Menzingen ZG

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ZG ist das Kürzel für den Kanton Zug in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Menzingenf zu vermeiden.
Menzingen
Wappen von Menzingen
Wappen von Menzingen
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Zug Zug (ZG)
Bezirk: Keine Bezirkseinteilungw
BFS-Nr.: 1704i1f3f4
Postleitzahl: 6313
UN/LOCODE: CH EDB (Edlibach)

CH MZN (Menzingen)

Koordinaten: 687398 / 226153Koordinaten: 47° 10′ 50″ N, 8° 35′ 30″ O; CH1903: 687398 / 226153
Höhe: 805 m ü. M.
Höhenbereich: 510–1209 m ü. M.[1]
Fläche: 27,51 km²[2]
Einwohner: 4615 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 168 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
21,4 %
(31. Dezember 2022)[4]
Gemeindepräsident: Andreas Etter (CVP)
Website: www.menzingen.ch
Menzingen
Menzingen

Menzingen

Lage der Gemeinde
Karte von MenzingenÄgeriseeVierwaldstätterseeWilerseeTürlerseeSihlseeZugerseeZürichseeZürichseeKanton AargauKanton LuzernKanton SchwyzKanton ZürichBaar ZGCham ZGHünenberg ZGMenzingen ZGNeuheim ZGOberägeriRischSteinhausen ZGUnterägeriWalchwilZug (Stadt)Zug (Stadt)
Karte von Menzingen
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Menzingen ist eine politische Gemeinde des Kantons Zug in der Schweiz. Sie entstand in der heutigen Form 1848, als von der «Gemeinde am Berg» – wie sie damals üblicherweise genannt wurde – das Gebiet der Gemeinde Neuheim abgetrennt wurde.

Geographie

Menzingen liegt in der hügeligen Landschaft im nordöstlichen Teil des Kantons Zug und grenzt an den Kanton Zürich. Die Gemeinde besteht aus den drei Ortschaften Edlibach, Finstersee und Menzingen.

Seit 2002 ist Menzingen Sitz der Kantonsschule Menzingen (KSM).[6] In Menzingen liegt das Generalhaus der Priesterbruderschaft St. Pius X. und das Institut der Schwestern vom Heiligen Kreuz (Menzinger Schwestern).

Geschichte

Menzingen, historisches Luftbild vom 9. Juni 1948, aufgenommen von Werner Friedli

Menzingen wird um 1060 als Mentzenheim erstmals im Liber Heremi urkundlich erwähnt, als Graf Ulrich von Kiburg während der Amtszeit von Abt Hermann (1051–1065), eine Hube dem Kloster Einsiedeln übergab. Dieser Ortsname wird gemäss Professor Paul Kläui vermutlich ein Schreibfehler sein, denn bei der bekannten Abschrift von Aegidius Tschudi findet sich die Anmerkung «forte Mentzingen - Zugerbiet» (Vielleicht Menzingen im Zugerbiet).[7]

Als «Mêincingin» wurde es 1217/22 erstmal urkundlich erwähnt. In denselben Zeitraum fallen auch andere erstmaligen Erwähnungen von Ortsnamen auf dem Gemeindegebiet, sieben zwischen 1200 und 1250 und weitere sechs zwischen 1250 und 1300.[8]

Die alemannische Siedlungsform mit zahlreichen Einzelhöfen ist bis heute zu erkennen. Der Ort gehört zu den altfreien Gemeinden des Amtes Zug.

1480 wurde Menzingen eine eigene Pfarrei; zuvor war die Schönbrunn-Kapelle das Gotteshaus für die Berggemeinde gewesen. Aus dieser Zeit stammen das gotische Rippengewölbe im Chor der Kirche und die St. Anna-Kapelle. Beim Bau der heutigen Kirche (1620–1637) wurden der prunkvolle Hochaltar und das reich geschnitzte Portal geschaffen. Spätbarock und Klassizismus prägen das Deckengemälde und die farbigen Stuckaturen.

Denn drei äusseren Landgemeinden brachte der Libellstreit von 1604 die politische Selbständigkeit. Das führte dazu, dass man in Menzingen 1611 ein Rathaus erbaute. Das Haus wurde 1900 verkauft und steht als Wirtschaft zum Rössli an der Hauptstrasse 5 noch heute.

1821 gründeten 37 Handwerker den Brüderlichen Verein der achtbaren Meister von Menzingen. Die Meisterschaft Menzingen nahm sich der Ausbildung der Gesellen an und gründete später eine Schule und eine Krankenkasse. Sie ist seither neben den Zünften in der Stadt Zug die einzige Handwerkerbruderschaft im Kanton Zug. Heute pflegt sie in erster Linie das gesellige Leben, besonders am Meisterschaftstag in der Fasnachtszeit. Traditionell finden eine Tagwache, ein Kinderball mit Bescherung und ein abendlicher Meisterschaftsball statt.[9]

Im Zusammenhang mit dem Streit um die Verteilung des sogenannte Wiener Kongressgeld kam es 1823 dazu, dass die Gemeinde den Austritt aus dem Kantonsverband erklärte.

