Hochschule für Musik und Tanz Köln

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Hochschule für Musik und Tanz Köln
Gründung 1845
Trägerschaft staatlich
Ort Köln
Bundesland Nordrhein-Westfalen
Land Deutschland
Rektor Heinz Geuen[1]
Studierende 1.568 WS 2012/13[2]
Website www.hfmt-koeln.de

Die Hochschule für Musik und Tanz Köln ist Europas größte Musikhochschule und befindet sich in der Kölner Neustadt-Nord. Sie ist auch unter dem bis 2009 gültigen Namen Hochschule für Musik Köln bekannt. Umgangssprachlich ist weiterhin die Bezeichnung Musikhochschule Köln sehr geläufig.

Geschichte

Musikhochschule Köln - Anzeige mit Lehrkörper vom Juli 1888 in der Wolfsstraße 3

Die Musikhochschule Köln ist nach Würzburg (1804) Deutschlands zweitälteste Musikhochschule und begann 1845 als „Rheinische Musikschule“. Als ihr Gründer gilt der Komponist Heinrich Dorn, der 1843 in Köln die musikalische Leitung des Kölner Schauspielhauses in der Komödienstraße zu einem Jahresgehalt von 1000 Talern übernahm.[3] Zusammen mit dem Geiger Franz Hartmann gründete er 1845 eine „musikalische Lehranstalt für Köln und die Rheinprovinz“, die ein Haus am Marienplatz hinter St. Maria im Kapitol bezog. Bei Gründung fanden sich 9 Schüler, doch bereits 1849 schmolz ihre Zahl auf 3 zusammen. Heinrich Dorn wechselte 1849 an die Berliner Oper.[4] Bei seiner Abschiedsfeier am 4. Oktober 1849 spielte auch der Komponist Ferdinand von Hiller, den Dorn als seinen Nachfolger vorschlug.[5]

Musikhochschule Köln - Konzertsaal in der Wolfsstraße 5 (um 1905)

Die Stadt berief ihn tatsächlich als Nachfolger, so dass das neue Konservatorium am 4. April 1850 am Marienplatz mit 17 Schülern starten konnte. Die geringe Schülerzahl bewog Oberbürgermeister Friedrich Wilhelm Graeff, am 23. Dezember 1850 einen Aufruf zur Bildung einer „Gesellschaft zur Förderung der Musikschule“ zu erlassen. Die eintretende stetige Vergrößerung des Hochschulbetriebs erforderte im Jahre 1859 einen Umzug zur Glockengasse 13–15. Seitdem bezuschusste die Stadt die Schule mit 1500 Goldmark. Hier erhielt sie den Namen „Conservatorium der Musik in Coeln“, das 1861 die Rechtsform einer juristischen Person des öffentlichen Rechts erhielt. Die Hochschulbibliothek entstand im Jahre 1872, 1884 zählte die Schule 152 Schüler und 17 Freischüler und nahm 35.640 Mark Schulgeld ein.[6] Am 18. April 1873 bezog die Schule einen repräsentativen Neubau in der Wolfsstraße 3.[7] Im Jahre 1883 beschloss der Schulvorstand, das Nachbargebäude Wolfsstraße 5 anzukaufen.[8] Am 1. Oktober 1884 musste der schwer erkrankte Hiller sein Entlassungsgesuch einreichen, bereits am 10. Mai 1885 verstarb er und wurde auf dem Melaten-Friedhof begraben. Während seiner Amtszeit durchliefen 1382 Schüler das Konservatorium, darunter die berühmten Komponisten August von Othegraven (1881–1884), Engelbert Humperdinck (1872–1877) oder Hugo Grüters (1867–1871).

Musikhochschule Köln - Hauptgebäude in Köln, Dagobertstraße 38/Unter Krahnenbäumen 87

Im September 1884 übernahm Franz Wüllner die Leitung.[9] Während der Amtszeit Fritz Steinbachs (1902–1914) entstanden Pläne für einen Hochschulneubau, weil die auf 824 angewachsene Schülerzahl in den bisherigen Räumlichkeiten keinen Platz mehr fand. Architekt Carl Moritz besaß bereits die Baugenehmigung, als im Juni 1914 der Erste Weltkrieg ausgelöst wurde und die Baupläne nicht mehr realisiert werden konnten. Am 1. Juli 1914 legte Steinbach sein Amt nieder.[10] Die Hochschule musste 1923 inflationsbedingt schließen, konnte jedoch am 5. Oktober 1925 bereits wieder eröffnen. Nach Einführung einer neuen Studien- und Prüfungsordnung teilte sich 1925 die Musikausbildung in der weiterhin existierenden Rheinischen Musikschule und einer inhaltlich neu aufgestellten Musikhochschule auf, die daraufhin nach Leipzig und Berlin als dritte Staatliche Hochschule für Musik anerkannt wurde. Diese wurde im Jahre 1945 dem Land Nordrhein-Westfalen unterstellt und bot von da an ausschließlich berufsbildende Studiengänge an. Ihr neuer Standort war die heutige Adresse Unter Krahnenbäumen 87, nachdem das Gebäude in der Wolfsstraße am 29. Juni 1943 durch Bomben zerstört wurde.[11] Die Musikhochschule war in den Kriegsjahren nicht geschlossen; der Unterricht wurde, wenn auch unter erschwerten Bedingungen, weitergeführt.[12]

