November 2023.
  47. Harry Weiß-Arzet: Into the Woods. In: Musicalzentrale. 2. November 2016, abgerufen am 1. November 2023 (deutsch).
  48. Björn Gauges: Hinter der Bühne geht’s weiter. In: Gießener Anzeiger, 25. April 2022.
  49. Karola Schepp: Ein multimediales Spektakel. In: Gießener Allgemeine Zeitung. 19. April 2022, abgerufen am 1. November 2023.
  50. Gelungene Premiere von "Die Fledermaus" im Stadttheater Gießen. In: Main-Spitze. 2. November 2020, abgerufen am 1. November 2023.
  51. Brokeback Mountain im Radio. In: Gießen. 4. März 2022, abgerufen am 1. November 2023.
  52. Schauspielpremiere „Extrawurst“. In: Life PR. 24. November 2022, abgerufen am 1. November 2023 (deutsch).
  53. Matthias Zwarg: Da schlägt nicht nur die Holzkohle Funken: Tennisverein zerfleischt sich in der Komödie "Extrawurst" am Theater Annaberg-Buchholz über der Anschaffung eines Zweitgrills. In: Freie Presse. 8. Dezember 2022, abgerufen am 1. November 2023.
  54. Mentor*Innen. In: Frauen in Kultur und Medien. Abgerufen am 1. November 2023 (deutsch).