Goethes Wohnhaus

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Goethes Wohnhaus am Frauenplan (Vorderhaus). Der mittlere Eingang, früher der Haupteingang, ist aus konservatorischen und Sicherheitsgründen für die Öffentlichkeit geschlossen. Heutiger Museumszugang: ganz links am Bildrand. Die beiden Tore links und rechts des früheren Haupteingangs gestatteten Goethe eine Durchfahrt mit seiner Kutsche in den Wirtschaftstrakt zu Stallungen und Kutschenremise.
Linksseitiger Museumszugang Ecke Frauenplan/Seifengasse
Eintritt in den Wohnbereich
In der Remise: Goethes "Batarde" - seine Kutsche für Stadtfahrten und kleinere Ausflüge
Goethes Arbeitszimmer
Der Garten; links der Pavillon mit Goethes Mineraliensammlungen, rechts die Rückseite des Hinterhauses mit überdachtem Gartenausgang aus dem so genannten Gartenzimmer
Kieswege durchziehen die bunten Beete in Goethes Garten

Johann Wolfgang von Goethe bewohnte im Laufe seines Lebens mehrere Häuser in Weimar.

Als Goethes Wohnhaus wird das platzbeherrschende, langgezogene Gebäude an der Südostseite des Frauenplans bezeichnet (in der Literatur auch Haus am Frauenplan genannt), das zwischen 1707 und 1709 durch den fürstlichen Kammerkommissar und Strumpfhändler Georg Caspar Helmershausen erbaut wurde. Seit 1998 gehört es als Teil des Ensembles „Klassisches Weimar“ zum UNESCO-Welterbe.

Baukörper und Nutzung

Im gesamten Vorderhaus, das nach Norden zum Frauenplan ausgerichtet ist, befinden sich die repräsentativen Wohnräume sowie Sammlungszimmer Goethes. Im davon abgesetzten nach Süden zum Garten ausgerichteten Hinterhaus, das sich parallel zum Vorderhaus über die gleiche Grundstücksbreite erstreckt, lagen zu Goethes Zeiten die Wirtschaftsräume, Stallungen, Kutschen- und Schlittenremise sowie die privaten Arbeits-, Aufenthalts- und Schlafräume des Dichters und seiner Frau Christiane. Eine breite Hofdurchfahrt liegt zwischen diesen beiden Baukörpern. Diese sind jedoch links- und rechtsseitig durch innere Erschließungsgänge, teilweise Treppen, miteinander verbunden; eine weitere Verbindung stellt im ersten Obergeschoss das sogenannte Brückenzimmer dar; es führt genau mittig über den Hof in das Hinterhaus und in direkter Verlängerung durch das anschließende Gartenzimmer auf eine überdachte Holzaußentreppe. Von dort aus erreicht man den Garten mit den beiden barocken Gartenhäusern, der auch damals schon von einer Mauer umschlossen war.

Vorderhaus
  • Obergeschoss: vom Frauenplan her gesehen, liegt über dem früher genutzten zentralen Haupteingang das Gelbe Zimmer, auch Gelber Saal genannt (zwei Fenster mittig), westlich/rechts davon das Junozimmer (drei Fenster); daran schließt sich oberhalb der rechten Kutschenzufahrt das Urbinozimmer (drei Fenster) an, von dem man aus über ein Wendeltreppenhaus in den hinteren Trakt bzw. das Hinterhaus gelangt. Östlich (links) der zwei mittigen Fenster des Gelben Zimmers schließen die nächsten zwei Fenster des Deckenzimmers an, im weiteren Verlauf das Majolicazimmer (ein Fenster), das früher zeitweise als gemeinsames Schlafzimmer diente und heute Goethes Porzellansammlung aufnimmt, sowie das Große Sammlungszimmer (drei Fenster) oberhalb der linken Kutschenzufahrt. Von dort als auch vom Gelben Zimmer aus gelangte man in das private Kleine Esszimmer, das der Goethe-Familie vorbehalten war, und in die Warmhalteküche, die beide zum innenliegenden Hof ausgerichtet sind.
  • Erdgeschoss: rechts neben dem früheren, zentralen Haupteingang liegt hinter den westlichen drei Fenstern das von Goethe neu konzipierte Treppenhaus, links des Zentraleinganges befand sich die ehemalige Dienerwohnung, deren Räume heute neben dem Kassenbereich für wechselnde Ausstellungen genutzt werden.
Hinterhaus
  • Obergeschoss: ebenfalls vom Frauenplan her gedacht, befinden sich im westlichen Teil/rechts der Mitte des rückwärtigen Traktes Goethes Arbeitszimmer mit Vorzimmer, das zugleich einen Teil seiner Mineraliensammlung aufnahm, seine Privatbibliothek mit 5424 Titeln in zirka 7000 Bänden, sein Schlafraum und das Schreiberzimmer. Der östliche Teil (links) des Hinterhauses beherbergt Christianes Zimmer. Alle diese Räume haben einen direkten Blick auf den Garten.
  • Erdgeschoss: außer den früheren Wirtschaftsräumen, die in der Gegenwart teilweise museumsinternen Zwecken wie Verwaltung, Lager und Vorführraum dienen, erschließt vom zentralen Hof her ein Treppenhaus sowohl den Garten als auch das Obergeschoss des Hinterhauses.

