Nordwestlicher Stadtteil (Schweinfurt)

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Nordwestlicher Stadtteil
Koordinaten: 50° 3′ N, 10° 13′ OKoordinaten: 50° 2′ 59″ N, 10° 12′ 52″ O
Höhe: 229–255 m ü. NN
Fläche: 1,92 km²[1]
Einwohner: 3523 (31. Dez. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 1.835 Einwohner/km²
Postleitzahlen: 97421, 97424
Vorwahl: 09721
Karte
Nordwestlicher Stadtteil (Bezirk 31)
Sachs-Stadion
vor einem Popkonzert 2013
Sachs-Stadion
vor einem Popkonzert 2013

Der Nordwestliche Stadtteil ist ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Schweinfurt. Er wird in den Statistiken der Stadt Schweinfurt als Bezirk 31 geführt.[3] Der Name des Stadtteils entspringt städtischen Statistiken. Für diesen städtebaulich kaum abgegrenzten Bereich gibt es weder einen Eigennamen, noch ist er als eigenständiger Stadtteil im öffentlichen Bewusstsein.

Im Nordwestlichen Stadtteil befinden sich das Sachs-Stadion, vormals Willy-Sachs-Stadion, die Ledward Barracks, vormals Adolf-Hitler-Kaserne und die US-Heeresgarnison Schweinfurt.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Nordwestliche Stadtteil zieht sich unmittelbar nördlich der B 303 entlang. Sie ist identisch mit der Niederwerrner Straße, einer nordwestlichen Ausfallstraße nach Bad Kissingen, zur Autobahn 71 nach Erfurt und zur Autobahn 7 nach Kassel.

Der Stadtteil wird von der Innenstadt durch die Nikolaus-Hofmann-Straße getrennt. Im Süden wird er von der Niederwerrner Straße und dem Musikerviertel begrenzt, im Westen von der Gemeindegrenze zu Niederwerrn und im Norden vom Bauerwartungsland Pfannäcker sowie dem Nordrand der Kleingartenanlage Alte Warte und dem Alten Wartweg.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Stadtteil wurde in den 1920er Jahren (kleinerer Bereich) und den 1930er Jahren entlang der Niederwerrner Straße angelegt. Er sollte sich noch weiter in Richtung Niederwerrn erstrecken[5] (siehe Musikerviertel, Stadtteil). Der östliche, innenstadtnähere Bereich des Stadtteils besitzt noch die engere, höhere Blockrandbebauung der 1920er Jahre, ähnlich der Gründerzeitviertel. Im Westen schließt die neuere Stadtplanung der 1930er Jahre an,[5] mit höherer Wohnqualität, Baumalleen, einheitlichen, schnurgeraden, langen Häuserfronten mit niedrigerer Blockrandbebauung und großen, begrünten Innenhöfen.

Die westlich anschließende Panzerkaserne (1935/36)[6] (spätere Ledward Barracks) und das Willy-Sachs-Stadion (1936, seit 2021 Sachs-Stadion) wurden mit den Wohngebieten der 1930er Jahre errichtet. Das Stadion wurde eine Woche vor den Olympischen Spielen in Berlin eröffnet, woran die Olympia-Apotheke in der Niederwerrner Straße erinnert.

Dieser für Schweinfurt charakteristische Stadtteil widerspiegelt eine der wichtigsten Epochen der moderneren Schweinfurter Stadtentwicklung, in der auch die Großindustrie mit ihren Klinkerbauten entstand (siehe: Schweinfurter Industriegeschichte).

Nördlich der Panzerkaserne entstand in den 1930er Jahren die weitläufige Kleingartenanlage Alte Warte.[7]

Weiteres zur Geschichte siehe: Abschnitte Ortsteile

Sozialstruktur und Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Status
31. Dez. 2022[8]
Nordwestlicher Stadtteil
(Bezirk 31)
Gesamtgebiet
Schweinfurt
Deutsche 70,4 % 77,4 %
Ausländer 29,6 % 22,6 %
Anteil Doppelstaatler
an der deutschen Bevölkerung
15,0 % 17,1 %

Der Anteil der Ausländer liegt über den Werten des gesamten Stadtgebietes,[9] wobei zu berücksichtigen ist, dass Bürger mit Migrationshintergrund und deutschem Pass in der Statistik nicht als Ausländer aufgeführt werden.

