Friedrich Silcher

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Friedrich Silcher, Hochzeitsbild um 1822
Gedenktafel in Fellbach
Silchers Geburtshaus in Schnait, heute Silcher-Museum
Silcherdenkmal in der Platanenallee in Tübingen
200. Geburtstag von Friedrich Silcher: Sonderbriefmarke der Deutschen Bundespost von 1989

Philipp Friedrich Silcher (auch Friederich, * 27. Juni 1789 in Schnait; † 26. August 1860 in Tübingen) war ein deutscher Komponist und Musikpädagoge, der heute hauptsächlich aufgrund seiner Lieder bekannt ist. Daneben komponierte er aber auch Motetten, Kammermusik und zwei Ouvertüren für großes Orchester.

Leben

Philipp Friedrich Silcher erblickte im Schulhaus von Schnait im Remstal als Sohn des Schulmeisters Karl Johann Silcher das Licht der Welt. Im Jahr 1803 ging er als Lehrjunge nach Geradstetten. 1806 erhielt er in Fellbach bei Stuttgart beim Lehrer und Organisten Nikolaus Ferdinand Auberlen, der ein guter Musiker und geschätzter Bearbeiter von Männerchören war, als „Schulknecht“ eine Lehrstelle.

Im Jahre 1806 kam er als Lehrgehilfe nach Schorndorf, wo er außerdem Hauslehrer des Kreishauptmanns Freiherr von Berlichingen wurde. Als dieser 1809 nach Ludwigsburg übersiedelte, verschaffte er Silcher an der Ludwigsburger Mädchenschule eine Anstellung. Ludwigsburg war kurz zuvor zeitweilig Residenz des Herzogtums Württemberg gewesen, weshalb sich dort Carl Maria von Weber und Conradin Kreutzer länger aufhielten. Beide empfahlen Silcher, Musik als Lebensaufgabe zu wählen. So widmete sich Silcher auf dem Seminar in Ludwigsburg ganz der Musik, erhielt Unterricht in Klavier und Komposition von Conradin Kreutzer und Johann Nepomuk Hummel.

Kurz nachdem Kreutzer nach Stuttgart verzogen war, folgte ihm Silcher und wurde Musiklehrer. Während seines zweijährigen Aufenthalts wohnte er bei dem Klavierfabrikanten Schiedmayer; er wandte sich jetzt besonders der Musik Mozarts zu.

Silcher wirkte ab 1817 als erster Musikdirektor an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen.

Er gilt als einer der wichtigsten Protagonisten des Chorgesangs (vgl. Gesangverein) und arrangierte zahlreiche Chorsätze von deutschen und internationalen Volksliedern, die heute noch zum Grundrepertoire vieler Gesangvereine gehören und in den folgenden Generationen Allgemeingut geworden sind. Silcher selbst begründete 1829 die „Akademische Liedertafel“ in Tübingen und leitete sie bis zu seinem Tod am 26. August 1860. Er ist auf dem alten Tübinger Stadtfriedhof begraben.

Er war verheiratet mit Luise Rosine Enßlin (* 6. September 1804 in Tübingen; † 17. Juni 1871 ebenda). Aus der Ehe gingen zwei Töchter und ein Sohn hervor. Das Geburtshaus Silchers dient heute als Gedenkstätte und Museum, dessen Mittelpunkt dem Leben und Wirken dieses schwäbischen Musikers gewidmet ist. Unterhalten wird das Museum vom Schwäbischen Chorverband.

Ihm wurde die Rebsorte Silcher gewidmet.

Werk

Silcher hat sich namentlich durch sein Dreistimmiges württembergisches Choralbuch verdient gemacht sowie durch eine große Zahl von Liedern, unter denen einige, z. B. Heinrich Heines Ich weiß nicht, was soll es bedeuten und Herders Verhochdeutschung von des ostpreußischen Landsmannes Simon Dach Anke van Tharaw, volkstümlich geworden sind. Auch hat er eine Harmonie- Und Kompositionslehre (2. Aufl., Tübingen 1859) hinterlassen.

