Heinrich Nauen

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Heinrich Nauen (* 1. Juni 1880 in Krefeld; † 26. November 1940 in Kalkar) war ein deutscher Maler.

Bienenstöcke im Garten, 1906

Heinrich Nauen gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des „Rheinischen Expressionismus“. Sein reiches Werk umfasst Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und druckgraphische Werke sowie monumentale Wandgemälde, Mosaike und kunsthandwerkliche Arbeiten.

Leben

Heinrich Nauen entstammte einer Krefelder Bäckerfamilie. Seine Eltern waren Heinrich Franz Nauen und Adelgunde Louise geb. Mooren. Schon früh entwickelte er den Wunsch, Maler zu werden.

Ausbildung

1898 wurde er an der Düsseldorfer Kunstakademie aufgenommen, an der er von 1921 bis 1937 als Professor lehrte. Nach dem vorübergehenden Besuch einer privaten Kunstschule in München (1899) setzte er sein Studium an der Kunstakademie in Stuttgart 1900 bis 1902 fort.

Die Jahre in Belgien und Berlin

Danach schloss sich Nauen zunächst dem Künstlerkreis um den Bildhauer George Minne in dem flandrischen Dörfchen Sint Martens-Latem bei Gent an.

Im April 1905 reiste er nach seiner Heirat mit der Künstlerin Marie von Malachowski mit ihr nach Paris. Während ihres mehrmonatigen Aufenthalts studierten sie dort die Malerei des Impressionismus und erlebten das Aufkommen des Fauvismus. Für Nauen begann eine intensive Auseinandersetzung mit dem Impressionismus und der Malerei van Goghs.

Anfang 1906 siedelte Nauen nach Berlin über. Er trat der „Berliner Secession“ bei, befreundete sich mit Emil Nolde, diskutierte mit Max Beckmann die Gründung einer neuen Sezession. Der ersehnte künstlerische Durchbruch blieb ihm in Berlin indess versagt.

Anders war dies im Rheinland. Nauen, der seiner niederrheinischen Heimat stets eng verbunden war, hielt sich meist im Frühjahr und Sommer einige Wochen oder Monate am Niederrhein oder in Visé an der Maas zum Malen auf. In Orbroich bei Krefeld unterhielt er ein kleines Atelier, genannt „Der Düwel“.[1] Befreundet mit Helmuth Macke und Wilhelm Wieger. 1909 nahm er hier die Arbeit an seinem großformatigen Gemälde „Die Ernte“ auf, das 1910 in Paris ausgestellt wurde und Nauen einen anerkennenden Brief von Henri Matisse einbrachte.

Rückkehr an den Niederrhein nach Brüggen

1911 verließ Nauen Berlin und kehrte endgültig an den Niederrhein zurück. In der Nähe von Brüggen, wohin er familiäre Bindungen hatte, bezog er einen Flügel des Schlosses Dilborn. Der Garten von Dilborn und die herrliche Umgebung boten Nauen Motive für farbenfrohe Bilder.

Rege Kontakte entwickelten sich zu Künstlern, Kunsthistorikern und Sammlern im Rheinland. Zu den Besuchern Nauens in Schloss Dilborn gehörten u.a. Heinrich Campendonk, Erich Heckel, Franz Marc, Helmuth Macke und August Macke. Freund und Förderer Nauens war Walter Kaesbach, später von 1924 bis 1933 Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie, der zahlreiche Arbeiten von ihm erwarb.

Eine lang ersehnte weitere Reise nach Paris ermöglichte Nauen neben dem Besuch bedeutender Sammlungen die Begegnung mit Werken von Henri Matisse und kubistischen Arbeiten.

1912 beteiligte sich Heinrich Nauen in Köln an der legendären Sonderbundausstellung, 1913 an der von August Macke initiierten Ausstellung „Die Rheinischen Expressionisten“ in der Buchhandlung Cohen in Bonn.

Seine erste Einzelausstellung richtete ihm der führende Avantgarde-Kunsthändler Alfred Flechtheim 1914 in seiner Düsseldorfer Galerie aus. Dort wurde Nauens monumentaler Gemäldezyklus für die Burg Drove bei Düren präsentiert. Den Auftrag dazu hatte Nauen 1912 vom Aachener Kunsthistoriker Edwin Suermondt erhalten. Zwei Jahre war der Künstler mit der Ausführung sechs großformatiger Leinwände beschäftigt, die als sein expressionistisches Hauptwerk gelten.

