Dolomiten (Zeitung)

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Dolomiten

Logo der Dolomiten
Beschreibung Südtiroler Tageszeitung
Sprache Deutsch, Ladinisch
Verlag Verlagshaus Athesia (Italien)
Erstausgabe 1882
Erscheinungsweise täglich außer sonntags
Verkaufte Auflage 47.213 (inkl. Digitalausgaben) Exemplare
Chefredakteur Toni Ebner Jun.
Weblink dolomiten.it
ZDB 40986-8

Die Dolomiten ist die älteste noch erscheinende und meistgelesene deutschsprachige Tageszeitung in Südtirol.

Allgemein

Die Tageszeitung Dolomiten wurde 1882 unter dem Namen Der Tiroler gegründet. Seit 1945 trägt das Medium den Namen Dolomiten – Tagblatt der Südtiroler und erscheint an sechs Tagen in der Woche. Der Herausgeber und Eigentümer der deutschsprachigen Zeitung ist die Athesia Druck GmbH mit Sitz in Bozen. Im Schnitt werden pro Tag 50.800 Exemplare gedruckt, am Freitag erhöht sich die Druckauflage auf durchschnittlich 70.168 Stück. Seit 2002 gibt es die „Dolomiten“ auch in digitaler Form. Diese kann über die Internetseite der Zeitung als E-Paper oder in der App (App Store oder Google Play Store) gelesen werden. Die Zeitung Dolomiten erreicht insgesamt 248.000 Leser. Das Verhältnis zwischen Redaktions- und Werbeseiten beträgt 70 zu 30 Prozent. Die Daten entstammen dem Medienplan der Dolomiten, die statistischen Angaben beziehen sich auf das Jahr 2003. Die Dolomiten wird auch in den größeren Städten Mittel- und Norditaliens, in italienischen Urlaubsorten, sowie in größeren deutschsprachigen Städten verkauft.

Das Blatt hat verschiedene Wochen- und Monatsbeilagen, darunter Wochenendbeilagen, das Dolomiten-Magazin (mit TV-Programm und redaktionellem Teil), den Wirtschaftskurier (bietet lokale & überregionale Wirtschaftsnachrichten) und das Sportjournal. Folgende Redaktionsabteilungen sind für die Gestaltung der Tageszeitung verantwortlich: Politik, Lokalteil, Wirtschaft, Kultur, Magazin, Beilagen, Sport, STOL (Südtirol Online)[1]. Der Zeitungsverlag und die Hauptredaktion befinden sich in Bozen, Zweigstellen gibt es neben Bozen in Brixen, Bruneck, Meran, Schlanders, Sterzing und Innsbruck. Die Zeitung verfügt über 47 Redaktionsangestellte und ungefähr 150 freiberufliche Mitarbeiter/innen. Das übliche Zeitungsformat umfasst 42 Seiten.

Auf den Lokalseiten zum Gadertal und zu Gröden erscheinen auch ladinische Artikel.

Die Dolomiten ist Mitglied der MIDAS, einer Vereinigung von Minderheitentageszeitungen. Ihr Präsident ist derzeit der Chefredakteur der Dolomiten, Toni Ebner.

Geschichte

Die Tageszeitung Dolomiten ist die erste deutschsprachige Tageszeitung in Italien. Das Blatt kann auf eine sehr ereignisreiche Entwicklungsgeschichte zurückblicken, die in ihrer Frühzeit von der Annexion Südtirols durch Italien im Jahr 1918/20, die Italienisierungspolitik der Faschisten in der Zwischenkriegszeit und die deutsche Besetzung Südtirols von 1943 bis 1945 geprägt war.

Die Zeitung wurde 1882 unter dem Namen „Der Tiroler“ gegründet. Chefredakteur von 1918 bis 1922 war Anton Klotz, der (im Auftrag der französischen Besatzer) nachmalige Gründer und von 1945 bis 1961 auch Chefredakteur der Tiroler Tageszeitung in Innsbruck. Nach dem Verbot durch die faschistische Regierung Italiens, den Namen Tirol in jeder Zusammensetzung oder Abwandlung zu verwenden, musste der Blatttitel abgeändert werden. So wurde mit 22. August 1923 der Name „Der Tiroler“ durch „Der Landsmann – Tagblatt der Deutschen südlich des Brenners“ ersetzt. Klotz war bereits 1922 des Landes verwiesen worden. Eigentümer der Zeitung war das Verlagshaus Tyrolia GmbH, das aus denselben Gründen seine Firmenbezeichnung in „Verlagshaus Walther von der Vogelweide“ ändern musste. Das darauffolgende Verbot der faschistischen Regierung, deutsche Namen zu verwenden, führte zur neuerlichen Änderung der Firmenbezeichnung, diesmal in Casa Editrice Athesia S.a.r.l. (Verlagsanstalt Athesia GmbH), in Anlehnung an den lateinischen Namen der Etsch.

