Olympische Sommerspiele 1912/Leichtathletik – 4 × 100 m (Männer)

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Olympische Ringe
Sportart Leichtathletik
Disziplin 4-mal-100-Meter-Staffel
Geschlecht Männer
Teilnehmer 8 Staffeln mit 33 Athleten
Wettkampfort Olympiastadion Stockholm
Wettkampfphase 8. Juli 1912 (Vorrunde/Halbfinale)
9. Juli 1912 (Finale)
Medaillengewinner
Vereinigtes Konigreich 1801 GBR
Schweden SWE
nicht vergeben

Der 4-mal-100-Meter-Staffellauf der Männer bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm wurde am 8. und 9. Juli 1912 im Stockholmer Olympiastadion ausgetragen. Acht Staffeln nahmen mit 33 Athleten daran teil.

Diese Disziplin wurde erstmals bei Olympischen Spielen durchgeführt. Zuvor hatte es bei den Spielen 1908 einen ersten Versuch mit Staffelwettbewerben gegeben. Ausgetragen wurde in London vor vier Jahren die sogenannte olympische Staffel mit unterschiedlichen Distanzen der einzelnen Läufer (200-200-400-800 Meter).

Olympiasieger wurde die britische Staffel in der Besetzung David Jacobs, Henry Macintosh, Victor d’Arcy und Willie Applegarth.
Silber ging an Schweden mit Ivan Möller, Charles Luther, Ture Person und Knut Lindberg.
Die Bronzemedaille konnte nicht vergeben werden, da nur drei Staffeln das Finale bestritten und die deutsche Staffel (Otto Röhr – Halbfinale/Finale, Max Herrmann, Erwin Kern, Richard Rau) dort disqualifiziert wurde. Im Vorlauf war in der deutschen Mannschaft Karl von Halt anstelle von Otto Röhr eingesetzt worden.

Zum Zeitpunkt der Olympischen Spiele in Stockholm existierte noch kein Weltrekord. Da diese Staffel erstmals im olympischen Programm stand, gab es auch noch keinen olympischen Rekord.

Im Lauf des Wettbewerbs wurde der im ersten Vorlauf aufgestellte olympische Rekord insgesamt sechsmal verbessert oder eingestellt. Die letzte Verbesserung gab es im dritten Halbfinale, in dem die Siegerzeit um eine Zehntelsekunde besser war als einen Tag später im Finale. Diese gleichzeitig als Weltrekord gültige Zeit lautete:
43,6 s – Deutsches Reich (Otto Röhr, Max Herrmann, Erwin Kern, Richard Rau), Halbfinale am 8. Juli

Durchführung des Wettbewerbs

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Am 8. Juli gab es insgesamt sechs Vorläufe, davon vier mit nur einer Staffel. Die auf dem ersten Platz eingelaufenen Staffeln – hellblau unterlegt – qualifizierten sich für die Halbfinals, die am gleichen Tag durchgeführt wurden. Aus diesen drei Läufen qualifizierten sich ebenfalls jeweils nur die siegreichen Staffeln – wiederum hellblau unterlegt – für das Finale am 9. Juli.

Datum: 8. Juli 1912

Die jeweils erstplatzierten Teams – hellblau unterlegt – zogen in die nächste Runde ein.

Platz Nation Besetzung Zeit Anmerkung
1 Kanada 1868 Kanada Frank McConnell
Frank Lukeman
Harry Beasley
John Howard
46,2 s OR
Platz Nation Besetzung Zeit Anmerkung
1 Vereinigte Staaten 48 USA Ira Courtney
Frank Belote
Clement Wilson
Carl Cooke
43,7 s OR
Platz Nation Besetzung Zeit Anmerkung
1 Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien David Jacobs
Henry Macintosh
Victor d’Arcy
Willie Applegarth
45,0 s
Platz Nation Besetzung Zeit Anmerkung
1 Schweden Schweden Ivan Möller
Charles Luther
Ture Person
Knut Lindberg
43,6 s OR
Platz Nation Besetzung Zeit Anmerkung
1 Deutsches Reich Deutsches Reich Karl von Halt (Vorlauf)
Max Herrmann
Erwin Kern
Richard Rau
43,6 s ORe
2 Osterreich Cisleithanien Österreich Gustav Krojer
Rudolf Rauch
Fritz Weinzinger
Fritz Fleischer
44,8 s
Platz Nation Besetzung Zeit Anmerkung
1 Ungarn 1867 Ungarn Ferenc Szobota
Vilmos Rácz
Pál Szalay
István Jankovich
43,7 s
2 Dritte Französische Republik Frankreich Pierre Failliot
Georges Rolot
Charles Lelong
René Mourlon
43,8 s

