Rachida Dati

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Rachida Dati (2007)

Rachida Dati (* 27. November 1965 in Saint-Rémy, Saône-et-Loire) ist eine französische Politikerin, die seit Dezember 2006 der UMP angehört. Im Präsidentschaftswahlkampf 2007 war sie Sprecherin des Kandidaten Nicolas Sarkozy. Vom 18. Mai 2007 bis zum 23. Juni 2009 war sie Justizministerin in der Regierung von François Fillon (UMP).

Leben

Herkunft und Ausbildung

Rachida Dati wuchs als zweitältestes von elf Kindern (sieben Schwestern und vier Brüder) eines marokkanischen Maurers und einer algerischen Mutter in einer Sozialbausiedlung von Chalon-sur-Saône auf, der größten Stadt des Départements Saône-et-Loire im Burgund. Dort ging sie auf eine private, vom Karmeliterorden geführte katholische Schule gemeinsam mit den Mädchen des Bürgertums. Sie musste früh mithelfen und Geld verdienen. Zuerst begleitete sie ihre Mutter als Reinigungskraft, dann arbeitete sie nachts als Hilfsschwester, während sie sich auf das Baccalauréat (Abitur) vorbereitete.

1987 traf sie auf einem Empfang in der algerischen Botschaft den damaligen Justizminister Albin Chalandon. Er verschaffte ihr zur Finanzierung des wirtschaftswissenschaftlichen Studiums eine Stelle als Buchhalterin bei Elf Aquitaine.[1] Ihr Masterdiplom für öffentliches Recht erhielt sie nach einjährigem Studium, weil sie ihre berufliche Erfahrung geltend machen konnte.

Berufliche Laufbahn

Nach dem Studium arbeitete Rachida Dati zunächst ab 1990 in der Revision beim Matra-Konzern. 1993 arbeitete sie ein Jahr lang in London bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE), auch dort in der Revisionsabteilung. Ab 1994 war sie in einer betriebswirtschaftlichen Funktion innerhalb der Abteilung für städtische Entwicklung des französischen Wasserversorgers Lyonnaise des Eaux und als Beraterin der juristischen Abteilung im französischen Bildungsministerium tätig.

Auf Anraten von Simone Veil absolvierte sie von 1997 bis 1999 die Ausbildung an der Nationalen Hochschule für das Richteramt (auf Französisch: École nationale de la magistrature) mit verschiedenen Referendariatsstationen und arbeitete dann bei der Staatsanwaltschaft in Évry.

Politische Karriere

2002 wurde Rachida Dati Mitarbeiterin im Büro des damaligen Innenministers Nicolas Sarkozy, der sie zur Beraterin für Einwanderungsfragen machte. 2006 trat sie seiner Partei UMP bei. Als Sarkozy am 14. Januar 2007 seine Präsidentschaftskandidatur bekanntgab, ernannte er sie zur Sprecherin seiner Wahlkampagne. Diese Ernennung geschah auch mit Unterstützung der damaligen Ehefrau von Sarkozy, Cécilia Ciganer-Albéniz, die mit Dati eng befreundet war.[1]

Nach dessen Wahlsieg wurde sie als Justizministerin Mitglied der Regierung; sie wurde die erste Persönlichkeit mit Migrationshintergrund, die einen Ministerposten innehatte.[2] Insgesamt hat sie in der Jurisprudenz fünf Jahre Berufserfahrung als Untersuchungsrichterin und stellvertretende Staatsanwältin.[3]
Paradoxerweise wird sie in einer rechtsgerichteten Regierung Justizministerin.

„La gauche en rêvait, mais c’est la droite qui l’a fait! – „Die Linke hat davon geträumt, aber die Rechte hats getan!““

Frédéric Gerschel[2]

Am 6. Juli 2007 trat Datis Kabinettchef Michel Dobkine nach sieben Wochen Amtszeit aus persönlichen Gründen zurück,[4] vier Tage später verließen drei weitere Untergebene ihr Kabinett. Alles in allem verließen sieben Personen das Kabinett während der ersten Monate. Bei den Kommunalwahlen im März 2008 kandidierte sie im siebten Arrondissement von Paris für die Regierungspartei UMP.

Dati kandidierte erfolgreich bei der Europawahl am 7. Juni 2009[5] und wurde am 23. Juni 2009 im Zuge einer Kabinettsumbildung aus der Regierung entlassen.[6]

Rachida Dati bewirbt sich um die Kandidatur des bürgerlichen Lagers für das Amt der Pariser Bürgermeisterin ab 2014.[7]

Persönliches

Am 2. Januar 2009 brachte Dati eine Tochter zur Welt. Besonderes Aufsehen erregte, dass sie den Namen des Vaters nicht nennen wollte. „Mein Privatleben ist kompliziert“, sagte die seit 1992 geschiedene Dati dazu.[8] Wegen der Existenz dieses Kindes wurde sie 2012 von dem stellvertretenden Strafankläger seiner Majestät König Mohamed VI. in Taza, Adil Fathi wegen „illegitimer, sexueller Beziehungen“ angeklagt.[9]

Literatur

Werke

Biografien

Filme

Taly Jaoui, Antoine Vitkine: Rachida Dati, Aufstieg und Fall einer Ikone. TV (45’). 2009.

Commons: Rachida Dati – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Stefan Simons: Instrument der Macht. In: Der Spiegel. Nr. 40, 2007 (online).
  2. a b Frédéric Gerschel: Une beurette devient ministre de la Justice. Rachida Dati, une ministre très symbolique. Aujourd’hui en France, 19. Mai 2007.
  3. Aschenputtel aus der Banlieue. In: Rheinischer Merkur, 6. Dezember 2007.
  4. Rückschlag für Sarkozy: Kabinettchef von Rachida Dati geht. In: Tages-Anzeiger, 8. Juli 2007.
  5. Endgültiges Wahlergebnis für die Europawahlen 2009 in Frankreich (PDF; 395 kB).
  6. Rachida Dati, des réformes et des critiques. Libération.fr, 23. Juni 2009.
  7. Sophie de Ravinel: Hidalgo, Dati, Jouanno : des femmes à l'assaut de Paris. Le Figaro (online), 4. September 2012, abgerufen am 20. September 2012 (französisch).
  8. Baby für Justizministerin Dati – Vater bleibt geheim. Spiegel Online, 2. Januar 2009.
  9. taz: Unrechtmäßiger Geschlechtsverkehr vom 3. Oktober 2012, aufgerufen am 7. Oktober 2012