Schienenverkehr in Südafrika

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Wichtige Bahnstrecken (schwarz) in Südafrika

Der Schienenverkehr in Südafrika spielt eine große Rolle in der Entwicklung Südafrikas. Heute ist vor allem der Güterverkehr von Bedeutung.

Das Streckennetz

Das Streckennetz hat eine Länge von rund 23.790 Kilometern (Stand 1988).[1] Der größte Teil ist in Kapspur (1067 mm Spurweite) ausgeführt. Südafrika hat damit das längste Schmalspurnetz der Erde. Daneben gab es 1988 481 Kilometer 610-mm-Bahnen.[1] Zwei Neubaustrecken für den Gautrain im Gebiet von Johannesburg und Pretoria werden derzeit in Normalspur gebaut. Rund zwei Drittel der Strecken sind nicht elektrifiziert[1] und werden von Diesellokomotiven befahren. Die elektrifizierten Strecken sind mit 3 kV Gleichstrom, 25 kV Wechselstrom oder 50 kV Wechselstrom ausgestattet, jeweils mit Oberleitung.

Grenzübergänge im Schienenverkehr

Das südafrikanische Eisenbahnnetz schließt an

Daneben gibt es eine von Transnet Freight Rail betriebene Strecke nach Maseru in Lesotho. Die Streckenlänge in Lesotho beträgt 2,6 Kilometer.

Das Streckennetz von Transnet Freight Rail ist durch die Eisenbahnen der Nachbarstaaten verbunden mit Zambia Rail, der TAZARA, dem südlichen Netz von Société Nationale des Chemins de fer du Congo, Malawi Rail, der Benguelabahn sowie Caminhos de Ferro de Moçambique-Zentral und -Nord.

Betreiber

Der Güterverkehr sowie der Personenfernverkehr werden von der staatlichen Gesellschaft Transnet Freight Rail betrieben, der auch das Streckennetz gehört. Für den Nahverkehr in den Ballungsräumen ist die Metrorail verantwortlich. Beide sind Konzerntöchter des staatlichen Transportunternehmens Transnet.

Personenverkehr

Zug der Metrorail Kapstadt im Bahnhof Kalk Bay

Der Hauptanteil des schienengebundenen Personenverkehrs erstreckt sich heute auf den Nahverkehr in den Ballungsräumen. Unter der Bezeichnung Metrorail verkehren Vorortzüge in den Regionen Johannesburg, Pretoria, Kapstadt, Durban, Port Elizabeth und East London.

Linienplan der Shosholoza Meyl-Züge
Shosholoza Meyl-Zug

Daneben gibt es Fernzüge mit teilweise langen Laufwegen. Die meisten Fernzüge verkehren unter der Bezeichnung Shosholoza Meyl (Shosholoza ist ein Volkslied, das von Arbeitern bei der Zugfahrt handelt, Meyl heißt etwa „Langstreckenzug“). Sie verbinden die großen Zentren des Landes und verkehren bis zu ein Mal täglich. Die Shosholoza Meyl-Züge verkehren als Tourist- oder Economy-Züge. Letztere dienen vorrangig dem nichttouristischen Personenverkehr. Von Johannesburg aus werden Kapstadt, Musina, Komatipoort, Durban, Bloemfontein, East London und Port Elizabeth erreicht. Außerdem gibt es Züge der Relationen Kapstadt–East London, Durban–Kimberley–Kapstadt und AlicedaleGrahamstown[2] (Stand 2009).[3] Auf zahlreichen Strecken, die früher regelmäßig bedient wurden, fahren keine Personenzüge mehr. So werden die Nachbarländer Namibia, Botsuana, Lesotho und Swasiland nicht mehr von regulären Personenzügen erreicht. Allerdings verkehrt die namibische Gesellschaft TransNamib regelmäßig von Windhoek in das südafrikanische Upington.

Weiterhin gibt es ausschließlich für Touristen ausgelegte Luxuszüge wie den Blue Train, den Pride of Africa und seit 2001 die Premier-Class-Züge. Der Laufweg des Pride of Africa, der als luxuriösester Zug der Welt gilt, ist Kapstadt–Daressalam.

Die Reisegeschwindigkeit der Fernzüge ist relativ niedrig. So benötigt ein Shosholoza Meyl für die rund 1.500 Kilometer lange Strecke Johannesburg–Kapstadt 27 Stunden,[3] also durchschnittlich rund 56 km/h.

Auf zahlreichen Strecken gibt es gelegentliche oder regelmäßige touristische Fahrten mit historischen Lokomotiven, etwa der Outeniqua Chou-Tjoe, der auf der Bahnstrecke George–Mossel Bay verkehrt.

Güterverkehr

Der schienengebundene Güterverkehr ist die wichtigste Art des Warentransports in Südafrika. Der Güterverkehr richtet sich vor allem auf die Häfen Südafrikas aus, wie Richards Bay, Durban, Kapstadt, Port Elizabeth und East London. Zur Abfuhr von Erzen wurde eigens die 861 Kilometer lange „Erzbahn“ von Sishen nach Saldanha Bay gebaut,[4] die als einzige Strecke in Südafrika mit 50 kV Wechselstrom betrieben wird.