Der Stadtteil erfuhr einen grundlegenden sozialen Wandel. Gab es in den 1970er Jahren eine Überalterung einer vorwiegend deutschen Bevölkerung, erfolgte danach ein teilweiser Bevölkerungsaustausch durch Menschen mit Migrationshintergrund, häufig mit jungen Familien. Die Altersklasse 0–34 Jahre ist mit 40,4 % überdurchschnittlich vertreten, im Vergleich zum gesamten Stadtgebiet mit 36,5 %.[9]

Bis zur vollständigen Auflösung der US-Heeresgarnison Schweinfurt im Jahre 2014 kamen im Stadtteil noch US-Bürger hinzu, die in den deutschen Statistiken nicht enthalten waren. Die frei werdenden Wohnungen standen seitdem der Allgemeinheit zur Verfügung (siehe u. a. Yorktown Village), wodurch die Einwohnerzahl des Stadtteils von 2014 bis 2022 um etwa 7 % wuchs.

Niederwerrner Straße[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Stadtteil erstreckt sich nördlich entlang der 4 km langen Niederwerrner Straße (siehe: Lage). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie zur „Hauptstraße“ der US-Garnison mit rund 4000 Soldaten und über 7000 Zivilisten.[6] Kasernen, amerikanische Wohn-, Geschäftsviertel und die entsprechende Infrastruktur zogen sich beiderseits der Straße hin. Im innenstadtnahen Bereich der Niederwerrner Straße, auf der Sonnenseite (Nordseite) entwickelte sich unter den Alleebäumen eine deutsch-amerikanische Flaniermeile, mit Gastgärten, Eiscafés, Pizzerien, Kneipen und Nachtlokalen. Dort wurde 1959 die erste Pizzeria der Stadt, La Gondola eröffnet, die noch besteht. Durch den Abzug der US-Amerikaner verlor die Straße an Leben sowie ihren besonderen Charakter.

Ortsteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nordwestlicher Stadtteil (im engeren Sinn)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe im Abschnitt Geschichte

Carus-Park[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Carus-Park: Hauptquartier der
USAG Schweinfurt bis 2014

1935–1936 wurde die Adolf-Hitler-Kaserne, bekannter unter dem volkstümlichen Namen Panzerkaserne, für das Panzerregiment 4 errichtet. Infolge des Einmarsches der amerikanischen Streitkräfte am 11. April 1945 in Schweinfurt wurde 1951[6] die Kaserne in Ledward Barracks umbenannt. Im Zuge der US-Konversion wird dort der internationale Hochschulcampus i-Campus Schweinfurt aufgebaut. Die Stadt Schweinfurt vermietete ab 2015 vorübergehend bis 2019 einen Teil der seit demselben Jahr in ihrem Besitz befindlichen Ledward Kaserne an den Freistaat Bayern für eine Aufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge.

Sachs-Stadion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sachs-Stadion (erbaut 1936)

Das Stadion wurde als Volkspark mit den angegliederten Sportpark und Tennisclub angelegt und einen Monat vor den Olympischen Spielen in Berlin 1936 als Willy-Sachs-Stadione eröffnet und 2021 in Sachs-Stadion umbenannt. Es ist die Heimstätte des 1. FC Schweinfurt 05.

Seit 1999 finden im Sommer im Stadion große Popkonzerte mit bis zu 22.000 Besuchern statt. Unter anderen waren hier dort die Backstreet Boys, Die Toten Hosen, Sunrise Avenue und Herbert Grönemeyer.

Kessler Field[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kessler Field (10 ha)[10] südlich von Yorktown Village ist ein ehemaliges US-amerikanisches Areal mit einstigen US-Einrichtugen: der 1987/88 erbauten High School, Sportplätzen, einer Sporthalle und eines großen Bowlingcenters.[11] 2016 wurde das Gebäude der ehemaligen Highschool von der Stadt Schweinfurt an die bisher in Unterspiesheim ansässige englischsprachige International School Mainfranken (ISM) mit Erbbaurechtsvertrag übergeben und im Herbst 2016 begann der Unterricht am neuen Standort.[12] Das Kessler Bowling Center mit 24 Bahnen wurde als großes Therapie- und Trainingszentrum next level umgebaut.

