Liste der Stolpersteine in Bergen auf Rügen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

In der Liste der Stolpersteine in Bergen auf Rügen werden jene Gedenksteine aufgeführt, die im Rahmen des Projektes Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig auf dem Gebiet der Stadt Bergen auf Rügen verlegt wurden.

Die ersten zwei Stolpersteine wurden am 15. September 2007 vor dem Haus Markt 19 für den jüdischen Kaufmann Albert Noack und dessen Schwester Ida gesetzt.[1][2] Im Februar 2021 wurden die Stolpersteine mit brauner Farbe beschmiert.[3] Am 23. Mai 2022 wurden die beiden Stolpersteine durch Gunter Demnig erneuert und zudem sechs weitere Stolpersteine für fünf Personen vor dem Rathaus der Stadt verlegt, die der Familie Wein gewidmet sind.[4][5]

Verlegte Stolpersteine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bild Inschrift Name Ort Verlege­datum Anmerkungen
Noack, Albert Hier wohnte
Albert Noack
Jg. 1866
gedemütigt / entrechtet
Flucht in den Tod
2.5.1933
Noack, Albert Markt 19
(Karte)
15. Sep. 2007 Albert Ali Noack, zählte zu den alteingesessenen Kaufleuten in Bergen, als er sich in der Nacht vom 1. auf den 2. Mai 1933 in seinem Haus erhängte. Diesem Suizid vorausgegangen war eine Begebenheit im Ratskeller, bei der seine Kollegen und wie er Mitglieder der Kaufmannskompanie am Abend des 1. Mai 1933 ihn mieden bzw. signalisierten, dass ihnen seine Gegenwart unangenehm sei.[6] Das heute an gleicher Stelle stehende Haus Markt 19, vor dem Gunter Demnig im September 2007 die Stolpersteine 2007 setzte, wurde in ähnlicher Form wie das Noacksche errichtet.[7]
Noack, Ida Hier wohnte
Ida Noack
Jg. 1861
Tot 2.7.1937
Noack, Ida Markt 19
(Karte)
15. Sep. 2007 Ida Noack war nach dem Bergener Stadtboten die ältere Schwester von Albert Noack,[2] möglicherweise aber auch eine nahe Verwandte.[8][9]
Wein, Familie Bergen-Rotensee
wohnte
Familie Wein
unfreiwillig verzogen
1936 Berlin
ausgewiesen Polen
Wein, Familie Markt 5/6
(Karte)
23. Mai 2022 Für die Familie Wein konnte bis zur Verlegung kein konkreter Wohnort ermittelt werden, Bergen war jedenfalls die letzte selbst gewählte Heimat der Familie.[5]

An die Familie Wein erinnern auch Stolpersteine in Stralsund.
Wein, Hermann Hermann Wein
Jg. 1894
1941 Ghetto Krakau
1944 Gross-Rosen
1945 Buchenwald
Todesmarsch
Flucht
versteckt überlebt
Wein, Hermann Markt 5/6
(Karte)
23. Mai 2022 Hermann Wein wurde am 1. Juni 1894 in Nisko geboren. Im Ersten Weltkrieg diente er in der Infanterie. Etwa im Jahr 1921 heiratete er Malka Lorbeer (1896–1943).[10] Das Paar hatte drei Kinder: Max (1922–2014), Regina (1925–?) und Leo (1927–?). Die Familie Wein lebte ab Mitte der 1920er Jahre in der Stadt. Sie betrieben zwei kleine Geschäfte; nach dem durch die Nationalsozialisten angeordneten Boykott zogen sie 1934[11] nach Bergen auf Rügen, zwei Jahre später[11] nach Berlin. Im Jahr 1938 wurden sie abgeschoben nach Polen. Sie lebten zunächst in Chorzów, wo Hermann Wein einen kleinen Möbelladen betrieb, mussten aber 1941 weiter ziehen nach Cernów und wenige Wochen später nach Krakau.[10] Hermann und Max Wein leisteten Zwangsarbeit beim Aufbau des KZ Plaszow und wurden dann ins KZ Groß-Rosen, anschließend ins KZ Buchenwald verbracht. Sie konnten im März 1944 auf dem Todesmarsch fliehen, wurden aber gefasst. Ende 1946 gingen sie von Dresden aus[11] auf die Reise in die Vereinigten Staaten.[12] Hermann Wein starb im Jahr 1988 in Miami.[10]

