Claudio Descalzi

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Claudio Descalzi, 2015

Claudio Descalzi (* 27. Februar 1955 in Mailand)[1] ist ein italienischer Manager und seit Mai 2014 Chief Executive Officer (CEO) des italienischen Ölkonzerns Eni.[2]

Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Descalzi schloss 1979 ein Studium der Physik an der Universität Mailand ab.[3]

Beruflicher Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Descalzi begann 1981 bei Eni zu arbeiten,[4] wo er zunächst als Ingenieur für Ölreservoirs und dann als Projektmanager für Projekte in der Nordsee, Libyen, Nigeria und dem Kongo arbeitete.

1990 wurde Descalzi zum Leiter der Speicher und Betriebsabläufe für Eni Italy befördert. In dieser Rolle entwickelte ein neues Modell, dass die Produktionssteigerung auf 250.000 Barrel pro Tag erhöhte. Zwischen 1994 und 1998 war er Managing Director des Eni-Tochterunternehmens in der Republik Kongo, wo er 1997 die Offshore-Förderung auf dem sogenannten Kitina Field begann.[5] 1998 wurde er Vice President and Managing Director der NAOC, eines Joint Ventures für Geschäftsaktivitäten in Nigeria, mit dem er den Export von LNG der Nigeria LNG Limited (NLNG) und die Entwicklung weiterer Offshore-Projekte begann.[6]

Descalzi wurde 2000 stellvertretender Executive President von Eni für Afrika, den Nahen Osten und China, konzipierte und startete die Geschäftsaktivitäten von Eni Western Libyan,[7] womit die dortige Ölproduktion von 85.000 auf 280.000 Barrel pro Tag erhöht werden sollte. Von 2002 bis 2005 beaufsichtigte er die Geschäftsaktivitäten in Italien, Afrika und dem Nahen Osten, während er als Vorstandsmitglied diverse weitere Niederlassungen von Eni beaufsichtigte. 2005 wurde er stellvertretender Chief Operating Officer der Erkundungs- und Förderabteilung von Eni[8] und hielt diese Position bis 2008.

2008 wurde Descalzi zum Chef der Abteilung befördert und setzte als solcher diverse Beiträge zur strategischen Erhöhung der Förderleistung von Eni in Italien, Norwegen (Projekt Goliat, 2009),[9] Angola (West Hub, 2011),[10] sowie einer Exploration in Mosambik (2013)[11] um. 2014 wurde er zum Chief Executive Officer von Eni ernannt.[2]

Während seines ersten Mandats zwischen 2014 und 2017 beliefen sich der Reingewinn des Konzerns 2017 auf 3,37 Milliarden Euro.[12] 2016 startete er die Kampagne Progetto Italia (Projekt Italien), das landesweit emissionsfreie Energie produzieren solle.[13] Das Unternehmen eröffnete unter seiner Führung zwei Photovoltaikanlagen in Assemini (August 2018)[14] und Porto Torres (Februar 2020)[15] (beide auf Sardinien).

Am 18. März 2017 wurde Descalzi zum zweiten Mal als Generaldirektor bestätigt.[16] Im Mai des Jahres verkündete er, in den folgenden vier Jahren 21 Milliarden in Italien investieren zu wollen, um diverse Segmente des Unternehmens neu aufzubauen.[17] Seit 2018 nimmt Eni an einem Forschungsprojekt von MIT und Commonwealth Fusion Systems (CFS) teil, das Fusion mittels magnetischen Einschlusses entwickeln soll.[18] Im September 2018 weihte Descalzi die Gela-Bioraffinierie zur Produktion von Biokraftstoffen ein.[19] Im November des Jahres eröffnete Eni die erste Photovoltaik-Freiflächenanlage in Pakistan.[20]

Am 20. April 2020 wurde Descalzi zum dritten Mal in Folge im Amt bestätigt.[21] Am 19. Februar verkündete er, bis 2050 die Dekarbonisierung aller Firmenprodukte und -prozesse erreichen zu wollen.[22]

Im September 2022 traf sich Descalzi mit Chalid A. Al-Falih, dem Investitionsminister Saudi-Arabiens und schloss eine Übereinkunft für künftige Kooperationen zwischen Eni und Saudi-Arabien ab.[23]

Am 12. April 2023 wurde Claudio Descalzi als erster Chef der Unternehmensgeschichte zum viertel Mal in Folge durch die Regierung Meloni im Amt bestätigt.[24]

Weiter Aktivitäten und Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Präsident des italienischen Erdöl- und Bergbauverbands Assomineraria (2006–2014)
  • Präsident von Eni UK (2010–2014)
  • Council on Foreign Relations (CFR), Mitglied des Global Board of Advisors (seit 2015)
  • Fondazione Teatro alla Scala, Vorstandsmitglied (seit 2015)
  • Confindustria, Mitglied der Rechtsabteilung und des Aufsichtsrats (seit 2016)
  • US National Petroleum Council, Mitglied (2016 und 2017)[25]
  • University of Oxford, Visiting Fellow
  • Atlantic Council, Mitglied des International Advisory Board

Korruptionsanklagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Descalzi und weitere Eni-Führungskräfte wurden wegen Korruptionsvorwürfen in Höhe von 1,1 Milliarden US-Dollar angeklagt,[26][27] die Geschäftsaktivitäten in Nigeria[28][29][30] und der Republik Kongo betrafen.[31]

