Ith

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Übersichtskarte: Ith und Hils in der Bildmitte

Der Ith ist ein bis 439 m hoher Mittelgebirgszug in Niedersachsen, Deutschland. Er liegt rund 40 km südwestlich von Hannover und ist mit etwa 22 Kilometern Ausdehnung der längste Klippenzug Norddeutschlands.

Geographie

Blick über den bewaldeten Ithkamm nach Südosten, im Vordergrund ist das helle Kalkgestein sichtbar

Der Ith schließt sich im Leinebergland direkt nordwestlich an den Hils an. In Nordwest-Südost-Richtung erstreckt er sich von Coppenbrügge im Nordwesten bis Holzen im Südosten. Die höchste Erhebung des waldreichen Iths bildet mit 439 m ü. NN der Lauensteiner Kopf mit dem Ithturm, der sich im als Krüllbrink bezeichneten Nordteil des Iths zwischen den Orten Bisperode und Lauenstein befindet.

Die Bäche des Ith geben ihr Wasser nach Westen über Ilse, Remte und Lenne in die Weser sowie nach Osten über die Saale in die Leine ab.

Gequert wird der Ith von zwei Straßen: im Norden von der L 425 zwischen Haus Harderode und Lauenstein mit dem Lauensteiner Pass, im Süden von der B 240 zwischen Lüerdissen und Capellenhagen mit dem Holzener Pass.

Geologie

Felsdetail

Der Gebirgszug ist geprägt von teilweise fossilienreichen Jura-Kalken. Bekannt ist der harte, teilweise dolomitisierte Korallenoolith-Kalk aus dem oberen Jura, der die zur Westseite hin ausgeprägten, teils weithin sichtbaren Klippen als durchgehende Schichtrippe bildet. Der Sockel des Höhenzuges besteht aus Gesteinen des oberen Jura.

Im Ith sind mehrere Höhlen bekannt, die auch von archäologischer Bedeutung sind.[1] Des Weiteren gibt es einige alte, vorwiegend kleine Steinbrüche, ein großer existiert am Lauensteiner Pass.

Naturschutz

Ruine der Burg Lauenstein im Ith

Große Gebiete des Ith stehen als Naturschutzgebiete sowie als zusammenhängendes und über 3.655 ha großes FFH-Gebiet mit der laufenden Nr. 114 im Rahmen von Natura 2000 unter Schutz.[2]

Bedeutend für den Naturschutz sind die Vorkommen unterschiedlicher Typen naturnaher Kalkbuchenwälder mit artenreicher Flora und Fauna. Etliche Orchideen kommen hier noch kleinflächig vor, und vor allem an den freiliegenden Felsklippen und in den schattigen Klufthöhlen[1] finden sich noch seltene Blaugrasrasen sowie bedrohte Moos- und Farngesellschaften. Des Weiteren sind die Hänge des Ith bekannt für eines der größten Vorkommen magerer Glatthaferwiesen im Weserbergland. Baumgruppen, Höhlen und Felsspalten am Ith sind Nacht- und Winterquartiere für Fledermäuse, u.a. für das Große Mausohr. Als bedeutende Brutvogelarten sind u. a. Rotmilan, Uhu und Grauspecht zu nennen.

Historisch interessant für den Naturschutz in Deutschland ist der Ort Lauenstein mit der Burgruine Lauenstein im nördlichen Ith. In Lauenstein lebte im 19. Jahrhundert Ernst Rudorff, der wesentliche Grundlagen der frühen „Heimatschutz“-Bewegung entwickelte und 1904 den Bund Heimat und Umwelt in Deutschland gründete.

Sport und Tourismus

Kletterer an den Ithklippen

Der Ith ist ein touristischer Anziehungspunkt vor allem für Wanderer, Kletterer und Segelflieger. Viele Ausflügler zieht der Ith-Kammweg insbesondere zur Zeit der Frühlingsblüte[3] wegen der ausgeprägten Anemonen- und Lerchensporn-Bestände an.[4] Auf den Ithhöhen sind mehrere Wanderwege gut gekennzeichnet. Ein Abschnitt des Europäischen FernwanderwegsE11“ verläuft über den Ith.

