Celalettin Kesim
Celalettin Kesim (* 7. Juli 1943; † 5. Januar 1980 in West-Berlin, Deutschland) war ein türkischer Kommunist, Lehrer und Sekretär des Berliner Türkenzentrums. Er wurde am 5. Januar 1980 in Berlin, am Kottbusser Tor, bei einer Protestaktion gegen die damals drohende Militärdiktatur in der Türkei von türkischen Neofaschisten und islamischen Fundamentalisten ermordet.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kesim kam 1973 aus der Türkei nach West-Berlin. Er arbeitete bei Borsig als Dreher, war Vertrauensmann der IG Metall und lehrte türkische Volksmusik an einer Volkshochschule. Später war er Lehrer an einer Berufsschule.
Am 5. Januar 1980 wurden etwa 40 Aktivisten des politisch linksorientierten Türkenzentrums, die am Kottbusser Tor Flugblätter verteilten, von etwa 70 türkischen Rechtsextremisten der Grauen Wölfe und islamischen Fundamentalisten überfallen, die aus der benachbarten Mevlana-Moschee kamen und mit Ketten, Schlagstöcken und Messern auf sie einschlugen. Dabei wurde Celalettin Kesim durch einen Messerstich in den Oberschenkel verletzt.[1] Einige seiner Genossen schleppten Kesim bis zur Kottbusser Brücke. Eine halbe Stunde nach dem Angriff trafen Sicherheitskräfte ein. Ein Feuerwehrwagen brachte Kesim in das Urban-Krankenhaus, wo sein Tod festgestellt wurde.[2] Sieben Tatverdächtige wurden nach der Straßenschlacht festgenommen.[3]
Gedenken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An der Trauerfeier für Kesim nahmen 3.000 Menschen teil, 11.000 beteiligten sich an der anschließenden Gedenkdemonstration.[4][5] An Kesim erinnert eine Gedenktafel an der Ecke Reichenberger und Kottbusser Straße. Anfang der 1990er Jahre wurde zudem eine von Hanefi Yeter geschaffene Gedenkstele zu seinem Andenken errichtet.[6][7][8]
Aktivitäten türkischer Rechtsextremisten in Deutschland veranlassten 2008 die Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke, Sevim Dağdelen und Wolfgang Nešković zu einer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung, in der auch der Fall Kesim genannt wurde.[9]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Erwin Nippert: Die Spur der „Grauen Wölfe“, Berlin-Ost, Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik 1985 (Band 286 der Heftreihe Tatsachen).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Deniz Yücel: Aus Liebe zu Allah. In: Jungle World, 2. Januar 2002.
- Deniz Yücel: Der erste islamistische Mord in Berlin. In: Die Tageszeitung, 21. Januar 2015.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Graue Wölfe – Eine Chronologie der stillen Macht. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 28. Juli 2016; abgerufen am 3. August 2016.
- ↑ Ibrahim Cindark: Migration, Sprache und Rassismus. Der kommunikative Sozialstil der Mannheimer „Unmündigen“ als Fallstudie für die „emanzipatorischen Migranten“. Tübingen 2010, S. 69.
- ↑ Türken in Berlin – die Heimat hast du hier. In: Der Spiegel. Nr. 5, 1980 (online).
- ↑ September 2007. In: Kreuzberger Chronik
- ↑ youtube: Demonstration. Abruf am 12. März 2022.
- ↑ Zeigt her eure Moscheen! In: taz, 25. Oktober 2008.
- ↑ Kathrin Chod: Hanefi Yeter. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2002, ISBN 3-89542-122-7 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
- ↑ learning-from-history.de
- ↑ Bundestagsdrucksache 16/7682 vom 8. Januar 2008 (PDF; 103 kB)
Personendaten | |
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NAME | Kesim, Celalettin |
KURZBESCHREIBUNG | türkischer Kommunist und Lehrer |
GEBURTSDATUM | 7. Juli 1943 |
STERBEDATUM | 5. Januar 1980 |
STERBEORT | West-Berlin, Deutschland |