Oberferrieden

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Oberferrieden
Gemeinde Burgthann
Koordinaten: 49° 20′ N, 11° 20′ OKoordinaten: 49° 19′ 36″ N, 11° 19′ 40″ O
Höhe: 452 (430–462) m ü. NHN
Einwohner: 1309 (Sep. 2022)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1972
Postleitzahl: 90559
Vorwahl: 09183
Nürnberger Straße in Oberferrieden
Nürnberger Straße in Oberferrieden
Oberferrieden (2024)

Das Pfarrdorf Oberferrieden ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Burgthann im Landkreis Nürnberger Land (Mittelfranken, Bayern).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeindebildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Gemeindeedikt (1808) wurde Oberferrieden eine Ruralgemeinde, zu der Bachmühle, Gugelhof, Heinleinshof, Oberferrieden, Pfeiferhütte und Rübleinshof gehörten.[2] Am 1. Januar 1972 wurde diese im Rahmen der bayrischen Gebietsreform nach Burgthann eingemeindet.[3]

Zweiter Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zweiten Weltkrieg wurde Oberferrieden zu einem Großteil zerstört. Soldaten der 17. SS-Panzergrenadier-Division „Götz von Berlichingen“ hatten sich auf ihrem Rückzug nach Süden im Ort verschanzt und versuchten den Vorstoß amerikanischer Truppen aufzuhalten. Bitten der Bevölkerung, weiter zu ziehen und das Dorf vor einem Beschuss zu bewahren, wurden abgelehnt. Kurz zuvor hatte der Kommandeur der Division noch den Bürgermeister von Burgthann Andreas Fischer erschießen lassen, weil er weiße Tücher zum Zeichen der Kapitulation hatte aufhängen lassen.[4] Die Kämpfe dauerten vom 18. bis 20. April 1945. Da die Amerikaner nach hohen Verlusten im Häuserkampf dazu übergegangen waren, Oberferrieden aus der Ferne mit Phosphorgranaten zu beschießen, brannte der größte Teil des Dorfes ab. Nach drei Tagen zogen die deutschen Soldaten weiter. Die völlig sinnlosen Kämpfe hatten einer unbekannten, aber großen Zahl von amerikanischen Soldaten das Leben gekostet, drei SS-Soldaten lagen tot im Dorf und acht Zivilisten waren aufgrund der Kämpfe ums Leben gekommen. Pfarrer Kurt Crämer beerdigte sie am 25. April 1945 auf dem Friedhof. Grundlage seiner Trauerrede war Psalm 88,14-16: „Ich schreie zu dir, HERR, und mein Gebet kommt frühe vor dich: Warum verstößt du, HERR, meine Seele und verbirgst mein Antlitz vor mir? Ich bin elend und dem Tod nahe von Jugend auf; ich erleide deine Schrecken, dass ich fast verzage.“ So bald als möglich machte man sich an den Wiederaufbau des Dorfes. Dabei erwarb sich vor allem die Ehefrau des Pfarrers, Emy Crämer, bleibende Verdienste. Sie organisierte Baumaterial und Transportmittel, wurde bei Behörden vorstellig und erreichte dort mancherlei Unterstützung. Für diesen Einsatz wurde ihr später das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gefallenendenkmal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gefallenendenkmal Oberferrieden

In einer Nische der Mauer, die die Marienkirche umgibt, steht das Denkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege. Es wurde am 10. September 1922 eingeweiht. Im Sockel des Denkmals sind 30 Namen von Gefallenen des Ersten Weltkrieges mit Herkunftsort, Dienstgrad, Datum und Ort des Todes eingemeißelt. Auf dem Sockel ruht ein Sarkophag. An ihm sind die Jahreszahlen 1914 und 1918 zu sehen sowie ein Lorbeerkranz. In seinem Rund steht: „DIE GEMEINDEN OBERFERRIEDEN UND LINDELBURG IHREN GEFALL. HELDEN“. Das Denkmal wird gekrönt von der sehr realistischen Darstellung eines sterbenden Soldaten. Rechts und links sind an den Mauernischen Tafeln angebracht. Unter der Überschrift „DEN GEFALLENEN UND VERMISSTEN DES 2. WELTKRIEGES ZUM GEDENKEN“ sind die Namen von 79 Personen verzeichnet. Darunter sind auch die Namen von Frauen, die während der Kriegshandlungen in Oberferrieden das Leben verloren haben. Die beiden Linden, die heute das Denkmal flankieren, wurden 1933 – wie vielerorts üblich – anlässlich der Machtergreifung Adolf Hitlers gepflanzt. An jedem Volkstrauertag ist das Denkmal heute noch Ort einer Gedenkfeier.[5]

Marienkirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die spätmittelalterliche, evangelische Marienkirche befindet sich im Ortskern von Oberferrieden.

Marienkirche

Siehe auch: Baudenkmäler in Oberferrieden

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1910[6] 1933[7] 1939[7] 1987[8] 2013 2017[1]
Einwohner 521 556 640 864 1259 1223

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahnhof Oberferrieden

Der Bahnhof Oberferrieden liegt an der Bahnstrecke Nürnberg–Regensburg und ist eine S-Bahn Station der der Linie Bamberg – Neumarkt (Oberpfalz). Allerdings befindet sich der Bahnhof näher am Ortsteil Ezelsdorf, der seit der Benennung stärker gewachsen ist, als an Oberferrieden.[9]

Des Weiteren führt die Bundesstraße 8 am Ort vorbei.

Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Industrie und Dienstleistung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gewerbegebiet „Am Espen“

In Oberferrieden befindet sich das Gewerbegebiet „Am Espen“. Dort finden sich zahlreiche Handwerksbetriebe, Geschäfte, Nahversorger und zwei Tankstellen.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter des Ortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Oberferrieden (Burgthann) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Einwohnerzahlen | Gemeinde Burgthann. Abgerufen am 20. Oktober 2022.
  2. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1235, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  3. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 542.
  4. LG Nürnberg-Fürth, 17. April 1959. In: Justiz und NS-Verbrechen. Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Tötungsverbrechen 1945–1966, Bd. XV, bearbeitet von Irene Sagel-Grande, H. H. Fuchs, C. F. Rüter. Amsterdam : University Press, 1976, Nr. 466, S. 275–297 Verfahrensgegenstand: Erschiessung des Bürgermeisters von Burgthann, der, aufgefordert von amerikanischen Truppen, weisse Fahnen hatte hissen lassen (Memento vom 6. Mai 2016 im Internet Archive)
  5. Archiv der Heimatzeitung „Der Bote“ – Zeitung vom 13. September 1922.
  6. Gemeindeverzeichnis, Bezirksamt Nürnberg
  7. a b Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Nürnberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 343 (Digitalisat).
  9. Martin Müller: Irreführende Bahnhofsnamen. Kuriosum im Nürnberger Land. In: nn.de. Nürnberger Nachrichten, 26. Januar 2024, abgerufen am 30. Januar 2024.