Flugzeugkollision von Tokio-Haneda 2024

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Flugzeugkollision von Tokio-Haneda 2024

Das Wrack der A350 von Japan Airlines am Tag danach

Unfall-Zusammenfassung
Unfallart Flugzeugkollision am Boden
Ort Japan Flughafen Tokio-Haneda
Datum 2. Januar 2024
Todesopfer 5
Verletzte 15[1]
1. Luftfahrzeug
Luftfahrzeugtyp Europaische UnionEU, Europäische Union Airbus A350-900
Betreiber JapanJapan Japan Airlines
Kennzeichen JapanJapan JA13XJ
Abflughafen Japan Flughafen Neu-Chitose
Zielflughafen Japan Flughafen Tokio-Haneda
Passagiere 367
Besatzung 12
Überlebende 379
2. Luftfahrzeug
Luftfahrzeugtyp Kanada De Havilland DHC-8
Betreiber   Kaijō Hoan-chō
Kennzeichen JapanJapan JA722A
Name MA722
Abflughafen Japan Flughafen Tokio-Haneda
Zielflughafen Japan Flughafen Niigata
Besatzung 6
Überlebende 1
Listen von Luftfahrt-Zwischenfällen

Die Flugzeugkollision von Tokio-Haneda 2024 war ein Flugunfall, der sich in den Abendstunden des 2. Januar auf dem Flughafen Tokio-Haneda ereignete. Ein nach dem Inlandsflug als Japan-Airlines-Flug 516 (Flugnummer: JL516) landender Airbus A350-941 der Japan Airlines (JAL) kollidierte mit einer startbereiten De Havilland DHC-8-315Q der japanischen Küstenwache (JCG, englisch Japan Coast Guard). Beide Maschinen gerieten in Brand. Alle 379 Passagiere und Crewmitglieder des Airbus konnten das brennende Großraumflugzeug verlassen. In dem kleineren Flugzeug der Küstenwache überlebte nur einer der sechs Insassen.

Beteiligte Flugzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Airbus A350 der Japan Airlines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der betroffene Airbus A350 von JAL am Flughafen Tokio-Haneda im Jahr 2023

Bei dem betroffenen Passagierflugzeug der Japan Airlines handelte es sich um einen Airbus A350-941 mit der Werknummer 538, der am 20. September 2021 mit dem vorläufigen Luftfahrzeugkennzeichen F-WZFS seinen Erstflug vom Airbus-Werk in Toulouse absolviert hatte. Am 10. November 2021 wurde die Maschine an Japan Airlines ausgeliefert und erhielt in diesem Zuge das Luftfahrzeugkennzeichen JA13XJ. Das zweistrahlige Großraumflugzeug war mit Turbofantriebwerken des Typs Rolls-Royce Trent XWB-75 ausgestattet.[2]

Dies ist der erste schwere Zwischenfall unter Beteiligung eines Airbus A350 sowie der erste Totalverlust dieses Typs.[3] Es handelt sich außerdem um den ersten Zwischenfall mit Totalverlust für Japan Airlines seit 1985.[4]

De Havilland DHC-8-315Q der japanischen Küstenwache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die betroffene DHC-8-315Q der JCG am Flughafen Tokio-Haneda im Jahr 2023

Bei dem zweiten betroffenen Flugzeug handelte es sich um eine De Havilland DHC-8-315Q. Die Maschine mit der Werknummer 656 wurde Anfang 2009 im Werk von De Havilland Canada am Flughafen Toronto/Downsview endmontiert und erhielt zunächst das Test-Luftfahrzeugkennzeichen C-FOIY. Am 10. Februar 2009 wurde die Maschine an die Japanische Küstenwache ausgeliefert und erhielt das Luftfahrzeugkennzeichen JA722A sowie die Flottennummer MA722. Das Kurzstreckenflugzeug mit Sonderausrüstung zur Seeüberwachung war mit zwei Turboproptriebwerken des Typs Pratt & Whitney Canada PW123E ausgestattet.[5][6][7]

Es gibt keinen Beleg dafür, dass die Maschine zum Zeitpunkt des Unfalls mit einem ADS-B-Transponder versehen war, da diese zum Unfallzeitpunkt lediglich zur verpflichtenden Grundausstattung von Verkehrsflugzeugen und den meisten Businessjets gehörten (im Unterschied zum schon länger vorgeschriebenen einfachen Transponder).

