Neue Deutsche Härte

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Die Gruppe Oomph!, damals noch als Elektro-Metal-/Crossover-Band vermarktet[1], zählt zu den frühesten Vertretern der Neuen Deutschen Härte.

Die Neue Deutsche Härte, kurz NDH, ist eine Spielart der Rockmusik. Die Texte sind überwiegend in deutscher Sprache abgefasst, die musikalischen Einflüsse sind vielfältig. Die Standardbesetzung bilden (tiefer) Gesang, E-Gitarre, E-Bass, Schlagzeug und Keyboard. Der Begriff wurde 1995 nach Erscheinen des Rammstein-Albums Herzeleid durch die Musikpresse in Anlehnung an die Neue Deutsche Welle (NDW) etabliert.[2]

Ursprung

Die NDH entwickelte sich im Laufe der 1990er Jahre. In der Entstehungsphase und der musikalischen Ausprägung der NDH existierten unter anderem Parallelen zum Groove Metal und zur Musik von Bands wie Die Krupps oder Ministry.

Insbesondere Oomph! gelten hierbei als Pioniere der NDH. Auf ihrem 1994er Album Sperm entwickelten sie – seinerzeit beeinflusst durch Gruppen wie Sepultura, Prong und Pantera[1] – eine rhythmusbetonte Mischung aus Elektronik und harter Rockmusik, die u. a. für Bands wie Rammstein als Inspirationsquelle diente. Rammstein schafften jedoch als erste den kommerziellen Durchbruch und machten die NDH auch im Ausland populär.

Stil

Aus dem Hard Rock und dem Heavy Metal wurden typische Merkmale – wie beispielsweise verzerrte und rifflastige Gitarren – übernommen. Umgangssprachlich ist daher auch häufig die Rede von sogenannten Stakkato-Riffs, die Gitarren haben häufig einen monotonen Klang. Charakteristisch ist zudem der Einsatz elektronischer Effekte, die Keyboards verleihen den Stücken durch synthetische Streicher-Arrangements häufig einen melodischen Aufhänger, sowie der vereinzelte Einsatz von Drumcomputern.

In den Texten werden in einfacher Reimform Themen wie beispielsweise Liebe, Hass, Eifersucht, Sexualität, Religion und Tod thematisiert. Mit dem Einsatz der Instrumente, dem Auftreten sowie dem Gesang sollen Stärke, Leidenschaft und Aggressivität vermittelt werden. Kritisiert wurden einige Bands, die Stilmittel der Doppeldeutigkeit, Martialität sowie Ästhetik und Symbole aus der Zeit des Nationalsozialismus verwendeten.[3]

Verbreitung

Anfangs nur im Untergrund der deutschen Rockmusikszene populär, erlebte die NDH ab Mitte der 1990er Jahre bis 2001 besonders in Deutschland und den USA ihre populärste Phase und gehört seitdem zum Mainstream der Rockmusik. Ab zirka 2002 ließ das breite öffentliche Interesse am Genre nach, so dass nunmehr nur die populärsten Bands des Genres wie Rammstein szene- und marktübergreifend hohe Verkaufszahlen erzielen.

Trotz ihrer Popularität besitzt die Neue Deutsche Härte keine eigenständige Jugendkultur. Sie entwickelte sich als szenenunabhängiges Musikgenre und wird in unterschiedlichen Subkulturen und Milieus, wie etwa in der Metal-Szene oder in Teilen der Schwarzen Szene, gehört. Verbreitung fand sie dort insbesondere durch die Präsenz vieler NDH-Bands auf genreübergreifenden Großveranstaltungen (Independent- bzw. Alternative-Musikfestivals) oder Metal-Events, wie etwa dem Wacken Open Air, aber auch durch einzelne Konzerte und Tourneen. Ein Beispiel hierfür ist Rammsteins Funktion als Support-Act für die ehemalige Wave-Band Project Pitchfork auf deren 1995er „Alpha Omega“-Tour.

Das kam von Project Pitchforks Seite aus und wir sahen darin eine gute Chance, ein anderes Publikum kennen zu lernen und andersherum. Wir haben vorher überwiegend in der Metal-Szene unser Feld gehabt, doch ich denke, dass uns diese Tour auf jeden Fall was gebracht hat.[4]

Rammstein, April 1996

Bands der NDH (Auswahl)

Ein auffälliges Merkmal für das Genre sind die Bandnamen, die oft aus zusammengesetzten Substantiven bestehen und in ihrer Aussprache „hart“ und „kraftvoll“ klingen. Einige Bands lassen sich aufgrund ihrer vielseitigen Musik nicht vollständig der Neuen Deutschen Härte zuordnen. Dazu zählen Interpreten wie etwa Samsas Traum, die sich zeitweise den Musikstil angeeignet haben oder ihn variabel zu anderen Spielarten einsetzen.

Literatur

  • Wolf-Rüdiger Mühlmann: Letzte Ausfahrt: Germania – Ein Phänomen namens Neue Deutsche Härte. Berlin, Iron Pages Verlag Jeske & Mader, 1999, ISBN 3-931624-12-9
  • Stephan Lindke: Der Tabubruch von heute ist der Mainstream von morgen - Die „Neue Deutsche Härte“ als ästhetisches Spiegelbild der wiedererstarkten Nation. in: Andreas Speit (Hg.): Ästhetische Mobilmachung. Dark Wave, Neofolk und Industrial im Spannungsfeld rechter Ideologien. Hamburg/Münster, Unrast Verlag, 2002, ISBN 3-89771-804-9, S. 231-266.

Einzelnachweise

  1. a b Uwe Rothhämel: Interview mit Oomph!, New Life Soundmagazine, Heft-Nr. 5/94, Seite 7, Mai 1994
  2. Axel Schmidt, Klaus Neumann-Braun: Die Welt der Gothics: Spielräume düster konnotierter Transzendenz, S. 269. hier online
  3. Axel Schmidt, Klaus Neumann-Braun: Die Welt der Gothics: Spielräume düster konnotierter Transzendenz, S. 270.
  4. Nicolas D. Lange: Interview mit Rammstein, Neurostyle Musikmagazin, Ausgabe 1/96, S. 40, April 1996