Kohlern
Kohlern (italienisch Colle) ist die höchstgelegene Siedlung der Stadtgemeinde Bozen in Südtirol und besteht aus den beiden Ortsteilen Bauernkohlern (⊙ ) und Herrenkohlern (⊙ ). Historisch gehörte Kohlern zur Malgrei Kampenn der Gemeinde Zwölfmalgreien,[1] heute ist es dem Bozner Stadtviertel Zentrum-Bozner Boden-Rentsch zugeordnet. Auf dem Kohlerer Berg, also den nordwestlichen Ausläufern des Regglbergs zwischen 1100 und 1200 m s.l.m. gelegen, war die Örtlichkeit – mit Oberbozen am Ritten – im Fin de Siècle die klassische Sommerfrische der Bozner Patrizierfamilien und ist heute ein beliebtes Ausflugsziel. Die hinter Kohlern ansteigenden Hänge erreichen am Titschen auf 1616 m s.l.m. ihren höchsten Punkt.
Name
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ortsname bezeichnet ursprünglich eine Köhlersiedlung, da hier – dank des Waldreichtums der Gegend – in vormoderner Zeit Holzkohle für die Bedürfnisse der Bozner städtischen Ökonomie gewonnen wurde.[2] Der Name ist urkundlich bereits 1270 mit Conradus de Culle nachgewiesen.[3] 1486 ist ein Stoffl Koler zum Koler auff Monae[4], 1566 ein Kholer zum Kholer auf Manä bezeugt.[5]
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Bauernkohlern wurde 1879 vom Bozner Stadtbaumeister Sebastian Altmann eine einfache, der Schmerzensreichen Gottesmutter dedizierte Kapelle errichtet, die 1880 geweiht wurde. Hier befinden sich auch mit dem Gasthof Klaus und dem Berghotel Kohlern Gastbetriebe. Bauhistorisch bemerkenswert ist die Villa Degischer (auch Villa Bittner), die im frühen 19. Jahrhundert von Johann Bittner in historisierenden Stilformen in Bauernkohlern errichtet wurde. Der Uhlhof wird als städtische Schulungseinrichtung genutzt.[6] Auch eine Waldorf-Schule ist hier untergebracht. Ein 36 Meter hoher Aussichtsturm aus Lärchenholz bietet einen Tiefblick auf den Bozner Talkessel und eröffnet Fernsichten auf weite Teile Südtirols.
In Herrenkohlern wurde 1744 von Josef Franz Kager die Kapelle „Maria Himmelfahrt“ gestiftet, deren schlichter Bau mit gerade abschließendem tonnengewölbten Chor, einem Dachreiter und Viereckfenstern ein einfaches Kirchenschiff mit Flachdecke aufweist.[7]
Erreichbarkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die zuvor nur über beschwerliche Fußsteige erreichbare Siedlung am Kohlerer Berg ist seit 1908 über die Kohlerer Seilbahn an Kampill und somit das Bozner Stadtgebiet angeschlossen. In den 1970er Jahren wurde auch eine von Kraftfahrzeugen benutzbare Straße errichtet, die über den Grafenhof und Bad St. Isidor nach Bauern- und nach Herrenkohlern führt.
Schneiderwiesen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Schneiderwiesen oberhalb von Bauernkohlern in der Örtlichkeit Schneidern sind ein häufig aufgesuchtes Wanderziel. Die Hochalm mit Gasthof verfügte von 1966 bis 1974 über einen Skilift.
Titschen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Titschen (auch Stadlegg) ist mit 1616 m der höchste Punkt des Kohlerer Bergs und überhaupt der Stadtgemeinde Bozen; sein Waldgebiet mit dem Aussichtspunkt der Titschenwarte, der Rotwand und dem Toten Moos führt in die Höhen des Deutschnofner Regglbergs hinüber. Hier bestand in den Jahren 1943–1945, im Kontext der Operationszone Alpenvorland, eine Flakstellung der deutschen Wehrmacht, deren Überreste 2016 gesichert und mit einer Schautafel versehen wurden.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Richard Staffler: Die Hofnamen von Zwölfmalgreien und Leifers (Bozner Jahrbuch für Geschichte, Kultur und Kunst 1952). Innsbruck: Wagner 1952, S. 96–98.(online)
- Eduard Widmoser: Südtirol von A–Z. Band 2: G–Ko. Südtirol-Verlag, Innsbruck 1983. ISBN 3-87803-006-X, S. 441–442.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Richard Staffler: Die Hofnamen von Zwölfmalgreien und Leifers. Bozner Jahrbuch für Geschichte, Kultur und Kunst 1952, Innsbruck, Wagner 1952, S. 96.
- ↑ Egon Kühebacher: Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte. Band 1. Bozen: Athesia 1991. ISBN 88-7014-634-0, S. 196.
- ↑ Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Regesten der kommunalen Bestände 1201–1500. Band 1. Bozen: Stadtgemeinde Bozen 2005. ISBN 88-901870-0-X, S. 90, Nr. 24.
- ↑ Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Regesten der kommunalen Bestände 1201–1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 187, Nr. 1222.
- ↑ Richard Staffler: Die Hofnamen von Zwölfmalgreien und Leifers. Bozner Jahrbuch für Geschichte, Kultur und Kunst 1952, Innsbruck, Wagner 1952, S. 96–97.
- ↑ Johanna Fezzi: Zur Geschichte des Uhlenhofes in Kohlern. In: Der Schlern 82, 2008, S. 80–81.
- ↑ Josef Weingartner: Die Kunstdenkmäler Südtirols. Band 2: Bozen und Umgebung, Unterland, Burggrafenamt, Vinschgau. 7. Auflage, bearb. von Magdalena Hörmann-Weingartner. Bozen-Innsbruck-Wien: Athesia-Tyrolia 1991. ISBN 88-7014-642-1, S. 114.