Mary Ann Shadd Cary

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Mary Ann Shadd, noch unverheiratet

Mary Ann Shadd Cary (geboren am 9. Oktober 1823 in Wilmington (Delaware); gestorben am 5. Juni 1893 in Washington, D.C.) war eine amerikanisch-kanadische Anti-Sklaverei-Aktivistin, Journalistin, Publizistin, Lehrerin und Rechtsanwältin. Sie war die erste schwarze Verlegerin in Nordamerika und die erste weibliche Verlegerin in Kanada.[1]

Shadd Cary war eine Abolitionistin, die zur ersten weiblichen afroamerikanischen Zeitungsherausgeberin in Nordamerika wurde, als sie 1853 die Zeitschrift The Provincial Freeman herausgab.[2][3]

Herkunft und frühes Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mary Ann Shadd wurde am 9. Oktober 1823 in Wilmington (Delaware) als ältestes von 13 Kindern von Abraham Doras Shadd (1801–1882) und Harriet Burton Parnell geboren, die freie Afroamerikaner waren. Abraham D. Shadd war ein Enkel von Hans Schad, alias John Shadd, einem aus Hessen-Kassel stammenden Deutschen, der in die Vereinigten Staaten als hessischer Söldner mit der britischen Armee während des Siebenjährigen Kriegs in Nordamerika gekommen war. Hans Schad wurde verwundet und der Pflege von zwei afroamerikanischen Frauen überlassen, Mutter und Tochter, beide mit Namen Elizabeth Jackson. Der hessische Söldner und die Tochter heirateten im Januar 1756 und ihr erster Sohn wurde sechs Monate später geboren.[4]

A. D. Shadd war ein Sohn von Jeremiah Shadd, dem jüngeren Sohn von John, einem Schlachter in Wilmington. A. D. Shadd war ein ausgebildeter Schuhmacher[5] und hatte einen Laden in Wilmington und später in der nahegelegenen Stadt West Chester (Pennsylvania). An beiden Orten engagierte er sich als aktives Mitglied der American Anti-Slavery Society als Kondukteur (Fluchthelfer) der Underground Railroad und für andere die Bürgerrechte betreffenden Aktivitäten. 1833 wurde er zum „President of the National Convention for the Improvement of Free People of Colour in Philadelphia“ ernannt (deutsch: Präsident der nationalen Zusammenkunft für die Verbesserung des Lebens der freien farbigen Menschen in Philadelphia).[6]

Während ihres Aufwachsens diente Mary Anns Familienwohnsitz häufig als Zufluchtsort für flüchtige Sklaven. Als es jedoch illegal wurde, im Staat Delaware afroamerikanische Kinder zu unterrichten, zog die Shadd-Familie nach Pennsylvania um, wo Mary Ann eine „Boarding School“ der Quäker besuchte. Nach der Schulzeit kehrte sie 1840 nach West Chester zurück und errichtete eine Schule für schwarze Kinder. Sie lehrte später auch in Norristown, Pennsylvania, and New York City.

Drei Jahre nach der Verabschiedung des Fugitive Slave Law of 1850 zog A. D. Shadd mit seiner Familie nach Kanada, wo er sich in North Buxton (Ontario) niederließ. 1858 wurde er der erste Schwarze, der in Kanada in ein politisches Amt gewählt wurde. Er wurde in die Position eines „Counselors“ der Stadt Raleigh in Ontario gewählt.

Gesellschaftliche Aktivitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Umzug nach Kanada[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als der Fugitive Slave Law of 1850 in den Vereinigten Staaten drohte, die freien Schwarzen und die entkommenen Sklaven wieder in Knechtschaft zu bringen, zogen Shadd und ihr Bruder Isaac nach Kanada und siedelten sich in Windsor (Ontario) an, also gleich jenseits der Grenze von Detroit. Dort begann auch die symbolische Bemühung von Shadd, in Kanada freie Siedlungen für Schwarze zu schaffen. Noch in Windsor begründete sie eine rassisch integrierte Schule mit der Unterstützung der American Missionary Association, publizierte sie „Notes on Canada West“, eine Schrift, die sich sowohl mit den Vorzügen der Emigration als auch mit den lokalen Möglichkeiten der Schwarzen in dieser Gegend auseinandersetzte.[7]

Zeitschrift The Provincial Freeman[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch die Herausgabe der Anti-Sklaverei-Zeitschrift The Provincial Freeman wurde Mary Anna Shadd Cary zur ersten Herausgeberin in Nordamerika. Ihr Bruder Isaac kümmerte sich um das tägliche Geschäft der Zeitung und organisierte weiterhin Zusammenkünfte in seinem Heim, bei denen der Überfall auf Harper’s Ferry geplant wurde.

