Der Freund (2004–2006)
Der Freund war eine Literaturzeitschrift der Axel Springer AG. Herausgeber war Christian Kracht, Chefredakteur Eckhart Nickel. Der Sitz der Redaktion befand sich in Kathmandu, Nepal.
Der Freund erschien alle drei Monate; insgesamt gab es acht Ausgaben innerhalb von zwei Jahren. Die erste Nummer erschien am 23. September 2004, die letzte am 15. Juni 2006. Der Freund präsentierte Texte in aller Ausführlichkeit sowie die Kunst der Zeichnung, der obskuren Illustration. Es reihten sich Essays, Kurzgeschichten, literarische Miniaturen, Kolumnen, Gedichte und ausführliche Interviews in einem amüsanten Forum aneinander. Die meisten Texte erschienen auf Deutsch; hin und wieder auch auf Englisch und Französisch. Das Konzept von Der Freund war bis ins Detail – Format, Textsorten, Teaser, Layout, Werbefreiheit, Illustrationen u. a. m. – eine exakte Kopie der 2003 gegründeten US-amerikanischen Zeitschrift The Believer.
Zu den Autoren von Der Freund gehörten unter anderem Rem Koolhaas, Hans-Ulrich Obrist, Jonathan Safran Foer, Alain Robbe-Grillet, Julia Franck, Alban Nikolai Herbst, David Woodard, Karlheinz Stockhausen, Ingo Niermann, Momus, Albert Ostermaier, Rafael Horzon, Albert Hofmann, Reinhold Messner, Rezzo Schlauch, Wladimir Sorokin und Eduardo Kac. Zu den Illustratoren gehörten unter anderem das slowenische Künstlerkollektiv NSK und das schweizerische Künstlerduo Fischli & Weiss. In Lizenz nachgedruckt wurden Erzählungen bzw. Lyrik von Truman Capote bis Allen Ginsberg. Ausführliche Interviews wurden unter anderem mit David Lynch, Nam June Paik, Stanisław Lem und Albert Hofmann geführt.
Viel Anerkennung erhielt Der Freund für seine Gestaltung und seine Titelseiten. Im März 2006 bekam die Zeitschrift zwei Auszeichnungen: den bronzenen Nagel des Art Directors Club in der Kategorie „Zeitschriftengestaltung“ und den LeadAward in Gold in der Kategorie „Cover des Jahres“.
2007 startete der Verlag ein neues Förderkonzept namens SCOOP! (von Scoop) für „kreative Querdenker“. Aus diesem ist die Zeitschrift Humanglobaler Zufall entstanden.
Während ihres Aufenthalts in Kathmandu erwarben Christian Kracht und Eckhart Nickel täglich ein gebrauchtes Buch für ihre Redaktionsbibliothek.[1] Die dadurch entstandene "Kathmandu Library" war 2015/2016 in der Wechselausstellung Das bewegte Buch im Literaturmuseum der Moderne in Marbach ausgestellt und bildet seither einen geschlossenen Bestand der Bibliothek des Deutschen Literaturarchivs Marbach.[2][3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Moritz Baßler: ‚Der Freund‘. Zur Poetik und Semiotik des Dandysmus am Beginn des 21. Jahrhunderts. In: Depressive Dandys. Spielformen der Dekadenz in der Pop-Moderne. Hrsg. von Alexandra Tacke und Björn Weyand. Böhlau, Köln / Weimar / Wien 2009, ISBN 978-3-412-20279-8, S. 199–217.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Offizielle Website ( vom 26. März 2015 im Internet Archive)
- „Souplesse Royale“ – „Der Freund“-Kritik ( vom 13. Mai 2007 im Internet Archive) von Harald Martenstein in Der Tagesspiegel vom 24. Juni 2004
- Nachruf auf „Der Freund“. In: Tagesspiegel. 18. April 2006 (archive.org).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Stefanie Flamm: Bücher auf Reisen. Zerlesene Träume in Zeit Online vom 11. Mai 2013.
- ↑ Das bewegte Buch - Stimmen zu den Ausstellungen. Deutsches Literaturarchiv Marbach, abgerufen am 11. Dezember 2015.
- ↑ Katalog des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Abgerufen am 11. August 2024.