Robert Schneider (Schriftsteller)

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Robert Schneider bei der Präsentation von L’Apocalisse (Die Offenbarung) in Rom, 2010

Robert Schneider (* 16. Juni 1961 in Bregenz, Vorarlberg) ist ein österreichischer Schriftsteller. Schneider publizierte bisher sechs Romane, eine Novelle, einige Theaterstücke und zwei Lyrikbände.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Robert Schneider wurde als Kind mit zwei Jahren von dem Bergbauern-Ehepaar Anton und Stephanie Schneider adoptiert und wuchs in Götzis (Vorarlberg) auf, wo er noch heute als freier Schriftsteller lebt. Er ist mit einer Flugzeugkapitänin verheiratet und Vater von drei Kindern.[1]

Von 1981 bis 1986 studierte Schneider Komposition, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte in Wien. Er brach sein Studium ab, um Schriftsteller zu werden, arbeitete als Fremdenführer und Organist, hielt sich mit diversen Literaturstipendien über Wasser.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seinen Debütroman Schlafes Bruder veröffentlichte er 1992 im Reclam-Verlag (Leipzig), nachdem das Manuskript zuvor von 24 Verlagen abgelehnt worden war. Das Buch, das die erfundene Geschichte des Musikers Johannes Elias Alder erzählt, der sich durch Schlafentzug das Leben nimmt, wurde ein internationaler Erfolg, ist bislang über 35 Sprachen übersetzt worden und fand Eingang in den Schulkanon. 1995 wurde der Roman unter der Regie von Joseph Vilsmaier verfilmt, der Film wurde 1996 für den Golden Globe nominiert. Der Roman diente als Vorlage für ein Ballett, eine Oper und mehrere Schauspielfassungen. Den frühen Erfolg von Schlafes Bruder beschrieb Schneider später als schwierig.[2]

1998 erschien sein zweiter Roman, Die Luftgängerin. Der Roman beschreibt Aufstieg und Niedergang der fiktiven Stadt Jakobsroth im vorarlbergischen Rheintal. Das Buch wurde einhellig und in beispielloser Weise von der deutschen Literaturkritik verrissen.[3] Zwischenzeitlich lebte Schneider in New York, um am dritten Teil seiner Rheintalischen Trilogie zu arbeiten, dem Roman Die Unberührten, der im Jahr 2000 erschien. Darin schildert er, basierend auf einer historischen Begebenheit, das Schicksal zweier Bauernkinder, die zur Zeit der großen Depression nach Amerika verschickt wurden.

Sein Roman Kristus (2004) erzählt das Leben des „Täuferkönigs“ Jan Beukels, der das Königreich zu Münster gründete. Die Darstellung lehnt sich stark an die Quellen an, die Sprache klingt altertümlich. Im September 2007 erschien sein Roman Die Offenbarung. Er erzählt die Geschichte eines Bach-Fundes, der einem Musikforscher aus Naumburg (Saale) gelingt, dessen Leben dadurch aus den Fugen gerät.

Nach 2007 folgte kein weiterer Roman und es wurde 2015 bekannt, dass sich Schneider von dem Schreiben von Romanen abgewendet hat.[4] Nach eigenen Angaben habe er das Schreiben dreier Bücher angefangen, es aber abgebrochen, da er keine Notwendigkeit zum Schreiben gefühlt habe. 2018 erklärte er der Süddeutschen Zeitung: „Ich muss ein Buch erwarten können, und dieses Warten dauert nun schon elf Jahre.“[5] 2020 veröffentlichte er in Zusammenarbeit mit Linda Wolfsgruber das Kinderbuch Der Schneeflockensammler und eine bearbeitete Neufassung seiner Novelle Der Papst und das Mädchen. 2022 erschien seine erste Veröffentlichung nach 15 Jahren, der Band Buch ohne Bedeutung mit 101 Geschichten.[6]

Robert Schneider veröffentlicht regelmäßig autobiographisch gefärbte Beobachtungen in den Sonntagsausgaben der Kronen Zeitung.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schneider ist, was die literarische Einordnung angeht, eine umstrittene Persönlichkeit der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Seine Bücher changieren zwischen einer an musikalischen Parametern orientierten Kunstsprache, die Altertümliches, Modernes und eigene sprachliche Erfindungen vermischt (Schlafes Bruder, Die Luftgängerin, Kristus), und einem knappen, fast stenographischen Schreibduktus (Dreck, Schatten). Der Widerspruch zwischen Emotionalität und Kalkül seines Erzählens lässt sich schwer in gängige Typisierungs-Muster eingliedern. Er selbst sieht seine Wurzeln in der Tradition des österreichischen Erzählens vor 1945.[7]

Ab den 2000er-Jahren zog er sich als Person aus der literarischen Öffentlichkeit zurück. Er gibt nur noch selten Interviews: „Alles, was ein Schriftsteller über seine Bücher sagt, kann nur verstören. Sie müssen ihren Weg ohne ihn gehen.“[8]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Prosa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Robert Schneider bei einer Lesung aus dem Roman Kristus in Büdingen, 2004

