Haundorf (Herzogenaurach)

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Haundorf
Koordinaten: 49° 35′ N, 10° 55′ OKoordinaten: 49° 35′ 17″ N, 10° 55′ 9″ O
Höhe: 310 (306–316) m ü. NHN
Einwohner: 763 (Jul. 2023)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1974
Postleitzahl: 91074
Vorwahl: 09132
Karte
Die Gemarkung Burgstall im Nordosten des Stadtgebiets umfasst auch den Gemeindeteil Beutelsdorf.
Haundorf von Süden her gesehen
Haundorf von Süden her gesehen

Haundorf ist ein Gemeindeteil der Stadt Herzogenaurach im Landkreis Erlangen-Höchstadt (Mittelfranken, Bayern).[2]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kirchdorf liegt 3,5 km nordöstlich der Kernstadt Herzogenaurachs, unmittelbar an der östlich vorbeiführenden Autobahn A 3. Er wird von West nach Ost vom Bimbach durchflossen, der am westlichen Ortsrand von Norden her auch den Bimbachgraben als Vorfluter aufnimmt. Dieser speist die zahlreichen Haundorfer Teiche und einige weitere Fischweiher in Ortsnähe. Im Südwesten grenzt das ehemalige Kasernengelände der US Army an, das heute von Adidas genutzt wird. Ansonsten ist der Ort unmittelbar von Acker- und Grünland umgeben. Im Norden wird die Flur Kupferberg genannt, im Südosten Im Kleinen Reisig. 0,5 km westlich liegt das Waldgebiet Im Schwarz.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Flurverfassung und die Anlage als Straßendorf weisen auf eine späte Gründung wohl im 11./12. Jahrhundert hin. Lehnsherr war das Hochstift Bamberg. 1414 wurde der Ort als „Hawndorff“ erstmals urkundlich erwähnt. In dieser Urkunde wurde bezeugt, dass der Nürnberger Patrizier von Ebner drei Güter zu Lehen erhielt. Im 14./15. Jahrhundert war der gesamte Ort als Lehen an Nürnberger Patrizier vergeben. 1441 gehörten elf Anwesen den von Schürstab. In späterer Zeit fielen die Lehen wieder an das Hochstift heim.[4]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Haundorf 21 Anwesen. Das Hochgericht übte das bambergische Centamt Herzogenaurach aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Kastenamt Herzogenaurach. Grundherren waren das Kastenamt Herzogenaurach (8 Höfe, 2 Halbhöfe), Nürnberger Eigenherren (von Ebner: 1 Halbhof, 1 Gütlein, von Kreß: 1 Gut), das Rittergut Heroldsberg (2 Halbhöfe) und das Rittergut Wilhermsdorf (2 Güter).[5]

1810 kam Haundorf an das Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde der Ort dem 1811 gebildeten Steuerdistrikt Herzogenaurach zugeordnet. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Haundorf, zu der Beutelsdorf gehörte.[6] Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Herzogenaurach zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Erlangen. In der freiwilligen Gerichtsbarkeit unterstanden drei Anwesen dem Patrimonialgericht Heroldsberg (bis 1848) und zwei Anwesen dem PG Wilhermsdorf (bis 1839). Am 1. Oktober 1847 wurde die Finanzverwaltung vom Rentamt Herzogenaurach übernommen.[7] Ab 1862 gehörte Haundorf zum Bezirksamt Höchstadt an der Aisch (1939 in Landkreis Höchstadt an der Aisch umbenannt) und weiterhin zum Rentamt Herzogenaurach (1919 in das Finanzamt Herzogenaurach umgewandelt, seit 1929: Finanzamt Erlangen). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Herzogenaurach (1879 in das Amtsgericht Herzogenaurach umgewandelt), seit 1959 ist das Amtsgericht Erlangen zuständig. Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 6,682 km².[8]

Der Ort war überwiegend durch Forst-, Land- und Fischwirtschaft geprägt und blieb in der Größe bis in die 1940er Jahre. Im Zweiten Weltkrieg gab es im Dorf keine nennenswerten Schäden, wenn man von etlichen Flugzeugabstürzen abgeschossener alliierter Bomber auf die umliegenden Agrarflächen absieht. Zum Kriegsende und in der Nachkriegszeit litt man allerdings unter den häufigen Einquartierungen und die Bevölkerungszahl stieg sprunghaft an. In den 1960er Jahren setzte ein Bauboom ein; landwirtschaftliche Flächen wurden aufgelassen und die Siedlungsfläche von ehemals 2,5 Hektar verzwölffachte sich in den folgenden Jahrzehnten auf heute über 30 ha.