Die wieder zusammengeführten Musikschulen zogen nach einem Festakt am 9. Mai 1946 in das leicht kriegsbeschädigte und ungenutzte Palais Oppenheim, bis sie 1953 wieder das - ehemals vom WDR seit April 1934 genutzte - Gebäude Unter Krahnenbäumen 87 bezogen. Das Land NRW übernahm im Jahre 1968 die Trägerschaft für die Musikhochschule. Seit 1972 ist sie ein organisatorischer Teil des Verbundes „Staatliche Hochschule für Musik Rheinland“ zusammen mit den bis dahin selbständigen Konservatorien in Wuppertal und in Aachen. Im Jahre 1977 konnte die Hochschule den Neubau beziehen. Zwischen 1987 und 2009 hieß sie „Hochschule für Musik Köln“, danach wurde sie umbenannt in „Hochschule für Musik und Tanz Köln“.

Struktur

Sie gliedert sich in sechs Fachbereiche in Köln sowie jeweils einen Standort in Aachen und Wuppertal, die seit 1987 in „Abteilung“ umbenannt worden sind und den Status weiterer Fachbereiche haben. Darüber hinaus richtete die Hochschule an ihrem Standort in Köln seit dem 2005/2006 das Pre-College Cologne für musikalisch Hochbegabte ein.

Pre-College Cologne

Mit Wirkung zum Wintersemester 2005/2006 wurde unter dem Namen Pre-College Cologne ein Ausbildungszentrum eingerichtet, an dem musikalisch hochbegabte Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 16 Jahren für die Instrumente, Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass und Klavier auf ein Musikstudium vorbereitet werden. Seit dem Wintersemester 2009/2010 wurde das Angebot auf alle Instrumente der künstlerischen Instrumentalausbildung ausgeweitet. Die Unterrichtseinheiten, bestehend aus Einzelunterricht, Ausbildung in einem Zweitinstrument, Kammermusik, Harmonie- und allgemeine Musiklehre, finden an jeweils an drei Wochenenden im Monat außerhalb der Schulzeiten statt. Erfolgreich absolvierte Fächer können in einem anschließenden Vollstudium auf Antrag anerkannt werden. Die künstlerische Leitung des Pre-College Cologne wurde der Professorin und Violinistin Ute Hasenauer übertragen. (Die Bezeichnung PCC darf nicht mehr verwendet werden, da das Markenpatent auf PCC bei Personal Coaching & Consulting in Aachen liegt. Eine Zuwiderhandlung würde mit einer Abmahnung geahndet.)

Fachbereiche

  • Fachbereich 1: Komposition, Tasteninstrumente, Tonsatz, Hörerziehung, Zupfinstrumente, Institut für Neue Musik, elektronische Komposition
  • Fachbereich 2: Streichinstrumente, Orchesterleitung, Institut für Alte Musik
  • Fachbereich 3: Blasinstrumente, Schlagzeug, Harfe
  • Fachbereich 4: Gesang, Musiktheater
  • Fachbereich 5: Musikwissenschaft, Musikpädagogik, Kirchenmusik, Chorleitung
  • Fachbereich 6: Jazz/Pop
  • Zentrum für Zeitgenössischen Tanz

Studiengänge

Seit dem Wintersemester 2008/09 werden Bachelor- und Master-Abschlüsse angeboten in der Ausprägung B of Music, B of Arts in Dancing, B of Education in Music sowie Master of Music.