An Hermann Wein erinnert auch ein Stolperstein in Stralsund.
Wein, Malka Malka Wein
geb. Lorbeer
Jg. 1896
1941 Ghetto Krakau
deportiert 1943
ermordet
Wein, Malka Markt 5/6
(Karte)
23. Mai 2022 Die Familie Wein (Hermann und Malka Wein und ihre Kinder Max, Regina und Leo) lebte ab Mitte der 1920er Jahre in der Stadt. Sie betrieben zwei kleine Geschäfte; nach dem durch die Nationalsozialisten angeordneten Boykott zogen sie nach Bergen auf Rügen, später nach Berlin.
Im Jahr 1938 wurden sie abgeschoben nach Polen. Maika, Regina und Leo Wein wurden deportiert.[12] Wahrscheinlich wurden sie ermordet.[10]

An Malka Wein erinnert auch ein Stolperstein in Stralsund.
Wein, Max Max Wein
Jg. 1922
1941 Ghetto Krakau
1944 Gross-Rosen
1945 Buchenwald
Todesmarsch
Flucht
versteckt überlebt
Wein, Max Markt 5/6
(Karte)
23. Mai 2022 Max Wein wurde am 25. Mai 1922 in Ulanów geboren.[13] Seine Eltern waren Hermann Wein (1894–) und Malka Wein, geb. Lorbeer (1896–1943). Geschwister waren Regina Wein (1925–?) und Leo Wein (1927–?).[12]
Die Familie Wein lebte ab Mitte der 1920er Jahre in der Stadt. Sie betrieben zwei kleine Geschäfte; nach dem durch die Nationalsozialisten angeordneten Boykott zogen sie 1934[11] nach Bergen auf Rügen, zwei Jahre später[11] nach Berlin. Im Jahr 1938 wurden sie abgeschoben nach Polen. Sie lebten zunächst in Chorzów, wo Hermann Wein einen kleinen Möbelladen betrieb, mussten aber 1941 weiter ziehen nach Cernów und wenige Wochen später nach Krakau.[10] Hermann und Max Wein leisteten Zwangsarbeit beim Aufbau des KZ Plaszow und wurden dann ins KZ Groß-Rosen, anschließend ins KZ Buchenwald verbracht. Sie konnten im März 1944 auf dem Todesmarsch fliehen, wurden aber gefasst. Ende 1946 gingen sie von Dresden aus[11] auf die Reise in die Vereinigten Staaten.[12] Max Wein war verheiratet und hatte zwei Kinder.[10] Er starb am 17. Juni 2014 in Chicago.[13]

An Max Wein erinnert auch ein Stolperstein in Stralsund.
Wein, Regina Regina Wein
Jg. 1925
1941 Ghetto Krakau
deportiert
ermordet
Wein, Regina Markt 5/6
(Karte)
23. Mai 2022 Die Familie Wein (Hermann und Malka Wein und ihre Kinder Max, Regina und Leo) lebte ab Mitte der 1920er Jahre in der Stadt. Sie betrieben zwei kleine Geschäfte; nach dem durch die Nationalsozialisten angeordneten Boykott zogen sie nach Bergen auf Rügen, später nach Berlin.
Im Jahr 1938 wurden sie abgeschoben nach Polen. Maika, Regina und Leo Wein wurden deportiert.[12] Wahrscheinlich wurden sie ermordet.[10]

