Lambert Friedrich Corfey

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Wappen derer von Corfey

Lambert Friedrich von Corfey (* 11. Oktober 1668 in Warendorf; † 18. Februar 1733 in Münster, Westfalen) war ein deutscher Architekt und Militäringenieur.

Lambert Friedrich Corfey war der Sohn des Brigadiers gleichen Namens Lambert Friedrich Corfey.[1] Der Vater war Generalmajor in kurkölner und stiftmünsterschen Diensten.[2] Bei der Belagerung von Belgrad 1688 war er Chef der Artillerie und trug als solcher entscheidend zur Eroberung der Stadt bei. Als Geometer und Baumeister erwarb er sich weitere Verdienste. So war er, vielfach kritisiert, für den Bau des Max-Clemens-Kanals verantwortlich.[3]

Zwischen 1698 und 1700 machte Corfey gemeinsam mit seinem Bruder Christian Heinrich Corfey eine Kavalierstour durch Frankreich und Italien (mit einem Abstecher nach Malta), die er ausführlich in seinen Reiseaufzeichnungen beschrieb.[4] In Paris besichtigte er die unter der Regierung von Ludwig XIV. entstandenen Bauprojekte und vor allem das Schloss Versailles. In Italien, das er per Schiff über Marseille und Genua erreichte, besuchte er vor allem Pisa und Florenz und hielt sich sechs Monate in Rom auf. Anschließend reiste er über Neapel nach Sizilien und Malta. Der Rückweg führte ihn über Bologna, Venedig, München, Wien und Straßburg.

Wie sein Bruder, der ihm 1734 im Rang eines Generalmajors nachfolgte, blieb Corfey unvermählt. Das Adelsprädikat „von“ wurde Lambert Friedrich Corfey als General zugelegt, obwohl keine formelle Adelserhebung stattfand.[5]

Lambert Friedrich Corfey: Dessin in Holtz gemacht For ihro Chorf[ürstliche] Dorchl[aucht] von Hannover

Als eigenständiger Architekt trat Corfey weniger in Erscheinung, sondern meist in Verbindung mit Bauprojekten des Gottfried Laurenz Pictorius, zu dessen Planungen er oft Konkurrenzentwürfe vorlegte, so für Haus Steinfurt, Haus Lütkenbeck, Schloss Rheder, Haus Venne, Schloss Senden, Haus Stapel, die Kettelersche Kurie in Münster sowie einer Gutsanlage in Rödinghausen.[6] In seinem (nicht verwirklichten) Vorprojekt für Schloss Nordkirchen zitierte er Motive des Pariser Louvre.[7] Eine ungewöhnliche Planung stellt die nicht verwirklichte Anlage eines Landsitzes für den Kurfürsten Georg Wilhelm von Hannover in Herrenhausen dar, das auf das Vorbild der Villa Rotonda sowie der Villa Trissiono, beide von Andrea Palladio, zurückgreift, sowie Schloss Marly-le-Roi von Jules Hardouin-Mansart, das Corfey nachweislich 1698 besucht hat. Das bedeutendste Bauwerk des Lambert Friedrich von Corfey ist die 1708 bis 1725 ausgeführte Dominikanerkirche in Münster, in der er das Vorbild der Kirche der Sorbonne, errichtet 1635 von Jacques Lemercier, verarbeitete.[8]

In allen seinen Projekten zeigt Corfey durch die Verwendung einfacher klassischer Bauformen und eines sehr flachen Wandreliefs seine Zugehörigkeit zum Barock-Klassizismus Nordwesteuropas, wobei die französische Komponente deutlich hervortritt. In dieser Hinsicht unterscheidet sich sein Werk deutlich von dem seines Nachfolgers Johann Conrad Schlaun, der sich stärker am römischen Barock orientierte.

