Glenn Greenwald

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Glenn Greenwald

Glenn Greenwald (* 6. März 1967 in New York City) ist ein US-amerikanischer Journalist, Blogger, Schriftsteller und Rechtsanwalt.

Weltweite Bekanntheit erlangte Greenwald, als er die von Edward Snowden im Jahr 2013[1] übermittelten Dokumente zum streng geheimen NSA-Überwachungsprogramm PRISM aufbereitete und Anfang Juni 2013 in der britischen Tageszeitung The Guardian, zusammen mit einem Interview Snowdens, veröffentlichte. Aufgrund dieser und folgender Berichte ist er eine der zentralen Figuren der Globalen Überwachungs- und Spionageaffäre. Seit Februar 2014 ist er als Hauptautor der publizistischen Website The Intercept tätig.

Leben

Glenn Greenwald wurde am 6. März 1967 im New Yorker Stadtbezirk Queens als Sohn von Arlene und Daniel Greenwald geboren.[2] Kurz nach der Geburt zog die Familie jedoch in den Süden von Florida, wo er aufwuchs und mit 17 Jahren erfolglos für den Stadtrat von Lauderdale Lakes kandidierte.[3]

In den 1980er Jahren begann Greenwald an der George Washington University ein Studium der Rechtswissenschaft, worauf ihm 1990 der Bachelor verliehen wurde. Vier Jahre später erlangte er des Weiteren den akademische Grad eines Juris Doctor an der New York University.

Juristische Tätigkeit

1994 bis 1995 arbeitete Greenwald für die renommierte Anwaltskanzlei Wachtell, Lipton, Rosen & Katz in New York und war dort auf Prozessrecht spezialisiert. 1996 gründete er mit befreundeten Partnern die eigene Kanzlei Greenwald, Christoph & Holland (später Greenwald Christoph PC) und behandelte Fälle, welche Verfassungs- oder Bürgerrechte von US-Bürgern tangierten. 2005 hörte Greenwald auf zu praktizieren, nach eigenen Angaben, weil er sich insbesondere vom Schreiben zu politischem Geschehen einen größeren Einfluss auf die Gesellschaft erhoffte. Zudem gab er an, nicht weiter auf die Einkünfte seiner Kanzlei angewiesen und von Prozessen gelangweilt zu sein.[4]

Er ging auf eine mehrmonatige Reise und lernte in Brasilien seinen jetzigen Lebenspartner David Miranda kennen. Da es seinerzeit[5] nicht möglich war, allein auf Grundlage einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft eine Aufenthaltserlaubnis für die Vereinigten Staaten zu erhalten, blieben Greenwald und er in Rio de Janeiro, wo sie bis heute wohnen.[6]

Journalistische Tätigkeit

Unclaimed Territory

Von Rio de Janeiro aus betrieb Greenwald das Blog Unclaimed Territory (deutsch Unbesetztes Gebiet) und beschäftigte sich hauptsächlich mit der Plame-Affäre, den daraus resultierenden Nachforschungen einer Grand Jury, dem Skandal wegen Meineids um Lewis Libby und der Affäre um die Überwachungen der NSA ohne richterlichen Beschluss zwischen 2001 und 2007. Das Blog wurde 2006 mit dem Koufax Award als Best New Blog ausgezeichnet.[7]

Salon.com

2007 wurde Greenwald von der Onlineplattform Salon.com verpflichtet und gab dafür sein vorheriges Blog auf. Er schrieb auch dort über sicherheits- und gesellschaftspolitische Themen, beispielsweise die Anthrax-Anschläge 2001. Aufgrund der von Greenwald mitgeführten Offensive gegen die Kandidatur John O. Brennans für die Führungspositionen Director of Central Intelligence und Director of National Intelligence verzichtete dieser schließlich.[8] Brennan wurde vorgeworfen, Sympathisant der Verhörmethoden (siehe Abu-Ghuraib-Folterskandal) der Regierung von George W. Bush zu sein. Als Anfang 2013 Barack Obama ihm die gleiche Position anbot, verzichtete er nicht erneut.[9]

The Guardian

Im Juni 2012 wechselte Greenwald zur britischen Tageszeitung The Guardian.[10] Nach seinem Treffen mit Edward Snowden im Januar 2013 war er hauptsächlich mit der Aufbereitung des von Snowden zur Verfügung gestellten Materials im Umfang von angeblich neun- bis zehntausend Dateien beschäftigt.

