Fähnrich

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Heer/Luftwaffe, Fähnrich

Dienstgradabzeichen (Aufziehschlaufe) Feldanzug Heer/ Luftwaffe
Dienstgradgruppe der Unteroffiziere mit Portepee
NATO-Rangcode OF-D[1]
Dienstgrad Heer/Luftwaffe Fähnrich
Dienstgrad Marine Fähnrich zur See
Abkürzung (in Listen) Fähnr (FR)
Besoldungsgruppe A7 nach BBesO

Fähnrich (ahd. faneri, mhd. venre, Frühneuhochdeutsch venrich; in der Kavallerie früher auch „Kornett“, span. corneta ‚Reiterfahne‘, ‚Standarte‘, daraus frz. cornette; engl. ensign) ist ein militärischer Dienstgrad, der – national unterschiedlich – entweder einen Offizieranwärter oder dienstjüngsten Offizierdienstgrad bezeichnet.

In den meisten ehemaligen Bündnisstaaten des Warschauer Pakts bilden die Fähnriche (russisch Praporschtschik, polnisch chorąży) eine eigene Laufbahngruppe zwischen den Offizieren und Unteroffizieren; als solche sind sie den Warrant Officers des angelsächsischen Sprachraums ähnlich.

Geschichte

Fähnrich, Darstellung aus dem 16. Jahrhundert

Im Kriegshaufen der Landsknechte war der Fähnrich der Träger des Feldbanners, um das sich Kompanie oder Fähnlein scharte. Der vom Obristen ernannte Fähnrich musste als besonders zuverlässig und tapfer gelten und schwören, die Fahne bis zum Tode zu verteidigen. Es war ihm unter allen Umständen verboten, die Fahne loszulassen oder gar auf die Erde fallen zu lassen. In Kriegsbüchern des Dreißigjährigen Krieges ist dazu festgelegt, sich in die Fahne einzuwickeln oder mit den Zähnen zu halten, sollte man keine Arme mehr haben.

Der Nimbus der Fahne, die als Allerletztes fällt und dann noch unter allen Umständen in der Truppe verbleiben muss, entstand aus der Tatsache, dass im Kampf die – oft grellbunten – Banner über Jahrhunderte die wichtigste Möglichkeit der Standortbestimmung von Truppenteilen darstellten, waren sie doch im dicksten Getümmel und bisweilen noch im Pulverdampf zu erkennen. Hochgehalten zeigten sie, wo und ob die Truppe noch vorhanden war, denn war der Fähnrich gefallen, konnte man davon ausgehen, dass auch die Landsknechte des Fähnleins tot oder zumindest kampfunfähig waren. Desaströs wirkten sich in Feindeshand gelangte Fahnen aus, sie wurden sofort zur Irrleitung der scheinbar eigenen Truppen zweckentfremdet, was sie in den sicheren Untergang führte und letztendlich entscheidend für den Ausgang einer Schlacht sein konnte.

In einem Reglement von 1726 für Sachsen ist zu lesen: Die Fähndrich-Stelle ist die erste und niedrigste Ober-Officir-Charge, die gemeiniglich einem jungen, qualificirten Menschen anvertraut wird. An sich selbst ist sie eine Adeliche Charge […] Die Function eines Fähndrichs bestehet darinnen, daß er vor allen Dingen das ihm anvertraute Fähnlein bey dem Marsche und Zügen führen, auch solches bis auf den letzten Blutstropfen verdefendiren muß …

Die Aufgabe als Fahnenträger übernahmen im 18. Jahrhundert in vielen Ländern die Offiziersanwärter Freikorporal (Infanterie, Dragoner) oder Fahnenjunker (Kavallerie).

Dem Fähnrich als niederstem Offiziersrang entsprach in der Kavallerie der Kornett. Eine Besonderheit stellte in der Artillerie der Stückjunker dar, der nie eine Fahne zu tragen hatte (die Artillerie führte keine Feldzeichen). Stattdessen befehligte er ein Geschütz (veraltet: „Stück“); sein Status schwankte je nach Armee zwischen dem eines Fähnrichs und dem des Freikorporals.

Preußisches Heer

Mit der Heeresreorganisation von 1807 wandelte sich der Fähnrich vom Offiziersdienstgrad zum Berufsoffiziersanwärter im Unteroffiziersrang; damit trat der Fähnrich an die Stelle des abgeschafften Freikorporals (der seit 1763 mitunter bereits das Fähnrichspatent erhielt, Offiziersrang genoss und darum als Portepee-Fähnrich das silberne Offiziersportepee am Mannschaftssäbel trug). Gleichzeitig entfielen die Bezeichnungen Kornett und Stückjunker gänzlich.

