Rauch (Adelsgeschlecht)

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Wappen derer von Rauch

Rauch ist der Name eines preußischen Adelsgeschlechts, das auf den Generalmajor Bonaventura von Rauch zurückgeht.

Geschichte

Die preußische Adelsfamilie Rauch beginnt mit dem Generalmajor Bonaventura von Rauch (1740–1814).

Der Ahnherr der preußischen Rauch wuchs als Vollwaise im oberbayerischen Peterskirchen bei Altötting, in Straubing, Dresden und Bayreuth auf. 1756 nahm ihn Herzog Karl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel zunächst als Page und später als Ingenieuroffizier in seine Dienste. Auf Empfehlung von Generalfeldmarschall Herzog Ferdinand von Braunschweig und mit einer persönlichen Instruktion König Friedrichs des Großen wechselte Bonaventura von Rauch 1777 in die preußische Armee. Seitdem führte er und führen seine Nachkommen unbeanstandet das Adelsprädikat. 1857 und 1879 wurde den Brüdern Adalbert von Rauch, k.k. Oberleutnant, und Franz von Rauch, k.k. Rittmeister i. R., die preußische Adelsbescheinigung erteilt. Die Abteilung für adelsrechtliche Fragen Berlin bestätigte den preußischen Rauch die Nichtbeanstandung ihrer Adelsführung mit Beschluss vom 5. Februar 1927.

Bis zum Ende der Monarchie in Deutschland diente die Mehrzahl der Söhne aus der Familie Rauch als Offiziere. Bonaventura von Rauch und drei seiner Söhne begannen ihre Militärkarriere im preußischen Ingenieurkorps als der damals modernsten Waffengattung. Seine beiden jüngsten Söhne Friedrich Wilhelm von Rauch und Albert von Rauch wechselten in das traditionsreiche 1. Garde-Regiment zu Fuß. Die Söhne der nachfolgenden Rauch-Generationen traten nahezu ausschließlich in das 1. Garde Regiment, das Regiment der Gardes du Corps, weitere Garderegimenter und in die Traditionsregimenter der Kavallerie ein. Viele Offiziere der preußischen Rauch wurden im Generalstab verwendet und stiegen als Generäle und Oberste in militärische Spitzenverwendungen auf, allen voran der Heeresreformer Gustav von Rauch als preußischer Kriegsminister und General der Infanterie. In Erinnerung an diesen Minister und General erhielt das Pionier-Bataillon von Rauch (1. Brandenburgisches) Nr. 3 seinen Ehrennamen. Es war in Torgau, später in (Berlin-)Spandau und Brandenburg an der Havel stationiert.

Truppenfahne des Pionier-Bataillons von Rauch (1. Brandenburgisches) Nr. 3 im Chorgestühl der St. Katharinenkirche zu Brandenburg an der Havel

Im Anschluss an ihren Offizierdienst war eine Reihe von Söhnen der Rauch-Familie in leitender Position am Hof der preußischen Könige und deutschen Kaiser sowie an den Höfen von Familienangehörigen der regierenden Hohenzollern in Berlin, Potsdam und Plön tätig. Ebenso wirkten viele Töchter und eingeheiratete Ehefrauen der Rauch als Hofdamen an den Höfen der Hohenzollern bzw. ihrer Familienangehörigen in Berlin, Potsdam, Schwerin, Neustrelitz, Meiningen und Sankt Petersburg.[1] Andere weibliche Familienangehörige waren lange Zeit im kirchlichen und sozialen Bereich tätig.

Seit 1788 bilden die Städte Berlin und Potsdam den Lebensmittelpunkt für viele Angehörige der Familie Rauch. Minister und General der Infanterie Gustav von Rauch wurde 1840 der 16. Ehrenbürger der Stadt Berlin. Die Senatsverwaltung des Landes Berlin hat 2005 das Ehrengrab Gustav von Rauchs auf dem Invalidenfriedhof wieder errichtet.

Mit dem k.u.k. Major Franz von Rauch (1828–1911) und seinem Bruder, dem k.u.k. Oberst Adalbert von Rauch (1829–1907), bildete sich ein böhmischer Zweig der Familie Rauch. Er erlosch 1946.

Neben dem preußischen Adelsgeschlecht Rauch bestanden und bestehen einige weitere gleichnamige Adelsfamilien, so die aus Lippe-Detmold stammende Familie von Rauch, die württembergische Familie von Rauch (1808), die russisch-baltische Familie von Rauch, die nach Frankreich und Großbritannien eingewanderte Familie de Rauch, die kroatische Familie Rauch von Nyek sowie in Österreich die Familien Rauch von Montpredil und Rauch von Rauchenberg. Eine Stammes- oder Wappenverwandtschaft unter diesen gleichnamigen Adelsfamilien konnte bisher nicht nachgewiesen werden.

Besitzungen

Die preußische Rauch-Familie verfügte über keine angestammten Besitzungen.

Franz von Rauch erbte von der jüngeren Schwester seiner Mutter Amélie geb. von Levetzow, Bertha Freifrau Mladota von Solopisk geborene von Levetzow (1808–1839), in Nordböhmen das Gut Netluk (Pnětluky) bei Aussig (Ústí nad Labem). Sein Bruder Adalbert von Rauch erhielt aus dem Erbe der älteren Schwester seiner Mutter, Ulrike von Levetzow, das Gut Trziblitz (Třebívlice) im Bezirk Leitmeritz (Litoměřice). Er und seine Kinder sicherten den Nachlass Ulrike von Levetzows und die Erinnerungen an die Begegnungen Johann Wolfgang von Goethes mit ihr und ihrer Familie. Das Gut Trziblitz wurde 1901 an die Stadt Brüx (Most) verkauft.