Im Dezember 2016 stellte die Mailänder Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen Descalzi und zehn weitere Verdächtige ein. Am 17. März 2021 sprach ein Mailänder Gericht alle Angeklagten im Fall Eni/Nigeria frei.[32] Die nigerianische Regierung äußerte sich „enttäuscht“ vom Gerichtsentscheid und kündigte an, die Verantwortlichen des sogenannten „OPL 245“-Betrugs weiterhin zur Rechenschaft ziehen zu wollen.[33] Durch das Ausbleiben eines Einspruches des italienischen Generalstaatsanwalts wurden die Freisprüche zum 19. Juli 2022 bestätigt und rechtskräftig.[34]

Am 8. Februar 2023 beantragte die Mailänder Staatsanwaltschaft die Einstellung im Verfahren Eni/Kongo.[35]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Claudio Descalzi – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Alessandro Cipolla: Quanto guadagna Claudio Descalzi, amministratore delegato di Eni? In: money.it. 17. April 2023, abgerufen am 5. Oktober 2023 (italienisch).
  2. a b Eni names Claudio Descalzi new CEO. 12. Mai 2014, abgerufen am 20. Februar 2018 (englisch).
  3. Eni names Claudio Descalzi new CEO. In: Offshore Energy Today. 12. Mai 2014, abgerufen am 10. August 2019 (englisch).
  4. Stocks. In: Bloomberg.com. Abgerufen am 20. Februar 2018 (englisch).
  5. Eni’s activities in the Republic of Congo - Eni. In: www.eni.com. Abgerufen am 20. Februar 2018 (englisch).
  6. Company Profile - Naoc. In: www.eni.com. Abgerufen am 20. Februar 2018 (englisch).
  7. Western Libya Gas Project (WLGP) - Oil4All. In: wiki.openoil.net. Archiviert vom Original am 21. Februar 2018; abgerufen am 20. Februar 2018 (englisch).
  8. Upstream - Eni. In: www.eni.com. Abgerufen am 20. Februar 2018 (englisch).
  9. Eni’s Goliat starts production in Norway’s Arctic. 14. März 2016, archiviert vom Original am 21. Februar 2018; abgerufen am 20. Februar 2018 (englisch).
  10. West Hub Development Project - Offshore Technology. Abgerufen am 20. Februar 2018 (englisch).
  11. Eni lines up next appraisal campaign offshore Mozambique. In: www.offshore-mag.com. Abgerufen am 20. Februar 2018 (englisch).
  12. Eni Annual Report 2017. (englisch).
  13. Eni Takes the Lead in Industrial Supercomputing. In: HPCwire. 24. Januar 2018; (englisch).
  14. Eni builds photovoltaic plant at salt-production site in southern Italy. 5. Juli 2018; (englisch).
  15. Eni Starts Production at Photovoltaic Plant in Porto Torres. Archiviert vom Original am 15. August 2020; abgerufen am 26. Mai 2020 (englisch).
  16. Italy proposes Profumo as new Leonardo CEO, confirms Eni, Enel chiefs. In: www.reuters.com. (englisch).
  17. Eni with Italy: 21 billion euros of planned investment over the next four years. In: www.eni.com. (englisch).
  18. A new era in fusion research at MIT. In: News.mit. (englisch).
  19. Eni inaugurates its 750,000 tonnes Gela bio-refinery in Europe. (englisch).
  20. Eni completes solar plant in Pakistan. (englisch).
  21. Descalzi confirmed as Eni CEO, Calvosa named president. (englisch).
  22. Italy’s Eni vows to become carbon neutral by 2050 in latest green push. (englisch).
  23. Saudi Arabia signs sustainable growth agreement with Eni In: Zawya, 5. September 2022 (englisch). 
  24. Nomine, Cattaneo ad e Scaroni presidente Enel. Cingolani a Leonardo. Confermati Descalzi (Eni) e Del Fante (Poste). (italienisch).
  25. National Petroleum Council Membership by Name. In: www.npc.org. Abgerufen am 20. Februar 2018 (englisch).
  26. Nigeria will lose $6 billion in ‘corrupt’ oil deal with Shell and Eni, report claims In: CNBC, 27. November 2018 (englisch). 
  27. Nigeria to Continue $3.5 Billion Claim Against Eni And Shell In: Bloomberg, 19. Juli 2022 (englisch). 
  28. Alberto Brambilla: Eni CEO Should Get 8 Years Jail on Bribe Charge, Prosecutor Says. In: www.bloomberg.com. 21. Juli 2020, abgerufen am 15. September 2020 (englisch).
  29. Shell writes down Nigerian licence at heart of Italian bribery trial In: Reuters, 30. Juli 2020. Abgerufen am 15. September 2020 (englisch). 
  30. I sospetti di fake news per proteggere Descalzi - La Stampa. In: lastampa.it. 7. Februar 2018, abgerufen am 10. August 2019 (italienisch).
  31. Emilio Parodi: Italy investigates wife of Eni’s CEO in Congo graft probe: document In: Reuters, 28. September 2019. Abgerufen am 11. Oktober 2020 (englisch). 
  32. Italian court acquits Shell, Eni in Nigeria corruption case. In: dw.com. (englisch).
  33. Nigeria 'disappointed' as Shell, Eni acquitted in corruption case In: Africanews, 17. März 2021 (englisch). 
  34. Italy prosecutors drop $1.3 billion Eni Nigeria graft appeal. In: nasdaq.com. (englisch).
  35. Italian prosecutors drop Congo case against Eni CEO. In: Uk.finance.yahoo.com. (englisch).
  36. About Energy | Authors. In: www.aboutenergy.com. Abgerufen am 10. August 2019 (englisch).
  37. CEO Descalzi dedicates Man of the Year award to Eni. In: Agi. Abgerufen am 10. August 2019 (englisch).
  38. A Descalzi laurea honoris causa in ingegneria per l’ambiente. In: Adnkronos. Abgerufen am 10. August 2019 (italienisch).