Mindestvoraussetzung zum Eintritt in die Offizierslaufbahn war nun nicht mehr adelige Herkunft, sondern der Nachweis bürgerlicher Bildung in Form der schulischen Mittleren Reife (das „Einjährige“).

Fähnriche in Heer und Marine bis 1945

Portepee-Fähnriche bis 1918

In der Armee des Deutschen Kaiserreiches wurden potentielle Offiziersanwärter (Avantageure/Aspiranten, ab 1899: Fahnenjunker, nun Mannschaftsdienstgrad) von ihrem zukünftigen Regimentschef ausgewählt; anfangs konnte dieser den Avantageur/Fahnenjunker nach frühestens sechs Monaten und nach eigenem Ermessen anhand eines Dienstzeugnisses zum Portepee-Fähnrich (seit 1899 offiziell Fähnrich)[2] befördern. Der Portepee-Fähnrich besaß nicht mehr Offiziersrang (wie bis 1806), sondern stand an der der Spitze der Unteroffiziere ohne Portepee, rangierte also vor den Sergeanten.

Um Missbrauch (Stichwort „Vetternwirtschaft“) und mangelnder Qualifikation der Bewerber vorzubeugen, wurde das Verfahren zusehends professionalisiert. Um das Jahr 1900 mussten Anwärter, die zwar das „Einjährige“, nicht aber das Abitur besaßen, vor Dienstantritt eine Eignungsprüfung vor der Ober-Militär-Examinationskommission ablegen. Abgefragt wurden schriftliche und mündliche Kenntnisse allgemeinschulischer Art: Deutsche Sprache und Literatur, Latein, Französisch, Mathematik, Geographie, Geschichte, Zeichnen. Bei Nichtbestehen durfte die Prüfung, ganz oder in Teilen, nach etwa drei Monaten letztmals wiederholt werden.

Nach dem Bestehen der (Portepee-)Fähnrichsprüfung und bei positivem Dienstzeugnis erfolgte die Beförderung zum (Portepee-)Fähnrich. Anschließend besuchten sie ein Jahr lang die Kriegsschule; davon befreit waren Abiturienten, die mindestens ein Jahr auf einer technischen Hochschule, Berg- oder Forstakademie studiert hatten. Mit Ablegung des Offiziersexamens erlangte der (Portepee-)Fähnrich die Berechtigung zum Tragen des Offiziersseitengewehrs (Degen, Säbel) und rückte zu den Unteroffizieren mit Portepee auf. Als sogenannter „Degen-Fähnrich“ rangierte er nun vor dem Vizefeldwebel, doch hinter dem Etatmäßigen Feldwebel. Vor der Beförderung zum Leutnant musste das Offizierskorps in einem Wahlverfahren (Kooptation) seine Einwilligung erteilen.

Der (Portepee-)Fähnrich trug Unteroffiziersuniform und anfangs die Seitenwaffe der Mannschaften (Bajonett oder Mannschaftssäbel), diese jedoch mit dem Offiziers-Portepee. Die Kopfbedeckung war mit der Offizierskokarde versehen. Nach bestandener Offiziersprüfung trug der Portepee-Fähnrich den Offiziersdegen am Mannschaftskoppel. Die Unteroffizierstressen am Kragen entfielen. Zum kleinen Dienst und außer Dienst durfte nun auch der Offiziersüberrock getragen werden, allerdings mit den Mannschaftsschulterklappen.

Fähnriche zur See bis 1918

Zwischen 1855 und 1864 war Fähnrich zur See (vorher See-Kadett erster Klasse) der unterste Seeoffiziersdienstgrad der Preußischen Marine. Nach der Umbenennung in Unterleutnant zur See (seit 1899 Leutnant zur See) entfiel die Bezeichnung, bis sie 1899 in der Kaiserlichen Marine wiedereingeführt wurde.

Fähnrich zur See war nun ein Seeoffizier-Anwärterdienstgrad, ähnlich dem Portepee-Fähnrich des Landheeres. Letzterem entsprachen in der Kaiserlichen Marine die beiden Seeoffizier-Anwärterdienstgrade Seekadett (bis 1899 Kadett) und Fähnrich zur See (bis 1899 Seekadett). Nach bestandener Offiziershauptprüfung war der „Säbel-Fähnrich“ (bis 1899 „Säbel-Kadett“) ranggleich mit dem „Degen-Fähnrich“ des Landheeres. Die Bezeichnungen „Degen“- bzw. „Säbel-Kadett/Fähnrich“ waren keine dienstlichen, sondern umgs. Bezeichnungen.