Mit Ausgabe vom 26. Oktober 1925 wurde die Zeitung „Der Landsmann“ – wie die gesamte restliche deutschsprachige Presse – wegen ihrer antifaschistischen Tätigkeit stillgelegt. Nach mehr als einjähriger Unterbrechung konnte die Zeitung ihre Redaktionstätigkeit – mit einer Reihe von Auflagen und Einschränkungen – schließlich wieder aufnehmen. Das Blatt erschien nun, ab dem 24. Dezember 1926, drei Mal pro Woche, in gleichnamiger Fortsetzung des seit 4. September 1923 bestehenden Periodikums Dolomiten,[2] dessen Titel bis dahin mit Zeitbilder & Sport sowie Illustriertes Familienblatt erweitert und dessen Ausgabe vor dem 24. Dezember 1926 neun Wochen unterbrochen gewesen gewesen war.[Anm. 1] Nach dem Niedergang des Faschismus und dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde noch der Untertitel „Tagblatt der Südtiroler“ hinzugefügt.

Doch bevor es dazu kommen konnte, wurde die Tageszeitung im September 1943 von den Nazi-Behörden geschlossen. Die Redaktionsbüros und das Verlagshaus wurden beschlagnahmt und an eine nationalsozialistische Gesellschaft „in Auftrag gegeben“, die eine eigene Zeitung, das „Bozner Tagblatt“, veröffentlichte. Angesehene Redakteure, denen die Flucht nicht gelungen war, wurden festgenommen.

Mitte März 1945 gewährte die Militärregierung der Alliierten den rechtmäßigen Vertretern der Casa Editrice Athesia die Lizenz zur Herausgabe der Zeitung. Am 19. Mai 1945 nahm die „Dolomiten“ ihre Tätigkeit wieder auf und setzte sie seither ununterbrochen fort.

Geschichtliche Entwicklung im Überblick

Der Tiroler
Der Tiroler
Der Landsmann
Der Landsmann
  • 1882: Die Zeitung wurde unter dem Namen „Der Tiroler“ gegründet und erschien dreimal die Woche.[3]
  • 1914: „Der Tiroler“ wurde eine Tageszeitung.
  • 15. Juli 1923: Nach dem Verbot des Namens „Tirol“ seitens der faschistischen italienischen Regierung musste die Tageszeitung ihren Namen wechseln. Aus „Der Tiroler“ wurde „Der Landsmann“.
  • Oktober 1925: Auf Befehl der faschistischen Behörden wurde die Redaktionstätigkeit der Zeitung „Der Landsmann“ eingestellt.
  • 24. Dezember 1926: Die Zeitung nahm ihre Tätigkeit unter dem Namen „Dolomiten“ wieder auf.[Anm. 1]
  • Vom 1. Jänner 1942 bis 9. September 1943 erschienen die Dolomiten zusätzlich in einer Landausgabe[4]
  • 9. September 1943: Die Nazi-Behörden stoppten die Redaktionstätigkeit und verhafteten die gesamte Redaktion.
  • 19. Mai 1945: Die „Dolomiten“ nahm ihre Tätigkeit wieder auf.

Bedeutung und Einordnung der "Dolomiten" in der deutschsprachigen Medienszene Italiens

Die Zeitung besitzt in Südtirol eine Quasi-Monopolstellung und ist dadurch bestimmendes, meinungsbildendes Instrument der Südtiroler Öffentlichkeit. Diese Ausnahmestellung bringt dem Medium aufgrund seiner betont an der Südtiroler Volkspartei und an der Diözese Bozen-Brixen - gleichzeitig Miteigentümerin des Verlagshauses Athesia - orientierten und abweichende Meinungen mitunter ausgrenzenden Linie häufig Kritik ein. Konkurrenten des Blatts sind die linksliberale Neue Südtiroler Tageszeitung, die jedoch nur einen geringen Marktanteil aufweisen kann, die italienischsprachige Tageszeitung Alto Adige und das linksorientierte Wochenmagazin ff.

