Ken Adam

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Adam bei der Einweihung seines Sternes auf dem Boulevard der Stars in Berlin mit Bürgermeister Wowereit (2012)

Sir Kenneth Adam, auch Ken Adam, OBE, (* 5. Februar 1921 in Berlin als Klaus Hugo Adam) ist ein deutsch-britischer Szenenbildner. Adams Arbeit erlangte besondere Berühmtheit, als er in den 1960er- und 1970er-Jahren aufwendige Szenenbauten für mehrere James-Bond-Filme schuf.

Leben

Adams Eltern Lilli und Fritz Adam waren mit den Brüdern Georg, Siegfried und Otto Adam Eigentümer des Sportmodegeschäftes[1] S. Adam in Berlin, Friedrichstraße / Ecke Leipziger Straße. Der in den 1920er-Jahren errichtete Neubau war ein Eisenbeton-Gebäude mit einer damals modernen Glasfassade, das von Mies van der Rohe entworfen worden war.[2] Das Unternehmen wurde 1863 von Saul David Adam gegründet und besaß Kaufhäuser in Berlin, Hamburg und Chemnitz. Saul David Adam starb 1905 in Berlin. Klaus Adam besuchte das Französische Gymnasium.[3] In dieser Zeit fand er Gefallen am Kopieren von Gemälden und Skulpturen, er stellte Büsten von Goethe und Schiller her und malte Selbstporträts Van Goghs ab.[3] 1934 wanderte er gemeinsam mit seinen Eltern und seinen Geschwistern Dieter, Loni und Peter nach Großbritannien aus, dort ging er auf die St Paul's School in Barnes, London. Danach studierte er Architektur an der Bartlett School of Architecture am University College London. Zugleich arbeitete er bereits in einem Architekturbüro, wo einer der jüngeren Partner ein ehemaliger Assistent von Erich Mendelsohn war.[4]

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs war seine Familie in Gefahr, als feindliche Ausländer interniert zu werden. Doch Ken Adam meldete sich für das Royal Pioneer Corps und flog später als Jagdflieger der britischen Luftwaffe Einsätze „gegen die Nazis und Hitler, aber nicht gegen Deutschland“.[2] Adam hatte zu diesem Zeitpunkt noch keinen britischen Pass und war damit der einzige Deutsche in der britischen Luftwaffe. 1944 kam sein Bruder Dieter hinzu. Nicht alle Angehörigen der Familie Adam konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Viele sind in Konzentrationslagern umgekommen. Die Brüder Siegfried Adam und Georg Adam, Brüder von Fritz Adam und Mitinhaber der Firma S. Adam starben 1929/1930. Georg hinterließ Ehefrau Hedwig und seine beiden Söhne Herbert und Gerhard. Herbert wurde 1937 inhaftiert und in das KZ Dachau, 1938 in das KZ Buchenwald deportiert. Am 9. November 1939 wurde Herbert Adam mit weiteren 20 Häftlingen aus Rache für Georg Elsers Bürgerbräu-Attentat auf Hitler in München im Steinbruch des KZ Buchenwald erschossen. Hedwig Adam verstarb am 14. Januar 1940 in Berlin. Cousin Gerhard kehrte 1969 von Brüssel nach Deutschland zurück, wo er 1986 starb.

1951 lernte Ken Adam bei den Dreharbeiten von The Crimson Pirate auf Ischia das italienische Mannequin Letizia Moauro kennen und heiratete sie im folgenden Jahr. Sie entwarf schon damals Handtaschen und wurde seither seine wichtigste Beraterin.[5]

Zum Film kam er in den 1950er Jahren als Szenenbildner. Seine berühmtesten Entwürfe wurden für die Filme des Perfektionisten Stanley Kubrick und für sieben Filme der James-Bond-Reihe realisiert. Der War Room aus Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben hat nicht nur für Szenenbildner Filmgeschichte geschrieben. Als der damalige US-Präsident Ronald Reagan 1981 in seinen Amtssitz eingeführt worden war, erkundigte er sich nach dem Standort des War Room.[3] Ab 1962 entwarf Adam die immer aufwändigeren Szenenaufbauten für die erfolgreiche James-Bond-Reihe, deren Design die Filme entscheidend prägte. Adam konzipierte unter anderem die geheimen Kommandozentralen von Bonds Widersachern, die durch ihre monumentalen Ausmaße und ihre spektakuläre Konzeption auffielen (künstlicher Vulkankrater, Supertanker, Raumstation etc.).

