„Edward Snowden“ – Versionsunterschied

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== Früheres Leben und berufliche Tätigkeiten ==
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=== Familiärer Hintergrund ===
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Edward Snowden wurde im Alter von zwei Jahren in Texas ausgesetzt.
Edward Snowden wuchs im Bundesstaat [[North Carolina]] zunächst in Wilmington und später in der Kleinstadt [[Elizabeth City]] auf.<ref name="t3n_471889">{{Internetquelle | url=http://t3n.de/news/whistleblower-edward-snowden-471889/ | titel=Whistleblower Edward Snowden: „Ich werde meine Heimat nicht wiedersehen“ | autor=Kim Rixecker | hrsg=t3n.de | datum=10. Juni 2013 | zugriff=2013-06-10}}</ref> Später lebte er in [[Ellicott City]] im Bundesstaat [[Maryland]]. Er ist der Sohn eines ehemaligen Beamten der [[United States Coast Guard|US-Küstenwache]] und einer leitenden Angestellten des [[United States District Court]] des Bundesstaates Maryland. Darüber hinaus hat er noch eine Schwester.<ref name="nbcnews_18882615" />


=== Ausbildung ===
=== Ausbildung ===

Version vom 11. Juni 2013, 11:03 Uhr

Edward Snowden (* 21. Juni 1983 in Wilmington, North Carolina[1]) ist ein US-amerikanischer Whistleblower. Bis Mai 2013 arbeitete er als IT-Techniker für die dem amerikanischen Geheimdienst NSA nahestehende Beratungsfirma Booz Allen Hamilton. Im Rahmen dieser Tätigkeit hatte er Zugang zu Informationen über die streng geheimen Programme zur Totalüberwachung der weltweiten Internetkommunikation, PRISM und Boundless Informant. Snowden übergab diese Informationen an den Guardian-Journalisten Glenn Greenwald, der sie im Juni 2013 veröffentlichte.[2]

Früheres Leben und berufliche Tätigkeiten

Familiärer Hintergrund

Edward Snowden wurde im Alter von zwei Jahren in Texas ausgesetzt.

Ausbildung

Von 1999 bis 2001 und 2004 bis 2005 studierte er Informatik am Anne Arundel Community College in Maryland, schloss das Studium jedoch letztendlich nicht ab. Zwischen den beiden Phasen seines Studiums meldete er sich im Jahre 2003 für die US-Armee, um im Irak zu dienen.[3] Er verbrachte 4 Monate in der Reserve der US-Armee, wo er als Rekrut der US-amerikanischen Special Forces einen 14-wöchigen Trainingskurs absolvierte, den er jedoch nicht beenden konnte, da er ausgemustert wurde, nachdem er sich bei einem Trainingsunfall beide Beine gebrochen hatte. Er arbeitete dann ab 2004 während der zweiten Phase seines Studiums als Wachmann für eine geheime NSA-Einrichtung an der University of Maryland. Im Jahre 2005 brach er sein Informatikstudium ab.[1]

Geheimdienstkarriere

Nach dem Abbruch seines Studiums im Jahre 2005 wechselte Snowden zum Geheimdienst CIA, bei dem er als Techniker im Bereich der IT-Sicherheit tätig war und aufgrund seines Talents relativ schnell aufstieg.[3] 2007 wurde er im Rahmen dieser Tätigkeit von der CIA nach Genf geschickt.[4] Schon zu dieser Zeit hatte er nach eigenen Angaben aufgrund seiner Sicherheitseinstufung umfangreichen Zugriff auf geheime Dokumente und Informationen, die er jedoch nicht veröffentlichen wollte, da sie vor allem Menschen und nicht Systeme betroffen hätten, er aber keine Menschenleben gefährden wollte.[5][6] Anschließend arbeitete er als freier technischer Mitarbeiter in einer NSA-Einrichtung auf einer US-Armeebasis in Japan.[2]

