Pilsenit

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Pilsenit
Mikrokristalliner Pilsenit aus der White Elephant Mine bei Vernon (British Columbia), Kanada
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1982 s.p.[1]

IMA-Symbol

Pse[2]

Andere Namen

Wehrlit

Chemische Formel Bi4Te3[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze (einschließlich Selenide, Telluride, Arsenide, Antimonide, Bismutide, Sulfarsenite, Sulfantimonite, Sulfbismuthite)
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/D.11-040

2.DC.05d
02.06.02.05
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal
Kristallklasse; Symbol ditrigonal-skalenoedrisch; 32/m
Raumgruppe R3m (Nr. 166)Vorlage:Raumgruppe/166[3]
Gitterparameter a = 4,45 Å; c = 41,94 Å[3]
Formeleinheiten Z = 3[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 1,5 bis 2[4] (VHN25 = 48 bis 60)[5]
Dichte (g/cm3) berechnet: [8,4][5]
Spaltbarkeit vollkommen[4]
Farbe zinnweiß bis hellstahlgrau
Strichfarbe nicht definiert
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz

Pilsenit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Bi4Te3[3] und gehört damit zu den mit den Sulfiden verwandten Verbindungen der Telluride.

Pilsenit ist undurchsichtig und entwickelt nur selten tafelige Kristalle. Meist findet er sich in Form massiger Mineral-Aggregate oder in wechselnden Lagen zusammen mit Hessit. Seine Farbe variiert zwischen einem metallisch glänzenden Zinnweiß und einem hellen Stahlgrau.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Pilsenit bei Nagybörzsöny (Deutsch-Pilsen) im Königreich Ungarn und beschrieben 1853 durch Gustav Adolf Kenngott, der das Mineral nach der deutschen Bezeichnung seiner Typlokalität benannte.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der mittlerweile veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz ist der Pilsenit nicht verzeichnet. Einzig im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/D.11-40. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Schwefel, Selen, Tellur < 1 : 1“, wo Pilsenit zusammen mit Baksanit, Ikunolith, Ingodit, Joséit-A, Joséit-B, Laitakarit, Nevskit, Protojoséit, Sulphotsumoit, Sztrókayit, Telluronevskit, Tsumoit und Vihorlatit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet.[4]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[6] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Pilsenit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Metallsulfide mit M : S = 3 : 4 und 2 : 3“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach dem genauen Stoffmengenverhältnis, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „M : S variabel“ zu finden ist, wo es zusammen mit Ikunolith, Joséit-A, Joséit-B, Joséit-C, Laitakarit und Platynit (diskreditiert 1999) die unbenannte Gruppe 2.DC.05d bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Pilsenit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er als zusammen mit Babkinit, Joséit, Joséit-B, Ikunolith, Laitakarit, Poubait und Rucklidgeit in der „Joséitgruppe (Trigonal: R3mVorlage:Raumgruppe/166)“ mit der System-Nr. 02.06.02 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n) : p = 4 : 3“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pilsenit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3m (Raumgruppen-Nr. 166)Vorlage:Raumgruppe/166 mit den Gitterparametern a = 4,45 Å und c = 41,94 Å sowie 3 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Modifikationen und Varietäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wehrlit gilt einerseits als Synonym für den Pilsenit[7], bezeichnet andererseits aber auch ein Gemenge aus Pilsenit und Hessit.[4]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pilsenit bildet sich durch hydrothermale Vorgänge. Als Begleitminerale treten neben Hessit unter anderem noch Bismuthinit, Joséit, Pentlandit, Tetraedrit und Tsumoit.

Als seltene Mineralbildung konnte Pilsenit bisher (Stand: 2012) nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei rund 40 Fundorte als bekannt gelten.[8] Seine Typlokalität Nagybörzsöny ist dabei der bisher einzige Fundort in Ungarn.

Mehrere Fundstätten in verschiedenen Provinzen liegen sind unter anderem in China, Kanada, Schweden, der Slowakei, Usbekistan und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).

Des Weiteren fand sich Pilsenit auch bei Vardenis in der armenischen Provinz Gegharkunik, Osikonmäki (Rantasalmi) in Finnland, in der Gold-Lagerstätte Lukhra bei Swanetien in Georgien, in der Gold-Silber-Lagerstätte Koronuda im griechischen Regionalbezirk Kilkis, bei Quarona und Varallo Sesia in Italien, in der „Mukaidani Mine“ bei Chino (Nagano) in Japan, bei Săcărâmb in Rumänien, in der Gold-Lagerstätte Talatui in der russischen Region Transbaikalien, bei Nový Knín und Jeseník in Tschechien, in der ukrainischen Oblast Transkarpatien, bei Zarafshon (Zarafshan) und Zarmitan in Usbekistan und in der Clogau-Goldmine von Bontdduim (Wales) im Vereinigten Königreich.[8]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Tohru Ozawa, Hidehiko Shimazaki: Pilsenite re-defined and wehrlite discredited. In: Proceedings of the Japan Academy. Band 58, 1982, S. 291–294 (englisch, online verfügbar bei rruff.info [PDF; 2,1 MB; abgerufen am 7. Mai 2019]).
  • Pete J. Dunn, Joel D. Grice, Michael Fleischer, Adolf Pabst: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 69, 1984, S. 210–215 (englisch, online verfügbar bei rruff.info [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 7. Mai 2019]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Pilsenite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 99.
  4. a b c d Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. a b Pilsenite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 63 kB; abgerufen am 7. Mai 2019]).
  6. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 25. April 2019 (englisch).
  7. Catalogue of Type Mineral Specimens – Pilsenite. (PDF 112 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 7. Mai 2019.
  8. a b Pilsenite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 7. Mai 2019 (englisch).