Maximilian von Herff

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Maximilian von Herff (vorne rechts) inspiziert die Niederschlagung des Aufstandes im Warschauer Ghetto durch Jürgen Stroop (1943). In der Mitte Jürgen Stroop, hinten rechts Karl Kaleske
Auszug aus einer Abschrift über Herffs Inspektionsreise im Generalgouvernement 1943: Darstellung der „Umsiedlungsaktion“ in das KZ Auschwitz

Maximilian von Herff (* 17. April 1893 in Hannover; † 6. September 1945 in Conishead Priory bei Windermere/Großbritannien) war ein deutscher Offizier, zuletzt SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg.

Leben

Zeit bis Ende des Ersten Weltkrieges

Maximilian von Herff wurde am 17. April 1893 als Sohn eines praktischen Arztes und späteren preußischen Sanitätsrates geboren. Er ist der Vetter des SS-Brigadeführers und Generalmajors der Polizei Eberhard Herf. Nach dem dreijährigen Besuch der Volksschule ging Herff auf das Gymnasium und schloss dieses mit dem Abitur ab.

Am 4. August 1914 trat Herff als Leutnant in das kaiserliche Heer ein und diente im Leibgarde-Infanterie-Regiment (1. Großherzoglich Hessisches) Nr. 115 in Darmstadt. Im weiteren Verlauf des Ersten Weltkrieges kam Herff zum 5. Niederschlesischen Infanterie-Regiment Nr. 154. Er wurde am 18. Oktober 1918 zum Oberleutnant befördert und verblieb in der Einheit bis zum 9. November 1918.

Zwischen den Weltkriegen

Zwischen dem 1. März und dem 1. Oktober 1919 gehörte Herff dem hannoverschen Freikorps „Zeitfreiwilligen-Regiment Hannover“ an. Während dieser Freikorpszeit wurde Herff am 9. November als Oberleutnant in die Reichswehr übernommen. Herff heiratete am 4. August 1920 Hedwig von Grolman. 1926 wurde Herff zum 18. Reiter-Regiment nach Stuttgart, dann am 1. Februar 1928 in das 15. Infanterie-Regiment nach Kassel versetzt. Am 1. Februar 1928 erfolgte seine Beförderung zum Hauptmann sowie am 1. Oktober 1934 zum Major.

Am 16. März 1935 wurde Herff als Stabsoffizier im Stab des VIII. Armeekorps in Breslau eingesetzt, am 1. August 1937 zum Oberstleutnant befördert und am 3. Januar 1939 als Adjutant in den Stab des XVII. Armeekorps in Wien überstellt.

Zweiter Weltkrieg

Seit dem 11. November 1940 war Herff Kommandeur des Schützen-Regimentes 115 (15. Panzer-Division). In der Zeit zwischen April und Mai 1941 war Herff Kommandant der „Kampfgruppe Herff“ im Deutschen Afrikakorps und im Raum Bardia-Capuzzo-Sollum zum Schutz der „Tobruk-Front“ eingesetzt.

Im November 1941 wurde Herff, nun im Rang eines Obersten der Wehrmacht, von seinem ehemaligen Regimentskameraden Karl Wolff dem Reichsführer SS Heinrich Himmler vorgestellt. Bei dieser Unterredung schlug Wolff Himmler vor, Herff als Oberst in die Waffen-SS zu übernehmen und ihn ab dem 20. April 1942 als Chef des SS-Personalhauptamtes einzusetzen. Zuvor habe Herff das Verwaltungswesen der SS-Hauptämter zu durchlaufen und solle dann Walter Schmitt als SS-Personalchef ablösen.[1]

Bereits eine Woche später, am 23. November 1941, wurde Herff beim RSHA eingewiesen. Dort blieb er bis zum 25. Dezember. Am 1. Dezember 1941 schied Herff als Oberst aus dem aktiven Dienst der Wehrmacht aus und wurde auf die Empfehlung Karl Wolffs, der hier als Leumund-Zeuge Herffs auftrat, mit Wirkung vom 1. Oktober 1939 in die SS (SS-Nr. 405.894) aufgenommen und der Waffen-SS überstellt.

Himmler beförderte Herff am 9. Dezember 1941 zum SS-Oberführer der Waffen-SS (mit RDA vom 1. Oktober 1939).

Herff durchlief nun, wie mit Himmler besprochen, einige SS-Hauptämter:

Am 21. März 1942 stellte Herff seinen NSDAP-Aufnahmeantrag, den er vorher als Soldat der Wehrmacht nicht hatte stellen dürfen. Er wurde am 8. April 1942 in die Ortsgruppe Berlin-Zehlendorf (Mitgliedsnummer 8.858.661) aufgenommen. In der Folgezeit entwickelte sich der ehemals als deutschnational bekennende Herff zu einem fanatischen Nationalsozialisten.

Nach einer Einarbeitung seit dem 1. April im SS-Personalhauptamt wurde Herff (seit 20. April 1942 SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS) am 30. Juli 1942 „für die Dauer der Erkrankung des Chefs des SS-Personalhauptamtes, SS-Obergruppenführer Walter Schmitt, […] mit seiner Vertretung und mit der Führung der Geschäfte“[2] beauftragt; am 12. August 1942 wurde er offiziell als geschäftsführender Vertreter des SS-Personalhauptamtes eingesetzt und am 1. Oktober 1942 endgültig als Nachfolger Schmitts Amtschef des Personalhauptamtes.

