Es hat sich halt eröffnet

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Lucas Cranach d. Ä. (Werkstatt): Die Geburt Christi (um 1520)

Es hat sich halt eröffnet ist ein Weihnachtslied, das aus Österreich (Tirol, Steiermark[1][2]) sowie aus Schwaben[3][4] überliefert ist. Es gilt als eines der „beliebtesten alpenländischen Weihnachtslieder“.[5]

Melodie und Text[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

\relative g'
{ \key g \major \time 2/4 \partial 8 \autoBeamOff
d8 | g8. g16 g8 a | b4 b8 b | b4 a8 d, | g4 r8
d8 | g8. g16 g8 a | b4 b8 b | b8. a16 a8 d, | g4 r8
g | a b c a | b8. c16 d8 b | a b c a | b8. c16 d8 b |
b4 a8 a | g4 g8 g | e'4 e8 e | d4. b8 | c8. c16 c8 a | b8. b16 b8 g | a8. a16 a8 fis | g4. r8 \bar "||"
d'4. c8 | b4 b8 b | a[ b] c[ a] | g4 r8 g | e'4 r8 e8 | d4 r8 b | d[ c] b[ a] | g4 r8 \bar "|." }
\addlyrics {
Es håt sich halt er -- öff -- net das himm -- li -- sche Tor,
die En -- ge -- lan, die ku -- glan gånz hau -- fen -- weis her -- vor.
Die Büa -- ba -- lan, die Ma -- da -- lan, die må -- chn Pur -- zi -- ga -- ga -- lan,
båld au -- fi, båld å -- bi, båld hin und båld her,
båld un -- ter -- schi, båld ü -- ber -- schi, das gfreut sie um so mehr.
Al -- le -- lu -- ja, al -- le -- lu -- ja, al -- le-, al -- le-, al -- le -- lu -- ja!
}

Es håt sich halt1 eröffnet das himmlische Tor,
die Engelan, die kugelan2 gånz haufenweis hervor.
Die Büabalan, die Madalan, die måchn Purzigagalan,3
båld aufi, båld åbi, båld hin und båld her,
båld unterschi, båld überschi, das gfreut sie um so mehr.
Alleluja, alleluja, alle-, alle-, alleluja

Jetzt håb ma hålt dås himmlische Gwammel4 erblickt;
es håt uns Gott Våter an Botn zuagschickt.
Wir sollten uns vereinen, zum Kindlein auf die Roas,
verlåssn unsre Öchslan, die Kälber und die Goaß,
verlåssn unsre Öchslan, die Kälber und die Goaß.

Åft5 sein mir nåcher gången, i und du a,
kerzengråd nåch Bethlehem, juchheißa, hopsassa.
Seppele, du Schlanggele,6 nimm du dei gmöstets Lampele,7
und Michl, du a Henn, und Jost, du an Håhn,
und i nimm mei foasts Fakkele8 und renn damit davon.

Geh, Veitl, mir wöllen die Gscheitern hålt sein!
Wir betn ’s Kindlan ån im Ochsenkrippelein.
Büabale, wås mågst denn håbn, mågst eppa9 dechta10 unsre Gåbn?
Mågst Äpfl oder Birn, oder Nussn oder Kas,
willst Zwötschgen11 oder Pflaumen oder sinst12 a sölles13 Gfraß?

Alternative Textfassung aus Nauders:

Es håt sich hålt eröffnet dås himmlische Tor.
Die Engelen, dö kugeln gånz haufenweis hervor;
die Büebelen, die Madelen, sie måchen Purzigagelen
|: båld aui, båld åi, båld hin und båld her,
båld unterschi, båld überschi, dös freut uns um so mehr. :|

Gea, Veitl, mir wölln die Gscheidern sein;
mir beten zum Krischtkindalan bein Oxenkrippelan.
Büabele, wås willst håbn, willst Nutzen für die Gåb’n,
|: willst Opfl oder Birn, oder Pfraumen, oder Kas,
oder Nuss’n oder Zwöschben oder sünst a sölles Gfraß. :|

Jetzt sein mers hålt gången, i und du a,
hin gegen Betlehem, hopsasasa!
Männiglü,14 du Schlampele, nimm du dein gmäschtets Lampele,
|: und Gottl,15 du a Henn, und Riapl16 du a Huhn;
und i i nimm meiñ Fakkele, renn a darmit darvun. :|[6]

Worterklärungen:

2 
kugeln, purzeln
4 
Gewimmel
5 
dann, nachher
7 
gemästetes Lämmchen
9 
etwa
10 
doch
12 
sonst
13 
solches
14 
Dominikus
15 
Gottlieb
16 
Rupert

Überlieferung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Weihnachtslied ist erstmals 1756 in einer Fassung aus 16 sechszeiligen Strophen auf einem fliegenden Blatt nachweisbar.[7] Eine stark gekürzte Textfassung wurde 1808 in Des Knaben Wunderhorn aufgenommen.[8][9] Wilhelm Pailler veröffentlichte 1883 eine Textfassung mit der Herkunftsangabe „Tirol, Lienz“, bei der die Eingangsstrophe der heute üblichen Fassung am Schluss steht.[10] Diese Überlieferungen sind alle ohne Melodie.

