Fransenlilien

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Fransenlilien

Thysanotus tuberosus am Naturstandort

Systematik
Kerneudikotyledonen
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Spargelgewächse (Asparagaceae)
Gattung: Fransenlilien
Wissenschaftlicher Name
Thysanotus
R.Rb.

Fransenlilien (Thysanotus) ist eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae). Die vielen Arten sind hauptsächlich im südwestlichen Australien verbreitet, nur zwei Arten reichen über Australien hinaus.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration von Thysanotus juncifolius
Illustration aus Novæ Hollandiæ plantarum specimen, Tafel 110 von Thysanotus triandrus

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fransenlilien-Arten sind ausdauernde krautige Pflanzen.[1] Die unterirdischen Pflanzenteile sind manchmal rhizomatös und die Wurzeln sind faserig oder knollig.[2][1] Die einjährigen oder einige Jahre überdauernden Stängel sind meist aufrecht oder ausgebreitet, selten (nur bei zwei Arten) windend oder niederliegend.[2][1]

Zur Blütezeit sind Laubblätter vorhanden oder nicht vorhanden, sie einjährig und verwelken oft früh,[2] oder sie überdauern einige Jahre.[1] Es erscheinen 5 bis 15 grundständige Laubblätter. Die Blattspreiten sind bei einer Länge von meist länger als 15 Zentimetern linealisch.[2]

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im rispigen oder zymösen Blütenstand befinden sich die gestielten Blüten einzeln oder zu zweit bis 50 in doldigen Teilblütenständen.[2][1]

Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und dreizählig.[1] Es sind zwei unterschiedliche Kreise mit je drei freien, haltbaren Blütenhüllblättern vorhanden.[2] Die hell-prpurfarben,[1] malvenblauen oder pinken, seltener weißen Blütenhüllblätter sind drei- bis siebennervig. Die äußeren Blütenhüllblätter sind linealisch bis lanzettlich, häutig gesäumt, ohne Fransenränder. Die inneren Blütenhüllblätter sind elliptisch und die Ränder gefranst.[1] Es ist ein oder es sind meist zwei Kreise mit je drei Staubblättern vorhanden, sie sind gleich oder ungleich lang.[2][1] Die Staubbeutel sind einwärts oder auswärts ausgerichtet, öffnen sich durch Endporen oder selten durch Längsschlitze.[1] Drei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen, dreikammerigen Fruchtknoten verwachsen.[1] Pro Fruchtknotenkammer sind normalerweise zwei Samenanlagen[2] in zentralwinkelständiger Plazentation vorhanden.[1] Die fadenförmigen Griffel sind gerade oder gebogen[1] und ungeteilt.[2][3]

Die eiförmigen Kapselfrüchte sind von den haltbaren Blütenhüllblätter umhüllt und öffnen sich fachspaltig = lokulizid.[2][1] Die Samen sind ellipsoid, schwarz und glänzend[4] und besitzen einen Arillus.[2][1]

Die Chromosomengrundzahl beträgt x =11; es liegt meist Diploidie, bei wenigen Arten Tetraploidie oder Octoploidie[1] vor mit Chromosomenzahlen von 2n = 22,[1] 44 oder 88.[4]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blüten von Thysanotus-Arten geben ihre Pollen erst durch die Schallfrequenz eines anfliegenden Bestäubers frei (Vibrationsbestäubung), am Naturstandort sind dies meist Bienen und Schwebfliegen.

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thysanotus-Arten sind hauptsächlich in Australien verbreitet: besonders in Western Australia, im Northern Territory und in Queensland. Allein in Australien sind 53 von 56 Arten vertreten, einige von ihnen sind endemisch und stehen unter Naturschutz. Aber eine Art reicht darüber hinaus bis Malesien Südost-China und Vietnam und eine Art reicht bis Neuguinea[1] (der Fundort in Neuguinea einer zweiten Art wird nicht mehr bestätigt).[5]