2009 wechselte Snowden von der CIA zur dem Geheimdienst NSA nahestehenden Beratungsfirma Booz Allen Hamilton, für die er als IT-Techniker als externer Mitarbeiter in einem NSA-Büro auf Hawaii tätig war, wo er bis zuletzt auch mit seiner Partnerin lebte.[7] Sein dortiges Leben vor der Veröffentlichung der PRISM-Dokumente bezeichnet Snowden als „sehr komfortabel“. Er habe einen sicheren Job und ein Haus auf Hawaii gehabt und sein Jahresgehalt habe bei etwa 200.000 US-Dollar (ca. 150.000 Euro) gelegen. Im Rahmen dieser Tätigkeit hatte er als Techniker auch Zugriff auf die geheimen Dokumente, die er später kopierte und an die Presse weitergab.[7]

Aufdeckung des PRISM-Überwachungsprogramms

Erlangung und Veröffentlichung der Dokumente

Seit 2009 war Snowden bei der dem Geheimdienst NSA nahestehenden Beratungsfirma Booz Allen Hamilton als IT-Techniker als externer Mitarbeiter in einem NSA-Büro auf Hawaii tätig. Im Rahmen dieser Tätigkeit hatte er Zugang zu umfangreichen, als Top Secret eingestuften Daten und Geheimdokumenten der NSA, so auch zu Dokumenten bezüglich der bis dahin noch nicht öffentlich bekannten Programme zur Totalüberwachung der weltweiten Internetkommunikation, PRISM und Boundless Informant. Nachdem Snowden bereits im Januar 2013 anonym die Dokumentarfilmerin Laura Poitras und im Februar 2013 den Journalisten Glenn Greenwald kontaktiert hatte,[8] kopierte er die Daten und nahm sie zunächst mit nach Hause. Mitte Mai meldete Snowden sich dann unter dem Vorwand der Behandlung einer Epilepsie, von der er kurz zuvor erfahren habe, „für ein paar Wochen“ bei seinem NSA-Vorgesetzten ab. Am 20. Mai 2013 flog Snowden schließlich nach Hongkong.[2] Von da aus verschickte er dann die von ihm kopierten Geheimdokumente zunächst an die Washington Post und an den Guardian, die schließlich die Geschichte am 6. Juni 2013 öffentlich machten, zunächst ohne Snowdens Identität preiszugeben. Da Snowden davon ausging, dass die amerikanischen Geheimdienste sehr schnell ermitteln würden, dass er die Quelle der Veröffentlichungen war, entschloss er sich, in die Öffentlichkeit zu treten und gab am 9. Juni dem Guardian ein Video-Interview, in dem er sich öffentlich als Quelle der Datenweitergabe zu erkennen gab.[6]

Snowdens Motive

Bereits als Snowden im Jahr 2007 von der CIA nach Genf geschickt wurde und er umfangreichen Zugang zu geheimen Informationen und Überwachungsdaten hatte, seien ihm zum ersten Mal Zweifel an der Rechtmäßigkeit seiner Arbeit gekommen. „Ich erkannte, dass ich Teil von etwas geworden war, das viel mehr Schaden anrichtete als Nutzen brachte.“[3] Schon damals habe er darüber nachgedacht, die geheimen Überwachungspraktiken der US-Geheimdienste zu enthüllen, doch die Wahl Barack Obamas zum Präsidenten der USA habe in ihm die Hoffnung geweckt, die fragwürdigen Praktiken der Geheimdienste würden durch Reformen abgeschafft. Diese Hoffnungen erfüllten sich jedoch nicht und im Laufe der Zeit kam er zu der Überzeugung, dass er nicht mehr länger warten könne und sie veröffentlichen müsse.[3]

In einem Interview mit dem Guardian-Journalisten Glenn Greenwald sagte Snowden, er „möchte nicht in einer Welt leben, in der alles, was ich tue und sage aufgezeichnet wird. Das ist nichts, was ich unterstützen oder wo ich leben möchte.“[6][9] Obwohl er sich bewusst gewesen sei, welche persönlichen Konsequenzen er mit der Veröffentlichung der Dokumente und den daraus resultierenden Folgen zu befürchten habe, sei er bereit gewesen, dieses Opfer zu bringen, „weil er es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren könne, dass die US-Regierung die Privatsphäre, die Freiheit des Internets und grundlegende Freiheiten weltweit mit seinem Überwachungsapparat zerstöre.“[10] Snowden sagte, er habe irgendwann im Laufe seiner Arbeit für Geheimdienste erkannt, dass man daran beteiligt sei, die Architektur der Unterdrückung auszubauen, wenn man für die Geheimdienste an der Überwachung der eigenen Bürger beteiligt sei. „Dann merkt man, dass man bereit ist, jedes Risiko zu tragen, ganz egal, was dabei herauskommt, solange die Öffentlichkeit selbst entscheiden darf.“[3]

