Gruonbach

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Gruonbach
Hinterbach
Gruonbach mit Verbauungen neben der Siedlung auf dem Schwemmfächer, Strassenbrücke, Eisenbahngalerie.

Gruonbach mit Verbauungen neben der Siedlung auf dem Schwemmfächer, Strassenbrücke, Eisenbahngalerie.

Daten
Lage Glarner Alpen

Schweiz

Flusssystem Rhein
Abfluss über Reuss → Aare → Rhein → Nordsee
Quelle Westlich der Hüenderegg
46° 54′ 34″ N, 8° 40′ 36″ O
Quellhöhe ca. 1788 m ü. M.[1]
Mündung bei Flüelen in den VierwaldstätterseeKoordinaten: 46° 54′ 58″ N, 8° 37′ 21″ O; CH1903: 690170 / 196798
46° 54′ 58″ N, 8° 37′ 21″ O
Mündungshöhe 434 m ü. M.[1]
Höhenunterschied ca. 1354 m
Sohlgefälle ca. 27 %
Länge 5 km[1]
Einzugsgebiet 8,32 km²[1]
Abfluss am Pegel Mündung[2]
AEo: 8,32 km²
MQ
Mq
530 l/s
63,7 l/(s km²)
Gemeinden Flüelen
Frühe Bachverbauungen am Gruonbach.

Frühe Bachverbauungen am Gruonbach.

Der Gruonbach ist ein 5 Kilometer langer rechter Nebenfluss der Reuss mit der Einmündung in den Urnersee im Schweizer Kanton Uri.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gruonbach entspringt, als Hinterbach im Gruontal, einem tief ausgeräumten Erosionstal westlich der Hüenderegg und nördlich der Eggberge auf dem Gebiet der Gemeinde Flüelen. Er sammelt das Wasser kleiner Nebenbäche im Tal, vor allem des Bodmibachs, der von der hoch gelegenen Alp Schön Chulm unterhalb des Siwfass herabfliesst und aus mehreren Runsen das Wasser von den Steilhängen unterhalb des Rophaien aufnimmt. Im bewaldeten Talbereich Chalt Brunnen fliessen Quellbäche aus dem Nordhang unterhalb des Gruonbergs bzw. der Eggberge beim Weiler Gruonbergli in den Bach.[3] Nach der engen Schlucht zwischen den Alpweiden Gibel und Unter Urmis erreicht der Gruonbach das östliche Ufer des Vierwaldstättersees, wo er nach den Eiszeiten mit dem Geschiebe einen grossen Schwemmfächer geschaffen hat, auf dem der Ortsteil Usserdorf von Flüelen liegt.

Einzugsgebiet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das 8,32 km² grosse Einzugsgebiet des Gruonbachs liegt in den Glarner Alpen und wird durch ihn über die Reuss, die Aare und den Rhein zur Nordsee entwässert.

Es grenzt

Das Einzugsgebiet besteht zu 57,2 % aus bestockter Fläche, zu 28,8 % aus Landwirtschaftsfläche, zu 1,6 % aus Siedlungsfläche und zu 12,4 % aus unproduktiven Flächen.

Die Flächenverteilung

Die mittlere Höhe des Einzugsgebietes beträgt 1449,3 m ü. M., die minimale Höhe liegt bei 444 m ü. M. und die maximale Höhe bei 2155 m ü. M.[4]

Zuflüsse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hinterbach (rechter Quellbach), 4,9 km, 0,99 km²
  • Vorderbach (linker Quellbach), 1,5 km, 0,65 km²
  • Guferlibach (links), 1,1 km
  • Gruonberglibach (links), 0,3 km
  • Berglital(bach) (links), 1,3 km
  • Bodmibach (rechts), 2,6 km, 3,03 km²
  • Ofenzug (links),1,4 km
  • Gibelrunse (rechts), 0,5 km

Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während an der Nordflanke des Gruontales von der Axenfluh am Vierwaldstättersee bis zum Rophaien eine mächtige, beispielhafte Schichtfolge von Kalkschuppen und -decken der gefalteten helvetischen Kalkalpen aufgeschlossen ist[5], zeigt der Südhang des Tales eine geologische Besonderheit. Die Kuppe auf dieser Seite des Tales bildet den letzten Rest eines bei der Entstehung der Alpen von Urflüssen am Rand eines Meeres angeschütteten Schuttfächers, der später zu einer kompakten Felsmasse verdichtet wurde. Das als Gruontal-Konglomerat bekannte Material gehört zu den markanten Leitgesteinen des ehemaligen Rhonegletschers und erlaubt durch sein Vorkommen in dessen Endmoränen die Bestimmung von historischen Gletscherständen.[6]

Hydrologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Mündung des Gruonbachs in den Urnersee beträgt seine modellierte mittlere Abflussmenge (MQ) 530 l/s. Sein Abflussregimetyp ist nival de transition[7] und seine Abflussvariabilität[8] beträgt 19.