Die Ausbildungsbestimmungen (insbesondere zu den Bord- und Landzeiten) variierten im Lauf der Jahre. Der folgende kurze Überblick gibt den Stand um das Jahr 1900 wieder: Nach der vierwöchigen militärischen Grundausbildung (Infanterieausbildung) fuhr der Seekadett ein Jahr lang zur See. An Bord übernahm er bereits bestimmte Leitungsaufgaben, wie etwa als Toppsältester das Kommando über die bei Seemanövern im Topp arbeitenden Matrosen.[3] Nach dem ersten Seejahr legte der Seekadett die Fähnrichsprüfung ab. Es folgte die Abkommandierung zur Marineschule und anschließend die Ablegung der Offiziershauptprüfung; der Fähnrich zur See rückte nun als sog. „Säbel-Fähnrich“ zu den Unteroffizieren mit Portepee auf. Nach 18 weiteren Monaten auf verschiedenen See- und Landkommandierungen stand nach der Offizierswahl durch das Seeoffizierskorps (Kooptation) die Beförderung zum Leutnant zur See an.

Nach etwa zwei Jahren als Leutnant (bis 1899 Unterleutnant) erfolgte die Beförderung zum Oberleutnant zur See (bis 1899 Leutnant).

Erst ab diesem Zeitpunkt reichte der Sold zur Lebensführung. Die Seeoffiziersanwärter und Leutnants waren hingegen auf die Unterstützung ihrer Familien angewiesen. De facto stand die Laufbahn der Seeoffiziere darum nur Söhnen der wirtschaftlich besseren Schichten offen; nur besonders talentierte Anwärter (oder solche mit guten Beziehungen) erhielten als „Königskadetten“ eine staatliche Unterstützung.

Praxis nach 1918

Fähnrich Luftwaffe

Nach 1918 entfielen die Bezeichnungen Portepee-Fähnrich, Degen-Fähnrich usw.; in Reichswehr und Wehrmacht stand nunmehr der Fähnrich beziehungsweise der Fähnrich zur See an der Spitze der Unteroffiziere ohne Portepee; disziplinarrechtlich war er jedoch den Unteroffizieren mit Portepee gleichgestellt.

Im Dezember 1920 wurde mit dem Oberfähnrich beziehungsweise Oberfähnrich zur See ein zweiter Fähnrich-Dienstgrad, diesmal vor dem Oberfeldwebel rangierend, geschaffen. Dies wurde in der Wehrmacht übernommen.

In der Waffen-SS gab es die Fähnrichränge SS-Junker, SS-Oberjunker, SS-Standartenjunker und SS-Oberstandartenjunker.

Rangabzeichen Kriegsmarine
Fähnrich zur See
Oberfähnrich zur See
Ärmelabzeichen
Siehe auch

Bundesrepublik Deutschland

„Fähnrich“ (Abk.: Fähnr, in Listen: FR) bezeichnet in der Bundeswehr einen Offizieranwärter im Feldwebeldienstgrad. Bei der Marine heißt dieser Dienstgrad Fähnrich zur See.

Soldaten in diesem Dienstgrad können innerhalb der durch die Vorgesetztenverordnung (VorgV) gesetzten Grenzen Mannschaften und Unteroffizieren ohne Portepee Befehle erteilen.

Sie werden nach der Bundesbesoldungsordnung A mit der Besoldungsstufe A7 besoldet.

Den Dienstgrad Fähnrich erhält der Soldat in der Laufbahngruppe der Offiziere in der Regel mit Vollendung des 21. Dienstmonats. Bis zur Umstellung auf die zentrale Ausbildung der Offizieranwärter des Heeres im Jahr 2006 sollte zusätzlich dazu der Einzelkämpferlehrgang 1 abgelegt werden. Dieser war jedoch für weitere Beförderungen nicht notwendig. Mittlerweile gilt der EKL 1 im Heer nur noch für Kampftruppen als obligatorisch und wird nach dem Studium durchlaufen. Als Ersatz für den EKL 1 absolvieren alle übrigen Truppengattungen den Lehrgang Überleben Einsatz (ÜLE).