Im Jahr 1835 wurde oberhalb Finstersee in Greit im Steigholz am Höhronen, ein Kohlelager entdeckt. Trotz geringer Mächtigkeit der Flötze wurden an mehreren Stellen in der Gegend hochwertige Braunkohle gefördert. Infolge der schwierigen Verhältnissen war wenig Ertrag zu erwirtschaften, sodass der letzte Betrieb 1860 die Förderung eingestellte. Während den beiden Weltkriegen wurde die Förderung wieder aufgenommen.[10]

Im Jahr 1844 kam es zur Gründung der Kongregation der Schwestern vom Heiligen Kreuz, die als Menzinger Schwestern bekannt wurden und heute weltweit tätig sind. Sie führten auch das Lehrerinnenseminar Bernarda in Menzingen, welches 2006[11] geschlossen wurde.

Die während des Sonderbundskrieges offen zutage getretene Unzufriedenheit der Bewohner von Neuheim, das seit dem Hochmittelalter zur Kirchgemeinde Menzingen gehörte, führte zur Abtrennung der Gemeinde Neuheim, die 1848 vollzogen wurde.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung[12]
Jahr 1850 1880 1900 1910 1920 1930 1941
Einwohner 2'112 2'316 2'495 2'690 2'912 2'976 2'922
Jahr 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010
Einwohner 3'398 3'340 3'483 3'564 4'197 4'495 4'361

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat Menzingen besteht aus sechs Mitgliedern und ist wie folgt aufgestellt (Stand Juni 2019):

  • Andreas Etter (CVP): Gemeindepräsident; Abteilung Finanzen
  • Susan Staub (CVP): Abteilung Soziales- und Gesundheit
  • Barbara Beck-Iselin (ALG): Abteilung Zentrale Dienste
  • Herbert Keiser (parteilos): Abteilung Bau
  • Isabelle Menzi (CVP): Abteilung Bildung
  • Fabian Arnet (parteilos): Gemeindeschreiber

Kantonsratswahlen

Bei den Wahlen zum Zuger Kantonsrat im Jahr 2018 betrugen die Wähleranteile in Menzingen: CVP 39,5 %, SVP 27,1 %, FDP und Jungfreisinnige 16,8 %, glp 4,0 %, ALG und CSP 10,8 %, SP, JUSO, SP60+ 1,7 %.[13]

Nationalratswahlen

Bei den Schweizer Parlamentswahlen 2019 betrugen die Wähleranteile in Menzingen: SVP 32,8 %, CVP 31,9 %, GPS 16,3 %, FDP 9,4 %, SP 5,0 % glp 3,5 %.[14]

Sehenswürdigkeiten

In der Gemeinde stehen sehenswerte Zuger Häuser, oft mit prächtigem Blumenschmuck.

  • Auf dem Gubel steht das Kapuzinerinnenkloster Maria-Hilf mit einer Wallfahrtskapelle aus dem Rokoko.
  • Die etwas östlich des Dorfes liegende Wallfahrtskapelle St. Wendelin wurde 1597 erbaut.
  • Unter dem Namen Bad Schönbrunn bestand ab 1858 ein Kurhaus bei Edlibach. Das Kurhaus wurde 1968–1970 durch einen modernen Bau ersetzt und beherbergt seitdem ein Bildungshaus, das seit 1993 unter dem Namen Lassalle-Haus auftritt.
  • Institut der Schwestern vom Heiligen Kreuz.[15]

Bilder

Persönlichkeiten

Siehe auch

Literatur

  • Linus Birchler: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Band I: Einleitung und Zug-Land. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 5). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1934.

Weblinks

Commons: Menzingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde (Memento vom 1. Januar 2015 im Internet Archive) (Ständige Wohnbevölkerung)
  6. Kantonsschule Menzingen. Abgerufen am 15. September 2019.
  7. Rudolf Henggeler: 900 Jahre Menzigen S. 11.
  8. Josef Grünenfelder: Die Kunstdenkmäler des Kanton Zug, neue Ausgabe I, Das ehemalige Äussere Amt. 1999, ISBN 3-909164-69-2, S. 133.
  9. Meisterschaft Menzingen, Zug Kultur, abgerufen am 22. Juni 2017.
  10. Die Menziner Kohlebergwerke 1837–1943 in mänziker zytig Nr. 37, August 2005.
  11. Wie der Kanton Zug die Ordensschwestern hängen liess in zentralplus.ch
  12. Bundesamt für Statistik (Hrsg.): Eidgenössische Volkszählung 2000 – Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden 1850–2000 (Memento vom 14. März 2016 im Internet Archive). Bundesamt für Statistik, Neuchâtel 2002, ISBN 3-303-01154-0.
  13. Kanton Zug – Listenergebnisse Menzingen grafisch (C-G) (PDF; 110 kB)
  14. Nationalratswahlen (Parteistimmen und Parteistärke seit 1971: Bezirke und Gemeinden). In: Ergebnisse Nationalratswahlen 2019. Bundesamt für Statistik, 2019, abgerufen am 3. Februar 2021.
  15. Josef Grünenfelder, Uta Fromherz: Institut Menzingen. Kanton Zug. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 891, Serie 90). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2011, ISBN 978-3-03797-016-4.