Als Vorsichtsmaßnahme und aus Angst vor Repression fertigte er Kopien der Dokumente an und trägt diese zum Teil bei sich.[11]

Am 18. August 2013 wurde David Miranda, Greenwalds Partner, fast neun Stunden am Flughafen London Heathrow auf dem Rückweg von einem Treffen in Berlin mit Laura Poitras festgehalten und verhört. Zudem wurden „seine elektronischen Geräte einschließlich Mobiltelefon, Laptop, Kamera, Speicherkarten, DVDs und Spielekonsolen“ einbehalten, insgesamt waren auf den Speichermedien 58.000 Dokumente des GCHQ, deren ungefilterte Weitergabe an die Öffentlichkeit die Sicherheit Großbritanniens gefährden könne – so Vertreter der Regierung Camerons.[12] Laut einem Sprecher von Scotland Yard sei dieses Vorgehen durch den Terrorism Act 2000 gedeckt.[13] In der folgenden Klage Mirandas vor dem Londoner High Court of Justice Mirandas wurde die Festsetzung und Konfiszierung als angemessen beurteilt, die durch den Guardian gestellten Anwälte argumentierten erfolglos mit seinem Grundrecht auf Freie Meinungsäußerung und der Befürchtung, das von Anklagen durch den Terrorism Act Betroffene stigmatisiert und so willentlich diskreditiert würden. Das Urteil von Lord John Laws erkannte einen „indirekten Konflikt mit der Pressefreiheit“ an, wertet das Festsetzen über die nach Paragraf 7 des Terrorism Act rechtmäßige Höchstdauer von 9 Stunden ohne formale Begründung und richterliche Überprüfung als „notwendig“ und „verhältnismäßig“.[14] Im Hauptverfahren wie auch der angekündigten Berufung Mirandas wird mit der journalistischen Tätigkeit Mirandas und der daraus resultierenden gebrochenen Pressefreiheit argumentiert, Miranda war auf Kosten des Guardian und in dessen Auftrag unterwegs.

„We're disappointed by today's judgment, which means that an act designed to defeat terrorism can now be used to catch those who are working on fundamentally important issues. The judgment takes a narrow view of what 'journalism' is in the 21st century and a very wide view of the definition of 'terrorism'.“

„Wir sind enttäuscht von dem heutigen Urteil, das bedeutet, dass ein Gesetz zum Schutz vor Terrorismus nun gegen die verwendet werden kann, die fundamentale, wichtige Anliegen verfolgen. Das Urteil zeigt eine sehr enge Definition von 'Journalismus', aber eine sehr großzügige Definition von 'Terrorismus'.“

The Guardian

The Intercept

Im Oktober 2013 gab Greenwald bekannt, dass er zusammen mit Kollegen und mit Finanzierung durch den Ebay-Gründer Pierre Omidyar ein neues journalistisches Onlinemedium gründen werde.[15] Am 10. Februar 2014 startete er mit Laura Poitras und Jeremy Scahill The Intercept:

„A primary function of The Intercept is to insist upon and defend our press freedoms from those who wish to infringe them. We are determined to move forward with what we believe is essential reporting in the public interest and with a commitment to the ideal that a truly free and independent press is a vital component of any healthy democratic society. We believe the prime value of journalism is that it imposes transparency, and thus accountability, on those who wield the greatest governmental and corporate power. Our journalists will be not only permitted, but encouraged, to pursue stories without regard to whom they might alienate.“