Der unbebaute Hauptbereich von Kessler Fields soll zu einem eigenen Quartier ausgebaut werden. Im Süden sollen bis zu siebengeschossige Wohnhäuser mit 230 Wohneinheiten für rund 700 Einwohner entstehen, zudem 60 Büroflächen, Einzelhandel, 25 Gewerbeeinheiten, Gastronomie, eine integrierte Quartiergarage und Parzellen für Urban Gardening. Im Norden sollen Bauplätze für 60 Einfamilienhäuser geschaffen werden.[10]

Siehe auch: Yorktown Village, Name des Viertels und amerikanische Geschichte

Yorktown Village[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Yorktown Village ist ein einstiges Wohnviertel (Family Housing) für Offiziere der US-Heeresgarnison Schweinfurt, das von 1986 bis 1992 erbaut wurde. Es wurde nach der Schlacht von Yorktown, bzw. dem Ort Yorktown (Virginia) benannt. Zwei Jahre nach dem Abzug der US-Streitkräfte aus Schweinfurt wurden 2016 unter 800[13] Bewerbern die 68 Doppelhaushälften verlost, was ein bundesweites Medienecho hervorrief.

Hainig[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Hainig (Ortsbezeichnungen: der Haing bzw. am Hainig; alternativer Name: Am Hainig) wurde in den 1980er Jahren als Gewerbepark angelegt mit Wohnbebauung in seinen nördlichen und östlichen Randlagen. Der Ortsteil liegt im äußersten Westen des Nordwestlichen Stadtteils und grenzt an die Gemeinde Niederwerrn, mit der er zusammengewachsen ist. Am Hainig befinden sich u. a. die Geschäftsstelle der IHK Würzburg-Schweinfurt, die Feuerwehr Schweinfurt (siehe: Schweinfurt, Feuerwehren) und das Ambulante Reha-Centrum Am Hainig.

Der Hainig war und ist noch zum Teil das Diskothekenzentrum der Stadt, mit den einstmals beiden direkt gegenüberliegenden Großdiskotheken Rockfabrik und Megadrom. Rockfabrik besteht noch unverändert. An der Stelle des Megadroms befindet sich die kleinere Diskothek Club 360 Grad. Daneben wurde eine Bowlingarena eröffnet (siehe auch: Schweinfurt, Diskotheken).

Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Evangelisch-Methodistische Gemeinde

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

IHK Würzburg-Schweinfurt,
Geschäftsstelle Schweinfurt

Städtische Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sachs-Stadion, mit angegliedertem Sportpark
  • Feuerwehr
  • Stadtwerke, mit Omnibusdepot

Vereinigungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Videos[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. gemessen mittels BayernAtlas
  2. Stadt Schweinfurt/Zahlen, Daten und Fakten. Abgerufen am 21. Januar 2024. Melderegisterbasierte Einwohnerzahl
  3. Jugendhilfeplan der Stadt Schweinfurt/Übersichtskarte der Stadtteile und statistischen Bezirke. Abgerufen am 6. Juli 2023.
  4. Stadt Schweinfurt: Jugendhilfeplan/Übersichtskarte der statistischen Bezirke. Abgerufen am 6. Januar 2023.
  5. a b Jugendhilfeplan der Stadt Schweinfurt, bauliche Beschreibung der Bezirke 22 und 31
  6. a b c Angaben der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) in: Geschichte der Liegenschaften des Militärstandortes Schweinfurt
  7. Stadtverband der Kleingärtner e. V. Schweinfurt. Abgerufen am 6. Januar 2023.
  8. Melderegisterbasierte Bevölkerung
  9. a b Jugendhilfeplan der Stadt Schweinfurt
  10. a b mainpost.de: Wohnen in Schweinfurt: Warum es am Kessler Field ein Klimadorf gibt, 30. Juli 2021. Abgerufen am 6. Januar 2023.
  11. Wirtschaft in Mainfranken, Juli 2012, S. 34
  12. TV-Touring Schweinfurt, 17. März 2016
  13. TV Touring Schweinfurt: Impuls. Das Wirtschaftsmagazin, 19. Oktober 2016
  14. Stadtwerke Schweinfurt: Liniennetzplan 2022/2023. Abgerufen am 24. Januar 2024.