 Unteroffizierdienstgrad
Niedrigerer Dienstgrad[4]   Höherer Dienstgrad[4]
Stabsunteroffizier
(OR-6/A6-7)
Fähnrich
Feldwebel
Oberfeldwebel
(OR-6/A7Z)

Dienstgradgruppe: MannschaftenUnteroffiziere o.P.Unteroffiziere m.P.LeutnanteHauptleuteStabsoffiziereGenerale

Andere Staaten

In den Streitkräften der meisten Staaten werden in Anlehnung an die Rangbezeichnung Officer cadet in anglophonen Streitkräften eigenstätige Rangbezeichnungen für Soldaten während ihrer Ausbildung zum Offizier verwendet. Einige Beispiele sind nachfolgend aufgeführt.

Österreich

Österreichisches Bundesheer

— Fähnrich —

Schulterstück Schulterstück Tellerkappe
Schulterstück / Kragenspiegel / Tellerkappe
Dienstgradgruppe Offiziere
NATO-Rangcode OF-1
Dienstgrad Heer/Luftwaffe Fähnrich
Dienstgrad Marine keiner
Abkürzung (in Listen) Fhr
Besoldungsgruppe ...

In der österreichisch-ungarischen Armee war der unterste Offiziersdienstgrad Fähnrich 1838 umbenannt worden in Unterleutnant 2. Gebührsklasse (ab 1849 Unterleutnant 2. Klasse, ab 1867 Unterleutnant, etwa seit 1868 Leutnant). 1908 als Offiziersanwärterdienstgrad wiedereingeführt, ersetzte Fähnrich die 1869 systemisierte Bezeichnung Kadett-Offiziersstellvertreter. Fähnriche bzw. Kadett-Offiziersstellvertreter beendeten als Zöglinge der weniger renommierten k.u.k. Kadettenschulen ihre Ausbildung in der k.u.k. Armee. Im Unterschied zum Kadett-Offiziersstellvertreter stand der Fähnrich nicht mehr an der Spitze des Unteroffizierkorps, sondern gehörte als „Offizier des Soldatenstandes“ einer eigenen Rangklasse an. Dagegen wurden die Absolventen der prestigeträchtigeren Militärakademien damals direkt als Leutnants „ausgemustert“ – und damit als fertige Offiziere.

Siehe auch: Militärschulwesen (Österreich, 1900)

Rangabzeichen („Distinktion“) war von 1868 bis 1918/1923 und dann wieder von 1933 bis 1938 eine 1,3 Zentimeter breite Goldborte an den Kragenenden, darauf der Leutnantsstern (seit 1933 zusätzlich mit einem blanken Kupferknopf dahinter). Vor der Einführung eigener Kadett-Dienstgrade 1869 unterschied sich der Offiziersdienst tuende Offiziersaspirant durch die blanke Offiziersseitenwaffe von den übrigen Anwärtern (diese erhielten 1869 Goldbörtchen zu den Kragendistinktionen). Die Seitenwaffe schmückte das gelb-schwarze Portepee der Unteroffiziere, jedoch in Seidenausführung. Als Kopfbedeckung war zum Kasernen- und Felddienst sowie zum Ausgang die schwarze Kappe der Offiziere erlaubt, mit den Verzierungen (Rose bzw. „Kokarde“, Schlingenspange und Kordel) aus kaisergelber, schwarz geritzter Seide (statt aus Goldgespinst). Zur Parade sowie an Sonn- und Feiertagen war hingegen der Tschako (Fußtruppen, Artillerie, Husaren) beziehungsweise der Helm (Ulanen, Dragoner) der Feldwebel und Wachtmeister Vorschrift. Die mittig längs geteilte, kaisergelbe Doppelborte war aus Seide (statt Schafwolle). Eine Ausnahme bildete der bortenlose Dragonerhelm: Die unterschiedslose Ausführung für Fähnriche und Wachtmeister kennzeichnete eine dreifache Riffelung des gelbmetallenen Seitenrands des Helmkamms.

Österreichisches Bundesheer

Im österreichischen Bundesheer wird der Fähnrich zu den Offizieren gezählt, befindet sich als „Militärakademiker“ aber noch in Ausbildung zum Leutnant. Insofern nimmt dieser Offiziersanwärterdienstgrad eine Zwitterstellung ein. In Österreich existieren keine weiteren Offizieranwärterdienstgrade.

