Die Jungfrauenmaschine

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Film
Titel Die Jungfrauenmaschine
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch, Englisch
Erscheinungsjahr 1988
Länge 84 Minuten
Altersfreigabe
Produktions­unternehmen Norddeutscher Rundfunk, Hyäne I/II Filmproduktion
Stab
Regie Monika Treut
Drehbuch Monika Treut
Musik Mona Mur, Laibach, Blazing Redheads, Pearl Harbour /
Kamera Elfi Mikesch
Schnitt Renate Merck
Besetzung
  • Ina Blum: Dorothee Müller
  • Fritz Mikesch: 1. Mann im Hof
  • Wolfgang Raach: Ruderer
  • Marcelo Uriona: Bruno
  • Gad Klein: Heinz
  • George Lannan: 2. Mann im Hof
  • Mona Mur: Sängerin
  • Peter Kern: Hormonspezialist
  • Hans-Christoph Blumenberg: Perverser Anrufer
  • Erica Marcus: Landlady
  • Rhonda Jarvis: Frau auf der Straße
  • Carla Wood Saivre: Frau im Hotelzimmer
  • Fakir Musafar: Mann im Hotelzimmer
  • Shelly Mars: Ramona
  • Dominique Gaspar: Dominique
  • Susie Bright (Sexpert): Susie Sexpert
  • Marvin Moss: Galerist
  • Rosanna Johnson: Kellnerin
  • Fanny Fatal: Stripperin
  • Nan Kinney: Kassiererin
  • Sky Benfro: Lederfrau 1
  • Shadow Morton: Lederfrau 2
  • Steve Mobia: Taxifahrer
  • Flora Gaspar: Köchin
  • Pearl Harbour: Besucherin
Chronologie

Die Jungfrauenmaschine ist ein experimenteller Spielfilm der Hamburger Regisseurin Monika Treut aus dem Jahr 1988. Seine Uraufführung feierte er am 8. September 1988 auf dem Toronto International Film Festival (TIFF) als Eröffnungsfilm der Reihe „Contemporary World Cinema“.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wir sind im Hamburg der 80er Jahre. Ina Blum spielt Dorothee Müller, eine angehende Journalistin. Sie lebt in ihrer kleinen Dachwohnung am Hafen, sie leidet unter Liebeskummer und meint sie müsse ihr Leben verändern. Dafür wird sie erstmal ihren Liebhaber Heinz los. Dorothee macht sich auf und beginnt eine ausgiebige Recherche über die romantische Liebe. Ist sie etwa eine Krankheit, die nur Frauen befällt? Gibt es ein Heilmittel für die Leiden der Liebe? Kann ihr der Hormon-Forscher, von Peter Kern verkörpert, weiterhelfen? Auch eine eingehende Beobachtung der Affen in Hagenbecks Tierpark geben ihr keine befriedigende Antwort auf ihre Fragen nach dem Wesen der romantischen Liebe Dorothee verlässt Hamburg und landet in San Francisco. Die traditionellen Sehenswürdigkeiten interessieren sie weniger als die bizarren Sexualrituale ihrer Nachbarn. Sie taucht in die Subkultur San Franciscos ein und trifft die Männerimitatorin Ramona, die charmante Ungarin aus Uruguay, Susie Sexpert (Susie Bright) die Expertin für alle sexuellen Genüsse und Ramona, die im heißesten Lesbenclub der Stadt als Stripperin arbeitet.[1][2]

Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film wurde im Frühjahr 1988 auf 16 mm schwarz/weiß in Hamburg und San Francisco gedreht. Er war eine Co-Produktion von Hyäne I/II Filmproduktion mit dem NDR, Redaktion: Eberhard Scharfenberg. Unterstützt wurde er vom Hamburger Filmbüro und vom Filmbüro NW. Der Kinostart in West-Deutschland erfolgte auf 35 mm am 30. März 1989 im Verleih der Edition Salzgeber.

Hintergründe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film wurde auf vielen internationalen Festivals gezeigt, u. a. in Montreal, Hof, Göteborg, Berlin,[3] Crèteil, London, Turin, Bologna, San Francisco, New York, Lodz, Taipeh, Rio, Sao Paulo, Seoul, Tel Aviv u. v. a.

Er gilt mittlerweile als Underground-Klassiker und als wichtiger Beitrag zum Queer Cinema. Er ist digital restauriert worden und wird seitdem wieder neu aufgeführt.[4]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film wurde bei seiner Veröffentlichung wegen seiner expliziten Darstellung von Sexualität und seiner künstlerischen Herangehensweise kontrovers diskutiert. Dennoch wurde er von vielen Kritikern als wichtiger Beitrag zum queer-feministischen Kino gelobt und hat einen festen Platz in der Geschichte des deutschen Films.

Bei der deutschen Premiere im Oktober 1988 auf den Hofer Filmtagen wurde Die Jungfrauenmaschine zunächst negativ aufgenommen: Helmut Schödel von Die Zeit wünschte dem Film damals „Tod und Hass“ und urteilte: „Filme wie der von Monika Treut vernichten das Kino.“[5]

Im Ausland kam die feministische Punk-Komödie dagegen glänzend an, er kam in den USA, Kanada, England, Australien, Holland und Österreich in die Kinos. Wenig später entdeckten auch deutschsprachige Filmkritiker den subversiven Charme der Coming-Out-Story. Thomas Rothschild schrieb in der Stuttgarter Zeitung: „Dramaturgie und Kamera knüpfen an den frühen Godard von Außer Atem an und es ist auch der anarchische Geist der Nouvelle Vague, der uns aus Treuts Film entgegenweht.“[6]

Anne Küper nannte den Film im Magazin Sissy einen „Klassiker des lesbischen Kinos aus Deutschland“ und schrieb: „Die ‚Junggesellenmaschine‘ leiht sich Treut von Duchamp, um die stabilen Trennungen von Männlichkeit und Weiblichkeit in Frage zu stellen, Mechanisches mit Erotischem neu zu verlöten und die Idee eines in sich geschlossenen, heteronormativen Kreislaufes der Reproduktion zu dekonstruieren, wo Frauenkörper wie Blumentöpfe für die Samen der Männer bereitstehen.“[7]

Das Magazin Time Out bemerkte: „Das San Francisco, das Regisseurin Treut heraufbeschwört, ist voller Sexualität, von der säuselnden Sexline-Werbung im Fernsehen bis zu den SM-Mätzchen von Dorothees molliger Nachbarin.“[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Jungfrauenmaschine (1988) | Film, Trailer, Kritik. Abgerufen am 22. November 2023.
  2. kbm: HIMMELNDE BLICKE. In: Die Tageszeitung: taz. 9. Februar 1989, ISSN 0931-9085, S. 20 (taz.de [abgerufen am 22. November 2023]).
  3. Die Jungfrauenmaschine, auf berlinale.de
  4. Die Jungfrauenmaschine, auf yorck.de
  5. Helmut Schödel: Schön war die Zeit – Hofer Filmtage 1988. In: Die Zeit. Nr. 45, 4. November 1988 (zeit.de).
  6. Thomas Rothschild: Pressestimmen. In: Stuttgarter Zeitung. 1988, abgerufen am 26. Oktober 2023 (zitiert auf hyenafilms.com).
  7. Anne Küper: Die Jungfrauenmaschine. In: Sissy. 17. April 2023, abgerufen am 26. Oktober 2023.
  8. SFe: Virgin Machine. In: Time Out. 10. September 2012, abgerufen am 26. Oktober 2023 (englisch).