Klein Rossau

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Klein Rossau
Koordinaten: 52° 47′ N, 11° 38′ OKoordinaten: 52° 47′ 10″ N, 11° 38′ 18″ O
Höhe: 26 m ü. NHN
Fläche: 8,02 km²[1]
Eingemeindung: 20. Juli 1950
Eingemeindet nach: Rossau
Postleitzahl: 39606
Vorwahl: 039392
Klein Rossau (Sachsen-Anhalt)
Klein Rossau (Sachsen-Anhalt)

Lage von Klein Rossau in Sachsen-Anhalt

Kirche Klein Rossau
Kirche Klein Rossau

Klein Rossau ist ein Wohnplatz im Ortsteil Rossau der kreisangehörigen Hansestadt Osterburg (Altmark) im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[2]

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klein Rossau, ein Straßendorf mit Kirche,[1] liegt etwa 7 Kilometer westlich von Osterburg (Altmark). Nördlich des Dorfes fließt die Biese, in die westlich des Dorfes der Halmaygraben (Zehrengraben) mündet.[3]

Nachbarorte sind Geldberg im Nordwesten, Groß Rossau im Norden, Schliecksdorf im Nordosten und Rönnebeck im Süden.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1217 wurde ein Arnoldus de Rossowe als Zeuge eines Gütertausches vom Kloster Hillersleben in „Billingeshoge“ erwähnt.[4]

In der Verleihung eines Zolls an der Biese an einen gewissen Bethmann im Jahre 1287 heißt es in Gladigow, in Rossow, Schlikstorpe, in antiqua civitate, … per aquam Bysen.[5] Diese erste Erwähnung aus dem Jahre 1287 kann nicht eindeutig Klein Rossau oder Groß Rossau zugeordnet werden.[1] Im Jahre 1343 wird das Dorf als in villa parua Rossowe sita erwähnt, als Markgraf Ludwig dem Kloster Krevese einen Anteil am Dorf übereignete. Dabei wurden Arnoldus und Henricus de Rossowe aufgeführt, die Einnahmen im Ort hatten.[6] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 hieß das Dorf Parva Rossow und Lutken Rossow. Es gab 27 Bauernhöfe und der Pfarrer hatte zwei Höfe.[7] Im Jahre 1541 heißt das Dorf Lütken Rossow im Abschied der General-Kirchen-Visitation.[8] 1687 hieß es ebenfalls Lütken Rossow.[1] 1804 hieß das Dorf Klein Rossau oder Rossow. Es gab einen Rademacher, einen Zimmermann und eine Schmiede.[9]

In der von Alfred Pohlmann überlieferten „Sage vom Emmakreuz“ heißt es, dass die Burg derer von Rossow östlich von Klein Rossau, der Kirche von Groß Rossau gegenüber gelegen habe.[10]

Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: 50 Besitzungen unter 100 Hektar hatten zusammen 599 Hektar, zwei Kirchenbesitzungen hatten zusammen 54 Hektar, eine Gemeindebesitzung hat 0,5 Hektar. 1948 hatten aus der Bodenreform 5 Vollsiedler jeder über 5 Hektar und 12 Kleinsiedler jeder unter 5 Hektar erworben.[1]

Herkunft des Ortsnamens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ernst Haetge meint, der Ortsname rossowe sei wendischen (slawischen) Ursprungs, wobei ros, rosche Heidekraut bedeutet oder res, rozina, rosin Roggen.[11] Es wird vermutet, dass zuerst das „Alte Dorf“, ein Wiesengrundstück zwischen Groß Rossau und Klein Rossau, als wendische Siedlung existierte.[12] Die deutsche Ansiedlung erhielt den Namen „Groß“ Rossau und der slawischen wurde der Zusatz „Klein“ beigefügt.[13]

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Etwa einen Kilometer östlich des Dorfes liegt das Flurstück Aschhöfel. Wilhelm Zahn meint, der Name deutet auf eine durch Brand untergegangene Ansiedlung hin, die vielleicht im nördlichen Teil der Flur lag, der 1909 „die Gärten“ hieß.[14]

Ernst Haetge berichtete 1938 über zahlreiche Urnenfunde südwestlich des Dorfes.[11] Eineinhalb Kilometer südwestlich des Dorfes beschrieb Zahn eine Wüstung bei Klein Rossau. Sie umfasst die Wiesenflächen „der kleine Beek“ und „Hohltüten“ östlich der Biese.[14] Dort wurde später über Funde zahlreicher slawischer Scherben berichtet.[1]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 20. Juli 1950 schlossen sich die Gemeinden Klein Rossau, Groß Rossau (mit dem Wohnplatz Geldberg) und Schliecksdorf aus dem Landkreis Osterburg zur Gemeinde Rossau zusammen.[15] Klein Rossau wurde erst nach 2006 als Wohnplatz der Gemeinde Rossau aufgeführt und war nie ein Ortsteil.[16] Nach der Eingemeindung von Rossau nach Osterburg (Altmark) am 1. Juli 2009 verblieben Klein Rossau, Groß Rossau und Geldberg bei Rossau. Rossau wurde Ortsteil und Ortschaft der Stadt Osterburg (Altmark).[2][17]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1734 203
1772 166
1790 188
1798 244
1801 228
Jahr Einwohner
1818 168 oder 268[18]
1840 311
1864 396
1871 374
1885 324
Jahr Einwohner
1892 [00]264[19]
1895 315
1900 302
1905 315
1910 [00]311[19]
Jahr Einwohner
1912 [00]311[13]
1925 301
1930 [00]280[13]
1939 239
1946 456