Geschichte

Die erste Bahnstrecke Südafrikas war die am 26. Juni 1860 eröffnete, rund drei Kilometer lange Strecke Durban–Point in der Provinz Natal.[5] 1862 wurde die Strecke Kapstadt–Eersterivier durch die Cape Town Railway and Dock Company fertiggestellt. Zusammen mit dem 1865 eröffneten Abschnitt nach Wellington war die Strecke 72 Kilometer lang. Die erste Lok auf der Strecke steht noch heute als Denkmal im Kapstadter Bahnhof. 1864 folgte die Strecke Kapstadt–Wynberg der Wynberg Railway Company.[5]

Die erste Bahnstrecke in der damaligen Provinz Transvaal führte von Johannesburg nach Boksburg zu den dortigen Kohlebergwerken. Sie wurde 1890 eröffnet und hieß Rand Tram (deutsch etwa: „Straßenbahn des Witwatersrand-Gebiets“) obwohl es sich um eine Eisenbahnstrecke handelte. Im selben Jahr wurde die Strecke in beide Richtungen nach Krugersdorp und Springs verlängert.

1892 wurden die Industriegebiete Transvaals über Bloemfontein an die Häfen Kapstadt, Port Elizabeth und East London angeschlossen.

1894 eröffnete die 1887 gegründete Nederlandsch-Zuid-Afrikaansche Spoorweg Maatschappij (NZASM, deutsch: „Niederländisch-Südafrikanische Eisenbahngesellschaft“) eine Strecke von Pretoria nach Delagoa Bay, dem heutigen Maputo. 1898 wurde eine Strecke von Kimberley über das damalige Mafeking zu den damaligen Kolonien Betschuanaland, Südrhodesien und Nordrhodesien errichtet (heute: Botsuana, Simbabwe und Sambia). Im selben Jahr wurde die Provinz Natal durch eine Strecke nach Transvaal an das südafrikanische Netz angeschlossen. Damit war ein landesweites Netz entstanden. Die Pläne dazu gingen auf Cecil Rhodes zurück, der ein Schienennetz „von Kapstadt bis Kairo“ angestrebt hatte.

Nach dem Zweiten Burenkrieg wurde die NZASM zur Central South African Railways (CSAR). Nachdem sich 1910 die vier Provinzen Kapprovinz, Oranje-Freistaat, Transvaal und Natal zur Südafrikanischen Union zusammengeschlossen hatten, wurden 1916 die CSAR, die Cape Government Railways und die Natal Government Railways zur South African Railways & Harbours (SAR&H) verschmolzen.[5]

Blick vom Bahnhof Johannesburg auf die östlichen Gleisanlagen (1991)

Im April 1981 wurden erste Schritte zu einer verstärkten Profitorientierung der Bahngesellschaft unternommen. An Stelle der SAR&H wurde die an die freie Wirtschaft angelehnte South African Transport Services (SATS) gegründet, die auch andere Verkehrsträger umfasste. Am 1. April 1990 wurde daraus schließlich die staatseigene Gesellschaft Transnet. Bis 2007 hieß die für den Schienenverkehr zuständige Transnet-Tochtergesellschaft Spoornet (deutsch etwa: „Gleisnetz“). 1997 wurde Metrorail aus Spoornet herausgelöst und eine eigenständige Tochtergesellschaft, die seither für den Betrieb von Nahverkehrszügen in den Ballungsräumen zuständig ist. 2007 wurde Spoornet in Transnet Freight Rail umbenannt. Dies soll den Vorrang des Güterverkehrs in Südafrika symbolisieren.[5] Es ist erklärtes Ziel, den Personenfernverkehr auszugliedern.[6]

Lokomotiven

Lokomotive der Klasse 25 NC

Lange Zeit wurden ausschließlich Dampflokomotiven für den Transport der Züge eingesetzt. Dazu trugen die hohe Leistungsfähigkeit der Lokomotiven und die Verfügbarkeit von Kohle aus heimischer Produktion bei. Besonders erfolgreiche Dampfloktypen waren Garratt-Lokomotiven, die in Kapspur und 610-mm-Spur beschafft wurden, und Klasse-25-Lokomotiven. Einige von ihnen wurden bei Henschel in Deutschland gebaut. Die Dampflok Red Devil (deutsch: „Roter Teufel“) ging aus einer Dampflokomotive der Klasse 25 hervor und gilt bis heute als leistungsfähigste Schmalspurdampflokomotive der Erde.[1]

Nachdem 1958 die erste Diesellokomotive in Durban in Betrieb genommen worden war, beschlossen die South African Railways 1970, die Dampflokomotiven zu ersetzen. Noch 1988 waren aber über 600 Dampfloks im Einsatz.[1] Weitere Dampflokomotiven waren bei Industriebahnen in Betrieb.

Die Eisenbahn in der Zeit der Apartheid

Die staatlichen Eisenbahnen wurden nach 1948 in das System der Apartheid eingebunden. So herrschte in den Personenwagen strikte Rassentrennung, die bereits durch Beschilderung an den Eingangstüren der Waggons angezeigt wurde. Ebenso waren die Zugänge auf größeren Bahnhöfen nach Rassen getrennt. Erst in den späten 1980er Jahren wurden die Beschränkungen schrittweise aufgehoben.

Sonstiges

Ein weltweit einmaliger Zug ist der Klinikzug Phelophepa, der zur ambulanten Behandlung von Patienten in ländlichen Gebieten dient.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Günter Feuereißen: Dampf über Afrika. Gondrom, Bindlach 1990, ISBN 3-8112-0721-0
  2. http://www.grahamstown.co.za/alicedale/index.html
  3. a b http://www.spoornet.co.za/website/ShosholozaMeyl/index.jsp
  4. http://www.cbn.co.za/archive/2001-jun/SISH.HTM
  5. a b c d http://mysite.mweb.co.za/residents/grela/transnet.html
  6. http://www.spoornet.co.za/website/passengers.html