Bitte um politisches Asyl

Snowden sei das Risiko einer Gefängnisstrafe von Anfang an bewusst gewesen für den Fall, dass er von den amerikanischen Geheimdiensten als Quelle der Veröffentlichung identifiziert würde. Er habe sich Hongkong als Ziel ausgesucht, weil sich die Sonderverwaltungszone dem Recht auf freie Rede und auf politische Abweichung verpflichtet habe. So gebe es ein Recht auf politischen Widerstand, Demonstrationen auf der Straße seien erlaubt und das Internet werde nicht gefiltert. Darüber hinaus glaube er, dass Hongkong als einer der wenigen Orte auf der Welt im Gegensatz zu vielen westlichen Regierungen unabhängig und in der Lage ist, den Forderungen der US-Regierung zu widerstehen.[6] Er erhoffe sich, dass Hongkong ihn deshalb weder an die USA noch an China ausliefern werde. Snowden sagte, er sei sich bewusst, dass er seine Freundin, seine Familie und sein Zuhause in den USA sehr lange, vielleicht auch nie mehr wiedersehen werde und bittet um politisches Asyl.[7][6] Dennoch befürchtet er, in eines der beiden Länder ausgeliefert oder von Mitarbeitern amerikanischer Geheimdienste entführt und per Zwang in die USA verbracht zu werden.[10]

Zwar gibt es seit 1997 für Fälle krimineller Vergehen ein Auslieferungsabkommen zwischen Hongkong und den USA, jedoch sieht das Abkommen vor, dass eine Auslieferung im Falle politischer Delikte verweigert werden kann. Zusätzlich hat auch China, zu dem die halbautonome Sonderverwaltungszone Hongkong gehört, das Recht, bei begründetem öffentlichen Interesse ein Veto gegen eine eventuelle Auslieferung einzulegen. Nicholas Beleguin von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch und James Fallows von der Zeitschrift The Atlantic halten letzteres jedoch für unwahrscheinlich, da der Überwachungsstaat in China noch wesentlich exzessiver praktiziert werde als in den USA und die chinesische Regierung keinerlei Interesse daran habe, mit der Unterstützung Snowdens einen Präzedenzfall und ein Vorbild für Whistleblower des eigenen Landes zu schaffen.[3] Alternativ ziehe Snowden laut Guardian-Interview in Betracht, politisches Asyl in Island zu beantragen, da es die Freiheit im Internet achte und die gleichen Werte vertrete wie er selbst. Ein Asylantrag für Island kann jedoch nach Angabe der isländischen Botschafterin in Peking, Kristín Árnadóttir, nur in Island selbst gestellt werden und nicht von Hongkong aus, wo Snowden sich derzeit (Stand: Juni 2013) mutmaßlich noch aufhält.[3]

Reaktionen von Regierungen und Bürgerrechtsgruppen

Zahlreiche Bürgerrechts- und Menschenrechtsgruppen weltweit bekundeten ihre Unterstützung für Snowden, nachdem er der Öffentlichkeit bekannt wurde, beispielsweise von Jesselyn Radack, einer ehemaligen hochrangigen Mitarbeiterin des US-Justizministeriums, die sich für Whistleblower einsetzt.[3] Auch ehemalige Geheimdienstmitarbeiter, wie der ehemalige CIA-Mitarbeiter Russell Tice, der bereits Jahre zuvor heftige Kritik an der Kompetenzüberschreitung der NSA geübt hatte, sagten Snowden ihre Unterstützung zu.