Unfallhergang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lageplan des Flughafens mit dem Ort der Kollision und den Wrackteilen der beiden Flugzeuge.[8]

Der Airbus A350 der Japan Airlines hatte um 16:27 Uhr JST vom Flughafen Neu-Chitose bei Sapporo abgehoben. Den Flug hatten 367 Passagiere angetreten, es befand sich zudem eine zwölfköpfige Besatzung an Bord.[1][9][10][11] Um 17:47 Uhr kollidierte er nach dem Aufsetzen auf der Landebahn 34R des Flughafens Tokio-Haneda mit dem Flugzeug der Küstenwache, das Hilfsgüter in das Gebiet an der Westküste des Landes bringen sollte, das am Vortag von einer Serie von schweren Erdbeben erschüttert worden war.[12][13][14] In der Folge brach das Bugfahrwerk. Das durch den Zusammenprall freigesetzte Kerosin entzündete sich noch während des Ausrollens des Airbus und setzte ihn in Brand. Er kam mehrere hundert Meter weiter zum Stehen. Dort gelang es den Passagieren, sich in Sicherheit zu bringen, bevor die Passagierkabine trotz der Löscharbeiten der Flughafenfeuerwehr vollständig ausbrannte.[15][16]

Laut Japan Airlines konnten alle 367 Passagiere (darunter acht Kinder unter zwei Jahren) und zwölf Besatzungsmitglieder das Flugzeug über die Notrutschen verlassen. Von den sechs Personen an Bord der De Havilland DHC-8 starben fünf, der Kapitän überlebte schwer verletzt.[12][17]

Untersuchung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 3. Januar kündigte neben der Verkehrsbehörde auch die Polizei separate Ermittlungen an. Die Flugschreiber (englisch flight data recorder und cockpit voice recorder) der Turboprop-Maschine waren zu diesem Zeitpunkt bereits geborgen worden.[18] Der Flugdatenschreiber der A350 konnte am 5. Januar geborgen werden; der Cockpit Voice Recorder am darauffolgenden Tag.[19][20]

Das Verkehrsministerium legte in einer ersten Verlautbarung nahe, dass sich die Maschine der Küstenwache unerlaubterweise auf der Landebahn befunden hatte, möglicherweise aufgrund von Missverständnissen im Funkverkehr. Der schwerverletzt gerettete Kapitän der DHC-8 hatte in einer ersten Äußerung ausgesagt, davon ausgegangen zu sein, bereits eine Starterlaubnis erhalten zu haben. Unfallbegünstigend könnte gewirkt haben, dass die „Stop bar lights“, die kreuzende Flugzeuge vor unzulässigem Einfahren auf Landebahnen visuell warnen sollen, zum Unfallzeitpunkt außer Betrieb waren.[21]