Quelle wenn nicht angegeben:[1]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Kirchengemeinde Klein Rossau, die früher zur Pfarrei Groß Rossau bei Osterburg gehörte,[20] wird betreut vom Pfarrbereich Gladigau[21] im Kirchenkreis Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Klein Rossau stammen nach Angaben von Ernst Machholz aus dem Jahre 1804.[22] Ernst Haetge gab 1695 als erstes Jahr der Überlieferung an.[11]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die evangelische Dorfkirche in Klein Rossau, ein schlichter flachgedeckter Feldsteinsaal mit dreiseitigem Ostabschluss, stammt aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Während der Gesamtinstandsetzung von 1960 bis 1962 wurde die Orgel- und Nordempore entfernt und eine raumumfassende mittelalterliche Ausmalung aus der Mitte des 15. Jahrhunderts freigelegt und gesichert.[23][24]
  • Der Ortsfriedhof ist auf dem Kirchhof.
  • In Klein Rossau steht vor der Kirche ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges.[25]

Schienenverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klein Rossau erhielt 1908 über die Kleinbahn Stendal–Arendsee einen Anschluss an das Eisenbahnnetz. Bis 1914 wurde die südöstlich des Dorfes gelegene Station zum Kreuzungsbahnhof umgebaut, als die Kleinbahn Osterburg–Pretzier folgte. Von da an waren Bahnverbindungen in vier Richtungen (Arendsee, Stendal, Osterburg und Pretzier) möglich. Der Personenverkehr endete 1978, der Güterverkehr 1985. Heute sind alle Gleise abgebaut, das frühere Empfangsgebäude hingegen ist saniert und dient als Wohnhaus.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1825–1828, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 186 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 382, 122. Klein Rossau (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Ernst Wollesen: Beiträge zur Geschichte des Kreises Osterburg. Teil 4, 1910, S. 179–201.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1825–1828, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 116 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
  3. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 119, Nr. 564 (uni-potsdam.de).
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 16. Berlin 1859, S. 321, Urkunde XVI. (Digitalisat).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 16. Berlin 1859, S. 324, Urkunde XX. (Digitalisat).
  7. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 325 (uni-potsdam.de (Memento vom 29. März 2020 im Internet Archive)).
  8. Julius Müller und Adolf Parisius im Auftrag des Altmärkischen Geschichts-Vereins (Hrsg.): Die Abschiede der in den Jahren 1540 bis 1542 in der Altmark gehaltenen ersten General-Kirchen-Visitation mit Berücksichtigung der in den Jahren 1551, 1578-1579(81) und 1600 gehaltenen Visitationen. Band 2, Heft 4. Magdeburg und Salzwedel 1929, S. 373.
  9. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 263 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00285~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  10. Alfred Pohlmann: Sagen aus der Wiege Preußens und des Deutschen Reiches, der Altmark. Franzen & Große, Stendal 1901, S. 101, 1. Das Emmakreuz im Hagen von Crevese.
  11. a b c Ernst Haetge: Der Kreis Osterburg (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 4). Hopfer, Burg bei Magdeburg 1938, DNB 361451652, S. 129, 169–171.
  12. Ernst Wollesen: Beiträge zur Geschichte des Kreises Osterburg. Teil 4, 1910, S. 180, 195, 201.
  13. a b c Corrie Leitz: Der Ortsteil Rossau stellt sich vor. In: osterburg.eu. 2017, abgerufen am 27. Juni 2020.
  14. a b Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 396, Nr. 443 und 444.
  15. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 274–281 (PDF).
  16. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. Juli 2008 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2008). Halle (Saale) November 2008, S. 139 (destatis.de [PDF]).
  17. Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag zur Bildung der neuen Gemeinde Hansestadt Osterburg (Altmark). In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 2, 28. Januar 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 13–19 (landkreis-stendal.de [PDF; 512 kB; abgerufen am 18. April 2020]).
  18. Ernst Wollesen: Beiträge zur Geschichte des Kreises Osterburg. Teil 4, 1910, S. 179–201.
  19. a b Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 186 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  20. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 87 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  21. Pfarrbereich Gladigau. Abgerufen am 2. Oktober 2022.
  22. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 12 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  23. Evangelischer Kirchenkreis Salzwedel (Hrsg.): Mittelalterliche Wandmalereien in altmärkischen Kirchen. 2020, S. 40, Dorfkirche Klein Rossau (uchte-tanger-elbe.de [PDF; abgerufen am 4. Juli 2020]).
  24. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 261.
  25. Klein Rossau, Stadt Osterburg (Altmark), Landkreis Stendal. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. Januar 2021, abgerufen am 2. Oktober 2022.