Elisabeth von Storch geborene von Rauch (1893–1973), Tochter des Generals der Kavallerie Friedrich von Rauch und seiner ersten Ehefrau Anna geborene von Behr, erbte 1896 von ihrer Mutter das Rittergut Schmoldow bei Greifswald. Als Besitzerin von Schmoldow wurde sie 1945 entschädigungslos enteignet.

Wappen

Das Wappen der preußischen Familie Rauch zeigt in Blau eine goldene Henkelschale. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken wird die goldene Henkelschale zwischen offenem blauen Flug wiederholt. Die Henkelschale kann als Rauchschale gedeutet werden. Dann wäre es ein redendes Wappen.

Das Rauchsche Wappen entspricht im Wesentlichen dem der Familie Scheler (historisch auch: Schäler, (von) Scheller (auf Erekheimb und Lerchenberg) und Scheler vom Lerchenberg[2]), einem seit dem frühen 15. Jahrhundert in Ulm, später auch in Ravensburg und Augsburg ansässigen Patriziergeschlecht. Der Zweig der Scheler von Erkheim (Scheller von Erkheim) führte es auch im gevierten Wappenschild.[3] Der Scheler-Zweig, dem 1727 der Reichsadel und nachmals der württembergische Grafenstand zuerkannt wurde, führte das Schildbild zu einer gestielten Rose umgedeutet,[4] ebenso wurde es beim Zweig Scheler von Ungershausen (Scheller von Unger(s)hausen) als eine Blume in einem Ring auf einer Kordel falsch verstanden.[5] Eine Stammesverwandtschaft zwischen den Familien Rauch und Scheler konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Ob es sich hier auf Grund des gedanklichen Ansatzes zum „redenden Wappen“ (Rauchschale: geeignet bei Rauch bzw. Schale-Schäler-Scheler) nur um eine zufällige Wappenähnlichkeit handelt, oder falls nicht, wie es zu der Wappenübertragung von den Scheler auf die preußischen Rauch gekommen ist, ist bisher nicht geklärt.

Bekannte Familienmitglieder

Erbbegräbnis auf dem Berliner Invalidenfriedhof

Auf dem Berliner Invalidenfriedhof wurde vor dem Ehrengrab Gustav von Rauchs sein jüngerer Bruder Generalleutnant Friedrich Wilhelm von Rauch, Generaladjutant König Friedrich Wilhelms IV. und Militärbevollmächtigter in Sankt Petersburg, bestattet. Als Stiftung des preußischen Königs und nach einem Entwurf von Friedrich August Stüler – möglicherweise unter Mitwirkung Friedrich Wilhelms IV. – entstand eine Grablege, in welcher neben Friedrich Wilhelm von Rauch seine Ehefrau Laurette, geborene Reichsgräfin von Moltke aus dem Hause Wolde, zwei ihrer Kinder sowie eine Reihe weiterer Rauchscher Generäle und deren Frauen beerdigt wurden. Zwischen 1850 und 1950 fanden hier Familienangehörige aus insgesamt vier Generationen ihre letzte Ruhestätte.

Das Erbbegräbnis der preußischen Rauch, nur wenige Meter von der früheren Berliner Mauer entfernt, ist erhalten und wurde nach 1990 umfassend restauriert. Die Gräber weiterer Familienmitglieder auf dem Berliner Invalidenfriedhof bestehen nicht mehr.

Literatur

Archivalien

  • Familie von Rauch. Die Gesamtnachkommenschaft von Bonaventura und Johanna von Rauch. Handschriftliches Manuskript von Oberst a. D. Leopold von Rauch, 1945 (Deutsches Adelsarchiv Marburg)
  • Genealogische Sammlung Cuno Freiherr von Rodde. Gesammelte Lebensläufe der Familie von Rauch (Landeshauptarchiv Schwerin)
Commons: Rauch (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Schwestern im Geiste. Briefwechsel zwischen der Großherzogin Alexandrine von Mecklenburg-Schwerin und Königin Elisabeth von Preußen. In: René Wiese/Kathleen Jandausch (Hrsg.): Quellen und Studien aus den Landesarchiven Mecklenburg-Vorpommerns. Band 23. Böhlau Verlag, Wien Köln Weimar, ISBN 978-3-412-52224-7, S. 222, 440, 519.
  2. Bistum Augsburg: Kirche Mariä Himmelfahrt (Erkheim): Pfarrkirche
  3. Paul von Stetten: Geschichte der adelichen Geschlechter in der freyen Reichs-Stadt Augsburg, Augsburg 1762, S. 304 f. und Wappendarstellungen: Tab. XI., 14.A. und 14.B.
  4. Friedrich Cast: Süddeutscher Adelsheros oder Geschichte und Genealogie, Band 1, Stuttgart 1844, S. 463 f.
  5. Stiftung Seeau: Scheler von Ungershausen.
  6. 100 Jahre Krankenhaus in Schlüchtern auf osthessen-news.de