Eduard-Spranger-Gymnasium (Landau)
Eduard-Spranger-Gymnasium (ESG) | |
---|---|
Schulform | Gymnasium |
Schulnummer | 50374[1] |
Gründung | 1432 als Lateinschule |
Ort | Landau in der Pfalz |
Land | Rheinland-Pfalz |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 49° 12′ 3″ N, 8° 7′ 50″ O |
Schüler | etwa 800[2] (2023/24) |
Lehrkräfte | 62 (2017/18, inkl. 7 Referendare) |
Leitung | Dagmar Linnert (seit 2015)[3] |
Website | www.esg-landau.de |
Das Eduard-Spranger-Gymnasium (ESG) ist ein staatliches Gymnasium in Landau in der Pfalz. Es geht auf die 1432 gegründete erste städtische Lateinschule zurück. Das Gymnasium wurde 1964 nach dem deutschen Pädagogen Eduard Spranger benannt und hieß bis dahin „Staatliches Altsprachliches Gymnasium“.
Allgemeines
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis heute sind die humanistische Bildung, der altsprachliche Unterricht und die Musikbildung Schulschwerpunkte. Im Schuljahr 2009/10 wurden ca. 950 Schüler unterrichtet; 2018 waren es rund 700.[4]
Am 25. August 2007 feierte das ESG sein 575-jähriges Bestehen.
Schulmusik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Entsprechend der künstlerisch-musischen Ausrichtung besitzt die Schule einen Chor, ein Orchester und eine Big Band. In Bläserklassen ermöglicht das Gymnasium Schülern ab der fünften Klasse das Erlernen eines Blasinstrumentes.
Schulpartnerschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit Mitte der 1960er Jahre bestehen Beziehungen zum Collège Foch im elsässischen Hagenau. Seit 1988 ist das Collège Montaigne in Vannes an der französischen Atlantikküste eine Partnerschule des Eduard-Spranger-Gymnasiums. Seit 1991 besteht ein Austausch mit dem Ernestinum in Gotha im Bundesland Thüringen.
Diskussion um Umbenennung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit dem Spätherbst 2016 wurde an der Schule eine Umbenennung diskutiert, da der Namensgeber Eduard Spranger wegen seiner antisemitischen Überzeugungen und seiner Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus fragwürdig erschien. Für Benjamin Ortmeyer von der Forschungsstelle NS-Pädagogik an der Frankfurter Goethe-Universität gehörte Spranger zu den pädagogischen „Grauzonen-Kollaborateuren“ und dürfe auf keinen Fall durch Schulnamen geehrt werden.[5] Unter den Schülern stieß die Debatte auf geringes Interesse und nicht wenige hielten die Kritik an dem Namensgeber für überzogen. Das Hauptinteresse in der Schulöffentlichkeit lag auf der Beibehaltung des gewohnten Kürzels „ESG“, weshalb eine Schülerin spaßeshalber vorschlug, man könnte die Schule einfach „Ein schönes Gymnasium“ nennen.[6]
Ein demokratischer Abstimmungsprozess im Frühjahr 2018 führte zu der Entscheidung, den bisherigen Namen beizubehalten. Der Schulausschuss stimmte 5:3 für die Beibehaltung, nachdem der Lehrerausschuss mit 26:21 für eine Umbenennung, der Elternausschuss hingegen 10:2 dagegen votiert hatte. Für Entsetzen und Empörung in der Schulgemeinschaft sorgte die Anregung Ortmeyers, dem Gymnasium nach dieser Entscheidung die 2016 verliehene europäische Auszeichnung „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ abzuerkennen. Die Schulleiterin Dagmar Linnert, die die Diskussion um den Namensgeber 2016/17 selbst angestoßen hatte, stellte daraufhin klar, mit Rassismus habe die Schule „natürlich nichts am Hut.“ Die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, die die Auszeichnung im Auftrag der europäischen Jugendinitiative verleiht, teilte nach Rücksprache mit der deutschen Koordinationsstelle des Preises mit, der Titel werde nicht aberkannt. Die Schule müsse sich aber „ständig mit dieser Zeit, mit dieser Person beschäftigen und ihre Ambivalenzen diskutieren“, sagte der Direktor der Landeszentrale, und dieser Prozess dürfe mit der Entscheidung, die Schule nicht umzubenennen, nicht abgeschlossen sein.[4]