An Regina Wein erinnert auch ein Stolperstein in Stralsund.
Wein, Leo Leo Wein
Jg. 1927
1941 Ghetto Krakau
deportiert
ermordet
Wein, Leo Markt 5/6
(Karte)
23. Mai 2022 Die Familie Wein (Hermann und Malka Wein und ihre Kinder Max, Regina und Leo) lebte ab Mitte der 1920er Jahre in der Stadt. Sie betrieben zwei kleine Geschäfte; nach dem durch die Nationalsozialisten angeordneten Boykott zogen sie nach Bergen auf Rügen, später nach Berlin.
Im Jahr 1938 wurden sie abgeschoben nach Polen. Maika, Regina und Leo Wein wurden deportiert.[12] Wahrscheinlich wurden sie ermordet.[10]

An Leo Wein erinnert auch ein Stolperstein in Stralsund.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Manja Richert: Jüdische Familien in Deutschland, Vorpommern und auf Rügen. In: Bergen im Nationalsozialismus. Ein Stadtführer (=Veröffentlichungen des Prora Zentrum e. V., Bildung–Dokumentation–Forschung, Band 3) Rügendruck, Putbus 2007, S. 54–68.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 15. September – Tag für Demokratie und Toleranz. In: Stadtbote, September 2007, Hrsg. Stadt Bergen, S. 8; stadt-bergen-auf-ruegen.de (PDF; 1,9 MB)
  2. a b Projekt „Stolpersteine“ für Demokratie und Toleranz. In: Stadtbote, Oktober 2007, Hrsg. Stadt Bergen, S. 5; stadt-bergen-auf-ruegen.de (PDF; 1,3 MB)
  3. dpa: Kriminalität - Bergen auf Rügen - "Stolpersteine" auf Rügen beschädigt: Staatsschutz ermittelt. In: sueddeutsche.de, 23. Februar 2021. Abgerufen am 24. Mai 2022.
  4. Jüdisches Leben auf Rügen: Neue Stolpersteine am Bergener Rathaus. In: ostsee-zeitung.de. 23. Mai 2022, abgerufen am 24. Mai 2022.
  5. a b prora-zentrum.de, „Stolpersteinverlegung in Bergen auf Rügen“, 24. Mai 2022, abgerufen am 27. Oktober 2022
  6. Manja Richert: Jüdische Familien in Deutschland, Vorpommern und auf Rügen. In: Bergen im Nationalsozialismus. Ein Stadtführer (=Veröffentlichungen des Prora Zentrum e. V., Bildung–Dokumentation–Forschung, Band 3) Rügendruck, Putbus 2007, S. 54–68, hier S. 62–64 (mit Bild auf S. 63).
  7. Rico Fischer, Marcel Bondör: Orte der Stadt Bergen im Nationalsozialismus In: Bergen im Nationalsozialismus. Ein Stadtführer (=Veröffentlichungen des Prora Zentrum e. V., Bildung–Dokumentation–Forschung, Band 3) Rügendruck, Putbus 2007, S. 6–14, hier S. 12 f.
  8. Rico Fischer, Marcel Bondör: Orte der Stadt Bergen im Nationalsozialismus In: Bergen im Nationalsozialismus. Ein Stadtführer (=Veröffentlichungen des Prora Zentrum e. V., Bildung–Dokumentation–Forschung, Band 3) Rügendruck, Putbus 2007, S. 6–14, hier S. 12.
  9. Manja Richert: Jüdische Familien in Deutschland, Vorpommern und auf Rügen. In: Bergen im Nationalsozialismus. Ein Stadtführer (=Veröffentlichungen des Prora Zentrum e. V., Bildung–Dokumentation–Forschung, Band 3) Rügendruck, Putbus 2007, S. 54–68, hier S. 64.
  10. a b c d e f g h www.gedenkbuch-stralsund.de, Hermann Wein, abgerufen am 27. April 2023
  11. a b c d e f Miriam Weber: Schindlers Liste: Die Rettung für den Stralsunder Max Wein, in: Ostseezeitung Stralsund, 12. November 2020
  12. a b c d e f Wenke Büssow-Krämer: Sterilisiert, weil sie den Falschen liebte, in: Ostseezeitung Stralsund, 20. April 2023, Seite 10
  13. a b www.gedenkbuch-stralsund.de, Max Wein, abgerufen am 27. April 2023