Texte für das Theater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hitlermein. Eine Liebesrede. UA: 1989, Götzis, Alte Krone
  • Alte Tage. Komödie. UA: 1994, Götzis, Am Bach
  • Dreck. Monolog über die Angst vor dem Fremden. UA: 1993, Thalia Theater (Hamburg)
  • Traum und Trauer des jungen H. Elf Stationen. UA: 1993, Schauspiel Hannover
  • Komödie vom deutschen Heimweh. UA: 1999, Schauspielhaus Zürich

Lyrik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur über Robert Schneider[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Elke Breitenfeld: Lieber todmüde als zu Tode gelangweilt. Was kann der Roman Schlafes Bruder heutigen Jugendlichen sagen? In: Literatur im Unterricht 15 (2014), H. 1, S. 23–33.
  • Herwig Gottwald: Mythos und Mythisches in der Gegenwartsliteratur. Studien zu Christoph Ransmayr, Peter Handke, Botho Strauß, George Steiner, Patrick Roth und Robert Schneider. Stuttgart 1996.
  • Harald Gschwandtner: Robert Schneider. In: Wilhelm Kühlmann (Hg.): Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraums. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin u. a. 2011, S. 498–500.
  • Joanna Jablkowska: Auf der Suche nach der Ästhetik der Glücksdarstellung in der Gegenwartsliteratur. Kitsch als Lösung oder als Zitat. Am Beispiel Robert Schneiders. In: Ulrike Tanzer u. a. (Hg.): Das glückliche Leben – und die Schwierigkeit, es darzustellen. Glückskonzeptionen in der österreichischen Literatur. Wien 2002, S. 161–172.
  • Ulrich Klingmann: Sprache und Sprachlosigkeit: Zur Deutung von Welt, Schicksal und Liebe in Robert Schneiders Schlafes Bruder. In: Hans-Jörg Knobloch, Helmut Koopmann (Hg.): Deutschsprachige Gegenwartsliteratur. Tübingen 1997, S. 205–221.
  • Rainer Moritz (Hg.): Über Schlafes Bruder. Materialien zu Robert Schneiders Roman. Leipzig 1996.
  • Mirjam Schaub: Phantombilder der Kritik. Ein Blick in die Kartei für junge deutschsprachige Literatur. In: Christian Döring (Hg.): Deutschsprachige Gegenwartsliteratur. Wider ihre Verächter. Frankfurt/Main 1995, S. 170–214.
  • Agnieszka Sowa: Ungebildetes Genies und auszubildender Körper. Zur Körperlichkeit in Robert Schneiders Schlafes Bruder. In: Anna Dabrowska u. a. (Hg.): Verkörperungen des Kollektiven. Wechselwirkungen von Literatur und Bildungsdiskursen seit dem 18. Jahrhundert. Bielefeld 2019, S. 87–105.
  • Klaus Zeyringer: Versuch der Autopsie eines Bestsellers – Zu Robert Schneiders Schlafes Bruder. In: Ders.: Österreichische Literatur seit 1945. Überblicke, Einschnitte, Wegmarken. Innsbruck u. a. 2008, S. 361–374.

Filmdokumentation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Wo der Schmerz zuhause ist. Der Schriftsteller Robert Schneider“, ZDF/ARTE, 1999, 30 min, Regie: Holger Preuße, Kamera: Svea Andersson, Ton: Anke Möller

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lars Langenau: "Der frühe Erfolg riss die Wunden nur noch tiefer". Abgerufen am 3. Januar 2022.
  2. Lars Langenau: "Der frühe Erfolg riss die Wunden nur noch tiefer". Abgerufen am 3. Januar 2022.
  3. Ivana Moser: Kritische Analyse der Werke von Robert Schneider. Dissertation, Universität Mailand, 2009, S. 32 ff.
  4. Edwin Baumgartner: Porträt - Robert Schneider, Autor von "Schlafes Bruder", feiert 60. Geburtstag. Abgerufen am 3. Januar 2022.
  5. Lars Langenau: "Der frühe Erfolg riss die Wunden nur noch tiefer". Abgerufen am 3. Januar 2022.
  6. SWR1, SWR1: Schriftsteller Robert Schneider: Kann ein Buch "ohne Bedeutung" sein? Abgerufen am 11. März 2022.
  7. Saur Miachael: Einer aus dem Dorf. In: Süddeutsche Zeitung Magazin, 13. Oktober 1995.
  8. Klaus-J. Frahm: Phantastikpreis an Robert Schneider. In: Oberhessische Zeitung, 6. Dezember 2007.
  9. Alemannischer Literaturpreis. Stadt Waldshut-Tiengen, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. September 2017; abgerufen am 15. Mai 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.waldshut-tiengen.de