Der Dienstgrad Fähnrich wird Einjährig-Freiwilligen nach zwölf Monaten ab Diensteintritt verliehen. Scheitert ein Offiziersanwärter an der Theresianischen Militärakademie während der achtsemestrigen (ab September 2008: sechssemestrigen) Akademieausbildung (inklusive Berufspraktika), so wird er mit dem Dienstgrad Wachtmeister entlassen. Demnach tragen ausschließlich die auszubildenden Militärakademiker den Dienstgrad Fähnrich. Die Beförderung zum vollwertigen Offizier und Leutnant erfolgt am Ende der vierjährigen (bis September 2008: dreijährigen) Ausbildung. Äußerlich unterschieden werden die einzelnen Jahrgänge anhand gelber Querbalken über den Dienstgradabzeichen (Fähnrichsstern): Ein Balken zeichnet den ersten Jahrgang aus, vier Balken den vierten, den Abschlussjahrgang.

Vorlage:DG BH Offiziere

Vereinigtes Königreich

Bis ins Jahr 1871 war Ensign der niedrigste Offiziersdienstgrad in den Infanterieregimentern der British Army. Dieser entspricht heute dem Second Lieutenant. Aufgabe dieser Offiziere war es, die Fahne des Regiments zu tragen. Ab dem 16. Jahrhundert hatte das Wort ensign zwei Bedeutungen, zum einen die Fahne an sich und zum anderen den Träger eben jener Fahne. In der Zeremonie Trooping the Colour werden die Fahnen der Regimenter von verschiedenen Dienstgraden getragen, diese haben heute noch die Aufgabe – nicht jedoch den Rang – eines Ensign.

Vereinigte Staaten

Ensign der US Navy

In der US Navy ersetzte der Ensign 1862 den Rang eines „Passed Midshipman“, also einen Midshipman, der seine Ausbildung bereits beendet hatte. Der Ensign der US Navy und der US Coast Guard ist das Äquivalent zum Second Lieutenant der US Army, des United States Marine Corps oder der US Air Force. Im NATO-Rangcode-System hat er die Stufe OF-D und ist damit auch das Äquivalent eines Leutnant zur See der Deutschen Marine. Ein Offizier im Dienstgrad eines Ensign ist typischerweise noch in der erweiterten zweijährigen Spezialausbildung, nachdem er bereits sein Offizierspatent bekommen hat. Nach dieser Ausbildung dient er dann für gewöhnlich als Offizier in einer Division, in der er eine Gruppe von Petty Officers und Mannschaftsdienstgraden führt. Doch selbst die Verwendung als Divisionsoffizier dient eigentlich noch der Ausbildung. Sie soll den jungen Marineoffizier mit den Pflichten und Verantwortlichkeiten, den Systemen, Programmen und Richtlinien des alltäglichen Dienstes mit Unterstützung durch den Divisions-Chief-Petty-Officer vertraut machen.

Aufgrund ihrer Schulterabzeichen werden US-Ensigns oft auch „butterbars“ (dt. etwa Butterriegel) genannt.

Der dienstälteste Ensign an Bord eines Schiffs der US Navy oder einer Marineflugstaffel erhält extra große Schulterabzeichen, in denen oft das Wort „BULL“ eingraviert ist. Dieser Offizier wird auch „Bull Ensign“ genannt. Der Tradition nach ist dieser Ensign als Mentor verantwortlich für die anderen dienstjüngeren Ensigns der Einheit. Zusammen mit dem dienstjüngsten Ensign, dem „J.O.R.G.“ (engl. Junior Officer Requiring Guidance „dienstjunger Offizier, der Führung benötigt“) oder „George“, der als Vizepräsident der Messe fungiert, ist er verantwortlich für die Formalitäten der militärischen Dinner während einer „Messe-Nacht“.

Norwegen

In Norwegen ist der Fenrik der unterste Offiziersdienstgrad, der 1930 den Sekondeleutnant (Sekondløytnant) ablöste.

Ehemalige Bündnisstaaten des Warschauer Pakts

In den meisten ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten bilden die Praporschtschiks und Chorąży (Übersetzt: Fähnriche) eine mehrere Dienstgrade umfassende eigenständige Laufbahngruppe, die zwischen den Offizieren und Unteroffizieren eingeordnet ist. Sie gelten als Spezialisten ihrer Laufbahn und sind mit den Warrant Officers der westlichen Staaten vergleichbar. Um Verwechslungen beispielsweise mit dem Fähnrich der Bundeswehr zu vermeiden, wurden die Originalbezeichnungen weitgehend beibehalten.