Shadd Cary war eine der ersten Befürworter einer Auswanderung der Afroamerikaner aus den Vereinigten Staaten nach Kanada[8]. Ihre Zeitschrift erschien von 1853 bis 1860 und lieferte wichtige Leitartikel, Kulturnachrichten und Informationen über Ereignisse in anderen Regionen. Shadd Cary publizierte ihr Nachrichtenblatt in Kanada, aber es war auch in den größeren nördlichen Städten der Vereinigten Staaten im Umlauf.

Die „Schwarze Presse“ und ihr Einfluss[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wenn man das Auftreten der „Schwarzen Presse“ in dieser Zeit und das Bemühen der Herausgeber beobachtet, ihre Rasse zu fördern und den Versuch der Befreiung aller Afroamerikaner zu unternehmen, kann viel über diese Geschichtsperiode erkundet werden. Es waren die ersten Zeitungen, die sich an Afroamerikaner statt an Weiße richteten und das erste Mal die Afroamerikaner als geistig gesund und fähig zeigten, Kultur und Erziehung zu schätzen. Diese Blätter versorgten sie mit den Mitteln, ihr eigenen politischen Schicksale auf sich zu nehmen.

Diese Zeitungen arbeiteten an der Stärkung der Rasse und der Veränderung der Ansichten, die weiße Amerikaner über frühere Sklaven hatten. Führer von Schwarzen Gemeinden betonten, dass Erziehung, strenge moralische Werte, ehrliche Arbeit, und Sparsamkeit die Mythen ändern würden, denen die Weißen über die Minderwertigkeit der Schwarzen noch anhingen. Im Wesentlichen meinte dies den Aufstieg aus der Unwissenheit zur Bildung. Cary und Douglass gebrauchten beide ihre Zeitungen, um diese Denkrichtung zu fördern.

Die Rolle der afroamerikanischen Zeitungen von 1850 bis 1860 muss noch weiter erforscht werden. Die simple Tatsache ist faszinierend, dass diese Zeitungseigentümer in der Lage waren, die Ausrüstung zu kaufen und damit zu arbeiten, um eine wöchentliche Zeitungsausgabe während einer Epoche zu produzieren, in der keiner einen journalistischen Berufsabschluss hatte oder ein berufliches Training durchlaufen hatte.[9][10][11]

Weitere Aktivitäten in den 1850er Jahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Shadd Cary reiste durch Kanada und die Vereinigten Staaten und trat für die volle rassische Integration durch Bildung und Eigenständigkeit ein. Sie befürwortete die Emigration nach Kanada für die freien Leute, indem sie 1852 die Schrift A Plea for Emigration; or Notes of Canada West, in Its Moral, Social and Political Aspect: with Suggestions respecting Mexico, West Indies and Vancouver's Island for the Information of Colored Emigrants veröffentlichte.[12]

Sie versuchte an der „Colored National Convention“ von 1855 teilzunehmen, aber die Versammlung debattierte, ob sie überhaupt als Delegierte einen Sitz haben sollte. Ihr Eintreten für die Emigration machte sie zu einer umstrittenen Figur und sie wurde nur mit einer knappen Mehrheit von 15 Stimmen zugelassen. Gemäß der Schrift von Frederick Douglass wurde sie von den Delegierten gut empfangen, die ihr 10 Minuten mehr an Redezeit zubilligten, obwohl sie eine Rede vor der Convention hielt, in der sie sich für die Emigration aussprach. Ihre Anwesenheit wurde jedoch weitgehend nach Minuten bemessen, vermutlich weil sie eine Frau war.[13]

Bürgerkrieg und Carys Aktivitäten danach[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Mary Ann Shadd Cary House“ in Washington, D.C.

1856 heiratete Mary Ann einen Barbier aus Toronto namens Thomas F. Cary, der auch bei der Zeitschrift Provincial Freeman mitarbeitete. Sie bekam eine Tochter namens Sarah und einen Sohn namens Linton.[14] Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1860 kehrten Shadd Cary und ihre Kinder in die Vereinigten Staaten zurück. Während des Sezessionskrieges diente sie (auf Bitten des Abolitionisten Martin Delany[15]) als Rekrutierungsbeamtin, um schwarze Freiwillige im Bundesstaat Indiana für die Unionsarmee anzuwerben. Nach dem Bürgerkrieg lehrte sie in Schulen für Farbige in Wilmington, bevor sie nach Washington, D.C. umzog, wo sie in Public Schools unterrichtete und selbst die School of Law an der Howard University besuchte. Im Alter von 60 Jahren graduierte sie 1883 als Rechtsanwältin, sie wurde somit die zweite schwarze Frau in den Vereinigten Staaten, die einen akademischen Grad in Jura bekam. Sie schrieb für die Zeitung National Era und The People's Advocate.

