Miedzianka (Janowice Wielkie)

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Miedzianka
Wappen der Gmina Janowice Wielkie
Miedzianka (Polen)
Miedzianka (Polen)
Miedzianka
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Jeleniogórski
Gmina: Janowice Wielkie
Geographische Lage: 50° 53′ N, 15° 57′ OKoordinaten: 50° 52′ 40″ N, 15° 56′ 40″ O
Einwohner: 90
Postleitzahl: 58-520
Telefonvorwahl: (+48) 75
Kfz-Kennzeichen: DJE



Landkarte von 1561 mit der historischen Ortsbezeichnung Kupfferberg
Infotafel
Sanatorium Jannowitz, im Hintergrund Kupferberg

Miedzianka (deutsch Kupferberg im Riesengebirge) ist ein Ort im Powiat Jeleniogórski in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Er gehört zur Landgemeinde Janowice Wielkie (Jannowitz).

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ortschaft liegt in Niederschlesien im Hirschberger Tal, südlich der Stadt Jelenia Góra (Hirschberg im Riesengebirge).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1311 wurde auf dem Kupferberg nach Erzen geschürft. Ausgehend von Waltersdorf wurde Kupferberg 1370 bis 1375 ein selbständiger Ort. Grundherr war zu dieser Zeit ein Mann namens Albrecht der Baier. Er hatte auf dem Kupferberg eine Grube, ein Vorwerk und einen gemauerten Hof als Herrensitz und trug den Titel eines Herrn des Kupferbergbaues. Nach dem Tode Albrechts des Baiern im Jahre 1338 oder 1339 übernahm sein ältester Sohn Heinrich der Baier die Herrschaft von Waltersdorf. Er verkaufte schließlich 1370 erst einen Teil seines Besitzes und der Gruben, weil er mit den Erträgen nicht zufrieden war und 1374 seinen gesamten Besitz dem vermögenden Adeligen Clericus Bolze, der hier die erste größere Grundherrschaft gründete. 1375 vermachte Bolze sein Erbe und Gut zu Jannowitz und auf dem "Kopfirberge seiner Hausfrau Martha zu Leibgedinge".

Bis 1512 war Konrad von Hoburg zu Fürstenstein, Hauptmann der Fürstentümer Schweidnitz und Jauer, der Besitzer von Kupferberg. Am 15. Oktober 1512 verkaufte er laut Urkunde die Dörfer Kupferberg, Waltersdorf, Janewitz und Baulzenstein mit allen Bergwerken und „Bergstetten“ an Hans Dypold von Burghaus (urkundlich 1509 bis 1537, in verschiedenen Schreibweisen). 1514 wurde der Kaufvertrag von König Wladislaus von Böhmen bestätigt.

1516 erhielt Kupferberg von König Ludwig II. von Ungarn alle Privilegien einer freien Bergstadt verliehen.[1] Nachdem Hans Dippold von Burghaus ein Vermögen in Kupferberg investiert hatte, kam er mit den Gewerken in Streit. 1537 verkaufte er die Güter Kupferberg, Bolzenstein, Waltersdorf und Jannowitz an Jobst Ludwig Dietz, einem königlich böhmischen Sekretär, der 1539 eine neue Bergordnung erließ. Doch er verkaufte schon 1543 all seinen Besitz an die Gebrüder Hans und Franz Hellmann aus Hirschberg. Diese errichteten ein Kupfersiedehaus zur Herstellung von Kupfervitriol zum Blaufärben von Tuchen. Auf einer Landkarte von 1561 wird die Ortschaft Kupfferberg geschrieben.