Der modellierte monatliche mittlere Abfluss (MQ) des Gruonbachs in l/s[9]

Wasserkraft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kanton Uri prüft die Errichtung eines Kleinwasserkraftwerks am Gruonbach.[10]

Naturgefahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gruonbach bewirkt in seinem Gerinne eine kräftige Tiefen- und Seitenerosion und verursacht nach starken Niederschlägen immer wieder Hochwasser und schuttreiche Murgänge. Die Chronik von Johann Jacob Leu berichtet von der Zerstörung einer Ortschaft Wyler durch eine Überschwemmung des Bachs.[11] Um weitere Schäden im Siedlungsbereich und an den Verkehrswegen am Seeufer, besonders der Gotthardbahn, zu verhindern, hat der Kanton Uri zusammen mit der Gotthardbahn-Gesellschaft im Gruontal seit dem 19. Jahrhundert Bachverbauungen durchgeführt. Im ganzen Gerinne oberhalb des Dorfes sind in Mauerwerk und teilweise mit Holz aus dem Gruonwald zahlreiche Wildbachsperren eingebaut und auf dem Schwemmkegel ist ein Ablenkbauwerk errichtet worden.[12] Das neue Bachbett liegt bei der Siedlung Rüti auf einer Galerie der Eisenbahnlinie (1882 Bau der alten Gruonbachgalerie, 1943 Bau der neuen Gruonbachgalerie für die Doppelspur Flüelen-Brunnen), während die Axenstrasse es mit einer Brücke überquert.

Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Gruonbachstrand sind Einrichtungen für verschiedene Wassersportarten vorhanden. Der See ist an dieser Stelle besonders gut für das Wind- und Kitesurfen geeignet.[13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Geoserver der Schweizer Bundesverwaltung (Hinweise)
  2. Modellierter mittlerer jährlicher Abfluss. In: Topographische Einzugsgebiete der Schweizer Gewässer: Gebietsauslässe. Abgerufen am 16. August 2016.
  3. Nebenbäche.
  4. Topographische Einzugsgebiete Schweizer Gewässer: Gruonbach
  5. René Hantke: Tektonik der helvetischen Kalkalpen zwischen Obwalden und dem St. Galler Rheintal. In: Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 1961, S. 1-210, S. 84ff. (PDF; 14 MB)
  6. J. Schumacher: Zur Herkunft der Gerölle im Gruontalkonglomerat. In: Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft Bern 1950, S. 40–45.
  7. Martin Pfaundler, Rolf Weingartner, Robert Diezig: „Versteckt hinter den Mittelwerten“ – die Variabilität des Abflussregimes. In: Hydrologie und Wasserbewirtschaftung (HyWa). Jg. 50, Heft 3, 2006, S. 116–123, hier Tabelle auf S. 119 (Download [PDF; 3,2 MB; abgerufen am 31. August 2020]). Abrufbar unter Gesamtes HyWa Heft 3, 2006..
  8. Die Abflussvariabilität beschreibt das Ausmass der Schwankungen des mittleren Abflusses einzelner Jahre um den langjährigen mittleren Abflusswert.
  9. Mittlere Abflüsse und Abflussregimetyp für das Gewässernetz der Schweiz: Gruonbachs, Bundesamt für Umwelt (BAFU)
  10. Alpiq EcoPower AG: Kanton Uri. Projekte für Kleinwasserkraftwerke. Vorstudie. Bern 2009.
  11. Johann Jacob Leu: Allgemeines Helvetisches … Lexicon. Band 19. Zürich 1764, S. 490.
  12. Wildbachverbauung. (Memento vom 8. August 2016 im Internet Archive) (PDF).
  13. Kitesurfen Urnersee.