Josef Bauer (Politiker, 1881)

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Josef Bauer

Josef Bauer (* 25. Januar 1881 in Untergrasensee; † 30. April 1958 in München) war ein deutscher Politiker der NSDAP und SS-Führer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bauer, der Sohn eines Dorfschmieds,[1] war nach dem Besuch der Präparandenschule und des Lehrerseminars in Straubing (1897–1899) als Lehrer in Mitterfels, Stallwang und Passau tätig, bevor er 1903 nach München wechselte. Von 1915 bis 1918 nahm er als Soldat am Ersten Weltkrieg (letzter Dienstgrad: Leutnant der Reserve) teil und wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse und dem König Ludwig-Kreuz ausgezeichnet.

Bauer trat im November 1922 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 21.941) und nahm 1923 als SA-Sturmtruppführer am Hitlerputsch in München teil. Nach der Aufhebung des Verbots der NSDAP trat er zum 1. April 1925 erneut der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 34)[2][3] und wurde Ortsgruppenleiter in München. 1930 war er Reichsredner und Leiter der Gaurednerschule.[1] Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde er von dem neuen Münchner Oberbürgermeister Karl Fiehler am 23. April 1933 zum kommissarischen Stadtschulrat als Nachfolger des zurückgetretenen Stadtschulrates Hans Baier (SPD) bestellt. Am 20. Juni 1933 wurde er von dem nationalsozialistisch dominierten Stadtrat auch regulär zum Münchner Stadtschulrat gewählt und führte ab dieser Zeit den Titel Oberstadtschuldirektor.1943 wurde er nach Ablauf seiner Amtszeit auf Befehl Hitlers ohne Wahl auf weitere zwölf Jahre berufen und übte diese Funktion bis zum Ende des nationalsozialistischen Regimes aus.

Von 1933 bis 1937 war Bauer Vorsitzender des gleichgeschalteten Bayerischen Lehrervereins. In München führte Bauer den nationalsozialistischen „Schulkampf“ zur Abschaffung der Bekenntnisschulen durch die Gemeinschaftsschulen, der mit massiven staatlichen Repressalien bei der jährlichen Schuleinschreibung begleitet wurde und 1937 schließlich dazu führte, dass 96 % der Schüler bei Gemeinschaftsschulen eingeschrieben und daher die Bekenntnisschulen wegen Schülermangels geschlossen wurden.

1937 wurde er als Politischer Leiter der Reichsleitung der NSDAP vereidigt und übernahm als Hauptstellenleiter im Hauptamt für Kommunalpolitik das Referat für gemeindliche Schulfragen. Ab 1941 war er Leiter des Münchner Kreisamtes des Amtes für Erzieher im NS-Lehrerbund.

Bauer war seit den frühen 1920er-Jahren auch Mitglied der SA, zuletzt als Obersturmführer. Da er diesen Rang mit seiner Stellung in der Partei und im öffentlichen Dienst nicht für angemessen hielt, wechselte er im Januar 1935 zur SS, bei der er zunächst den Rang eines Standartenführers erhielt. 1936 wurde er zum SS-Oberführer und 1940 zum SS-Brigadeführer ernannt. Diese Ränge waren jedoch nicht mit einem Kommando verbunden, sondern stellten rein repräsentative Ämter dar.

Abgeordneter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1932 bis 1933 war Bauer Mitglied des Bayerischen Landtages und war hier Geschäftsführer der NSDAP-Landtagsfraktion. Von November 1933 bis 1945 gehörte er dem Reichstag an.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joachim Lilla, Martin Döring, Andreas Schulz: Statisten in Uniform: Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Ein biographisches Handbuch. Unter Einbeziehung der völkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924. Droste, Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-5254-4.
  • Fritz Schäffer: Josef Bauer – ein „aufrechter“ Nationalsozialist? Politische Biographie des Münchner Stadtschulrats und Vorsitzenden des Bayerischen Lehrervereins im Dritten Reich. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 1995, ISBN 3-7815-0819-6.
  • Erich Stockhorst: 5000 Köpfe. Wer war was im 3. Reich. Arndt, Kiel 2000, ISBN 3-88741-116-1 (Unveränderter Nachdruck der ersten Auflage von 1967).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 30–31.
  2. Bundesarchiv R 9361-VIII KARTEI/1051027
  3. Rainer Bölling: Sozialgeschichte der deutschen Lehrer. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1983, S. 138.