Als Herkunft einer anderen Überlieferungslinie, die auch die Melodie umfasst, wird Nauders in Tirol,[11][12] nach anderen Quellen das Tiroler Oberinntal genannt.[13] Die Angabe, das Lied sei um 1800 in Bozen aufgezeichnet worden,[14] konnte bislang nicht verifiziert werden. Gewährsmann für die beiden ältesten bekannten Aufzeichnungen der Melodie ist der Druckereibesitzer Hans Mößmer aus Wien, der das Lied als „sehr alt, mindestens aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts“ bezeichnete. Mößmer hatte das Lied seinerseits 1860 von dem Wiener Feuerwehrhauptmann Ingenieur Schuler gehört, der aus Lötz (heute Ortsteil von Zams) in Tirol gebürtig war. 1893 hatte Josef Pommer eine dreistrophige Fassung von Mößmer aufgezeichnet, die er erst 1913 veröffentlichte.[6] Die erste Strophe des Liedes zeichnete Karl Liebleitner (1858–1942) im Jahre 1898 von Mößmer auf. Diese Fassung wurde 1899 von Franz Friedrich Kohl in der Sammlung Echte Tiroler Lieder erstmals veröffentlicht.[11][2] In die zweite Auflage der Echten Tiroler Lieder von 1912 wurde eine vierstrophige, in der Melodie abweichende Fassung aus Roppen im Oberinntal aufgenommen.[15] Eine etwas abweichende Textfassung in drei Strophen ist aus der Gegend von Kufstein überliefert.[16] Die weiteren Strophen einer anderen Fassung finden sich u. a. im Liederbuch Alpenrose (1924, dort als „Volkslied aus Tirol“),[17] sowie mit einer melodischen Variante in dem von Georg Kotek und Raimund Zoder herausgegebenen Liederbuch Stille Stunden, Wien 1950,[18] aufgezeichnet von Georg Kotek in Bozen.[2]

Zugleich gilt das Lied als das einzige Weihnachtslied, das in schwäbischer Mundart überliefert ist. Erklärt wird dies mit einem kulturellen Austausch, der vor allem über die Schwabenkinder jahrhundertelang beide Dialekträume miteinander verband.[3]

Das Lied wurde in Tirol zu Weihnachten auch im Gottesdienst gesungen,[10] fiel aber den Bemühungen des Cäcilianismus um eine Reinigung des Kirchengesangs von weltlichen Einflüssen zum Opfer. Als Reaktion darauf wurde das Lied im Volksgesang noch durch einen angehängten „Halleluja“-Ruf ergänzt.[19] In der Tat fehlt dieser Liedschluss in den ältesten Quellen[6][11] sowie in Liederbüchern, die schwäbische Vorlagen als Quellen anführen;[4] hauptsächlich findet er sich in späteren Überlieferungen aus Österreich.

Zu den bekanntesten Interpreten zählen die Trapp Family Singers, die das Lied auf ihr 1953 erstmals erschienenes Album Christmas with the Trapp Family Singers aufnahmen.[20]

Bearbeitungen des Liedes schufen u. a. Karl Marx (1949),[21] Leo Lehner (1952),[22] Hans Bauernfeind (1953),[23] Herbert Paulmichl (1977),[24] Franz Josef Breuer (1978)[25] und Fred Schecher (1981).[26]

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hoffnung auf das Öffnen der Pforte des Himmels ist ein altes adventliches Motiv, das in vielen Advents- und Weihnachtsliedern wie Veni, veni, Emmanuel, Herr, send herab uns deinen Sohn, Tauet, Himmel, den Gerechten, O Heiland, reiß die Himmel auf oder Lobt Gott, ihr Christen alle gleich thematisiert wird.[5]

Das fröhliche Lied wirkt wie eine Ausgestaltung barocker Christgeburtsbilder mit Unmengen puttengleicher Engelsscharen,[27] die aus dem Himmel strömen, um die Geburt Christi zu verkünden. Auch literarisch findet sich dieses Motiv bereits um 1700, so etwa bei dem Barockprediger Ignatius Ertl (1645–1713):

„Zu einem Schauspiel denen Engeln / dann diese fliegen anheut gantz Schaar weiß vom Himmel auf Erden herab / […]“[28]