Datum: 8. Juli 1912

In den drei Halbfinalläufen qualifizierten sich die jeweils erstplatzierten Teams – hellblau unterlegt – für das Finale.

Platz Nation Besetzung Zeit Anmerkung
1 Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien David Jacobs
Henry Macintosh
Victor d’Arcy
Willie Applegarth
43,0 s OR
DSQ Vereinigte Staaten 48 USA Ira Courtney
Frank Belote
Clement Wilson
Carl Cooke
Fehler beim
ersten Wechsel
Zweites Halbfinale: Schweden führt vor Ungarn
Platz Nation Besetzung Zeit Anmerkung
1 Schweden Schweden Ivan Möller
Charles Luther
Ture Person
Knut Lindberg
42,5 s OR
2 Ungarn 1867 Ungarn Ferenc Szobota
Vilmos Rácz
Pál Szalay
István Jankovich
42,9 s
Platz Nation Besetzung Zeit Anmerkung
1 Deutsches Reich Deutsches Reich Otto Röhr (Halbfinale/Finale)
Max Herrmann
Erwin Kern
Richard Rau
42,3 s WR
2 Kanada 1868 Kanada Frank McConnell
Frank Lukeman
Harry Beasley
John Howard
43,5 s
Einer der Wechsel: Deutschland (im Vordergrund), Großbritannien (Mitte), Schweden (Hintergrund)
Der Zieleinlauf: Victor d’Arcy (Mitte) knapp vor Richard Rau (rechts), li.im Hintergrund: der schwedische Läufer Knut Lindberg

Datum: 9. Juli 1912

Platz Nation Besetzung Zeit Anmerkung
1 Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien David Jacobs
Henry Macintosh
Victor d’Arcy
Willie Applegarth
42,4 s
2 Schweden Schweden Ivan Möller
Charles Luther
Ture Person
Knut Lindberg
42,6 s
DSQ Deutsches Reich Deutsches Reich Otto Röhr (Halbfinale/Finale)
Max Herrmann
Erwin Kern
Richard Rau
im Vorlauf außerdem:
Karl von Halt
Fehler beim
zweiten Wechsel

Das erste olympische Finale über 4-mal 100 Meter bestritten drei Staffeln. Die deutsche Mannschaft, deren olympischer Rekord aus dem Halbfinale als erster offizieller Weltrekord anerkannt wurde, war favorisiert, besonders weil die US-amerikanische Mannschaft disqualifiziert worden war.

Das Rennen nahm von Anfang an einen spannenden Verlauf. Großbritannien und Schweden lagen bis zum letzten Wechsel gleichauf an der Spitze. Die deutsche Staffel hatte, vor allem bedingt durch schwache Wechsel, einen Rückstand von ca. vier Metern, als die Schlussläufer den Staffelstab übernahmen. Der Deutsche Richard Rau überholte den Schweden Knut Lindberg und überquerte fast zeitgleich mit dem Briten William Applegarth die Ziellinie. Doch als die Kampfrichter sich berieten, ging es nicht mehr um die Frage, wer gewonnen hatte, sondern um die Klärung eines möglichen Wechselfehlers der deutschen Staffel. Schließlich wurde eine Disqualifikation ausgesprochen. Großbritannien gewann Gold, Schweden Silber. Die Bronzemedaille wurde nicht vergeben.

Bezüglich der Disqualifikation gab es nachträglich erhebliche Verwirrung. Fotos aus einer schwedischen Tageszeitung zeigten, dass der fragliche Wechsel eigentlich regulär erfolgt war. So legte die deutsche Mannschaft Protest ein, dem jedoch nicht stattgegeben wurde, da die Entscheidung dreier Kampfrichter als Tatsachenentscheidung zu akzeptieren sei.

  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970, S. 127f