Nach dem ersten schlesischen Krieg fiel Kupferberg mit dem größten Teil Schlesiens an Preußen. Die alten Verwaltungsstrukturen wurden aufgelöst und Kupferberg in den Landkreis Hirschberg eingegliedert. Von 1818 bis 1932 gehörte Kupferberg zum Landkreis Schönau im Regierungsbezirk Liegnitz der preußischen Provinz Niederschlesien. Seit 1838 war der Besitzer von Kupferberg und Jannowitz Wilhelm Graf zu Stolberg-Wernigerode. Die Haus- und Grundbesitzer waren zu dieser Zeit dem Dominium noch zinspflichtig. Die Städteordnung vom 19. November 1808 wurde 1811 eingeführt. Die Zivil-Jurisdiktion stand dem Grundherren, die Kriminal-Jurisdiktion dem Fiskus zu, die beide seit 1831 durch das Standesgericht in Hirschberg ausgeübt wurden. Mit ihren nur etwa 600 Einwohnern galt die Stadt bis in die Neuzeit als kleinste Stadt Preußens. Die Bevölkerung der Stadt war deutsch und überwiegend evangelisch.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Kupferberg von der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit fast ganz Schlesien unter polnische Verwaltung gestellt. Die Polen führten für Kupferberg den polnischen Namen Miedzianka ein und entzogen ihr das Stadtrecht. Soweit die einheimischen deutschen Bewohner nicht zuvor geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit größtenteils von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde aus Kupferberg enteignet und vertrieben. Als letzter deutscher Einwohner verließ Maximilian Franz von Glyschinsky im Juli 1957 seine Geburtsstadt, zusammen mit seiner Frau Charlotte, seinen Kindern und seiner Mutter; Hedwig von Glyschinsky. 1945 kam der russische General Schukow nach Kupferberg. Hedwig von Glyschinsky bewirtete ihn und seine Offiziere. Andere, damals noch verbliebene deutsche Einwohner, hatten sich aus Angst vor den Russen verbarrikadiert. General Schukow trug sich in das Gästebuch der Familie von Glyschinsky ein und bot ihnen an, sie nach Ostberlin auszufliegen, was Maximilian Franz von Glyschinsky ablehnte. Maximilian Franz von Glyschinsky war Erbe und einziger Sohn des Maximilian von Glyschinsky (geb. als von Chamier-Gliszczynski, 1883–1944), Mineralwasserfabrikant in Kupferberg, Markt 21.

Nach Kriegsende wurde in Kupferberg Uranerz geschürft. Als Folge des Bergbaus wurde der im Krieg unversehrt gebliebene Ort weitgehend abgerissen. Nach abgeschlossener Ausbeutung der Uranvorkommen wurde die neue polnische Bevölkerung 1972 nach Hirschberg umgesiedelt und auch die Brauerei, die bis 1945 Georg Franzky gehörte, wurde bis 1972 von Polen weitergeführt und dann geschlossen und der Ort dem Verfall preisgegeben. Vom alten Kupferberg existiert heute nur noch die katholische Kirche. Die Häuserreihen und auch sonst die ganze Ortschaft sind verschwunden, sie wurden Mitte der 1970er Jahre abgerissen. Auf der Gemarkung der ehemaligen Kleinstadt befinden sich heute vorwiegend Waldflächen. Am Ort wurde vor einigen Jahren eine moderne Brauerei in Betrieb genommen.

Der polnische Journalist Filip Springer schrieb das Buch Miedzianka, welches es seit Oktober 2019 auch in deutscher Übersetzung unter dem Titel Kupferberg. Der verschwundene Ort vorliegt.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner Anmerkungen
1825 689 davon 125 Katholiken[2]
1840 667 davon 555 Evangelische und 112 Katholiken[3]
1900 533 [4]
1933 616 [5]
1939 635 [5]
katholische Kirche
ehemaliges Schulgebäude

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • katholische Filialkirche St. Johannes der Täufer
  • ehemaliges Schulgebäude

Söhne und Töchter (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Filip Springer: Kupferberg. Der verschwundene Ort. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2019, ISBN 978-3-552-05908-5 (deutsche Übersetzung der 2015 im Verlag Czarne, Szękowa unter dem Titel Miedzianka erschienenen polnischsprachigen Originalausgabe).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Miedzianka – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Johann G. Knie: Alphabetisch-statistisch-topograph. Übersicht der Dörfer, Flecken, ... der königl. Preußischen Provinz Schlesien (etc.) 2., verm. Aufl. Graß, 1845 (google.de [abgerufen am 15. April 2021]).
  2. Johann Georg Knie: Alphabethisch-Statistisch-Topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien, mit Einschluß des jetzt ganz zur Provinz gehörenden Markgrafthums Ober-Lausitz und der Grafschaft Glatz; nebst beigefügter Nachweisung von der Eintheilung des Landes nach den verschiedenen Zweigen der Civil-Verwaltung. Breslau 1830, S. 950–951.
  3. Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preusz. Provinz Schlesien. 2. Auflage, Breslau 1845, S. 847–848.
  4. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 11, Leipzig/Wien 1907, S. 834–835.
  5. a b Michael Rademacher: Hirschberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.