Die weiteren Strophen lehnen sich inhaltlich an eine Hirtenszene an: die Hirten erkennen die frohe Botschaft und eilen nach Bethlehem, um das Jesuskind anzubeten und ihm Geschenke darzubringen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Steirisches Liederblatt Jg. 11 (1992)/Bl. 3, ZDB-ID 351937-5, S. 16.
  2. a b c Es hat sich hålt eröffnet, Steirisches Volksliedwerk (Memento vom 21. Februar 2008 im Internet Archive)
  3. a b Volksmusik zum Advent. Landesmusikrat Baden-Württemberg, Dezember 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. April 2015; abgerufen am 23. Dezember 2018.
  4. a b Ulrich Zimmer (Hrsg.): Es ist ein Ros entsprungen. Deutsche Weihnachtslieder aus sechs Jahrhunderten. Bärenreiter/dtv, Kassel/München 1981, ISBN 3-7618-1714-2, S. 136 f.
  5. a b Ingrid Loimer-Rumerstorfer: Es hat sich halt eröffnet das himmlische Tor ... In: Salzburger Volkskultur 17(1993) Nr. 3, ISSN 1563-2881, S. 140–147.
  6. a b c Aus Pommers Tiroler Aufzeichnungen (13): Das Nauderer Christkindellied. In: Deutscher Volksgesang-Verein Wien: Das deutsche Volkslied. Zeitschrift für seine Kenntnis und Pflege. 15. Jg. 1913, ZDB-ID 543061-6, S. 202 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Drey gantz neue Weyhnacht-Lieder, gedruckt im Jahr 1756. Zitiert nach: Heinz Rölleke (Hrsg.): Des Knaben Wunderhorn. Kritische Ausgabe. (= Frankfurter Brentano-Ausgabe; Band 9,3). Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-002284-9, S. 237–238.
  8. Achim von Arnim, Clemens Brentano (Hrsg.): Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder. Band 3. Mohr und Zimmer, Heidelberg 1808, S. 131 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv).
  9. Weihnachtlied im Projekt Gutenberg-DE
  10. a b Wilhelm Pailler: Weihnachtlieder und Krippenspiele aus Oberösterreich und Tirol. Band 2. Wagner, Innsbruck 1883, S. 89–90 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. a b c Franz Friedrich Kohl (Hrsg.): Echte Tiroler Lieder. Unter Mitwirkung mehrerer Freunde herausgegeben. Selbstverlag des Herausgebers, Wien 1899, S. 268 f. (Digitalisat in: austrian literature online – alo).
  12. Eva Bruckner, Margit und Ernst Schusser (Hrsg.): Musikalische Volkskultur in Südtirol (3. Teil). Dargestellt in der Sammelarbeit von Karl und Grete Horak (= Auf den Spuren von … Heft 26). Volksmusikarchiv und Volksmusikpflege des Bezirks Oberbayern, Bruckmühl 2014, ZDB-ID 2275509-3, OCLC 311502640, S. 32 f. (Inhalt).
  13. Walter Deutsch: Das alpenländische Liederbuch. Kremayr & Scheriau, Wien 1979, ISBN 3-218-00328-8, Nr. 185, S. 254 f. (Rezension von Leopold Schmidt. In: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde, Band 83 (= Neue Serie Band 34), 1980, ISSN 0029-9669, S. 47 f. volkskundemuseum.at [PDF; 7,1 MB]).
  14. Martina Natter, Thomas Nußbaumer: Alpenländisches Liederbuch. Altbekannte und neuentdeckte Volkslieder. Löwenzahn, Innsbruck 2007, ISBN 978-3-7066-2408-4, S. 284.
  15. Franz Friedrich Kohl (Hrsg.): Echte Tiroler Lieder. Unter Mitwirkung mehrerer Freunde herausgegeben. 2. Auflage. Band 1. Tyrolia, Innsbruck 1912, S. 1. Zitiert nach: Aus Pommers Tiroler Aufzeichnungen (13): Das Nauderer Christkindellied. In: Deutscher Volksgesang-Verein Wien: Das deutsche Volkslied. Zeitschrift für seine Kenntnis und Pflege. 15. Jg. 1913, S. 203.
  16. B. Erler: Volkslieder aus der Kufsteiner Gegend. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen, 125 (1910), S. 398 ff. (Textarchiv – Internet Archive).
  17. Es hat sich halt eröffnet bei volksliederarchiv.de
  18. Georg Kotek, Raimund Zoder (Hrsg.): Stille Stunden. Ein österreichisches Volksliederbuch. Band 3. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1950, OCLC 719289578.
  19. Friedrich Haider: Tiroler Volksbrauch im Jahreslauf. Tyrolia, Wien 1968, S. 516 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  20. Christmas with the Trapp Family Singers bei AllMusic (englisch)
  21. Karl Marx: Im Lebenskreis. Alte und neue Lieder für Singstimmen u. Instrumente in neuen Sätzen. Merseburger, Hamburg 1949, S. 15, DNB 453237290, vgl. deutscheslied.com
  22. DNB 100410037X
  23. DNB 1000776832
  24. DNB 35409534X
  25. DNB 354324225
  26. DNB 354370839
  27. Ingeborg Weber-Kellermann: Das Buch der Weihnachtslieder. 10. Auflage. Schott, Mainz 2010, ISBN 978-3-254-08213-8, S. 92–95.
  28. Ignatius Ertl: Sonn- und Feyer-Tägliches Tolle Lege, Das ist: Geist- und Lehr-reiche Predigen, Auf alle Sonn- und Feyer-Täg des gantzen Jahr-Lauffs eingerichtet: Festival-Theil. 3. Auflage. Buggel, Nürnberg 1715, S. 1022 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).