Ausgewählte Lieder

  • Abschied
  • Abschied des Handwerksgesellen
  • Abschiedsgruß
  • Ach, ach, ich armes Klosterfräulein
  • Ach du klarblauer Himmel
  • Ach wie ist’s möglich dann
  • Ade, du liebes Städtchen
  • Alle Jahre wieder
  • Alleweil ka(nn) mer net lustig sei(n)
  • Altdeutsches Grablied
  • Am Neckar
  • An die Treulose
  • Ännchen von Tharau[1]
  • Bin i net a bürschle auf der Welt?
  • Burschenlust
  • Das Finkenrätsel
  • Das Klosterfräulein
  • Das Lieben bringt groß’ Freud’
  • Das Waldhorn
  • Der Lindenbaum (Am Brunnen vor dem Tore; Bearbeitung der Komposition von Franz Schubert)
  • Der Mai ist gekommen
  • Der Soldat
  • Der Wanderer
  • Die Auserwählte
  • Die drei Röselein
  • Die Lore
  • Die Lorelei
  • Die Trauernde
  • Die traurige Bua
  • Drunten im Unterland
  • Du bist die schönste aller Gaben
  • Durch’s Wiesetal gang i jetzt na
  • E bissele Lieb’ und e bissele Treu
  • Ehrenvoll ist er gefallen
  • Ein Bursch und Mägdlein flink und schön
  • Ein König ist der Wein!
  • Ein Sträußchen am Hute
  • Es fliegt manch Vöglein in das Nest
  • Es geht bei gedämpfter Trommel Klang
  • Es gfallt mer nummen eini
  • Frisch gesungen (Hab’ oft im Kreise der Lieben…)
  • Frühlingsglaube
  • Gut Nacht, gut Nacht mein feines Kind
  • Hans und Verene
  • Heilig
  • Heimliche Liebe
  • Herber Abschied
  • Herzensweh
  • Herzerl, was tränkt dich so sehr
  • Hirtenliebe
  • Hoffe das Beste
  • Ich ging einmal spazieren, spazieren
  • Ich habe den Frühling gesehen
  • Ich hatt’ einen Kameraden
  • Ich weiß nicht, was soll es bedeuten
  • Im Maien, im Maien blüh’n süße Blümelein
  • In der Ferne
  • In einem kühlen Grunde
  • Jetzt gang i ans Brünnele
  • Juchhei, dich muß ich haben
  • Kein Feuer, keine Kohle
  • Klage
  • Komm mit mir ins Tale
  • Kommt Kinder, laßt uns gehen gen Bethlehem
  • Lebewohl
  • Liebesscherz
  • Lorelei
  • Mädele, ruck ruck, ruck an meine rechte Seite
  • Maidle, laß dir was verzähle
  • Mei Maidle hot e G’sichtle
  • Mei Mutter mag mi net
  • Mein eigen soll sie sein
  • Meiner Heimath Berge dunkeln
  • Mein Herzlein thut mir gar zu weh!
  • Mir ist’s zu wohl ergangen
  • Morgen muß ich fort von hier
  • Morgen müssen wir verreisen
  • Morgenrot, Morgenrot, leuchtest mir zum frühen Tod?
  • Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus
  • Nun leb' wohl, du kleine Gasse
  • Nur du allein
  • O Maidle, du bist mein Morgestern
  • O wie herbe ist das Scheiden
  • Oberschwäbisches Tanzliedchen
  • Rosestock, Holderblüt
  • Rosmarin und Salbeiblättlein
  • Sanctus
  • Schifferlied (Es löscht das Meer die Sonne aus)
  • Schottischen Bardenchor
  • Schwäbisches Liebesliedchen
  • ’s Herz
  • Soll’s alte Herz vergessen sein
  • So leb denn wohl, du stilles Haus
  • So nimm denn meine Hände
  • Stumm schläft der Sänger
  • Süß’ Liebe liebt den Mai
  • Tanzlied
  • Unterländers Heimweh
  • Untreue
  • Vögele im Tannenwald
  • Vöglein im hohen Baum
  • Vom Frühjohr
  • Von allen den Mädchen, so blink und so blank
  • Was hab ich denn meinem Feinsliebchen getan?
  • Was ist das doch ein holdes Kind
  • Weinlied
  • Wenn alle Brünnlein fließen
  • Werbung
  • Wie die Blümlein draußen zittern
  • Wie han i doch so gern die Zeit
  • Wie lieblich schallt durch Busch und Wald
  • Wir wollen ihm die Krippe schmücken
  • Wo a kleins Hüttle steht
  • Wohin mit der Freud?
  • Wonne des Liebenden
  • Zu dir zieht’s mi hin
  • Zu End’!

Orchesterwerke

  • Ouverture in c-Moll
  • Ouverture in Es-Dur

Ausgewählte Kammermusik

  • Variationen für das Pianoforte über das Volkslied „In einem kühlen Grunde“
  • Divertissement für Flöte und Klavier aus dem „Freischütz“ von C. M. v. Weber
  • Variationen über „Nel cor più mi sento“ für Flöte und Klavier

Ausgewählte Motetten

Sechs vierstimmige Hymnen oder Figuralgesänge, op. 9, darin enthalten

  • Ehre sei Gott in der Höhe
  • Schau hin nach Golgatha

Weitere Werke

Literatur

Commons: Friedrich Silcher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Friedrich Silcher – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Des Ostpreußen Herders Verhochdeutschung des Namens Anke van Tharaw lautet nirgendwo in seinem Text ‹Ännchen von Tharau›, sondern überall ‹Annchen von Tharau›.