Mohammed Hamdan Daglo

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Daglo 2022 in Moskau

Generalleutnant Mohammed Hamdan Daglo (arabisch محمد حمدان دقلو; * 1974 oder 1975; genannt unter anderem Hemeti, Hamitti, Hemitti oder Hemitte, arabisch حميدتي) ist ein sudanesischer General und Politiker, der seit dem 13. April 2019 stellvertretender Präsident des herrschenden Militärrates unter Abdel Fattah Burhan ist. Hemeti befehligt die Rapid Support Forces (RSF), eine paramilitärische Truppe, die Rebellen der sudanesischen Minderheiten in Darfur, am Blauen Nil und in den Nuba-Bergen bekämpft hat. Die RSF diente als Ersatz für die Dschandschawid-Milizen, die beide Kriegsverbrechen in großem Umfang begangen haben und u. a. für die Auflösung eines Protestlagers mit über 100 Toten am 3. Juni 2019 verantwortlich gemacht werden. Zuvor führte er eine Dschandschawid-Miliz im Darfur-Konflikt an.[1][2][3]

Hemeti erhält Unterstützung und hat starke Bezüge zu Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Bis zu 30.000 Söldner seiner RSF kämpften an der Seite der beiden Verbündeten gegen die Huthi im Jemenkrieg.[3] Ab dem 15. April 2023 setzt er seine RSF für einen Putschversuch gegen die Militärregierung des Sudan ein.[4]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Daglo wurde in den Rezeigat-Stamm, der zu den Baggara gehört, als Sohn tschadischer Eltern geboren. Seine Familie betrieb Handel mit Kamelen.[5] Er brach nach drei Schuljahren den Besuch der Primarschule ab. Im Darfur-Konflikt gelangte er über Verwandte in die Dschandschawid, die gegen Aufständische kämpfte. Er führte dort bald eine Miliz an. Nach eigenen Angaben bat ihn der damalige Präsident Umar al-Baschir im Jahr 2008, den Kampf gegen die Aufständischen zu leiten.[5]

2013 wurde Daglo auf Wunsch al-Baschirs Kommandeur der Rapid Support Forces, einer landesweit agierenden paramilitärischen Truppe. Am 11. April 2019 erfolgte ein Militärputsch. Zwei Tage später wurde al-Baschir festgenommen; Daglo stieg in die zweite Position des Transitional Military Council (deutsch etwa: „Militärrat des Übergangs“) auf. Kurz nach seinem Eintritt in den Militärrat traf er sich mit mehreren westlichen Botschaftern.[1] Im Mai 2019 reiste er zum saudi-arabischen Prinzen Mohammad bin Salman. Saudi-Arabien hatte sich vorher als Unterstützer der sudanesischen Militärregierung bekannt. Am 3. Juni lösten die RSF gewaltsam ein Protestlager auf, das wochenlang vor dem Hauptquartier des Militärs in Khartum bestanden hatte. Dabei starben nach Angaben der Demonstranten über 100 Zivilisten. Zahlreiche Frauen wurden offenbar von RSF-Angehörigen vergewaltigt.[6]

Im August 2019 einigten sich Militär und Opposition für die Zeit bis 2022 auf eine gemeinsame Regierung. Dem „Souveränen Rat“, dem obersten Gremium des Landes, soll Daglo angehören. Er gab an, sich dem Abkommen fügen zu wollen, nach dem unter anderem die RSF der sudanesischen Armee unterstellt werden sollten.[7]

Am 15. April 2023 griffen Truppen der RSF unter Mohammed Hamdan Daglo strategisch wichtige Ziele im ganzen Land, besonders in der Hauptstadt an. Reuters wertete die Vorgänge als Putschversuch Daglos RSF.[8]

Daglo hat in den Jahrzehnten von Krieg und Krise in Sudan seinen Reichtum vermehrt, er besitzt Goldminen, vermietet Luxusfahrzeuge und stellt Söldner für den Krieg der Emirate und Saudi-Arabiens in Jemen.[9]

Anfang Dezember 2023 vereinbarten Abdel Fattah Burhan und Hemeti ein persönliches Treffen vor Ende des Jahres, um den Krieg zwischen RSF und SAF im Sudan zu beenden.[10]

Goldhandel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Daglos Familie kontrolliert weite Teile des Goldhandels im Sudan. Der damalige Diktator Umar al-Baschir gab Daglo 2018 die Genehmigung, dass dessen Familien-Firma Al Junaid Multi Activities Co Ltd den Goldhandel übernehmen dürfe. Al Junaid umging daraufhin Exportkontrollen der Zentralbank Sudans. Reuters berichtete bereits 2019, wie Al Junaid beispielsweise Goldbarren im Wert von rund 30 Millionen US-Dollar mit einem Gewicht von etwa einer Tonne per Flieger nach Dubai verschoben hatte.[11]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anna Osius, ARD-Korrespondentin in Kairo, schrieb während der Kämpfe der RSF gegen die sudanesische Armee 2023 über Daglo: „Dem eigentlich ungebildeten Kamelhändler und Milizenführer Hemeti ist es gelungen, zu einem der mächtigsten Männer des Sudan aufzusteigen, einst unterstützt von Langzeitdiktator al-Bashir, reich geworden durch die Kontrolle über Goldminen, baute sich Hemeti mit den RSF eine beachtliche eigene Truppe auf – Berichten zufolge nahezu gleichstark mit der sudanesischen Armee.“[12]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Reuters: Sudanese militia commander waits in wings after Bashir ousted. theeastafrican.co.ke vom 23. April 2019 (englisch), abgerufen am 15. Juni 2019
  2. Dominic Johnson: Sudans Opposition will an die Macht. taz.de vom 14. April 2019, abgerufen am 20. April 2019
  3. a b Austin Bodetti: Hemeti’s patrons in the Gulf. 3. Juli 2019, abgerufen am 17. April 2023 (amerikanisches Englisch).
  4. Fritz Schaap: (S+) Krieg im Sudan: Wie General Hemeti vom Kamelhändler zum Kriegsverbrecher wurde. In: Der Spiegel. 17. April 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 18. April 2023]).
  5. a b Jason Burke: Hemedti: the feared commander pulling the strings in Sudan . theguardian.com vom 29. Mai 2019 (englisch), abgerufen am 15. Juni 2019
  6. Emad Hassan: Augenzeugin: Milizionäre im Sudan vergewaltigen Männer und Frauen. dw.com vom 7. Juni 2019, abgerufen am 10. Juni 2019
  7. Sudan conflict: Army and civilians seal power-sharing deal. bbc.com vom 17. August 2019 (englisch), abgerufen am 26. August 2019
  8. Sudan’s years-long power struggle explained. Abgerufen am 16. April 2023 (englisch).
  9. Bernd Dörries: Mohammed Hamdan Daglo: Mörder und neuer starker Mann im Sudan. Abgerufen am 9. Januar 2022.
  10. Sudan’s generals agree to meet in efforts to end their devastating war, a regional bloc says. 10. Dezember 2023, abgerufen am 10. Dezember 2023 (englisch).
  11. Exclusive: Sudan militia leader grew rich by selling gold. In: Reuters. 26. November 2019 (reuters.com [abgerufen am 16. April 2023]).
  12. tagesschau.de: Warum der Konflikt im Sudan eskaliert. Abgerufen am 17. April 2023.