Bereits im November versuchte Herff, das gesamte „SS-Führerkorps“ in seinem Hauptamt zusammenzufassen, was allerdings nicht auf die Gegenliebe der anderen Hauptämter stieß. So beschwerte sich der Chef des SS-Führungshauptamts, Hans Jüttner, am 9. Dezember schriftlich über die eigenmächtigen und massiven Eingriffe Herffs bei Himmler.[3] Dieser Beschwerdebrief Jüttners, in dem dieser auch mit einem Rücktritt von seinem Dienstposten drohte, hatte einen Erlass Himmlers zur Folge, in dem der Aufgabenbereich von Herffs Dienststelle klar umrissen wurde: „1. Das Personalhauptamt ist im Rahmen seiner Aufgaben für die Gesamt-SS allein zuständig für a.) alle Beförderungen und Ernennungen zu Führerdienstgraden, b.) alle Versetzungen (Versetzungskommandos) von SS-Führern, c.) Bestätigung aller Stellenbesetzungen von Führerplanstellen, […] 3. Alle Anträge zu Beförderungen zu Führerdienstgraden, zu Ernennungen, Versetzungen sowie alle Stellenbesetzungswünsche sind über die zuständigen Hauptämter an das SS-Personalhauptamt zu richten.“[4]

Herff wurde am 30. Januar 1943 SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS, am 20. April 1944 SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS. Am 4. März 1943 trat er aus der evangelischen Kirche aus und bezeichnete sich als „gottgläubig“.

In der Zeit zwischen dem 4. und 16. Mai 1943 inspizierte Herff die SS-Einrichtungen im besetzten Polen, sein Adjutant Obersturmbannführer Alfred Franke-Gricksch verfasste den Bericht. Im Generalgouvernement besichtigte er am 12. Mai verschiedene SS-Betriebe im Konzentrationslager Majdanek, das Zwangsarbeitslager Trawniki und die SS-Garnison in Lublin. Am 15. Mai nahm Herff an der Niederschlagung des Aufstands im Warschauer Ghetto durch den SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Jürgen Stroop als Beobachter teil, Stroop brachte sein Foto in den „Stroop-Bericht“.

Anfang Mai 1945 geriet Herff nach der Flucht über die Rattenlinie Nord bei Flensburg in britische Kriegsgefangenschaft[5] und kam in das nordenglische Kriegsgefangenenlager Grizedale Hall. Herff erlag im nahegelegenen Militärhospital „Conishead Priory“ am 6. September 1945 einem Hirnschlag und wurde auf dem deutschen Soldatenfriedhof Cannock Chase in Staffordshire beigesetzt.

Auszeichnungen

Siehe auch

Literatur

  • Tôviyy¯a Friedman (Hrsg.): Die zwei Chefs des SS-Personal-Hauptamtes. SS-Obergruppenführer Schmitt und SS-Obergruppenführer von Herff. Institute of Documentation in Israel for the Investigation of Nazi War Crimes, Haifa 1996.
  • Andreas Schulz, Günter Wegmann, Dieter Zinke: Deutschlands Generale und Admirale. Teil V: Die Generale der Waffen-SS und der Polizei 1933−1945. 2. Band, Biblio-Verlag, Bissendorf 2005, ISBN 3-7648-2592-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Andreas Schulz, Günter Wegmann, Dieter Zinke: Deutschlands Generale und Admirale. Teil V: Die Generale der Waffen-SS und der Polizei 1933−1945. Biblio-Verlag, Bissendorf 2005, 2. Band, S. 161.
  2. SS-Personalakten: Schmitt, Walter; von Herff, Maximilian.
  3. Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf – Die Geschichte der SS. Bassermann, München 2008; Bernd Wegner: Hitlers politische Soldaten. Die Waffen-SS 1933–1945: Leitbild, Struktur und Funktion einer nationalsozialistischen Elite. Schöningh, Paderborn 2010.
  4. Andreas Schulz, Günter Wegmann, Dieter Zinke: Deutschlands Generale und Admirale. Teil V: Die Generale der Waffen-SS und der Polizei 1933−1945. Biblio-Verlag, Bissendorf 2005, 2. Band, S. 162.
  5. Stephan Link: „Rattenlinie Nord“. Kriegsverbrecher in Flensburg und Umgebung im Mai 1945. In: Gerhard Paul, Broder Schwensen (Hrsg.): Mai ’45. Kriegsende in Flensburg. Flensburg 2015, S. 21.
  6. a b c d e f g Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Mittler & Sohn Verlag, Berlin 1930, S. 147.
  7. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939−1945. Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S. 384.
  8. laut Eintrag in seiner SS-Stammrolle; dennoch muss die Richtigkeit dieser Verleihungsnummer wegen seines späten SS-Beitrittes stark angezweifelt werden. Quelle: Andreas Schulz, Günter Wegmann, Dieter Zinke: Deutschlands Generale und Admirale. Teil V: Die Generale der Waffen-SS und der Polizei 1933−1945. Biblio-Verlag, Bissendorf 2005, 2. Band, S. 160, Fußnote.