Am 1. Januar 1974 wurde Haundorf mit Beutelsdorf im Zuge der Gebietsreform in die Stadt Herzogenaurach eingegliedert.[9]

Baudenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Altort sind drei Gebäude aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert erhalten geblieben und stehen unter Denkmalschutz. Außerdem findet sich Am Häuslinger Weg an der alten Straße nach Steudach ein steinernes Sühnekreuz aus dem 17. Jahrhundert und in der Kapellenstraße ein Bildstock der von 1732 datiert.[10]

  • Wegkapelle, Mitte 18. Jahrhundert
  • katholische Kuratiekirche St. Marien, vom Erlanger Architekten August Maier geplant und 1936 geweiht

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinde Haundorf

Jahr 1818 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919 1925 1933 1939 1946 1950 1952 1961 1970
Einwohner 225 265 296 293 290 272 278 279 291 297 277 293 288 285 299 299 304 316 330 497 498 491 396 427
Häuser[11] 33 49 54 54 54 51 56 64
Quelle [12] [13] [13] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [13] [21] [13] [22] [13] [23] [13] [13] [13] [24] [13] [8] [25]

Ort Haundorf

Jahr 001818 001829 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 002016 002019 002023
Einwohner 159 187 201 184 193 194 194 329 258 259 487 701 752 763
Häuser[11] 23 24 34 34 31 35 41 115
Quelle [12] [26] [14] [16] [19] [21] [23] [24] [8] [25] [27] [28] [1] [1]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort ist römisch-katholisch geprägt und nach St. Magdalena (Herzogenaurach) gepfarrt.[29] Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind in die Evangelische Stadtkirche (Herzogenaurach) gepfarrt.[8]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

3 km südlich befindet sich die Anschlussstelle 82 Erlangen-Herzogenaurach zur A3. Der ÖPNV bedient Haundorf mit einer Linie. 3 km westlich liegt der Flugplatz Herzogenaurach und 4 km östlich besteht im Hafen Erlangen am Main-Donau-Kanal ein Anschluss an das europäische Wasserstraßensystem.

Die Kreisstraße ERH 3/ER 1 verläuft die Staatsstraße 2244 kreuzend nach Herzogenaurach (3,5 km südwestlich) bzw. nach Häusling (1 km östlich). Die Kreisstraße ERH 25 verläuft nach Beutelsdorf (1,7 km westlich) bzw. die St 2244 kreuzend nach Niederndorf (3 km südlich).[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Haundorf (Herzogenaurach) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Herzogenaurach in Zahlen > Einwohnerzahlen nach Ortsteil. In: herzogenaurach.de. Abgerufen am 6. August 2023.
  2. Gemeinde Herzogenaurach, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 6. August 2023.
  3. a b Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 6. August 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  4. F. Krug (Hrsg.): Der Landkreis Erlangen-Höchstadt, S. 119 = G. Daßler (Hrsg.): Landkreis Höchstadt a. d. Aisch, S. 75.
  5. H. H. Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach, S. 67. Angaben zur Grundherrschaft sind unvollständig.
  6. Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 49 (Digitalisat).
  7. H. H. Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach, S. 142.
  8. a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 679 (Digitalisat).
  9. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 711 und 712.
  10. LfD-Liste für Herzogenaurach, Seiten 2, 4 und 9 (.pdf)
  11. a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  12. a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 37 (Digitalisat). Für die Gemeinde Haundorf zuzüglich der Einwohner und Feuerstellen von Beutelsdorf (S. 9).
  13. a b c d e f g h i j Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 145, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  14. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 876, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  15. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 136 (Digitalisat).
  16. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1049, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  17. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 52 (Digitalisat).
  18. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 151 (Digitalisat).
  19. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 994 (Digitalisat).
  20. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 151 (Digitalisat).
  21. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1043 (Digitalisat).
  22. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 151 (Digitalisat).
  23. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1077 (Digitalisat).
  24. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 923 (Digitalisat).
  25. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 173 (Digitalisat).
  26. Haundorf 1833 im Erzbistum Bamberg
  27. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 334 (Digitalisat).
  28. Einwohnerzahlen auf der Stadt-Website (Memento des Originals vom 24. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.herzogenaurach.de
  29. H. H. Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach, S. 67.