Ken-Adam-Archiv bei der Deutschen Kinemathek

Sein künstlerisches Werk hat Sir Ken Adam im September 2012 der Deutschen Kinemathek übergeben, die im Sommer 2015 seinen Vorlass in einem Online-Bestandskatalog zugänglich machen wird.[6] Die Sammlung besteht aus rund 4.000 Skizzen zu Titeln aus allen Schaffensperioden, Fotoalben zu einzelnen Filmen, Storyboards seiner Mitarbeiter, Motivfotos, Erinnerungsstücken, militärischen Orden und Ausweispapieren sowie allen filmischen Auszeichnungen inklusive der zwei Oscars. Am 10. Dezember 2014 wurde im Rahmen einer Pressekonferenz und in Anwesenheit von Ken Adam in der Deutschen Kinemathek die Ausstellung Bigger than Life. Ken Adam's Filmdesign eröffnet.[7] Die Ausstellung war in deren Räumen vom 11. Dezember 2014 bis 17. Mai 2015 zu sehen [8], anschließend wird sie vom 30. Juni bis zum 13. September 2015 im Kunstfoyer der Bayerischen Versicherungskammer in München gezeigt.

Filmografie

Production Designer

Art Department

Beteiligung in der Phase der Pre-Production (in Klammern das Jahr, in dem Ken Adam an dem Filmprojekt arbeitete):

  • 1959: Beherrscher der Meere (John Paul Jones) (1956)
  • 1961: In the Nick (1959)
  • 1961: Der römische Frühling der Mrs. Stone (The Roman Spring of Mrs. Stone) (1961)
  • 1969: Im Geheimdienst Ihrer Majestät (On Her Majesty's Secret Service) (1968)
  • 1977: Star Trek: Der Film (Star Trek – The Motion Picture) (1977)
  • 1987: Der letzte Kaiser (The Last Emperor) (1985)

Auszeichnungen (Auswahl)

Oscar in der Kategorie Ausstattung:

Oscarnominierungen in der Kategorie Ausstattung:

weitere Auszeichnungen

Literatur

  • Christopher Frayling: Ken Adam: The Art of Production Design. Faber and Faber, London 2005, ISBN 0-571-22057-6.
  • Andreas Rost (Hrsg.): Der schöne Schein der Künstlichkeit. Verlag der Autoren, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-88661-158-2.
  • Alexander Smoltczyk: James Bond, Berlin, Hollywood. Die Welten des Ken Adam. Nicolai, Berlin 2002, ISBN 3-87584-069-0.
  • Petra Kissling-Koch: Macht(t)räume. Der Production-Designer Ken Adam und die James Bond-Filme. Bertz + Fischer, Berlin 2012, ISBN 978-3-86505-396-1.
  • Boris Hars-Tschachotin, Kristina Jaspers, Peter Mänz, Rainer Rother (Hrsg.): Bigger Than Life. Ken Adam’s Film Design, Bielefeld : Kerber Art, 2014, ISBN 978-3-7356-0027-1.

Dokumentarfilme

  • Schatten und Licht. Ken Adam, Filmarchitekt. Dokumentarfilm, Deutschland, 2003, 60 Min., Buch und Regie: Jörg Plenio und Andreas Velten, Produktion: Plenio Filmproduktion, Bayerisches Fernsehen, Inhaltsangabe von ARD.

Einzelnachweise

  1. Petra Ahne: Vor 67 Jahren verließ Ken Adam Berlin - jetzt arbeitet der James-Bond-Architekt in Babelsberg: Der Baumeister der Illusionen. In: Berliner Zeitung, 16. September 2000.
  2. a b Stefanie Appel: 50 Jahre James Bond. Wie der Designer Ken Adam den Mythos von 007 schuf. In: 3sat, 9. Dezember 2014.
  3. a b c Horatia Harrod: Ken Adam: the man who drew the Cold War. In: Daily Telegraph, 28. September 2008.
  4. Norman Kietzmann: Interview mit Ken Adam. In: designlines.de, 9. Dezember 2008.
  5. Michael Zöllner: Der Architekt, den James Bond liebte. In: B.Z., 10. Dezember 2014.
  6. Andreas Conrad: James Bonds Chefdesigner. In: Der Tagesspiegel, 4. September 2012.
  7. Anke Sterneborg: Neue Ausstellung über Filmdesigner Ken Adam - Der Mann mit dem magischen Zeichenstift. In: RBB Kulturradio, 11. Dezember 2014.
  8. Pressemitteilung: Bigger than Life. Ken Adam's Filmdesign. In: Deutsche Kinemathek, November 2014, (PDF-Datei, 2 S., 82 KB), aufgerufen am 14. Dezember 2014.