Frauenwahlrecht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem sie 1880 die Bewegung „Colored Women’s Progressive Franchise“ organisiert hatte, schloss sich Shadd Cary der National Woman Suffrage Association an und arbeitete Seite an Seite mit Susan B. Anthony und Elizabeth Cady Stanton für das Frauenwahlrecht. Sie sagte vor dem Judiciary Committee of the House of Representatives aus und wurde die erste afroamerikanische Frau, die in einer nationalen Wahl eine Stimme abgab.[16]

Tod und Bestattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie starb in Washington D.C. am 5. Juni 1893 an Magenkrebs. Bestattet wurde sie im ehemaligen „Columbian Harmony Cemetery“ von Washington, der 1960 aufgelöst wurde.[17]

Erbe und Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Beardon Jim und Butler Linda Jean: Shadd: The Life and Times of Mary. Toronto: NC Press Ltd, 1977.
  • Rhodes Jane: Mary Ann Shadd Cary: The Black Press and Protest in the Nineteenth Century. Bloomington: Indiana University Press, 1998.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mary Ann Shadd – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. The Provincial Freeman, hrsg. von „Archives of Ontario“ (Memento des Originals vom 26. Januar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.archives.gov.on.ca Abgerufen am ?
  2. Mary Ann Shadd Cary. A&E Networks Television, abgerufen am 15. März 2013.
  3. Daniel G. Hill: The Black Press. In: Polyphony: The Bulletin of the Multicultural History Society of Ontario, Spring–Summer 1982, Band 4. S. 43.
  4. P. Scott: Abraham Doras Shadd. In: The Mill Creek Hundred History Blog Abgerufen am 29. April 2019
  5. Mary Ann Shadd Cary, Historical Marker Database Abgerufen am 29. April 2019
  6. Gail Ito: Shadd, Abraham Doras (1801–1882). Abgerufen am 29. April 2019
  7. Aboard the Underground Railroad - Mary Ann Shadd Cary House Abgerufen am 29. April 2019
  8. Jane Rhodes Indiana University Press, 1999: Mary Ann Shadd Cary: The Black Press and Protest in the Nineteenth Century. Indiana University Press, 1999.
  9. Conaway, Carol B., "Racially Integrated Education: The Antebellum Thought of Mary Ann Shadd Cary and Frederick Douglass." Women’s Education 27, no. 2 (2010): 86.
  10. Conaway, Carol B., "Racial Uplift: The Nineteenth Century Thought of Black Newspaper Publisher Mary Ann Shadd Cary." Paper presented at the National Communications Association's Annual Convention, Chicago, Ill., November 15–17, 2007.
  11. Goddu, Teresa A., "Early African American Print Culture in Theory and Practice." Early American Literature 45, no. 3 (2010): 733.
  12. Aboard the Underground Railroad - Mary Ann Shadd Cary House. National Park Service, U.S. Department of the Interior, abgerufen am 2. Mai 2019.
  13. The Elevator, "The National Colored Convention," 1869.
  14. Census of Nova Scotia, 1851. Halifax, Nova Scotia, Canada: Nova Scotia Archives and Records Management, Nova Scotia Board of Statistics, 1851
  15. Adrienne Shadd: Mary Ann Shadd Cary: Abolitionist. Library and Archives Canada;
  16. Cary, Mary Ann Shadd - National Women’s Hall of Fame Abgerufen am 29. April 2019
  17. Savage, Beth L. und Shull, Carol D.: African American Historic Places. Washington, D.C.: Preservation Press 1994, S. 136.
  18. Archivierte Kopie (Memento vom 24. Juni 2011 im Internet Archive) Abgerufen am 29. April 2019
  19. Shadd, Mary Ann – National Historic Person. In: Directory of Federal Heritage Designations. Parks Canada/Parcs Canada, abgerufen am 3. Januar 2023 (englisch).
  20. National Women’s Hall of Fame, Mary Ann Shadd Cary
  21. How One Woman Shook Up the Abolitionist Movement aus der Serie „Overlooked No More“ Abgerufen am 29. April 2019