Mediendaten

Durchschnittliche Auflage (Zeitraum vom 1. September 2013 bis zum 31. August 2014):

  • Montag bis Donnerstag: 45.106 Stück
  • Freitag: 70.168 Stück1
  • Samstag: 53.093 Stück1

1 Freitags- und Samstagsausgaben können einzeln abonniert werden.

Leserverteilung nach Regionen

  • Südtirol: ca. 99 %
  • Trentino, restliches Italien und Ausland: ca. 1 %

Leser pro Ausgabe nach Volksgruppe

  • Deutschsprachige: 65 %
  • andere: 35 %

Bezugsart

  • Freier Verkauf: 19 %
  • Abonnement: 81 %

Leser nach Geschlecht

  • Männer: 50,6 %
  • Frauen: 49,4 %

Leser nach Alter

  • bis 30 Jahre: 35 %
  • 30 bis 50 Jahre: 31,8 %
  • über 50 Jahre: 33,2 %

Chefredakteure (unvollständig)

Literatur

  • Leo Hillebrand: Medienmacht und Volkstumspolitik. Michael Gamper und der Athesia-Verlag, StudienVerlag, Innsbruck/Wien/Bozen 1996, ISBN 3-7065-1133-9.
  • Günther Pallaver (Hrsg.): Die ethnisch halbierte Wirklichkeit. Medien, Öffentlichkeit und politische Legitimation in ethnisch fragmentierten Gesellschaften. Theoretische Überlegungen und Fallbeispiele aus Südtirol. Studien-Verlag, Innsbruck/Wien/Bozen 2006, ISBN 3-7065-1958-5. – Inhaltsverzeichnis (PDF; 10 KB).
  • Helmut K. Ramminger: Dolomiten und Alto Adige: ein Vergleich von Gestaltung und Inhalt der beiden Tageszeitungen der deutsch- und italienischsprachigen Volksgruppe in Südtirol von 1945 bis 1972. Studien zur politischen Wirklichkeit, Band 1, ZDB-ID 1196370-0. Inn-Verlag, Innsbruck 1983, ISBN 3-8512-3079-5.
  • Georg Vescoli: Die ethnische Thematik in der Tageszeitung „Dolomiten“. Studie über die Produktion und Reproduktion ideologischer Muster in einer Tageszeitung. Diplomarbeit. Universität Innsbruck, Innsbruck 1987.
  • Erika Webhofer: Die „Dolomiten“ – eine konservative Tageszeitung. Ideologiekritische Studien am Beispiel der Kulturberichterstattung und der literarischen Beilage. Dissertation. Universität Innsbruck, Innsbruck 1983.

Einzelnachweise

  1. http://www.stol.it
  2. Dolomiten, Retrodigitalisate 1923–2000, Landesbibliothek Dr. Friedrich Teßmann, Bozen.
  3. Details zur Zeitung oder Zeitschrift Der Tiroler / Der Landsmann, in: dza.tessmann.it.
  4. Dolomiten Landausgabe, Retrodigitalisate 1942–1943, Landesbibliothek Dr. Friedrich Teßmann, Bozen.

Anmerkungen

  1. a b Josef Eisendle: Nach neun Wochen. In: Dolomiten. Nr. 43/1926, 24. Dezember 1926 (III. Jahrgang), S. 1. – Volltext online.
    Eine Vorfahrenschaft des Periodikums Der Tiroler/Der Landsmann bleibt in der Kolumne unerwähnt. Da bei dieser Wiederausgabe bzw. Fortführung der Dolomiten es sich in Bezug auf den eingestellten Landsmann um einen Relaunch gehandelt hätte, die Jahrgangszahl jedoch unverändert (und unkommentiert) weitergeführt wurde, relativiert dies die Feststellung, die Schrift Dolomiten sei (1882) als Der Tiroler gegründet worden. – Siehe dazu auch: Details zur Zeitung oder Zeitschrift Dolomiten, in: dza.tessmann.it, sowie Details zur Zeitung oder Zeitschrift Der Tiroler / Der Landsmann, in: dza.tessmann.it.