Me and Mrs. Jones

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Me and Mrs. Jones ist ein Song der amerikanischen Songwriter Kenny Gamble, Leon Huff und Cary Gilbert. Er wurde erstmals 1972 von Billy Paul eingesungen und entwickelte sich zu einem Klassiker des Philadelphia Soul, der von zahlreichen anderen Künstlern gecovert wurde.

Inhalt

Der Text von Me and Mrs. Jones beschreibt eine außereheliche Liebesaffäre zwischen einem Mann und einer Frau namens Mrs. Jones. Die beiden Liebenden wissen, dass ihre Beziehung falsch ist, doch können sie nicht voneinander lassen. Jeden Tag zur selben Zeit, sechs Uhr dreißig, trifft sich das Paar im gleichen Café und schmiedet gemeinsame Zukunftspläne, während sie Hand in Hand ihrem Lieblingslied lauschen. Doch beide halten ihre Hoffnungen im Zaum, denn sie sind bereits anderweitig liiert. Der Trennungsschmerz, wenn sie auseinander gehen müssen, wird gelindert von der Gewissheit, dass sie sich am nächsten Tag wiedersehen.

Ungewöhnlich für ein Lied über einen Ehebruch ist die Perspektive aus Sicht der Ehebrecher.[1] Der Vortrag Billy Pauls wird begleitet durch Piano, Streicher und ein Saxophon, das in seinem Einstiegssolo das Lied Secret Love von Doris Day zitiert, und auch dadurch einen Hinweis auf die „geheime Liebe“ gibt. Die Art des Vortrags und die sinnliche Stimme Billy Pauls lässt die außereheliche Affäre laut Ludovic Hunter-Tilney wie „den Höhepunkt der Raffinesse“ klingen: „Niemals zuvor wurde das siebte Gebot so sanft gebrochen.“[2] Laut der Encyclopedia of Popular Music verstärkt allerdings Pauls unorthodoxer Gesangsstil das Gefühl von Schuld.[3] Hunter-Tilney weist auf den Zeitgeist der 1970er Jahre hin, in dem der Ehebruch in Pennsylvania noch bis 1973 verboten war, und eine Abstimmung über den Fortbestand des Verbotes nur wenige Tage nach der Ausstrahlung des Liedes in der Fernsehsendung Soul Train abgelehnt wurde. Im Folgejahr wurde das Verbot schließlich aufgehoben.[4]

Eine weitere Interpretationsmöglichkeit eröffnet Axel du Bus, indem er darauf hinweist, dass „a jones“ ein amerikanischer Slangausdruck für unbändige Lust oder Obsession ist und auch für die Sucht nach Heroin angewendet wird. So ließe sich der Liedtext auch als Begegnung eines Süchtigen mit seinem Drogendealer umdeuten, ganz im Sinne der Redewendung, dass zwei von drei Liedern der Musikgeschichte entweder von Sex oder von Drogen handeln.[5]

Hintergrund

In einer Sendung von National Public Radio erklärte Kenny Gamble, dass er und sein Partner Leon Huff die Idee zum Lied in einer kleinen Bar im Schubert Building in Philadelphia entwickelt hätten, wo ihr Plattenlabel Philadelphia International Records beheimatet war. Hier sahen sie jeden Tag einen kleingewachsenen Mann, in dem sie einen Richter vermuteten, der eine stets wenige Minuten nach ihm erscheinende jüngere Frau traf. Beide saßen zusammen und hörten sich täglich die gleichen Lieder der Jukebox an, ehe sie nach einer gewissen Zeit wieder auseinander gingen. Gamble und Huff hätten daraufhin die Redewendung entwickelt, die beiden seien „Me and Mrs. Jones“.[1]

Im Gegensatz zu dieser Legende steht die Aussage Cary Gilberts, der sein Leben lang behauptete, er sei derjenige gewesen, der den Song eigentlich geschrieben habe. Nach John A. Jackson dürfte der Hauptteil des Textes von Gilbert stammen, während Gamble und Huff den überwiegenden Teil oder die gesamte Musik beisteuerten und eventuell Gilberts Text noch veränderten oder ergänzten. Arrangiert wurde das Lied durch Bobby Martin, der ihm einen bluesigen Big-Band-Sound verpasste, der seiner Meinung nach perfekt zum Text passte. Die Soul-Ballade wurde laut Jackson speziell für die Ausstrahlung im Radio hin konzipiert, wo sie zu einem großen Erfolg wurde.[6]

Rezeption

Me and Mrs. Jones erreichte in der Aufnahme von Billy Paul, die im Oktober 1972 veröffentlicht wurde, Position 1 in der amerikanischen Single-Hitparade Billboard Hot 100 und hielt diesen Platz für drei Wochen. Das Lied gewann bei den Grammy Awards 1973 die Auszeichnung für die beste männliche Gesangsdarbietung in der Kategorie Rhythm & Blues.

Zahlreiche Sänger coverten den Song, so der Kanadier Michael Bublé, der mit seiner Interpretation 2007 Platz 67 in der Schweizer Hitparade erreichte. Amy Winehouse schuf 2006 mit Me & Mr. Jones aus ihrem Album Back to Black eine Neuinterpretation, in der sie die Geschlechterrollen umkehrte.[4]

Unter dem Titel Me and Mrs. Jones inszenierten Kathleen McGhee-Anderson und Charles Randolph-Wright 2001 eine Musicalrevue der größten Hits von Kenny Gamble und Leon Huff.[7]

Nach dem Tode Billy Pauls am 24. April 2016 veröffentlichten Gamble und Huff einen Nachruf, in dem sie schrieben: „Unser stolzester Moment mit Billy war die Aufnahme des anzüglichen Smash-Hits Me and Mrs. Jones. Aus unserer Sicht ist es eines der größten Liebeslieder, die je eingespielt wurden.“[8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Me and Mrs. Jones by Billy Paul bei songfacts.com.
  2. „the very height of sophistication. Never has the seventh commandment been broken so smoothly.“ Zitiert nach: Ludovic Hunter-Tilney: The Life of a Song: ‘Me and Mrs Jones’. In: Financial Times, 17. April 2015 (gebührenpflichtig).
  3. Colin Larkin (Hrsg.): The Encyclopedia of Popular Music. Omnibus, London 2011, ISBN 978-0-85712-595-8, S. 1977.
  4. a b Ludovic Hunter-Tilney: The Life of a Song: ‘Me and Mrs Jones’. In: Financial Times, 17. April 2015 (gebührenpflichtig).
  5. Axel du Bus: Your Song: Me and Mrs. Jones, Billy Paul. Bei RTBF, 8. Juni 2012 (mit Abdruck des Songtextes).
  6. John A. Jackson: A House on Fire: The Rise and Fall of Philadelphia Soul. Oxford University Press, New York 2004, ISBN 0-19-514972-6, ohne Seite, Fußnote 39.
  7. Eils Lotozo: Soulful saga built on hits of Gamble and Huff. In: The Philadelphia Inquirer vom 20. November 2001. Abdruck auf der Internetseite von Kathleen McGhee-Anderson.
  8. „Our proudest moment with Billy was the recording of the salacious smash ‘Me and Mrs. Jones.’ In our view, it is one of the greatest love songs ever recorded.“ Zitiert nach: David Chang: Philly Soul Singer Billy Paul Dies at 81: Manager. Bei: NBC, 24. April 2016.