  • Künstlerische Instrumentalausbildung
  • Künstlerische Gesangsausbildung
  • Dirigieren
  • Komposition
  • Jazz, Populäre Musik, Weltmusik
  • Tanz
  • Evangelische und katholische Kirchenmusik
  • Musikpädagogik
  • Lehramt Musik

Die Studierendenzahlen verteilen sich wie folgt (WS 2011/2012):

  • Köln: 1.188
  • Wuppertal 172
  • Aachen: 145

Abteilung Aachen

Standort Aachen

Die Abteilung Aachen, das ehemalige Grenzlandkonservatorium Aachen, zeichnet sich neben ihrer qualifizierten Lehrtätigkeit insbesondere durch eine intensive Zusammenarbeit mit der städtischen Oper und dem Sinfonieorchester der Stadt Aachen aus, die durch einen Kooperationsvertrag seit 1993 fest geregelt wurde. So finden hier von Fall zu Fall beispielsweise gemeinsame Opernproduktionen aber auch spezielle künstlerisch-musikalische Projektarbeiten statt. Ebenso bietet das Theater Aachen den Musikstudentinnen und Musikstudenten die Gelegenheit, berufsbezogene Praktika in ihren Abteilungen zu absolvieren.

Ein hier eigens eingerichteter „Verein der Freunde und Förderer der Hochschule für Musik in Aachen e.V.“ sorgt dabei für die nötige finanzielle und logistische Unterstützung ihrer 145 Studierenden. Nach einer umfangreichen Restaurierung und Modernisierung des Gebäudetraktes zum Wintersemester 2011 ist die Abteilung Aachen auf den neuesten Stand einer modernen Musikhochschule gebracht worden und die Studentenzahlen konnte deutlich erhöht werden.

Abteilung Wuppertal

Standort Wuppertal

Im Wuppertaler Standort der Kölner Musikhochschule studieren 172 Studenten. Er ging aus dem Wuppertaler Konservatorium hervor, das 1972 an die Kölner Hochschule angeschlossen wurde. Seit 2008 befindet er sich im alten Amtsgericht in Barmen am Sedansberg. Im Mai 2010 wurde das Gebäude in „Günter Wand Haus“ umbenannt. Der Schwerpunkt der Ausbildung in Wuppertal ist traditionell im Bereich der Musikpädagogik. Als Besonderheit findet sich hier der europaweit einzige Lehrstuhl für Mandoline und ein Salonorchester.

Außenstelle in Italien

In Kooperation mit allen 23 Deutschen Musikhochschulen betreibt die Kölner Hochschule im Palazzo Ricci in Montepulciano die Europäische Akademie für Musik und Darstellende Kunst als Haus für junge Musiker aus ganz Europa. Seit 2007 wird zur Festwoche Europäischer Musikhochschulen eingeladen. Unter der Schirmherrschaft des Außenministeriums präsentiert jedes Jahr eine Region ihre Musik und ihre jungen Künstler. Hervorgegangen ist sie aus dem vom Kölner Komponisten Hans Werner Henze 1976 gegründeten Festival Cantiere Internazionale d’Arte, das auch heute noch in Kooperation mit der Kommune und der Provinz veranstaltet wird.

Bekannte Absolventen und Dozenten

Einige bekannte und bedeutende Personen studierten oder lehrten bzw. lehren an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln und den angegliederten Abteilungen in Aachen und Wuppertal sowie an ihrer Vorläuferinstitution. Sie sind aufgeführt in der:

Commons: Hochschule für Musik und Tanz Köln – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Senat der Musikhochschule wählt neuen Rektor, in Köln-Nachrichten online vom 21. März 2013
  2. Statistisches Bundesamt: Studierendenzahlen Studierende und Studienanfänger/-innen nach Hochschularten, Ländern und Hochschulen, WS 2012/13, S. 66–113 (abgerufen am 3. November 2013)
  3. Dietmar von Capitaine, Conservatorium der Musik in Coeln, 2009, S. 21
  4. Dietmar von Capitaine, Conservatorium der Musik in Coeln, 2009, S. 22
  5. Dietmar von Capitaine, Conservatorium der Musik in Coeln, 2009, S. 23
  6. Dietmar von Capitaine, Conservatorium der Musik in Coeln, 2009, S. 29
  7. Peter Fuchs (Hrsg.), Chronik zur Geschichte der Stadt Köln, Band 2, 1991, S. 142
  8. Dietmar von Capitaine, Conservatorium der Musik in Coeln, 2009, S. 39
  9. Dietmar von Capitaine, Conservatorium der Musik in Coeln, 2009, S. 37
  10. Dietmar von Capitaine, Conservatorium der Musik in Coeln, 2009, S. 60
  11. Dietmar von Capitaine, Conservatorium der Musik in Coeln, 2009, S. 121
  12. Reinhold Wecker, Karl Hermann Pillney: Künstler, Komponist und Pädagoge, 2002, S. 24
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Koordinaten: 50° 56′ 51,5″ N, 6° 57′ 40,4″ O