Keith Patrick O’Brien

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Keith Patrick O’Brien
Wappen von Keith Patrick Kardinal O’Brien

Keith Michael Patrick Kardinal O’Brien (* 17. März 1938 in Ballycastle, County Antrim, Nordirland; † 19. März 2018 in Newcastle-upon-Tyne) war ein Kardinal der römisch-katholischen Kirche und Erzbischof von Saint Andrews und Edinburgh.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Keith Patrick Michael O’Brien studierte nach seiner Schulzeit Chemie, Mathematik, Philosophie und katholische Theologie. Im April 1965 empfing er das Sakrament der Priesterweihe und wirkte anschließend als Gemeindeseelsorger, Schulpfarrer und Mathematiklehrer. Von 1978 bis 1980 war er Spiritual am St Andrew’s College Drygrange (Roxburghshire) und anschließend Rektor des Saint Mary’s College in Blairs bei Aberdeen, bis er 1985 zum Erzbischof von St Andrews und Edinburgh ernannt wurde. Die Bischofsweihe spendete ihm am 5. August 1985 Gordon Kardinal Gray; Konsekratoren waren Bruno Bernhard Heim und Thomas Joseph Winning. Ab 2001 leitete O’Brien die Schottische Bischofskonferenz. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn im Jahr 2003 zum Kardinal mit der Titelkirche Santi Gioacchino ed Anna al Tuscolano, die vor ihm der Wiener Kardinal Hans Hermann Groër innehatte.

Er war von 2001 bis 2013 Großprior der Statthalterei Schottland des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, seit 2003 dessen Großkreuz-Ritter.

Im November 2012 bot O’Brien gemäß can. 401 §1 CIC dem Papst seinen Amtsverzicht als Diözesanbischof zum Ablauf seines 75. Lebensjahres am 17. März 2013 an. Papst Benedikt XVI. nahm dieses Angebot an. Nachdem die Presse am 23. Februar über Vorwürfe „unangemessenen Verhaltens“ berichtet hatte, wurde am 25. Februar 2013 mitgeteilt, der Papst habe das Rücktrittsgesuch nunmehr am 18. Februar bereits zum 25. Februar angenommen. In diesem Zusammenhang verzichtete O’Brien auch auf die Teilnahme am Konklave 2013.[1][2] Dort wäre er der einzige Kardinal aus Großbritannien gewesen. Am 15. Mai 2013 gab der Vatikan bekannt, O’Brien werde aus denselben Gründen, aus denen er nicht am Konklave teilgenommen habe, Schottland nach Absprache mit dem neuen Papst Franziskus für einige Monate zum Gebet, zur geistlichen Erneuerung und zur Buße verlassen.[3]

Am 20. März 2015 nahm Papst Franziskus das von Keith Patrick O’Brien vorgebrachte Gesuch um Verzicht auf die Privilegien und Rechte eines Kardinals an.[4]

Kardinal O’Brien verstarb am 19. März 2018 an den Folgen der im Vormonat bei einem Sturz erlittenen Kopfverletzungen.[5]

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum 40. Jahrestag der Verabschiedung des schottischen Abtreibungsgesetzes am 31. Mai 2007 äußerte O’Brien, es müsse wieder eine Gesellschaft aufgebaut werden, die neues Leben freudig aufnehme. Er rief die katholischen Politiker auf, nicht mehr an dem „entsetzlichen Verbrechen der Abtreibung“ mitzuarbeiten. Vor 40 Jahren sei damit argumentiert worden, dass durch illegale Abtreibungen Frauen zu Tode kämen und man diese deshalb entkriminalisieren müsse, dass Abtreibungen nur in Extremfällen vorgenommen würden und dass die medizinische Prüfung sehr streng ausfiele. Viele der Argumente für die Abtreibung hätten sich als nicht der Wahrheit entsprechend entpuppt. In Schottland würden durch Abtreibung jeden Tag so viele Kinder getötet, wie es einer Aula voller Schulkinder entspräche.[6]

In einem Artikel im Sunday Telegraph vom 3. März 2012 nannte O’Brien Pläne zur Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe „Irrsinn“ und „einen grotesken Umsturz eines weltweit anerkannten Menschenrechts“.[7][8]

Am 22. Februar 2013 wurde bekannt, dass O’Brien sich in einem Interview mit BBC Scotland positiv zu der Möglichkeit geäußert hatte, Priestern die Entscheidung für ein zölibatäres Leben freizustellen.[9][10]

