Münchhausen (Film)

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Film
Titel Münchhausen
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahre 1943
Länge 105
119 (Neufassung) Minuten
Stab
Regie Josef von Báky
Drehbuch Gottfried August Bürger (Buchvorlage)
Rudolf Erich Raspe(Buchvorlage)
Erich Kästner
Produktion Universum Film
Musik Georg Haentzschel
Kamera Werner Krien,
Konstantin Irmen-Tschet (Trickaufnahmen)
Schnitt Milo Harbich
Walter Wischniewsky
Besetzung

Münchhausen ist ein deutscher Film aus dem Jahre 1943, der dem Fantasy-Genre zugerechnet werden kann. Es ist der vierte deutsche Farbfilm.

Handlung

Der Film erzählt die Lebensgeschichte des Barons Münchhausen , teilweise basierend auf der literarischen Vorlage der bekannten Lügengeschichten. Der Film beginnt in der Gegenwart, als der Baron von Münchhausen im Beisein seiner deutlich älteren Frau einem jungen Paar die Geschichten seines Vorfahren, des berühmten Lügenbarons erzählt. Der Film geht zurück in das 18. Jahrhundert, wo der Baron in Begleitung seines Dieners Christian im Auftrag des Prinzen von Braunschweig an den Russischen Hof Katharina der Großen geht und dort in Intrigen und ein Liebesabenteuer mit der Zarin verstrickt wird.

Der Baron warnt den Zauberer Cagliostro vor einer drohenden Verhaftung und erhält dafür von diesem die ewige Jugend. Münchhausen wird von der Zarin als Regimentskommandeur in den Krieg gegen die Türken geschickt und nimmt an der Belagerung von Konstantinopel teil. Er nimmt einen wunderlichen Schnellläufer in seine Dienste auf. Auf einer Kanonenkugel fliegt Münchhausen unfreiwillig in eine von den Türken gehaltene Festung und wird gefangengenommen. Nach einer Weile trifft der mittlerweile in die Türkei als persönlicher Diener des Sultans verbrachte Münchhausen dort seine beiden Diener, Christian und den Läufer wieder, mit deren Hilfe er gegen den Sultan die Wette gewinnt, binnen einer Stunde eine Flasche Tokajer vom Hofe Maria Theresias in Wien holen zu lassen.

Der Baron erhält seine Freiheit wieder, darf aber nicht, wie vom Sultan versprochen, die schöne italienische Prinzessin Isabella d'Este mitnehmen, die er darauf hin mit Hilfe eines von Cagliostro erhaltenen magischen Unsichtbarkeits-Ringes aus dem Harem befreit. Er gelangt mit ihr und seinem Diener mit dem Schiff nach Venedig, wo er den alternden Casanova trifft. Mit der Familie d'Este, die Isabelle mit einem älteren Mann verheiraten will, gerät er in Konflikt. Bei einem Duell mit dem Bruder der Prinzessin demütigt er diesen, indem er dessen Kleidung mit dem Degen völlig zerfetzt. Münchhausen und Christian fliehen mit einem Heißluftballon, der sie bis auf den Mond bringt. In einer surrealistischen Landschaft begegnen sie dort dem Mondmann und seiner Frau, Pflanzenmenschen, die ihren Kopf vom Körper lösen können. Auf dem Mond vergeht an einem Tag die gleiche Zeit wie auf der Erde während eines Jahres. Christian altert rasch und stirbt. Der ewig jugendliche Baron kehrt auf die Erde zurück.

Die Handlung geht 200 Jahre zurück zur Gegenwart, und der Baron gibt dem jungen Paar zu erkennen, dass er nicht der Nachfahr des Barons, sondern selbst der Protagonist der erzählten Lebensgeschichte ist. Die jungen Leute fliehen in Panik, der Baron aber, der ewigen Jugend satt, gibt diese freiwillig zurück und altert schlagartig. Seinem Wunsch gemäß kann er nun zusammen mit seiner Frau alt werden.

Hintergrund und Besonderheiten

Der mit großem Aufwand, Starbesetzung und in der noch neuen Agfacolor-Technik produzierte Farbfilm wurde von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels selbst aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der Ufa Filmstudios in Auftrag gegeben. Bemerkenswert ist das immense Budget von rund 6,5 Millionen Reichsmark, in Anbetracht des Umstands, dass der Film während des Zweiten Weltkrieges gedreht wurde.

Verfasser des Drehbuchs war auf Intervention von Fritz Hippler der Schriftsteller Erich Kästner, welcher, obwohl eigentlich mit Berufsverbot belegt, mit einer Sondergenehmigung unter dem Pseudonym „Berthold Bürger“ schrieb und im Abspann nicht erwähnt wird. Aufgrund dieser Umstände zeigen sich in dem Film keine propagandistische Andeutungen, es sind im Gegenteil in den Dialogen erstaunlich liberale und tolerante Äußerungen zu finden, die allerdings zunächst herausgeschnitten wurden. Hippler verlor wegen des unbefriedigenden Einsatzes von Kästner seinen Posten als Reichsfilmintendant und wurde als Soldat an die Front geschickt.

Russland, mit dem Hitler-Deutschland damals im Krieg war, wird nicht negativ dargestellt, wird allerdings von einer Deutschen regiert, Katharina der Großen.

Ungewöhnlich für die Entstehungszeit und –umstände sind weiterhin zahlreiche sexuelle Anspielungen und mehrere Szenen, die Frauen mit nacktem Oberkörper zeigen. Diese Szenen wurden jedoch in der Kinoaufführung entfernt.

Ferner sind die zahlreichen, gemessen an den damaligen technischen Möglichkeiten, spektakulären Spezialeffekte erwähnenswert. Der Film gilt auch als einer der Höhepunkte des Schaffens von Hans Albers, der die Hauptrolle spielt. Münchhausen wird gelegentlich mit den wenige Jahre zuvor entstandenen amerikanisch/britischen Fantasy-Filmen Der Zauberer von Oz (1939) und Der Dieb von Bagdad (1940) verglichen, mit denen er offenbar rivalisieren sollte. Die üppigen Ausstattungen stammen von Emil Hasler und Otto Gülstorff.

Nach einem ersten Rekonstruktionsversuch 1978 konnten erst nach der Wende mit Hilfe osteuropäischer Archive alle verschollenen Teile des Films aufgefunden und eine vollständige Fassung hergestellt werden.

Kritik

„Der anläßlich des 25jährigen Firmenjubiläums der UFA entstandene, verschwenderisch gestaltete, tricktechnisch brillante, farbfreudige und hübsch ironische Film basiert auf einem Drehbuch, das Erich Kästner als politisch Verfemter unter Pseudonym ablieferte. Kästner verband die einzelnen Episoden durch eine Lebensphilosophie, die das einfache Erleben des Abenteuers zu einer Weltanschauung erhebt. Dominierend bleibt aber die Phantastik der Geschichte selbst. Eine famose Schmunzelkomödie.[1]

Lexikon des Internationalen Films

Auszeichnungen

Der Film wurde von der Filmprüfstelle mit den Prädikaten „Künstlerisch besonders wertvoll“ und „volkstümlich wertvoll“ ausgezeichnet.

Quellen

  1. http://www.filmevona-z.de/filmsuche.cfm?wert=16064&sucheNach=titel