Die Laufbahngruppe der Fähnriche wurde bei fast allen Staaten des Warschauer Pakts bis zu Beginn der 1970er Jahre eingeführt. Das erste Land mit einer eigenen Fähnrichslaufbahn war seit 1957 Ungarn. Davon abweichend installierte Rumänien die fünfstufige Laufbahngruppe der „Militärmeister“ (Maistri militari), vom Maistru Militar Classa IV bis zum ranghöchsten Maistru Militar Principal. Allein Bulgarien verzichtete auf die Errichtung einer solchen Laufbahngruppe.

Auf die Laufbahn der Fähnriche können sich traditionell Kandidaten mit einem höheren Schulabschluss (Abitur oder Fachabitur) bewerben. Typisch ist eine Ausbildungsdauer von zwei Jahren. Die Weiterbeförderung zum Offizier ist in der Regel nicht vorgesehen. Auch werden Berufsunteroffiziere nur selten zum Fähnrich weiterbefördert.

Deutsche Demokratische Republik

Die Fähnriche der NVA bildeten eine eigenständige Laufbahngruppe, die zwischen den Unteroffizieren und den Offizieren angesiedelt war. Diese ergänzte sich überwiegend aus dienstälteren hochqualifizierten Unteroffizieren mit Portepee oder Bewerbern mit höherem Schul- oder Hochschulabschluss, die nach Absolvierung einer zweijährigen Ausbildung direkt zum Fähnrich ernannt wurden. Diese Ausbildung wurde teilstreitkraftintern, beispielsweise für die NVA Luftstreitkräfte an der MTS der LSK/LV, durchgeführt. Das vorherige Durchlaufen der Unteroffizierslaufbahn war wünschenswert, aber gegen Ende der 80er Jahre eher selten.

Dienstgrad
niedriger:
Stabsfeldwebel
Stabsobermeister


Fähnrich (NVA)
höher:
Oberfähnrich (NVA)

Ungarn

Zur Zeit der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie war der Zászlós in der Honvéd-Armee das Pendant zum Fähnrich in den Truppen der österreichischen Reichshälfte. Von 1919 bis 1945 zählte er als „Offizier in Ausbildung“ bereits zu den Offizieren. In der Nachkriegszeit zwischenzeitlich abgeschafft, wurde der Dienstgrad Zászlós 1957 wieder eingeführt. Jetzt bezeichnete er jedoch nicht mehr einen Offiziersanwärter, sondern den untersten Dienstgrad der neu geschaffenen Laufbahngruppe der Fähnriche (Zászlósok), die zwei Dienstgrade umfasste: den Zászlós (Fähnrich) und Törzszászlós (Stabsfähnrich). Nach 1989 behielten die Streitkräfte Ungarns – im Unterschied zu anderen ehemaligen Warschauer Pakt-Staaten – die Laufbahngruppe der Fähnriche bei. 1990 kam der Főtörzszászlós (Oberstabsfähnrich) als höchster Fähnrichsdienstgrad hinzu. Gemäß NATO-Rangcode rangieren die beiden unteren Fähnrichsdienstgrade als OR-8, der Főtörzszászlós als OR-9, gemeinsam werden sie zu den Warrant Officers gezählt.

Siehe auch

Wiktionary: Fähnrich – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Das Kürzel OF-D, auch OF(D), steht im Englischen für officer-designate, was zu Deutsch etwa Offizieranwärter heißt.
  2. Kabinettsordre Kaiser Wilhelm II., veröffentlicht im Armee-Verordnungsblatt am 1. Januar 1899. Ziel war die Ersetzung von Fremdwörtern durch deutsche Ausdrücke.
  3. Brockhaus 14. A., Bd. 15, Stichwort Toppsältester
  4. a b Die äquivalenten, ranghöheren und rangniedrigeren Dienstgrade sind im Sinne der ZDv 14/5 B 185 angegeben, vgl. Der Bundesminister der Verteidigung (Hrsg.): ZDv 14/5. Soldatengesetz. DSK AV110100174, Änderungsstand 17. Juli 2008. Bonn 21. August 1978, Dienstgradbezeichnungen in der Bundeswehr, S. B 185 (Nicht zu verwechseln mit dem Gesetz über die Rechtsstellung der Soldaten (Soldatengesetz). Die in der Infobox dargestellte Reihenfolge der Dienstgrade entspricht nicht notwendigerweise einer der in der Soldatenlaufbahnverordnung vorgesehenen regelmäßig durchlaufenen Dienstgradabfolgen und auch nicht notwendigerweise der in der Vorgesetztenverordnung beschriebenen Dienstgradhierarchie im Sinne eines Vorgesetztenverhältnisses).