Kustodie des Heiligen Landes

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Archäologische Stätten, wie zum Beispiel die Ruinen von Kafarnaum, stehen unter der Aufsicht der Kustodie des Heiligen Landes

Die Kustodie des Heiligen Landes (lateinisch Custodia Terræ Sanctæ, oft wird die italienische Form Custodia di terra santa verwendet) ist die Ordensorganisation der Franziskaner im Heiligen Land. Diese war ursprünglich ein Teil der franziskanischen Missionsprovinz Oltre Mare (italienisch: „Jenseits des Meeres“), zu der der gesamte östliche Mittelmeerraum gehörte, und steht seit 1571 unter Beibehaltung der Bezeichnung Kustodie im Rang einer eigenen Ordensprovinz. Heute gehören zur Kustodie neben Israel und Palästina auch der Libanon, Syrien, Jordanien, Zypern und Rhodos sowie einzelne Konvente in Italien, Ägypten, den USA und Argentinien. Der Hauptsitz befindet sich im Salvatorkloster im christlichen Viertel der Altstadt von Jerusalem.

Der kanonische Obere der Kustodie trägt den Titel Kustos (= Wächter) des Heiligen Landes. Seit 2016 übt Fr. Francesco Patton (* 1963 in Vigo Meano, Trentino) diesen Dienst aus.[1]

Nach der Vertreibung der Kreuzritter waren die Franziskaner die ersten Vertreter der katholischen Kirche, die sich wieder in der Region Palästina niederließen. Es gelang ihnen, von den Sultanen Ägyptens die Erlaubnis zur Betreuung verschiedener heiliger Stätten des Christentums zu erwirken. Zur Unterstützung der Franziskaner im Heiligen Land setzte Papst Martin V. 1421 Kommissare ein, die Spenden für die Arbeit der dortigen Mitbrüder sammelten.[2] Sie waren Vorläufer der heutigen Missionsprokuren zahlreicher Ordensgemeinschaften.

Besondere Bedeutung gewann die Kustodie durch den 1342 von Papst Klemens VI. erteilten Auftrag, die Interessen der lateinischen Kirche an den heiligen Stätten zu vertreten. Bis zum 19. Jahrhundert waren die Franziskaner die einzige im Heiligen Land vertretene katholische Ordensgemeinschaft und bis zur Wiedererrichtung des lateinischen Patriarchats von Jerusalem im Jahre 1847 mit praktisch allen kirchlichen Aufgaben in der Region betraut.

Anfangs waren der Kustodie der Abendmahlssaal (seit 1333) auf dem Berg Zion, der lateinische Anteil an der Grabeskirche in Jerusalem (seit 1342) und an der Geburtskirche in Bethlehem (seit 1347) anvertraut. Im Lauf der Jahrhunderte konnte sie weitere alte christliche Stätten erwerben und dort Kirchen erbauen. Vor allem seit dem 19. Jahrhundert führt sie an diesen Orten auch wissenschaftliche Ausgrabungen durch. Weitere Aufgaben waren und sind die Betreuung von Pilgerherbergen, Schulen und wissenschaftlichen Instituten sowie sozialer Einrichtungen.

Zur Kustodie gehören 28 Klöster in Israel, davon 9 in Jerusalem und fünf in Palästina; außerdem 2 Klarissenklöster in Jerusalem und Nazaret.

  • Israel
  • Palästina
    • Bethanien
    • Betlehem
    • Bethphage
    • Emmaus
    • Jericho
  • 2 Klöster in Jordanien: Amman (Luwaibdeh) und Madaba/Monte Nebo
  • 4 Klöster in Libanon: Beirut (2), Harissa, Tripoli
  • 11 Klöster in Syrien: Aleppo (3), Damaskus (3), Gassanieh, Knayeh, Jacoubie, Jisr El-Choughour, Lattakiah
  • 1 Kloster in Ägypten: Kairo-Musky
  • 4 Klöster in Zypern: Larnaka (mit Seelsorgestelle in Agia Napa), Limassol, Nicosia (2)
  • 4 Klöster in Griechenland: Rodi (3), Kos
  • 3 Klöster in Italien: Rom, Montefalco, Neapel mit Generalkommissariat des Heiligen Landes
  • 1 Kloster in Spanien: Madrid
  • 1 Kloster in Argentinien: Buenos Aires
  • 1 Kloster in USA: Washington D.C.[3]

Betreute Stätten

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Fußbodenmosaik in der Geißelungskapelle an der Via Dolorosa

Die Kustodie betreut heute unter anderem die folgenden Stätten:

Andere Aufgaben

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Zu den Einrichtungen der Kustodie gehören das Studium Biblicum Franciscanum, ein Verlag und das Christian Information Center in Jerusalem.