Nach der Beseitigung der Trümmer auf dem Flughafengelände wurde die betreffende Start- und Landebahn zum 8. Januar wieder für den Verkehr freigegeben.[22]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Flugzeugkollision von Tokio-Haneda 2024 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Unfallbericht A350-900 JA13XJ. Fire Department corrected the number to 14 injuries amongst the occupants of the A359. In: The Aviation Herald. Abgerufen am 2. Januar 2024 (englisch).
  2. JA13XJ JAPAN AIRLINES AIRBUS A350-941. In: planespotters.net. Abgerufen am 2. Januar 2024 (englisch).
  3. Volker K. Thomalla: A350 der JAL kollidiert auf der Piste mit einer Dash 8. In: aerobuzz.de. 2. Januar 2024, abgerufen am 2. Januar 2024.
  4. Regarding the Collision Accident between Japan Airlines Flight 516 and a Japan Coast Guard Aircraft. (PDF; 96 kB) Press Memo – For Immediate Release. Japan Airlines, 3. Januar 2024, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Januar 2024; abgerufen am 4. Januar 2024 (englisch).
  5. JA722A JAPAN COAST GUARD DE HAVILLAND CANADA DHC-8-315Q MPA. In: planespotters.net. Abgerufen am 2. Januar 2024 (englisch).
  6. Tracking des Anfluges. Flightradar24, abgerufen am 16. Januar 2024 (englisch).
  7. Erste Informationen. auf FlightRadar24: Japan Airlines Airbus A350 collides with aircraft on landing in Tokyo. (englisch)
  8. Japan jet crash: How crew pulled off flawless evacuation from plane inferno. 3. Januar 2024 (bbc.com [abgerufen am 3. Januar 2024]).
  9. Passagiere nach Flugzeugbrand auf Flughafen in Tokio evakuiert – offenbar Kollision mit Flugzeug der Küstenwache. In: derStandard.de. Abgerufen am 2. Januar 2024.
  10. JAL機炎上、乗員・乗客379人全員脱出の情報…新千歳発516便. In: yomiuri.co.jp. Yomiuri Shinbun, abgerufen am 2. Januar 2024 (japanisch).
  11. Five dead after Japan Airlines jet collides with coast guard plane at Haneda Airport. In: The Japan Times. 2. Januar 2024, abgerufen am 2. Januar 2024 (englisch).
  12. a b Flugzeugkollision in Tokyo: „Bedauerlich und erschreckend.“ In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 2. Januar 2024, abgerufen am 2. Januar 2024.
  13. Playback of flight JL516. In: Flightradar24. Abgerufen am 2. Januar 2024 (englisch).
  14. Japan Airlines plane catches fire at Tokyo’s Haneda Airport. In: nhk.or.jp. NHK World-Japan, NHK, abgerufen am 2. Januar 2024 (englisch).
  15. Jennifer Johnston, ARD Singapur, zur brennenden Passagiermaschine auf dem Flughafen Tokio-Haneda. Tagesschau.de, abgerufen am 4. Januar 2024.
  16. Fünf Tote nach Kollision einer Passagiermaschine und einer kleineren Maschine der Küstenwache in Japan. Tagesschau.de, abgerufen am 4. Januar 2024.
  17. Flugzeugunglück in Tokio: Über die Notrutschen aus dem Inferno. In: Spiegel.de. Der Spiegel (online), 2. Januar 2024, abgerufen am 2. Januar 2024.
  18. Lennart Jerke: Japan: Polizei leitet separate Ermittlungen zu Flugzeugunglück ein. In: Die Zeit. 3. Januar 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 3. Januar 2024]).
  19. Accident: JAL A359 at Tokyo on Jan 2nd 2024, collided with Coast Guard DH8C on runway and burst into flames. Abgerufen am 3. Januar 2024.
  20. Flugzeug-Kollision in Japan: Spurensuche im Tower-Funk. In: heute.de. ZDF, 3. Januar 2024, abgerufen am 3. Januar 2024.
  21. Coast Guard Plane Wasn’t Cleared for Runway Before Tokyo Crash. In: bnnbloomberg.ca. BNN Bloomberg, 4. Januar 2024, abgerufen am 4. Januar 2024 (kanadisches Englisch).
  22. David Kaminski-Morrow: Tokyo Haneda to resume operations on runway closed after A350-Dash 8 collision. Abgerufen am 7. Januar 2024 (englisch).

Koordinaten: 35° 32′ 50″ N, 139° 47′ 59″ O