Der ehemalige Whistleblower Daniel Ellsberg, der 1971 die geheimen Pentagon Papers an die Öffentlichkeit brachte, schrieb in einem Editorial für den Guardian, dass es seiner Meinung nach in der amerikanischen Geschichte kein wichtigeres „Leak“ gegeben habe, als die Veröffentlichung des NSA-Materials.[11]

Julian Assange, der zwischen 2007 und Oktober 2012 auf der von ihm gegründeten Internetplattform Wikileaks zahlreiche geheime Daten verschiedener Whistleblower veröffentlichte, nannte Snowden einen Helden, dem die größte und von der Dimension her erschreckendste Aufdeckung geheimer Überwachungsprogramme der letzten Jahrzehnte zu verdanken ist. Die USA nannte er aufgrund der allumfassenden Dimension der aufgedeckten Überwachungs- und Spionageprogramme einen Massenüberwachungsstaat.[12]

Präsident Obama und die amerikanische Regierung äußerten sich zu Snowden zunächst noch nicht direkt. Doch schon einen Tag nach dem Bekanntwerden von Snowdens Identität forderte der Republikaner Peter T. King, Mitglied im Geheimdienstausschuss des amerikanischen Abgeordnetenhauses, erste Schritte für eine Überstellung Snowdens in die USA und seine Verfolgung mit der vollen Härte des Gesetzes.[3]

Die Firma Booz Allen Hamilton, für die Snowden bis zuletzt tätig war, findet die Enthüllungen und die Weitergabe geheimer Dokumente durch einen ihrer Mitarbeiter „schockierend“. „Sollten sich die Zeitungsberichte als wahr herausstellen, ist seine Handlung eine schwere Verletzung des Verhaltenskodexes der Firma und greift die Kernwerte unseres Unternehmens an“, schreibt Booz Allen Hamilton laut Süddeutscher Zeitung auf ihrer Website. Darüber hinaus wolle man bei den Ermittlungen gegen Snowden selbstverständlich mithelfen.[13]

Einzelnachweise

  1. a b What we know about NSA leaker Edward Snowden. nbcnews.com, 10. Juni 2013, abgerufen am 11. Juni 2013 (englischsprachig).
  2. a b c Glenn Greenwald, Ewen MacAskill: Edward Snowden: the whistleblower behind revelations of NSA surveillance. The Guardian, 9. Juni 2013, abgerufen am 11. Juni 2013 (englischsprachig).
  3. a b c d e f g h i Hannah Beitzer, Oliver Klasen: Whistleblower Edward Snowden: Allein gegen die Supermacht. sueddeutsche.de, 10. Juni 2013, abgerufen am 11. Juni 2013.
  4. Matthias Rüb: Informant Edward Snowden – Nichts ist unmöglich. faz.net, 10. Juni 2013, abgerufen am 10. Juni 2013.
  5. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen t3n_471889.
  6. a b c d e Ewen MacAskill: Edward Snowden, NSA files source: 'If they want to get you, in time they will'. guardian.co.uk, 9. Juni 2013, abgerufen am 11. Juni 2013 (englischsprachig).
  7. a b c Marc Pitzke: Prism-Whistleblower: "Ich erwarte nicht, mein Zuhause wiederzusehen". spiegel.de, 10. Juni 2013, abgerufen am 10. Juni 2013.
  8. Irin Carmon: How we broke the NSA story. salon.com, 10. Juni 2013, abgerufen am 11. Juni 2013 (englischsprachig).
  9. Johannes Kuhn: Prism-Informant Snowden auf der Flucht: Obamas Jagd auf die Wachhunde. sueddeutsche.de, 10. Juni 2013, abgerufen am 11. Juni 2013.
  10. a b Andreas Wilkens: PRISM-Whistleblower bekennt sich. heise.de, 9. Juni 2013, abgerufen am 11. Juni 2013.
  11. Daniel Ellsberg: Edward Snowden: saving us from the United Stasi of America. In: The Guardian. Vom 10. Juni 2013 (englischsprachig)
  12. Esther Addley: Julian Assange praises Edward Snowden as a hero. guardian.co.uk, 10. Juni 2013, abgerufen am 11. Juni 2013 (englischsprachig).
  13. Nakissa Salavati: US-Beratungsfirma Booz Allen: Hamilton Geschäft mit Staatsgeheimnissen. sueddeutsche.de, 10. Juni 2013, abgerufen am 11. Juni 2013.