Die Kustodie ist auch verantwortlich für die Verleihung des Jerusalem-Pilgerkreuzes an Besucher der Heiligen Stätten. Am Ende jeden Jahres teilt sie die Höhe der Spenden, welche sie von den Trägern des Pilgerkreuzes erhalten hat, dem päpstlichen Dikasterium für die Evangelisierung mit.

Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit der Kustodie sind die Terra Sancta-Schulen in Israel und Palästina sowie je eine in Jordanien, Libanon und Zypern. Solche Schulen gibt es etwa in Nazaret (College), Betlehem (College für Jungen, Sekundarschule für Mädchen), Jerusalem (High School für Jungen, Sekundarschule für Mädchen), Jericho, Jaffa (getrennte Jungen- und Mädchenschule) und Ramleh. Diese Schulen stehen für Kinder aller Konfessionen und gesellschaftlichen Schichten offen; so sitzen in einigen Schulen jüdische Israelis, Christen und Moslems nebeneinander in einer Klasse. Die Finanzierung erfolgt überwiegend aus Mitteln der Kustodie und aus Spenden, in einigen Fällen auch mit staatlichen oder kommunalen Zuschüssen. Wo diese Zuschüsse nicht erfolgen oder nicht ausreichen, werden auch Schulgelder erhoben, wobei diese aber sozial Schwächeren – und damit einem Großteil der Schüler in den palästinensischen Gebieten – erlassen werden.

Um insbesondere die Situation christlicher Palästinenser zwischen den Fronten zu mildern, errichtet die Kustodie unter anderem in Betfage am Ölberg Sozialwohnungen für kinderreiche Familien.

Hilfswerk der Kustodie des Heiligen Landes

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Das „Hilfswerk der Kustodie des Heiligen Landes“ ATS (Associazione di Terra Santa – Gemeinschaft des Heiligen Landes) ist eine von der Kustodie des Heiligen Landes gegründete Hilfsorganisation. Aufgabe des Hilfswerkes ist Öffentlichkeitsarbeit, Fundraising und Projektbegleitung für das Heilige Land und die Christen im Nahen Osten. Schwerpunkte der Projektförderung liegen:

  • im Erhalt der christlichen Stätten des Wirkens Jesu im Heiligen Land
  • in sozialen und caritativen Projekten für die Christen im Nahen Osten sowie für Bedürftige
  • in gezielten Hilfen in Notsituationen

Die vom „Hilfswerk der Kustodie des Heiligen Landes“ geförderten und begleiteten Projekte sind in den Palästinensergebieten, Israel, Syrien, Libanon, Jordanien, Ägypten, auf Zypern und Rhodos. Das Hilfswerk bietet zudem die Möglichkeit, sich ehrenamtlich im Heiligen Land zu engagieren oder im Rahmen einer Kooperation das Heilige Land zu unterstützen.

Das „Hilfswerk der Kustodie des Heiligen Landes“ ist eine spendenfinanzierte gemeinnützige Nichtregierungsorganisation in der Rechtsform eines Vereins mit seinem rechtlichen Sitz in Rom und seinem operativen Büro in Jerusalem. Präsident des Hilfswerkes ist der Kustos des Heiligen Landes.

Kustodes des Heiligen Landes

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  • Heinrich Fürst: Die Custodie des Heiligen Landes. Die Mission der Franziskaner im Heiligen Land und im Vorderen Orient. Franziskaner-Missions-Verein in Bayern, München 1981.
  • Robert Jauch: Die „Colonia“ im „Land des Herrn“. Zur Präsenz der Kölnischen Franziskanerprovinz in der Kustodie des Heiligen Landes. In: Analecta Coloniensia, ISSN 1861-7263, Jg. 6 (2006), S. 197–216.
  • Heinrich Fürst, Gregor Geiger: Im Land des Herrn: Ein franziskanischer Pilger- und Reiseführer für das Heilige Land. Bonifatius, Paderborn 2016 (6. Auflage).

Einzelnachweise

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  1. Nuovo Custode di Terra Santa. In: NotizieUPS. Rom, Jg. 33, Nr. 22 (Maggio 2006), S. 27.
  2. Christian Media Center der Kustodie des Heiligen Landes: 600. Jahrestag der Anerkennung der Kommissariate des Heiligen Landes, 11. Februar 2021, abgerufen am 13. Februar 2021.
  3. custiodia.org: Monasteries

Koordinaten: 31° 46′ 44,2″ N, 35° 13′ 38,8″ O