  • Reisetagebuch 1698–1700. Herausgegeben von Helmut Lahrkamp (= Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster, Neue Folge, Bd. 9). Münster 1977, ISBN 3-402-05534-1.
Wappen der Herren von Corfey mit Schildhaltern und Wahlspruch

Blasonierung: In Blau ein langer, goldener Henkelkorb, darin in silbernes Ei. Auf dem Helm ein offener, blauer Flug. Die Helmdecken sind blau-golden.[9] Es handelt sich hier um ein redendes Wappen: Korb-Ei.

  • Johann Josef Böker: Unbekannte Planzeichnungen Lambert Friedrich Corfeys. In: Westfalen, Jg. 67 (1989), S. 171–183.
  • Johann Josef Böker: Eine Planung Lambert Friedrich Corfeys für Schloß Nordkirchen. In: Westfalen, Jg. 68 (1990), S. 89–100.
  • Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 373.
  • Gerd Dethlefs: „weylen dieses Werck zur Splendeur der Kirchen gereichet“. Die Planungen von Corfey und Pictorius für die Kettelersche Doppelkurie am Domplatz zu Münster. In: Udo Grote (Hrsg.): Westfalen und Italien. Festschrift für Karl Noehles zum 80. Geburtstag, Petersberg 2002, S. 153–171.
  • Johannes Janssen: Die Münsterischen Chroniken von Röchell, Stevermann und Corfey. In Geschichtsquellen des Bisthums Münster, Band 3, Münster 1856. Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek.
  • Helmut Lahrkamp: Lambert Friedrich Corfey. In: Westfälische Lebensbilder, Bd. 14. Aschendorff, Münster 1987, ISBN 3-402-06065-5, S. 78–100
  • Jochen Luckhardt: Die Dominikanerkirche des Lambert Friedrich Corfey zu Münster. Studien zu Geschichte, Form und Funktion einer Ordenskirche „um 1700“. Diss. Münster 1977.
  • Karl Eugen Mummenhoff: Beiträge zum architektonischen Oeuvre des Lambert Friedrich Corfey. In: Westfalen, Jg. 62 (1984), S. 93–128.
  • Josef Bernhard NordhoffCorfey, Lambert Friedrich von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 480 f.
  • Online Edition eines Teils von Corfeys Reisetagebuch des Forschungsprojektes ARCHITRAVE

Einzelnachweise

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  1. Gerd Dethlefs: Der Brigadier Lambert Friedrich Corfey (1645–1700). In: Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster, Neue Folge, Band 9. Münster 1977, S. 339–355.
  2. Gerd Dethlefs: Die Corfeys in Warendorf. In: Paul Leidinger (Hrsg.): Geschichte der Stadt Warendorf, Bd. 1: Vor- und Frühgeschichte, Mittelalter, frühe Neuzeit (vor 1800). Ardey-Verlag, Münster 2000, Bd. 1, S. 705–716.
  3. Georg von Alten, Georg Karl Friedrich Viktor von Alten: Handbuch für Heer und Flotte. Enzyklopädie der Kriegswissenschaften und verwandter Gebiete. Bd. 2, S. 841.
  4. Helmut Lahrkamp (Hrsg.): Lambert Friedrich Corfey, Reisetagebuch 1698–1700. In: Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster, Neue Folge, Band 9. Aschendorff, Münster 1977.
  5. Lambert Friedrich Corfey im Internet-Portal Westfälische Geschichte auf lwl.org, besucht am 26. Juli 2022.
  6. Johann Josef Böker: Unbekannte Planzeichnungen Lambert Friedrich Corfeys. In: Westfalen 67, Jg. (1989), S. 171–183.
  7. Johann Josef Böker: Eine Planung Lambert Friedrich Corfeys für Schloß Nordkirchen. In: Westfalen, Jg. 68 (1990), S. 89–100.
  8. Jochen Luckhardt: Die Dominikanerkirche des Lambert Friedrich Corfey zu Münster. Studien zu Geschichte, Form und Funktion einer Ordenskirche „um 1700“. Diss. Münster 1977.
  9. Max von Spießen: Wappenbuch des Westfälischen Adels, Band 1, Görlitz 1901–1903, S. 34; Band 2, Görlitz 1903, Tafel 83.