Bekannte ehemalige Schüler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johannes Birnbaum (1763–1832), Jurist, Jakobiner, Präsident des Appellationsgerichtes in Zweibrücken
- Konrad Krez (1828–1897), Freiheitskämpfer, Dichter, General
- Eduard Vongerichten (1852–1930), Chemiker
- Carl Gander (1855–1899), Politiker (NLP), Mitglied des Deutschen Reichstags, Deutsches Kaiserreich
- Johannes Hoffmann (1867–1930), Politiker (SPD), 1919/20 Bayerischer Ministerpräsident
- Jakob Klein (1869–1945), Ingenieur und Industrieller
- Jakob Friedrich Keßler (1872–1939), Reichsanwalt, Reichsgerichtsrat und Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche)
- Wilhelm Laforet (1877–1959), Staatsrechtler, Ministerialbeamter und Politiker (CSU)
- Ludwig Kohl-Larsen (1884–1969), nationalsozialistischer Anthropologe
- Eugen Croissant (1898–1976), Maler und Karikaturist
- Walter Morio (1920–2008), Jurist und Oberbürgermeister der Stadt Landau
- Richard Rudolf Klein (1921–2011), Komponist und Hochschullehrer
- Friedrich Kardinal Wetter (* 1928), ehem. Bischof von Speyer und Erzbischof von München-Freising
- Fritz Strack (* 1950), Sozialpsychologe
- Pirmin Spiegel (* 1957), katholischer Geistlicher und Entwicklungshelfer
- Manfred Cuntz (* 1958), Astrophysiker
- Konrad Noben-Trauth (1959–2021), Mikrobiologe und Jurist[7][8]
- Martin Detzel (* 1959), Wirtschaftswissenschaftler
- Burkard Steppacher (* 1959), Politikwissenschaftler
- Christoph Bals (* 1960), Volkswirt, Theologe und Verbandsgeschäftsführer[9]
- Armin Hott (* 1960), Künstler und Illustrator
- Franz Waldenberger (* 1961), Volkswirt und Direktor des Deutschen Instituts für Japanstudien
- Joachim Wambsganß (* 1961), Astrophysiker
- Michael Kalmbach (* 1962), Maler und Bildhauer
- Christel Baier (* 1965), Informatikerin
- Dietmar Seefeldt (* 1970), Lokalpolitiker (CDU)
- Andy Becht (* 1974), Politiker (FDP)
- Susanne Ganster (* 1976), Politikerin (CDU)
- Thomas Hitschler (* 1982), Politiker (SPD) und Mitglied des Bundestages
- Ricarda Lobe (* 1994), Deutsche Meisterin mit der 4-mal-100-Meter-Staffel 2015 und 2016 und Hürdensprinterin
- Richard Wienold (* 1998), Snookerspieler
- Yemisi Ogunleye (* 1998), Leichtathletin, Olympiasiegerin 2024 im Kugelstoßen und Deutsche Vizemeisterin 2023[10]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bildungsserver Rheinland-Pfalz. Abgerufen am 24. September 2023.
- ↑ Schulverzeichnis. (XLXS) Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, April 2024, abgerufen am 9. April 2024 (Erhebung: Herbst 2023).
- ↑ Dagmar Linnert: 1. Elternbrief Eduard-Spranger-Gymnasium 15/16. Landau, September 2015, S. 2 f.
- ↑ a b Sabine Schilling: „Prozess darf nicht abgeschlossen sein“. In: Die Rheinpfalz, 19. Mai 2018, abgerufen im März 2019.
- ↑ Falk Reimer: Landau: Namensgeber für Schule war Antisemit In: Die Rheinpfalz, 14. Juni 2017, abgerufen im März 2019.
- ↑ Paula Janke, Lena Wind: Eduard Spranger – „Keine Ahnung, wer das ist!“ (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Die Rheinpfalz, 23. August 2017, abgerufen im März 2019.
- ↑ Konrad Noben-Trauth, molecular biologist who helped discover key genes, dies at 61 Nachruf auf Konrad Noben-Trauth in der Star Tribune, Minnesota, USA (englisch)
- ↑ Homepage von Konrad Noben-Trauth, abgerufen im Januar 2022 (englisch).
- ↑ „Mit Natur lässt sich nicht verhandeln“ - Landau. Die Rheinpfalz, 13. März 2015, abgerufen am 19. Mai 2023.
- ↑ Sportliche Grüße und Glückwünsche an Yemi. 28. August 2023, abgerufen am 7. September 2023.