Lindgrenit

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Lindgrenit
Lindgrenit aus der Grube „San Samuel“ (auch „San Manuel“), Carrera Pinto, Cachiyuyo de Llampos, Provinz Copiapó, Región de Atacama, Chile
(Sichtfeld 4 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Lgr[1]

Chemische Formel Cu3[OH|MoO4]2[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VI/G.02
VI/G.02-010

7.GB.05
48.03.01.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[3]
Raumgruppe (Nr.) P21/n[2] (Nr. 14)
Gitterparameter a = 5,39 Å; b = 14,02 Å; c = 5,61 Å
β = 98,5°[2]
Formeleinheiten Z = 2[2]
Häufige Kristallflächen {010}, {100}, {021}[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 4,20; berechnet: 4,29[4]
Spaltbarkeit vollkommen nach {010}, undeutlich nach {101} und {100}[4]
Bruch; Tenazität nicht definiert
Farbe grün, gelblichgrün
Strichfarbe blassgrün
Transparenz durchsichtig
Glanz schwacher Glasglanz, Fettglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,930
nβ = 2,002
nγ = 2,020[5]
Doppelbrechung δ = 0,090[5]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 71° (gemessen); 50° (berechnet)[5]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten löslich in Salzsäure und Salpetersäure

Lindgrenit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (und Verwandte, siehe Klassifikation)“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Cu3[OH|MoO4]2,[2] ist also chemisch gesehen ein Kupfer-Molybdat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Lindgrenit ist durchsichtig und entwickelt nur kleine Kristalle bis etwa zwei Zentimeter Größe mit nadeligem bis tafeligem Habitus, die nach der c-Achse gestreift sein können. Meist findet er sich in Form von derben (massigen) Aggregaten sowie krustigen Überzügen. Seine Farbe variiert je nach Dicke der Kristalle zwischen grün und gelblichgrün, seine Strichfarbe ist allerdings nur blassgrün. Unverwitterte Kristallflächen weisen einen schwachen glas- oder fettähnlichen Glanz auf.

Besondere Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lindgrenit ist löslich in Salzsäure und Salpetersäure.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Lindgrenit im Kupfertagebau Chuquicamata in der chilenischen Región de Antofagasta und beschrieben 1935 durch Charles Palache, der das Mineral nach dem schwedisch-amerikanischen Geologen Waldemar Lindgren benannte.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Lindgrenit zur Mineralklasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate und Wolframate (sowie einige Selenate und Tellurate)“ und dort zur Abteilung der „Molybdate und Wolframate“, wo er zusammen mit Ferrimolybdit die „Lindgrenit-Ferrimolybdit-Gruppe“ mit der System-Nr. VI/G.02 und den weiteren Mitgliedern Biehlit, Cuprotungstit, Szenicsit und Vergasovait bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Lindgrenit in die Klasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“ und dort ebenfalls in die Abteilung der „Molybdate und Wolframate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen und/oder Kristallwasser, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit zusätzlichen Anionen und/oder H2O“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 7.GB.05 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Lindgrenit dagegen in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“, dort allerdings ebenfalls in die Abteilung der „Molybdate und Wolframate“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 48.03.01 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Molybdate und Wolframate (Basisch und wasserfrei)“ zu finden.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Krustiger Überzug aus Lindgrenitkristallen aus der „Inspiration Mine“, Bezirk Miami-Inspiration, Gila County, Arizona, USA (Größe: 2 cm)

Lindgrenit bildet sich sekundär in der Oxidationszone von molybdänhaltigen Kupfer-Lagerstätten. Als Begleitminerale können unter anderem Antlerit, Brochantit, Chrysokoll, verschiedene Eisenoxide, Molybdänit, Powellit und Quarz auftreten.

Als seltene Mineralbildung konnte Lindgrenit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2013) rund 20 Fundorte als bekannt gelten.[6] Neben seiner Typlokalität, dem Kupfertagebau Chuquicamata, trat das Mineral in Chile noch in der Grube „Santa Catalina“ in der Región de Antofagasta, in mehreren Gruben der Región de Atacama sowie in der Grube „Braden“ (auch „Teniente“) nahe Rancagua in der Región del Libertador General Bernardo O’Higgins auf.

Daneben wurde Lindgrenit unter anderem noch in der französischen Grube „Vaulry“ im Département Haute-Vienne, in der Grube „Sansei“ in der japanischen Präfektur Nara (Honshū), im Kupferbergwerk „Klauvreidnuten“ (Kløvreidnuten) bei Klauvreid in der norwegischen Fylke Telemark und an mehreren Orten in den US-Bundesstaaten Arizona, Kalifornien und Idaho gefunden.[7]


Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lindgrenit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/n (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/14.2 mit den Gitterparametern a = 5,39 Å; b = 14,02 Å; c = 5,61 Å und; β = 98,5° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lindgrenite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 420.
  3. Webmineral - Lindgrenite
  4. a b c Lindgrenite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001. (PDF 67 kB)
  5. a b c Mindat - Lindgrenite
  6. Mindat - Anzahl der Fundorte für Lindgrenit
  7. Fundortliste für Lindgrenite beim Mineralienatlas und bei Mindat