Paul Vecchiali

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Paul Vecchiali bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2016

Paul Vecchiali (geboren am 28. April 1930 in Ajaccio; gestorben am 18. Januar 2023 in Gassin)[1] war ein französischer Filmregisseur und Schriftsteller.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geboren in Ajaccio auf Korsika, lebte Paul Vecchiali als Kind in den 1930er und frühen 1940er Jahren in Toulon. Seine Mutter arbeitete als Lehrerin, seinem Vater wurde nach Kriegsende Kollaboration mit den deutscher Besetzern Frankreichs vorgeworfen.[2] Vecchiali hat wiederholt als erstes prägendes Kinoerlebnis den Film Mayerling von Anatole Litvak genannt, den er im Alter von sechs Jahren gesehen habe. Schon damals habe er seiner Mutter gegenüber spontan den Wunsch geäußert, auch einmal Filmemacher zu werden.[3] Ende der 1940er Jahre – also im Alter von ungefähr achtzehn Jahren – besuchte er als junger Enthusiast Dreharbeiten in den Studios de la Victorine in Nizza. Es folgte ein Studium an der École polytechnique, und 1961 konnte Vecchiali schließlich seinen ersten, allerdings verloren gegangenen Film realisieren.[4]

Nach dem Kurzfilm Les roses de la vie aus 1962 wurde dann 1967 Les Ruses du diable zum Langfilmdebüt von Vecchiali. Sein Werk als Regisseur umfasst mehr als 40 Kino- und mehr als 20 TV-Filme. Auch am Theater führte er einige Male Regie. Zu den Schauspielerinnen und Schauspielern, die Vecchiali immer wieder in seinen Filmen einsetzte, zählen Hélène Surgère und seine sieben Jahre ältere Schwester Sonia Saviange sowie Nicolas Silberg und Pascal Cervo. 1983 gelang es ihm, als Hauptdarstellerin seines Films En haut des marches Danielle Darrieux zu gewinnen, die er in der Rolle der Mary Vetsera in Litvaks Mayerling schon bewundert hatte, als er selbst noch ein Kind war.

1976 gründete Vecchiali gemeinsam mit zwei weiteren Gesellschaftern die Filmproduktionsfirma „Diagonale“. Sie bestand bis 1998 und produzierte neben Vecchialis eigenen u. a. Filme von Jean-Claude Biette, Marie-Claude Treilhou und Jean-Claude Guiguet. Auch Straub-Huillets Kurzfilm En rachâchant entstand in Ko-Produktion mit „Diagonale“.[5]

Neben seinem cinéastischen hat Vecchiali auch ein schriftstellerisches Werk geschaffen. Er ist Autor mehrerer belletristischer, meist autobiographisch angelegter Bücher und auch mehrerer Sachbücher. Als „gewichtigstes“ dieser Sachbücher ist hier zu nennen seine mit Unterstützung von 20 Redakteuren erstellte, zweibändige L'Encinéclopédie: Cinéastes "français" des années 1930 et leur oeuvre – ein Werk von mehr als 1500 Seiten, in dem insgesamt 316 Filmemacher porträtiert werden, die Filme im Frankreich der 1930er Jahre produziert haben.[6]

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regisseur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1972: Der Würger mit dem weißen Schal (L’Étrangleur)
  • 1974: Femmes femmes
  • 1975: Change pas de main
  • 1979: Corps à cœur
  • 1983: En haut des marches
  • 1986: Rosa la Rose – Liebe wie ein Keulenschlag (Rosa la rose, fille publique)
  • 1988: Encore (Once More)
  • 1995: Die Zärtlichkeit des Tigers (Wonderboy)

Darsteller[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeitzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1995: Die Welt ist ein Chanson – Das Universum des Jacques Demy (L'Univers de Jacques Demy)

Koproduzent[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • L'Encinéclopédie: Cinéastes "français" des années 1930 et leur oeuvre. Les Éditions de l’Œil, Montreuil 2010, ISBN 978-2-35137-094-0.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Manfred Blank: Herzgemenge (über Corps à cœur), in: Filmkritik, Heft Nr. 317 vom Mai 1983.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filmpreise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Daten und Orte gemäß Nachruf in Le Monde vom 18. Januar 2023 sowie Liste der 2023 in der Gemeinde Gassin Verstorbenen (französisch; abgerufen am 10. Mai 2023).
  2. Mathieu Macheret: Le réalisateur Paul Vecchiali est mort, Le Monde, 18. Januar 2023; online verfügbar bei lemonde.fr (französisch; abgerufen am 10. Mai 2023).
  3. So u. a. 2015 in der arte.tv–Sendung Das erste Mal (abgerufen am 10. Mai 2023).
  4. Eintrag zu Paul Vecchiali in: Philippe Rège: Encyclopedia of French Film Directors, Scarecrow Press, Lanham 2010, ISBN 978-0-8108-6137-4.
  5. Ausführlich über „Diagonale“, speziell über die Debütfilme von Biette, Treilhou und Guiguet, aber auch über Vecchialis noch vor „Diagonale“-Gründung gedrehten Film Femmes femmes, schreibt Pierre Eugène in seinem Aufsatz Un début dans la vie; in: TRAFIC – Revue de cinéma, Nr. 120, P.O.L Éditeurs, Paris 2021, ISBN 978-2-8180-5419-2.
  6. Jean-Luc Douin: L'Encinéclopédie. Cinéastes "français" des années 1930 et leur oeuvre" : la passion du cinéma; in Le Monde, 29. November 2010; online verfügbar bei lemonde.fr (französisch, abgerufen am 10. Mai 2023).
  7. Jeanne Dielman – Besetzung & Crew bei mubi.com (abgerufen am 10. Mai 2023).
  8. Nomination dans l'ordre des Arts et des Lettres - hiver 2019 (französisch; abgerufen am 10. Mai 2023).
  9. ecran-total.fr vom 20. September 2021 (französisch; abgerufen am 10. Mai 2023).
  10. Encore (Once More) auf der Website von mubi.com (englisch; abgerufen am 10. Mai 2023).
  11. Paul Vecchiali - Leon Cakoff Prize auf der Website 43.mostra.org (englisch; abgerufen am 10. Mai 2023).