Historie des Hauses

Das Goethe-Nationalmuseum am Frauenplan im Juli 1981

Das Haus wurde wahrscheinlich schon von Beginn an zu einem großen Teil oder sogar komplett vermietet. Nach dem Tod des Eigentümers erbte das Haus dessen Sohn, der Sachsen-Weimarische Konsistorialrat Gotthilf Friedrich Helmershausen und später dessen Nachkommen. Im Jahre 1771 wurde es durch den Garnisonsrat Dr. med. Paul Johann Friedrich Helmershausen zusammen mit der Westhälfte des Gartens ersteigert. Das Haus war teilweise auch zu dieser Zeit vermietet.

Im Jahre 1782 mietete Goethe die westliche Hälfte des Hauses. Diese umfasste unter anderem den heutigen Gelben Saal, das Juno- und das Urbinozimmer, den westlichen Teil des Hinterhauses und große Teile des Erdgeschosses. Nach Goethes Italienreise von 1786 bis 1788 wohnte er bis 1789 in diesen Räumen. Von 1789 bis 1792 mietete Goethe eines der sogenannten Jagdhäuser an der Marienstraße, um mit Christiane Vulpius leben zu können, bevor er sie 1806 heiratete.

1792 erwarb die Herzogliche Kammer im Auftrag des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach das Haus am Frauenplan und überließ es Goethe als Dienstwohnung, die er dann gemeinsam mit Christiane bewohnte. 1794 schenkte der Herzog Goethe das Haus mündlich, 1801 auch schriftlich, aber erst am 12. Januar 1807 wurde es Goethe offiziell übereignet. In den Jahren 1792 bis 1795 wurden umfangreiche Umbauten vorgenommen, wobei die Kosten auch zum Teil von der Herzoglichen Kammer bestritten wurden. Hier ist insbesondere der innere, breite Treppenaufgang zu nennen, der unmittelbar ins Gelbe Zimmer führte, und den Goethe eigens nach italienischem Vorbild entwarf.

Nach Goethes Tod im Jahr 1832 erbten die Schwiegertochter Ottilie und ihre drei Kinder das Haus, die es auch weiterhin bewohnten. Die eigentlichen Wohn- und Arbeitsräume Goethes wurden allerdings nicht weiter genutzt und blieben bis 1885 weitgehend verschlossen.

Als 1885 der letzte Enkel Goethes, Walther von Goethe, starb, erhielt laut Testament der Weimarische Staat das Haus am Frauenplan und Goethes umfangreiche Sammlungen. Am 8. August 1885 wurde das Goethe-Nationalmuseum in Form einer Stiftung gegründet. Am 3. Juli 1886 wurde das Vorderhaus, und etwas später die Arbeits- und Wohnräume als Museum vorgestellt. Der im Zweiten Weltkrieg zum Teil erheblich zerstörte Westtrakt des Vorderhauses über der Kutschenzufahrt wurde rekonstruiert. Wertvolles Mobiliar sowie andere Ausstattungsgegenstände hatte man zur Sicherheit ausgelagert. Heute gehören zum Goethe-Nationalmuseum das gesamte Haus, der Garten inklusive der in zweiter Reihe liegenden Wirtschaftsgebäude und das, vom Frauenplan gesehen, linke Nachbarhaus, in dem sich seit dem Kulturhauptstadtjahr 1999 bis Mitte Oktober 2008 eine ständige Ausstellung mit dem Titel "Wiederholte Spiegelungen" befand.

Literatur

  • Uwe Grüning (Text), Jürgen M. Pietsch (Fotos): Goethes Haus am Frauenplan. Pietsch, Spröda 1999, ISBN 3-00-004692-5.
  • Goethes Haus am Frauenplan, Briefzitate und Gedichte von J. W. GoetheISBN 3-00-013906-0 (Kleine Reihe)
  • Alfred Jericke, : Goethe und sein Haus am Frauenplan, Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1959, o.ISBN
  • Jochen Klauss, (Text) u. Pietsch, Jürgen (Fotos): Goethes Wohnhaus in Weimar, Klassikerstätten zu Weimar (Hrsg.), Weimar o. J., ISBN 3-7443-0097-8
  • Gisela Maul und Margarete Oppel u.a.: Goethes Wohnhaus, Stiftung Weimarer Klassik (Hrsg.), Hanser Verlag, München 1996, ISBN 3-446-18701-4

Weblinks

Commons: Goethes Wohnhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 58′ 39″ N, 11° 19′ 43″ O