Vorwürfe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Februar 2013 wurden Vorwürfe laut, O’Brien habe sich Anfang der 1980er Jahre gegenüber vier Seminaristen unangemessen verhalten. The Observer berichtete am 23. Februar 2013 von unangemessenen Annäherungsversuchen nach Abendgebeten und unangemessenem Körperkontakt; drei aktive und ein ehemaliger Priester hätten dem Apostolischen Nuntius in England, Antonio Mennini, in der Woche vor dem 11. Februar 2013 eine Beschwerdeschrift übergeben.[11][12][13] O’Brien ließ die Vorwürfe zunächst über einen Sprecher zurückweisen. Anfang März gab O’Brien in einer schriftlichen Erklärung an, es habe Zeiten gegeben, „in denen mein sexuelles Verhalten unter den Standard gefallen ist, der von mir als Priester, Erzbischof und Kardinal erwartet wurde“. Er bat die ganze Kirche um Vergebung und bat all jene um Verzeihung, die er mit seinem Verhalten verletzt habe. Am öffentlichen Leben der katholischen Kirche von Schottland werde er nicht mehr teilnehmen.[14][15][16] Im März 2015 akzeptierte Papst Franziskus seinen Verzicht auf alle Rechte und Pflichten als Kardinal.[17]

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Keith Michael Patrick Kardinal O’Brien war Mitglied folgender Institutionen der römischen Kurie:

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Keith Patrick O’Brien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vatican: Cardinal O' Brien resigns. Vatican News, 25. Februar 2013, archiviert vom Original am 28. Februar 2013; abgerufen am 2. Januar 2023 (englisch).
  2. Pope accepts Cardinal O'Brien's resignation. Scottish Catholic Media Office, 25. Februar 2013, abgerufen am 28. März 2018 (englisch).
  3. Kardinal Keith Patrick O’Brien verlässt Schottland. Radio Vatikan, 15. Mai 2013, archiviert vom Original am 30. November 2013; abgerufen am 2. Januar 2023.
  4. Comunicato stampa del Decano del Collegio Cardinalizio. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 20. März 2015, abgerufen am 20. März 2015 (italienisch, mit englischer Übersetzung).
  5. Cardinal Keith O’Brien dies after fall. BBC, 19. März 2018, abgerufen am 19. März 2018 (englisch).
  6. Das Ausmaß des Tötens ist unvorstellbar. kath.net, 3. Juni 2007, abgerufen am 2. Januar 2023.
  7. Keith O'Brien: We cannot afford to indulge this madness. The Telegraph, 3. März 2012, archiviert vom Original am 4. März 2012; abgerufen am 2. Januar 2023 (englisch).
  8. Katholischer Kardinal: “Homo-Ehe ein grotesker Irrsinn”. thinkoutsideyourbox.net, 5. März 2012, archiviert vom Original am 20. November 2012; abgerufen am 2. Januar 2023.
  9. Jakob Schulz: Katholiken: Britischer Kardinal fordert Aus für Zölibat. Süddeutsche Zeitung, 23. Februar 2013, abgerufen am 2. Januar 2023.
  10. Cardinal Keith O'Brien: 'Allow priests to marry'. BBC, 22. Februar 2013, abgerufen am 2. Januar 2023 (englisch).
  11. Catherine Deveney: UK's top cardinal accused of 'inappropriate acts' by priests. The Guardian, 23. Februar 2013, abgerufen am 2. Januar 2023 (englisch).
  12. Schottischer Kardinal stürzt über Belästigungsvorwürfe. Der Spiegel, 25. Februar 2013, abgerufen am 2. Januar 2023.
  13. Annette Langer: Tiefer Sturz vor dem Konklave. Der Spiegel, 25. Februar 2013, abgerufen am 2. Januar 2023.
  14. Ex-Kardinal räumt sexuelles Fehlverhalten ein. Zeit online, 4. März 2013, abgerufen am 2. Januar 2023.
  15. Severin Carrell: Cardinal Keith O'Brien admits and apologises for sexual misconduct. The Guardian, 3. März 2013, abgerufen am 2. Januar 2023 (englisch).
  16. Statement from Cardinal O'Brien. Scottish Catholic Media Online, 3. März 2013, abgerufen am 28. März 2018 (englisch).
  17. O’BRIEN Card. Keith Michael Patrick. In: Documentation. Presseamt des Heiligen Stuhls, abgerufen am 12. Mai 2017 (englisch).
  18. Nomine nel Pontificio Consiglio per la Famiglia. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 30. September 2009, abgerufen am 2. Januar 2023 (italienisch).
VorgängerAmtNachfolger
Gordon Joseph Kardinal GrayErzbischof von Saint Andrews und Edinburgh
1985–2013
Leo Cushley
Großprior der schottischen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem
2001 bis 2013
Mario Joseph Conti