R. C. Rickmers

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. August 2008 um 15:58 Uhr durch 88.140.176.217 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Fünfmastauxiliarbark R. C. Rickmers auf Reede (nach 1913)

Die R. C. Rickmers war die zweite deutsche Fünfmastbark und der fünfte Fünfmastrahsegler der Welthandelsflotte. Wie ihre Reedereischwester Maria Rickmers war sie im Gegensatz zu den vor ihr gebauten Fünfmastern mit einer Dampfmaschine als Hilfsantrieb (Auxiliar-Segler) ausgerüstet. Nach zwei hölzernen Vollschiffen (1.080 BRT (1868) und 1.760 BRT (1888)) war sie das dritte Schiff dieses Namens, den heute ein modernes Frachtschiff trägt. Nach der Havarie der Thomas W. Lawson 1907 war sie bis zum Jahre 1911 (Stapellauf der France II) das größte Segelschiff der Welt. 1914 wurde sie als Kriegsbeute beschlagnahmt und in Neath umbenannt.

Beschreibung

Im Jahre 1906 wurde die R. C. Rickmers für die Rickmers Reismühlen Rhederei und Schiffbau A.-G. (Firmenname seit 1889) auf der hauseigenen Werft in Geestemünde unter der Baunummer 147 gefertigt. Ihr Rumpf, Masten und Rahen waren aus Stahl gefertigt. Benannt nach dem Firmengründer Rickmer Clasen Rickmers (6. Januar 1807 – 27. November 1886) sollte sie die auf der Jungfernfahrt verschollene Maria Rickmers ersetzen. Wie alle Rickmers-Schiffe war der Schiffskörper entsprechend der Firmentradition in den Reedereifarben grün (Überwasserschiff) und rot (Wasserpass, Unterwasserschiff) gestrichen. Nach einigen Marineautoren galt sie als Prestigebau und Antwort auf die beiden F. Laeisz-Fünfmaster Potosí und Preußen. Als sie vom Stapel lief, übertraf sie dann mit ihren 5.548 BRT sogar das damals größte Rahsegelschiff, das Fünfmast-Vollschiff Preußen, um 467 BRT, wurde aber wegen der Hilfsmaschine nie als Deutschlands größtes Segelschiff eingetragen. Einige Seeleute nannten sie wegen ihrer Dampfmaschine und des gewaltigen Schornsteins hinter dem Mittelmasten eher einen Segeldampfer denn ein Segelschiff. Ihre maximale Ladekapazität von 7.900 tons und damit die Wirtschaftlichkeit war durch die 600 t Kohlebunker reduziert. Das große Schiff machte etliche Furore, besonders in den USA, und zeigte aufgrund von Linienführung und Rigg gute Etmale, die allerdings unter Zuhilfenahme der Dampfmaschine entstanden. Nach dem Umbau zum Segelschulschiff besaß die große Bark ein überlanges Poopdeck bis zum Mittelmast. Das riesige Schiff benötigte eine besonders geschulte Mannschaft, da nicht alle Seeleute und Kapitäne einen Fünfmastrahsegler zu führen verstanden. Das zeigte sich später im Krieg bei der Übernahme der Bark durch die Briten, die den internierten Kapitän baten, die Schiffsführung (speziell die Segelkommandos) zu erklären, da man in England keine Erfahrung mit Fünfmastrahseglern hatte.

Geschichte

Hauptfahrziele der Bark waren Ostasien (Singapur, Kōbe/Hiogo Japan, Saigon - Jungfernreise), Sibirien (Wladiwostok), die amerikanische Westküste (San Francisco, Portland in Oregon), Australien (Neusüdwales) und Südamerika (Chile). Ausreisend beförderte das Schiff meist Kohle aus Wales und anderen Ländern, heimreisend hauptsächlich Reis für die firmeneigenen Reismühlen. 1912 und 1913 machte sie zwei große Reisen:

Ein besonderes Ereignis war 1912 der Besuch des russischen Zaren Nikolaus II. auf dem Schiff während des Aufenthaltes in Wladiwostok.

Wegen des laderaumverringernden Kohlebunkers (~ 600 t), des für die Wartung der Dampfmaschine zusätzlichen Personals (2 Maschinisten, 2 Trimmer, 2 Heizer) und des anfallenden Kohleverbrauchs war die R. C. Rickmers nicht wirtschaftlich. Bei der Umstellung der Rickmers-Linie auf Dampf zwischen 1910 und 1913 stieß die Reederei alle Großsegler ab. Für die große Bark fand sich kein Käufer, weshalb sie 1913/1914 auf der eigenen Werft zum reedereieigenen Schulschiff zur Ausbildung des Seeoffiziersnachwuchses umgebaut wurde. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs lag die große Bark in Cardiff zur Übernahme einer Kohlenladung; die britische Admiralität beschlagnahmte sie und taufte sie in Neath (gespr. [niːθ]) um (Orts- und Flußname in Süd-Wales; walisisch Nedd [nɛθ]). Die britische Schiffsmannschaft hatte wegen fehlender Erfahrung mit diesem Schiffstyp Probleme mit der Führung des riesigen Seglers. Unter englischer Flagge wurde sie am 27. März 1917, mit einer Ladung Zucker von Mauritius kommend, 30 Seemeilen südöstlich von Fastnet, Irland, vom Unterseeboot U 66 der Kaiserlichen Deutschen Kriegsmarine versenkt.

Schiffsdaten

Literatur

  • Jochen Brennecke: Windjammer. Der große Bericht über die Entwicklung, Reisen und Schicksale der „Königinnen der Sieben Meere“.  Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford, 3. Aufl. 1984; Kap. XXII - Die Größten unter den Segelschiffen der Welt, S. 299-300; ISBN 3-7822-0009-8
  • Hans-Jörg Furrer: Die Vier- und Fünfmast-Rahsegler der Welt.  Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford, 1984, S. 173, ISBN 3-7822-0341-0
  • Otto Mielke: SOS - Schicksale deutscher Schiffe - Das Meer war ihr Schicksal - Heft Nr. 31 „R. C. Rickmers“.  Bericht über Rickmers S. 18 u. 20-21, Pabel Verlag, Rastatt
  • Otto Mielke (Kapt.): SOS - Schicksale deutscher Schiffe Nr. 116 Frachtschiffe „R. C. Rickmers“ und „Sophie Rickmers“.  Unter fremder Flagge versenkt, München 1957