„Elementare Funktion von The Intercept ist es auf Pressefreiheit zu bestehen und gegenüber denjeingen zu verteidigen, die diese verletzen. Wir sind bestimmt uns vorwärts zu bewegen in dem, was wir für essentielles Berichten im öffentlichen Interesse halten. Unsere Hingabe gilt dem Ideal der wahrlich freien und unabhängigen Presse als vitale Komponente in jeglicher gesunden demokratischen Gesellschaft. Wir glauben, dass es grundlegende Aufgabe von Journalismus ist Transparenz zu schaffen und die Verantwortlichkeit von denen zu zeigen, welche die größte politische und unternehmerische Macht innehaben. Unsere Journalisten wird nicht nur gestattet, sondern sogar empfohlen sein, Geschichten ohne Rücksicht darauf zu verfolgen, wer gegen sie aufgebracht werden könnte.“

Glenn Greenwald, Laura Poitras & Jeremy Scahill[16]

Auszeichnungen

Veröffentlichungen

Greenwald hat mehrere Bücher geschrieben, von denen drei auf der Bestsellerliste der New York Times standen:

  • How Would a Patriot Act? Defending American Values from a President Run Amok, Working Assets, San Francisco 2006, ISBN 978-0-9779440-0-2.
  • A Tragic Legacy. How a Good vs. Evil Mentality Destroyed the Bush Presidency, Crown, New York 2007, ISBN 978-0-307-35419-8.
  • Great American Hypocrites. Toppling the Big Myths of Republican Politics, Random House, New York 2008, ISBN 978-0-307-40802-0.
  • With Liberty and Justice for Some. How the Law Is Used to Destroy Equality and Protect the Powerful, Metropolitan, New York 2011, ISBN 978-0-8050-9205-9.
  • Die globale Überwachung. Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen. Droemer, München 2014, ISBN 978-3-426-27635-8.

Weblinks

Commons: Glenn Greenwald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. tagesschau.de "Es geht um mehr Macht für die USA". Abgerufen am 22. Juli 2013.
  2. Gary Stein: AT 18, FUTURE HOLDS PROMISE. 13. März 1985, abgerufen am 6. Juli 2013 (englisch, Vollversion kostenpflichtig).
  3. Jessica Testa: How Glenn Greenwald Became Glenn Greenwald. BuzzFeed, 26. Juni 2013, abgerufen am 6. Juli 2013 (englisch).
  4. Glenn Greenwald: Response to Right-wing Personal Attacks: My Law Practice; My Sexual Orientation; Where I Live. In: Unclaimed Territory. 20. Juli 2006, abgerufen am 2. Februar 2007.
  5. Das galt bis zur Entscheidung des Supreme Courts im Fall „United States v. Windsor“ im Juni 2013.
  6. Raphaela Birrer: Das Sprachrohr Snowdens. 10. Juli 2013, abgerufen am 10. Juli 2013 (deutsch).
  7. 2005 Koufax Winners. Archiviert vom Original am 11. August 2013; abgerufen am 11. August 2013.
  8. Brennan Pulls Out Of Running For CIA Chief, Chides Liberal Blogs. Archiviert vom Original am 11. August 2013; abgerufen am 11. August 2013.
  9. US-Regierung: Obama nominiert Republikaner als Pentagon-Chef, Spiegel Online, 7. Januar 2013 (abgerufen am 7. Januar 2013).
  10. Home news I'll be writing in a new venue beginning next month. Abgerufen am 11. Juni 2013 (englisch).
  11. Da kommt noch viel mehr, golem.de. Abgerufen am 11. August 2013.
  12. Partner von Snowden-Vertrautem in London festgehalten, Spiegel Online, 19. August 2013 (abgerufen am 19. August 2013).
  13. Glenn Greenwald's partner detained at Heathrow airport for nine hours. 19. August 2013, abgerufen am 19. August 2013 (englisch).
  14. Urteil in London: Festnahme von Greenwald-Partner Miranda war rechtens, Spiegel online, 19. Februar 2014. Abgerufen am 22. Februar 2014.
  15. Jay Rosen: Why Pierre Omidyar decided to join forces with Glenn Greenwald for a new venture in news, 16. Oktober 2013
  16. Welcome to The Intercept, firstlook.org, 10. Februar 2014. Abgerufen am 10. Februar 2014.
  17. Glenn Greenwald And Amy Goodman Share Inaugural Izzy Award For Independent Media. Abgerufen am 11. Juni 2013 (englisch).
  18. Online Journalism Awards honor the best of the best. Abgerufen am 11. Juni 2013 (englisch).