Als Einleitung des Katalogs der Flechtheim-Ausstellung erschien ein Brief, den Walter Kaesbach am Sylvestertag 1913 an Heinrich Nauen schrieb:

„Lieber Freund. Die Bilder für Burg Drove vollendet? Das ist eine frohe Neujahrs-Kunde. Ich denke zurück an die lange, lange Zeit des Werdens und Erstarkens dieser sechs Geschwister, die ich mit aus der Taufe heben durfte, die dann an Ihnen den allerstrengsten Erzieher hatten. Wie oft wurden Entwürfe, im Kleinen und Großen, geändert und umgemodelt; wie viele Einzelstudien sind entstanden; nie sah ich so viele Hände, gezeichnete, getuschte, gemalte, wie bei meinem letzten Besuche in Dilborn!“

Die Bilder des „Drove-Zyklus“ befinden sich heute im Kaiser-Wilhelm-Museum in Krefeld.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges fand diese glückliche Entwicklung ihr vorläufiges Ende. Nauen wurde als Soldat einberufen und nach einer Gasvergiftung schließlich als „Kriegsmaler“ eingesetzt. 1917 erhielt Nauen, als ehemaliger Unteroffizier in einem Rheinischen Artillerieregiment das Eiserne Kreuz.[2]

Nach Kriegsende 1918 gehörte Nauen zu den Mitbegründern der Künstlergruppe Das Junge Rheinland.

Professur an der Düsseldorfer Kunstakademie

1921 erhielt er eine Professur für Malerei an der Düsseldorfer Kunstakademie, an der er unter anderem neben Heinrich Campendonk, Paul Klee und Otto Dix lehrte und arbeitete. Zu seinen Schülern zählten unter anderem Ernst Walsken, Hermann Hundt, Jean Paul Schmitz und Hannes Schultze-Froitzheim.

Unter den Nationalsozialisten wurden seine Werke 1937 in der Ausstellung „Entartete Kunst“ an den Pranger gestellt. Man drängte ihn aus dem Lehramt. Er wurde gezwungen, sich in den Ruhestand versetzen zu lassen.

Letzte Jahre in Kalkar

1938 übersiedelte er mit seiner Frau nach Kalkar an den linken unteren Niederrhein. Krankheit schwächte seine Schaffenskraft in den ihm verbleibenden zwei Jahren. Heinrich Nauen starb in Kalkar an Magenkrebs und wurde ebenda begraben. Sein Grabmal führte Joseph Beuys nach einem Entwurf von Ewald Mataré aus.

Ausgewählte Werke

Literatur

  • Edwin Suermondt: Heinrich Nauen. Klinkhardt & Biermann, Leipzig 1922.
  • Max Creutz: Heinrich Nauen. 1926.
  • Helmut May: In Memoriam Heinrich Nauen. 1941.
  • Paul Wember: Heinrich Nauen. 1948.
  • Felix Kuetgens: Edwin Suermondt – Heinrich Nauen. Aachener Kunstblätter (AKB), 22.1961, S. 83–86.
  • Eberhard Marx: Heinrich Nauen. 1966.
  • Gisela Fiedler-Bender: Heinrich Nauen. Gedächtnisausstellung in Krefeld, 1980.
  • Kunstmuseum Bonn (Hrsg.): Heinrich Nauen. Ausstellungskatalog zur Retrospektive, 1996.
  • Fritz Malcomess, Klara Drenker-Nagels: Werkverzeichnis Heinrich Nauen. 1996.
  • Ludwig Tavernier: Nauen, Heinrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 761 f. (Digitalisat).
  • Galerie Remmert und Barth: Heinrich Nauen und seine Schüler. 2000.

Weblinks

Commons: Heinrich Nauen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. http://www.orbroich-aktuell.de/02621197470f1ec14/026211986409f8d08.html Homepage von Orbroich
  2. Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe, Nr. 20, 9. Februar 1917, S. 195