Von den zahlreichen und markanten Felsformationen („Klippen“) entlang des Ithkamms ist ein Teil zum Klettern freigegeben. Mit den bis zu 30 m hohen Lüerdissener Klippen und vielen weiteren Felsen gilt der Ith als das am stärksten besuchte Klettergebiet Niedersachsens.[5] Fast alle Felsen werden mit Namen bezeichnet, so gibt es beispielsweise „Adam und Eva“, das „Kamel“, die „Teufelsküche“, einen „Mönchstein“, den „Krötenkopf“, den „Garwindelstein“ und viele andere mehr.

Am Südende des Höhenzugs, nördlich der Gemeinde Holzen – zu erreichen über den Holzener Pass (B 240) – liegt auf fast 400 m Höhe das von drei Vereinen gemeinsam genutzte Segelfluggelände „Ithwiesen“.[6] Ein Flugplatz besteht auf dem Ithkamm seit Anfang der 1930er Jahre. 1942 richtete die nationalsozialistische Führung in Holzen-Ith die „Reichssegelflugschule Ith“ ein. Viele Piloten erhielten dort bis zum Kriegsende ihre fliegerische Grundausbildung. Nach Kriegsende nutzte die englische Besatzungsmacht das Gelände als „Rest-Center“, eine Art Erholungszentrum.[7] 1971 wurde in diesen Gebäuden die erste Zivildienstschule Deutschlands eingerichtet, die „Zivildienstschule I“. Das heutige Segelfluggelände befindet sich etwas südöstlich des ursprünglichen Geländes und benutzt die alten Gebäude nicht mehr. Am Ith, allerdings nicht direkt auf den Ithhöhen, existieren zwei weitere Segelflugplätze: der Flugplatz „Hellenhagen“ in Halle-Bremke und der Flugplatz „Ith-West“ in Bisperode.

Blick von Südwesten auf den Höhenzug des Ith; Aufnahme von Oelkassen aus in Richtung Dielmissen (links), Lüerdissen (mitte) und Scharfoldendorf (rechts); im Hintergrund rechts Teile des Hils

Literatur

Der Ithturm im Bereich Krüllbrink
  • Bundesanstalt für Landeskunde und Raumforschung: Geographische Landesaufnahme 1:200000. Naturräumliche Gliederung Deutschlands. Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 86 Hannover. Bad Godesberg 1960
  • Hans-Jürgen Klink: Naturräumliche Gliederung des Ith-Hils-Berglandes. Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumforschung. 1966. ISBN B0000BS19H
  • Friedmut Lehmeier: Regionale Geomorphologie des nördlichen Ith-Hils-Berglandes auf der Basis einer grossmaßstäbigen geomorphologischen Kartierung. Goltze Druck, Göttingen. 1981. ISBN 3-8845-2078-4
  • Michael Geschwinde: Höhlen im Ith. Urgeschichtliche Opferstätten im südniedersächsischen Bergland. o.O. 1988. ISBN 3-7848-1233-3
  • Richard Goedeke: Weser-Leine-Bergland. Verlag J. Berg, München. 1991. ISBN 3-7634-1049-x (zum Ith: S. 76–217)
  • Ludger Feldmann, Hans Joachim Franzke, Rainer Müller: Die geologische Entwicklung der Tiefebene und der Mittelgebirge in Niedersachsen. (pdf) In: Veröffentlichungen der Akademie für Geowissenschaften zu Hannover. 20/2002. S. 8–19

Einzelnachweise

  1. a b showcaves.com: Höhlen am Ith.
  2. Gesamtliste der gemeldeten FFH-Gebietsvorschläge in Niedersachsen (Stand Februar 2006)
  3. weserbergland.com: Zur „Frühlingswiese“ auf den Ithkamm.
  4. natur-erleben.niedersachsen.de: Der Ith bei Lauenstein.
  5. ig-klettern-niedersachsen.de: Lüerdissener Klippen.
  6. lsv-ith-eschershausen.de > Unterseiten „Flugplatz“ und „Wir über uns“
  7. Falko Niederstadt: Drei Buchstaben, einmal anders gesehen.

Koordinaten: 52° 3′ N, 9° 34′ O