Feld-Hainsimse

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Feld-Hainsimse

Feld-Hainsimse (Luzula campestris)

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Binsengewächse (Juncaceae)
Gattung: Hainsimsen (Luzula)
Art: Feld-Hainsimse
Wissenschaftlicher Name
Luzula campestris
(L.) DC.

Die Feld-Hainsimse (Luzula campestris), auch Hasenbrot oder Gemeine Marbel[1] genannt, ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Binsengewächse (Juncaceae) gehört.

Verbreitung und Standort[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blühender Bestand

Das natürliche Verbreitungsgebiet dieses Binsengewächses umfasst Europa und Nordwestafrika, doch die Art ist inzwischen weltweit eingeführt. Sie wächst in mäßig trockenen Sand- und Silikatmagerrasen, Frischwiesen und -weiden, Zwergstrauchheiden und Borstgrasrasen, auch in Feuchtwiesen. Sie ist eine schwache Charakterart der Klasse Nardo-Callunetea, kommt aber auch in Gesellschaften der Ordnung Arrhenatheretalia oder des Verbands Mesobromion vor.[2] In den Allgäuer Alpen steigt sie bis zu 1300 oder 1400 Metern Meereshöhe auf.[3] Bezogen auf den gesamten Alpenraum liegt die Obergrenze etwa bei 2100 Metern[2] oder 2300 Metern.[4][5]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Feld-Hainsimse ist ein sommergrüner, mehrjähriger Hemikryptophyt mit lockerrasigem Wuchs. Sie erreicht Wuchshöhen zwischen 5 und 30 Zentimetern und breitet sich mit kurzen bis langen unterirdischen Ausläufern aus. Die Stängel wachsen starr aufrecht. Die grundständigen Blätter sind grasartig und je nach Standort unterschiedlich breit. Die Blattspreiten sind bewimpert und am Ende stumpf.

Jacob Sturm: Luzula campestris DeCand.: Tafel VI.1 77.5 aus Deutschlands Flora in Abbildungen nach der Natur (1840).
Blütenstand

Der kompakte, aufrechte Blütenstand besteht aus zwei bis fünf, selten auch mehr, sitzenden oder gestielten, kopfigen, mehrblütigen Ährchen, wovon mindestens ein Ährchen zur Fruchtreife deutlich zurückgebogen ist. Die oberen Stängelblätter sind etwa so lang wie der Blütenstand. Die sechs Perigonblätter sind bis zu 3 Millimeter lang und lanzettlich zugespitzt. Sie sind etwa gleich groß und rötlich bis braun gefärbt mit weißem Hautrand. Die Staubbeutel sind etwa viermal so lang wie die Staubfäden. Die Griffel sind länger als der Fruchtknoten. Die Frucht ist stumpf eiförmig mit kurzer Spitze. Sie ist braun und etwa so lang wie die Blütenblätter. Die 1,6 bis 1,9 Millimeter[6] langen Samen tragen große, fast 1 Millimeter breite Anhänge (Elaiosomen).

Die Feld-Hainsimse ist ein Frühblüher und blüht bereits im März und April.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 12.[2]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Feld-Hainsimse ist eine Halblichtpflanze. Ihr ökologischer Schwerpunkt liegt auf sauren, kalkarmen, stickstoffarmen bis -ärmsten, trockenen bis feuchten Böden. Sie ist ein Versauerungs- und Magerkeitszeiger.[2] Der Boden muss wenigstens oberflächlich kalkfrei sein.[7] Sie ist düngungsempfindlich und wird bei Düngung, Kalkung und intensiver Nutzung durch andere Arten verdrängt.[7] Dadurch ist sie heute weniger häufig als früher,[3] auch wenn sie andererseits in Parkrasen neue Standorte hinzugewonnen hat.[8]

Die langlebigen (über 100 Jahre[2]) Samen mit den Elaiosomen können von Ameisen ausgebreitet werden (Myrmekochorie) und werden nicht selten von Tieren gefressen (Endozoochorie) oder bleiben auf Grund ihrer leichten Klebwirkung am Fell oder im Gefieder von Tieren haften (Epizoochorie). Wegen ihrer frühen Blütezeit ist die Feld-Hainsimse eine wertvolle Bienenpflanze.[7]

Taxonomie und Unterarten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Synonym für Luzula campestris (L.) DC. ist Luzula vulgaris Buchenau.

Man kann die folgenden Unterarten unterscheiden[9]:

  • Luzula campestris subsp. campestris: Sie kommt von Europa bis ins nordwestliche Afrika vor.[9]
  • Luzula campestris subsp. nevadensis P.Monts.: Sie kommt in Spanien vor,[9] und zwar in der Sierra Nevada und der Sierra de Baza in Höhen von 1800 bis 2800[10] oder von 1300 bis 3000[11] Metern. Sie unterscheidet sich in der Chromosomenzahl (2n = 24) von der Nominatsippe, doch lassen sich keine morphologischen Unterschiede zu Pflanzen aus anderen Teilen Spaniens erkennen.[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jürke Grau, Bruno P. Kremer, Bodo Maria Möseler, Gerhard Rambold, Dagmar Triebel: Gräser. Mosaik Verlag, München 1990, ISBN 3-576-10702-9, S. 190–191.
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4, S. 593.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 152, 155.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dieser Name galt bereits um 1900 als ungebräuchlich. – Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mittel-Europa. Mit besonderer Berücksichtigung von Deutschland, Oesterreich und der Schweiz. 1. Auflage. Band 2. J. F. Lehmann’s Verlag, München 1909, S. 183.
  2. a b c d e Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 155.
  3. a b Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW-Verlag, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 309.
  4. Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Unsere Gräser. Süßgräser, Sauergräser, Binsen (= Kosmos-Naturführer). 11. Auflage. Franckh-Kosmos-Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-440-07613-X, S. 204–205: „über 2300 m.“
  5. Jean-Marc Tison, Bruno de Foucault, Société botanique de France: Flora Gallica. Flore de France. 1. Auflage, 2. Druck (mit zahlreichen Korrekturen). Biotope Éditions, Mèze 2014, ISBN 978-2-36662-012-2, S. 152 (französisch).
  6. Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4, S. 593.
  7. a b c Stephan Rauschert: Wiesen- und Weidepflanzen. Erkennung, Standort und Vergesellschaftung, Bewertung und Bekämpfung. 1. Auflage. Neumann Verlag, Radebeul 1961, DNB 453927599, S. 169, 305 Abb. 50.
  8. Jörg Griese: Luzula campestris. In: Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 8. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1998, ISBN 3-8001-3359-8, S. 33–34.
  9. a b c Luzula campestris. In: Plants of the World Online. Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 13. Oktober 2016.
  10. a b M. P. Fernández Piedra, S. Talavera: Luzula DC. In: Santiago Castroviejo (Hrsg.): Flora iberica. Plantas vasculares de la Península Ibérica e Islas Baleares. Band 17. Real Jardín Botánico, CSIC, Madrid 2010, S. 191–193 (spanisch, csic.es).
  11. Carlos Salazar: Luzula campestris (L.) DC. In: Gabriel Blanca, Baltasar Cabezudo, Miguel Cueto, Concepción Morales Torres, Carlos Salazar (Hrsg.): Flora Vascular de Andalucía Oriental. 2. Auflage. Universidades de Almería, Granada, Jaén y Málaga, Granada, Almería usw. 2011, S. 238 (spanisch, jolube.es [PDF]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Feld-Hainsimse – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien