Remo Gysin

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Remo Gysin (1984)

Remo Gysin (* 4. Februar 1945 in Basel; heimatberechtigt in Basel und Hölstein) ist ein Schweizer Politiker (SP). Er war von 1984 bis 1992 Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt und von 1995 bis 2007 Nationalrat.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gysin ist in Basel aufgewachsen. Er hat Nationalökonomie studiert und mit der Promotion abgeschlossen. Zudem gehörte er der 68er-Bewegung an.[1] Vor seiner Wahl in den Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt war er Vorsteher des Kantonalen Arbeitsamtes.[2]

Politische Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Porträt als Nationalrat

Politisch aktiv wurde Gysin als Mitglied des Einwohnerrats von Allschwil, dem er von 1977 bis 1979 angehörte.[3] Von 1980 bis 1984 sass er im Grossen Rat des Kantons Basel-Stadt.[4] Danach war Gysin während zwei Legislaturperioden von 1984 bis 1992 Mitglied des Regierungsrats von Basel-Stadt. 1984 zog er im zweiten Wahlgang mit knapp 3000 Stimmen Vorsprung auf den nächstplatzierten, nicht gewählten Hanspeter Mattmüller (VEW) in den Regierungsrat ein.[5] Gysin verdrängte damit zusammen mit seinem ebenfalls neu gewählten Parteikollegen Mathias Feldges auch den bisherigen parteilosen Regierungsrat Hansruedi Schmid, der 1976 als wilder SP-Kandidat gegen den offiziellen SP-Kandidaten Helmut Hubacher angetreten und noch vor seiner Wahl aus der Partei ausgeschlossen worden war.[6] In der Basler Regierung übernahm Gysin das Sanitätsdepartement (heute: Gesundheitsdepartement).[7] Gysin und in geringerem Ausmass auch Feldges wurden von den politischen Gegnern auf der bürgerlichen Seite Verstösse gegen das Kollegialitätsprinzip und ein neuer Regierungsstil vorgeworfen, weil sie öffentlich bekanntmachten, wenn ihre Meinung von der Mehrheit des Regierungsrats abwich.[8][9] Trotzdem wurde Gysin 1988 im ersten Wahlgang mit dem fünftbesten Resultat bestätigt, während Feldges sogar den zweiten Platz erreichte.[10] Auch danach sorgte Gysin für Aufsehen und Kritik von Regierungskollegen und bürgerlichen Parteien, etwa als er im Sommer 1988 zusammen mit Feldges einen gemeinsamen, vom Gesamtregierungsrat abgelehnten Kompromissvorschlag zur Zukunft der Alten Stadtgärtnerei publik machte.[11][12] Im Amtsjahr 1987/88 war Gysin Vizepräsident der Regierung.[13] Im Mai 1988 wurde er für das Amtsjahr 1988/89 zum Regierungspräsidenten gewählt.[14]

Bei den Regierungsratswahlen 1992 trat die SP wie schon 1988 mit einer dritten Kandidatin an. Veronica Schaller wurde in der Folge im zweiten Wahlgang als erste Frau in die Basler Regierung gewählt, während Gysin die Wiederwahl verpasste.[15] Gysin hatte die Kandidatur von Schaller unterstützt und macht die dritte SP-Kandidatur rückblickend nicht alleine für seine ausgebliebene Wiederwahl verantwortlich.[16] 1995 kandidierte er für den Nationalrat und wurde beim Zugewinn der SP von zwei auf vier Sitze als drittplatzierter Kandidat der SP-Liste in den Nationalrat gewählt.[17] Bei den eidgenössischen Wahlen 1999 und 2003 wurde er erneut gewählt. Bei den Wahlen 2007 kandidierte er nicht mehr. Während seiner Zeit im Nationalrat war er von 1995 bis 2007 Mitglied der Aussenpolitischen Kommission und von 1997 bis 2007 Mitglied der Kommission für Wirtschaft und Abgaben.[18] Als Nationalrat setzte er sich unter anderem für den UNO-Beitritt der Schweiz ein.[19]

Weitere Tätigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gysin gehört seit 2001 dem Vorstand der Auslandschweizer-Organisation (ASO) an, die er seit 2015 präsidiert.[20] Zudem ist er Co-Präsident der Grauen Panther Nordwestschweiz.[21] Er äusserte sich auch nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik immer wieder zu politischen Themen. So bezog er zum Beispiel Stellung gegen die geplante Fusion des Universitätspitals Basel mit dem Kantonsspital Baselland,[22] die im Februar 2019 von der Stimmbevölkerung des Kantons Basel-Stadt abgelehnt worden ist.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Remo Gysin: Ansätze zur Universitätsplanung dargestellt am Beispiel der Universität Basel. Dissertation Universität Basel, Basel 1973.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Remo Gysin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ursula Schnieper: Porträt Remo Gysin. In: DRS Aktuell. 25. Juni 1987, abgerufen am 29. Juli 2019.
  2. Arnold Schneider: Stabilität und Überraschung. Grossrats- und Regierungsratswahlen 1984. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1984. Basel 1985, S. 25–29, hierzu S. 27 (online verfügbar).
  3. Remo Gysin auf der Website der Bundesversammlung, abgerufen am 27. Juli 2019.
  4. Remo Gysin auf der Website der Bundesversammlung, abgerufen am 27. Juli 2019.
  5. Arnold Schneider: Stabilität und Überraschung. Grossrats- und Regierungsratswahlen 1984. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1984. Basel 1985, S. 25–29, hierzu S. 27–29 (online verfügbar).
  6. Max Wullschleger: Basler Wahlfrühling 1976. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1976. Basel 1977, S. 57–62, hierzu S. 59–62 (online verfügbar).
  7. Arnold Schneider: Stabilität und Überraschung. Grossrats- und Regierungsratswahlen 1984. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1984. Basel 1985, S. 25–29, hierzu S. 29 (online verfügbar).
  8. Arnold Schneider: Blätterrauschen oder Sturmzeichen? Grossrats- und Regierungsratswahlen 1988. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1988. Basel 1989, S. 9–14, hierzu S. 13–14 (online verfügbar).
  9. Ursula Schnieper: Porträt Remo Gysin. In: DRS Aktuell. 25. Juni 1987, abgerufen am 29. Juli 2019.
  10. Arnold Schneider: Blätterrauschen oder Sturmzeichen? Grossrats- und Regierungsratswahlen 1988. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1988. Basel 1989, S. 9–14, hierzu S. 13 (online verfügbar).
  11. Victor Weber: St. Johannspark – ein multikulturelles Biotop. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1992. Basel 1993, S. 95–100, hierzu S. 97 (online verfügbar).
  12. Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): 01.06.1988. In: Basler Chronik. Abgerufen am 26. August 2019.
  13. Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): 22.04.1987. In: Basler Chronik. Abgerufen am 28. Juli 2019.
  14. Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): 05.05.1988. In: Basler Chronik. Abgerufen am 28. Juli 2019.
  15. Christof Wamister: Frischer Wind in der Regierung – komplexe Mehrheitsverhältnisse im Parlament. Die Gesamterneuerung der politischen Behörden. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1992. Basel 1993, S. 79–81, hierzu S. 81 (online verfügbar).
  16. Remo Leupin und Yen Duong: «Man darf als Politiker nicht alles mitmachen». In: Tageswoche. 28. Juli 2014, abgerufen am 28. Juli 2019.
  17. Roland Schlumpf: Politischer Erdrutsch. Überraschender Ausgang der Nationalratswahlen. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1995. Basel 1996, S. 92–93 (online verfügbar).
  18. Remo Gysin auf der Website der Bundesversammlung, abgerufen am 27. Juli 2019.
  19. Kurt Siegenthaler: UNO. Reaktionen auf Parlamentarischen Vorstoss von NR Remo Gysin für Uno-Beitritt der Schweiz. In: 10vor10. 10. Juni 1997, abgerufen am 1. August 2019.
  20. Auslandschweizer-Organisation: Die Mitglieder des Vorstandes (Amtsdauer 2017–2021). Abgerufen am 28. Juli 2019.
  21. Graue Panther Nordwestschweiz: Geschäftsleitung. Abgerufen am 28. Juli 2019.
  22. Peter Knechtli: „Wir brauchen nicht gleich viele, sondern weniger Spitäler“. In: OnlineReports. 24. Juli 2018, abgerufen am 29. Juli 2019.