Bevorzugte Habitate sind stark versandete Feuchtwiesen. In Western Australia wächst sie oft vergesellschaftet mit der karnivoren Gattung Byblis, mit der sie sich die Methode der Vibrationsbestäubung teilt.[3]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Thysanotus wurde 1810 durch Robert Brown in Prodromus Florae Novae Hollandiae et Insulae Van Diemen. S. 282 aufgestellt.[5][6] Der Gattungsname Thysanotus leitet sich ab von dem altgriechischen Wort thýsanos (θύσανος), was „gefranst“ oder „büschelig“ bedeutet und die stark gefransten Blüten der meisten Arten treffend beschreibt.[7]

Die systematische Zuordnung der Fransenlilien ist wechselhaft und widersprüchlich. Als Hauptfamilie gelten die Spargelgewächse (Asparagaceae), als Unterfamilie gelten mal die Lomandraceae, die Liliaceae und die Anthericaceae. Sie wird sowohl den Lomandraceae als auch den Anthericaceae zugeordnet.[8][4] Synonyme für Thysanotus R.Br. nom. cons. sind: Chlamysporum Salisb., Halongia Jeanpl., Isandra Salisb., Murchisonia Brittan, Thysanella Salisb.[5]

Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blüte von Thysanotus juncifolius
Blüte von Thysanotus patersonii
Habitus und Blüten von Thysanotus manglesianus
Blüte von Thysanotus manglesianus

Es werden folgende 56 Arten[5] anerkannt:

nur in Australien
über Australien hinausreichend
  • Thysanotus banksii R.Br.: Sie reicht vom nördlichen sowie nordöstlichen Queensland bis ins südliche New Guinea.
  • Thysanotus chinensis Benth.: Sie ist in Australien, Indonesien, Malaysia, auf den Philippinen, in Thailand, Vietnam, Taiwan und in den chinesischen Provinzen Guangdong, Guangxi sowie südöstliches Fujian verbreitet.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • J. G. Conran: Lomandraceae. In: Klaus Kubitzki: Flowering Plants. Monocotyledons: Lilianae (except Orchidaceae) (= The Families and Genera of Vascular Plants, 3. Band). Springer-Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-642-08377-8.
  • Umberto Quattrocchi: CRC World Dictionary of Plant Names: Common Names, Scientific Names, Eponyms. Synonyms, and Etymology. CRC-Press, Boca Raton 2000, ISBN 978-0-8493-2678-3.
  • Chen Xinqi (陈心启), Minoru N. Tamura: In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 24: Flagellariaceae through Marantaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2000, ISBN 0-915279-83-5. Thysanotus R. Brown. S. 203 , textgleich online wie gedrucktes Werk.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Thysanotus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t N. H. Brittan: Flora of Australia. Australian Biological Resources Study, Department of Climate Change, Energy, the Environment and Water: Canberra. Datenblatt Thysanotus.
  2. a b c d e f g h i j k S. McCune, D.W. Hardin: Datenblatt Thysanotus bei der New South Wales Flora online.
  3. a b John G. Conran, Roger Carolin: Byblidaceae. In: Joachim W. Kadereit (Hrsg.): The Families and Genera of Vascular Plants. Volume 7: Flowering plants, Dicotyledons. Lamiales (except Acanthaceae including Avicenniaceae). Springer, Berlin 2004, ISBN 3-540-40593-3, S. 45–49.
  4. a b c J. G. Conran: Lomandraceae. In: Klaus Kubitzki (Hrsg.): The Families and Genera of Vascular Plants, 3. Band: Flowering Plants. Monocotyledons: Lilianae (except Orchidaceae). Springer-Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-642-08377-8, S. 362.
  5. a b c d e f Datenblatt Thysanotus bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  6. Thysanotus bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 14. Oktober 2023.
  7. Umberto Quattrocchi: CRC World Dictionary of Plant Names. Boca Raton 2000, S. 2578.
  8. M. W. Chase, J. L. Reveal, M. F. Fay: A subfamilial classification for the expanded asparagalean families Amaryllidaceae, Asparagaceae and Xanthorrhoeaceae. In: Botanical Journal of the Linnean Society, Volume 161, 2. Quartal 2009, S. 132–136.
  9. Chen Xinqi (陈心启), Minoru N. Tamura: In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 24: Flagellariaceae through Marantaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2000, ISBN 0-915279-83-5. Thysanotus R. Brown. S. 203 , textgleich online wie gedrucktes Werk.